Nachrichten in Deutschland: Interesse und Vertrauen sinken, TikTok gewinnt an Bedeutung

Eine Untersuchung des Reuters Institute Digital News Report 2023 zeigt auf, dass die Nachrichtenmüdigkeit in Deutschland zunimmt. Demnach seien sowohl das Interesse an als auch das Vertrauen in die Nachrichten gesunken. Nur noch 52 % der Befragten haben angegeben, dass sie „äußerst oder sehr interessiert“ an Nachrichten seien. 2022 waren es noch 57 %. Die Tendenz zur aktiven Nachrichtenvermeidung hat zwar nicht zugenommen, bleibt aber auf einem hohen Niveau.

Jeder zehnte der Befragten versucht „oftmals“, aktiv Nachrichten zu vermeiden. 65 % versuchen dies mindestens gelegentlich. Gemieden werden vor allem News zum Ukraine-Krieg. Danach folgen die Themenbereiche Unterhaltung bzw. Prominente, Gesundheit und Sport. Insgesamt basiert die Studie auf 93.895 Befragten aus 46 Ländern auf sechs Kontinenten. Die Befragung wurde im Januar 2023 durchgeführt.

Auch zwischen den Generationen gibt es da Unterschiede. Befragte ab 55 Jahren gehen eher bestimmten Themen aus dem Weg, während 18- bis 24-Jährige in der Tendenz grundsätzlich seltener auf Nachrichten zugreifen. Das Vertrauen in Nachrichten sinkt jedoch. Nur noch 43 % der Befragten sind der Ansicht, man könne dem Gros der Nachrichten vertrauen. Im direkten Vergleich mit 2022 sind das sieben Prozentpunkte weniger.

Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Angebots sinkt

Schwierig sieht es auch den öffentlich-rechtlichen Nachrichten aus. Grundsätzlich genießen etwa die Sendungen Tagesschau und heute allgemein von allen bekannten Marken das höchste Vertrauen. Doch bei jüngeren Befragten zeigt sich eine andere Tendenz als bei älteren Befragten. So ist mehr als ein Drittel (35 %) der 18- bis 24-Jährigen unentschlossen hinsichtlich der Frage, ob öffentlich finanzierte Nachrichtenmedien wichtig oder unwichtig für die Gesellschaft seien. Die Relevanz baut also bei der jungen Zielgruppe ab.

TikTok gewinnt dabei an Reichweite und wurde 2023 von zwölf Prozent der erwachsenen Onliner mindestens einmal pro Woche genutzt. Insgesamt bleiben WhatsApp, YouTube und Facebook jedoch die meistgenutzten sozialen Medien. Nachrichteninhalte auf Instagram erreichen 22 Prozent der 18- bis 24-Jährigen, gefolgt von YouTube mit 15 Prozent und TikTok mit neun Prozent. Die Zahlungsbereitschaft für Nachrichten stagniert dabei. Nur elf Prozent der Befragten geben an, für digitale Nachrichten Geld ausgegeben zu haben (2022: 14 %).

Wie stark man diese Studienergebnisse verallgemeinern kann, ist schwer zu sagen, denn die Feldarbeit wurde vom Umfrageinstitut YouGov durchgeführt, das auf der Basis von Online-Access-Panels Stichproben zog. Solche Stichproben gelten als sehr fehleranfällig und YouGov ist nicht für streng wissenschaftliche Untersuchungen, sondern für lose Meinungsumfragen bekannt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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104 Kommentare

