Nintendo ließ den Emulator Dolphin bei Steam rausschmeißen

Von dem Emulator Dolphin habt ihr möglicherweise schon etwas gehört. Dieser ermöglicht es, Spiele, die ursprünglich für den Nintendo GameCube oder die Wii erschienen sind, z. B. am PC zu spielen. Emulation ist ein komplexes Thema, das gerne mit viel Für und Wider diskutiert wird. Generell ist der Konsens: Emulatoren selbst sind nicht per se illegal. Rechtlich problematisch wird es, wenn ihr Spiele damit kombiniert, bei denen ihr Kopierschutzmechanismen umgangen habt oder die ihr gar nicht besitzt. Dennoch hat Nintendo es geschafft, Dolphin bei Steam entfernen zu lassen. Das liegt auch an einem pikanten Fehler der Entwickler.

So wäre es aufgrund des Fehlers gar möglich, dass Dolphin generell auch bei GitHub gekickt werden könnte und Nintendo rechtliche Schritte gegen die Entwickler offenstünden. Woran das liegt? Direkt im Emulator war bzw. ist der sogenannte Wii Common Key hinterlegt. Dabei handelt es sich um einen kryptografischen Schlüssel, der benötigt wird, um Wii-Spiele zu entschlüsseln. Und genau das Hinterlegen dieses Schlüssels ist nicht erlaubt und war für Nintendo der Anlass, Dolphin bei Steam erfolgreich entfernen zu lassen.

Im Grunde fügt Dolphin auf diese Weise nämlich direkt einen Weg bei, um Kopierschutzmechanismen zu umgehen. Dadurch kann man sich nicht so einfach aus der Affäre ziehen. Da Dolphin den Wii Common Key generell im Quellcode einbindet, hätte Nintendo jetzt auch einen Ansatzpunkt, um eben an anderen Stellen die Entfernung zu veranlassen oder gar weitere rechtliche Schritte einzuleiten – mit hohen Erfolgsaussichten.

Der YouTuber Modern Vintage Gamer äußert gar, er sei überrascht, dass Nintendo nicht direkt härter zugeschlagen habe. Die Dolphin-Entwickler hätten sich hier stark in die Nesseln gesetzt. Nintendo könnte, würden sie es darauf anlegen, auch locker das gesamte GitHub-Repository entfernen lassen – und wäre im Recht.

Mal sehen, wie sich diese Angelegenheit noch weiter entwickelt. Es ist wohl untertrieben zu sagen, dass die Entwickler von Dolphin besser schnell reagieren sollten und viel Arbeit vor sich haben.

Update (29.05.2023):

Bei Reddit gibt es Gerüchte, laut denen der Rausschmiss von Dolphin nicht von Nintendo, sondern von Valve ausgegangen sein. Letztere seien an Nintendo herangetreten, um die Position des Unternehmens zu Dolphin zu erfragen – welche negativ ausfiel. Dann reagierte Valve angeblich prompt, entfernte den Emulator und übermittelte den Entwicklern die Begründungen von Nintendo. Überprüfbar ist das nicht. Sollte die Aktivität von Valve ausgegangen sein, würde das aber zumindest erklären, dass nicht gleich ein „Rundumschlag“ erfolgte, um Dolphin etwa auch bei GitHub zu entfernen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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11 Kommentare

  1. Barbara Streisand Effekt … hatte das Teil noch nicht mal auf dem Schirm, jetzt schon. Danke Nintendo!

  2. So schlecht, wie Nintendo seine Altbestände pflegt und so skrupellos, wie Nintendo gleichzeitig über Leichen geht, um gegen alles vor, was für diese Firma nach „Piraterie“ aussieht, ist es moralisch nicht nur vertretbar, ihre Spiele weiterhin „illegal“ zu verbreiten und zu emulieren, sondern geradezu geboten.

    Nintendo ist nur eins der schlimmsten Beispiele dafür, dass japanische Unternehmen allgemein dazu tendieren, ein ausgesprochen neurotisches Verhältnis zum Urheberrecht zu haben. Gepaart mit dem Umstand, dass man es dort nicht so mit Flexibilität und Wandel hat und in Entscheidungspositionen meistens alte Männer sitzen, die teilweise wie der Digitalminister noch nie in ihrem Leben selbst einen Computer benutzt haben, ergibt das regelmäßig ganz hässliche Aktionen. Ein japanischer YouTuber wurde kürzlich dafür verhaftet, dass er auf seinem Kanal Ausschnitte von Anime und Visual Novels zeigt, die er in Video-Essays (Analysen, Zusammenfassungen etc.) verarbeitet. Was nach amerikanischem Fair Use gang und gäbe und selbst nach deutschem Recht legal ist, wurde hier mit den hanebüchensten Ausreden zum Anlass genommen, eine Existenz zu ruinieren und die Erschließung neuer Geldquellen mittels Abmahnungen und Gerichtsverfahren zu erproben, und darauf sind sie auch noch stolz.

    Was kommt als nächstes? Wikipedia und Rezensenten verklagen, weil deren Texte ebenfalls die Story spoilern und das ebenso wie Kritik die Leute davon abhalten könnte, das Original zu kaufen? Genau das war schließlich die offizielle Begründung, warum man den YouTuber hopsgenommen hat. Aber Hauptsache, jedes Mal „die armen geprellten Künstler“ rufen, die von den Unternehmen selbst größtenteils bis aufs Übelste ausgebeutet werden.

    Einer Industrie, die mit solchen Mafia-Methoden arbeitet und diese längst nicht mehr als Ausgleich für tatsächlich entstandene Schäden durch Urheberrechtsverletzungen, sondern als planmäßigen Teil ihres Geschäftsmodells anwendet, gönne ich jeden einzelnen Piraten und jeden Cent Umsatzeinbuße.

    • So schlecht, wie Nintendo seine Altbestände pflegt und so skrupellos, wie Nintendo gleichzeitig über Leichen geht, um gegen alles vor, was für diese Firma nach „Piraterie“ aussieht, ist es moralisch nicht nur vertretbar, ihre Spiele weiterhin „illegal“ zu verbreiten und zu emulieren, sondern geradezu geboten.

      Ernsthaft? Pflicht zum Widerstand? Raubkopieren geboten? Wenn die Nintendos Masche nicht passt, vertichte doch einfach legal auf deren Spiele. Ach, das willste dann auch nicht?

    • Ich deklariere damit, dass deine Arbeitsleistung in Zukunft kostenlos erbracht werden soll.
      Begründung: ich sehe das so

      Also sorry…

  3. Wii und GameCube sind kein Markt mehr für Nintendo, daher wahrscheinlich Nintendos milde Reaktion.

    • Doch natürlich sind sie das! Schon mal was von „Nintendo Switch Online“ gehört? Nintendo lässt sich monatlich für Zugriff auf alte Spiele bezahlen. Vielleicht noch nicht für GameCube Spiele aber natürlich will man sich bei Nintendo diese Tür offen halten. Darum geht es hier eigentlich

  4. Achso, deswegen muss man bei ryujinx, dem sehr guten Switch Emulator, vor allem auf dem Mac, einen Key einbinden. Fand das sehr ünnötig. Aber genau diese 1 Minute, muss man wohl machen, damit es weltweit legal bleibt. Oder zumindest die Rechte von Nintendo nicht direkt verletzt.

    • Wenn du den Key nicht selbst generiert hast, ist da gar nichts legal
      Und warum das ganze emulieren, wenn du doch sowieso eine Switch benötigst?

      • Um Zelda in 4K und mit 60 FPS zu spielen?
        Um die Konsole nicht schleppen zu müssen, wenn man ein Notebook schon hat?
        Um Cheats und Mods benutzen zu können?

  5. Kein Verlust.
    Besonders wenn es das Installieren von PrimeHack erleichtert.
    Und wer Unbedingt will das Freunde sehen das man einen Emulator Verwendet der soll Dolphin als Steamfremdes Spiel hinzufügen.

  6. Wenn es nur um den Common Key geht, sollte das ja relativ einfach zu fixen sein, dann wird die Software ohne CK ausgeliefert und Anwender*innen müssen sich den eben selbst besorgen, gibt es ja auf unzähligen Webseiten, die Nintendo nicht alle dicht kriegen kann.

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