  1. Vielleicht ist dies ja ein Weckruf für die ÖRR.
    Ich bin ebenfalls nicht zufrieden. Bei uns – BR – wird geworben mit näher an den HörerInnen durch regionale Redaktionen.
    Vorgestern wurde dann ein größeres Gebiet der Nachbarregion zugeordnet. Ist dies regionale Kompetenz? Oder bei einem Bauprojekt wurden die Kosten um 90% falsch angegeben. QS im ÖRR?
    Der NDR stand auch in den letzten Monaten im Fokus – ob es z.B. das Studio Kiel, wo sich das Personal bezüglich fehlenden politischer Distanz auf sich aufmerksam machten oder Renzo sich über eine fehlerhafte Reportage beschwerte. Und die Redaktion erst mehrere Anläufe und Wochen benötigt hat, um sich für die mangelhafte Arbeit zu entschuldigen. Die Nambia-Doku wurde ja auch als einseitig kritisiert und dann erst aus der Mediathek genommen.
    Aufgrund meiner Grenznähe habe ich Zugriff auf ORF und SRF. Ist schon interessant, wenn man einen Blick von aussen auf D wirft. Da werden dann auch nochmals Unterschiede bemerkbar.

  2. Das verwundert kaum. Statt objektiv, sachlich, aufklärend zu berichten bekommen wir von fast allen Seiten eine populistisch aufgedrückte Meinung in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Dann bei sinkender Bildung und Aufklärung und ~15 Millionen in Deutschland lebenden die ein Niveau von 4.Klasse und weniger haben die Tagesschau in leichter Sprache zu bringen, zeigt eher genau woran es hängt.

    Wenn ich mich nicht weiter informieren würde, wäre mein Interesse wohl ähnlich. Ich verfolge Nachrichten aber meist mit Hintergrund Wissen oder recherchiere selbst weiter. Da hilft inzwischen auch KI. Da sie unvoreingenommen einfache Fragen beantwortet, die man zwar auch prüfen muss. Wovon ich aber auch schon einiges gelernt habe ohne erst bei 0 anzufangen.
    Die Bevormundung bloß nicht selbst zu denken zeigt sich auch wie man gegen harmlose „alternative“ Medien vorgeht.
    Davon ab einige „Volksvertreter“ auch ein Negativbeispiel sind wie man miteinander umgeht.

    • Die „einfache Sprache“ ist das eine Problem und sobald man sich auch nur halbwegs in ein Thema einarbeitet, entdeckt man ein zweites, gegensätzliches: Journalisten benutzen oft Fachbegriffe falsch oder verkürzen komplexe Zusammenhänge so weit, dass fast das Gegenteil bei herauskommt.

      In einem der Kommentare kommt hier das Beispiel von „Handies in der Schule“ und in vielen Bereichen gibt es ähnliches – zumal es oft auch schon an den qualifizierten Studien fehlt.

  3. Jeve Stobs says:

    Ich halte ÖRR Nachrichten für die Grundversorgung, seriös. Wer sich für schlauer und cleverer hält kann gern den kostenlosen Propagandabums lesen oder hat schon ein oder mehrere Abos für die internationalen Qualitäts Presseerzeugnisse wie Guardian, Le Monde, NYT oder Al Jazeera abgeschlossen. Oder guckt halt die Headlines auf TikTok.
    Und der Jugend kann man nur sagen: „Ihr werdet schon sehn was ihr davon habt“ 🙂

  4. Ich traue weder ÖRR noch TikTok bei Nachrichten, die ersten muss ich sogar bezahlen um belogen zu werden…

  5. draco2111 says:

    Leute, es ist ja gut und sinnvoll Nachrichten zu hinterfragen. Aber TikTok und Co. als Alternative geht gar nicht.

    Und immer das Gerücht vom Staatsfernsehen. Ich glaube nicht, dass die Regierung in Russland, China und Nordkorea so massiv im Fernsehen kritisiert wird wie hier in D. Dort gibt es so etwas wie Staatsfernsehen.

    • Hallo graco, hinzu kommt daß Redaktion, also das Mehraugen-Prinzip seit Beginn des professionellen Journalismus _das_ merkmal für echte Recherche und serieöse nachrichtenbildung ist. „Broadcast yourself“, ohne eine Instanz die vom eigentlichen Rechercheur oder augenzeugen unabhängig eine meldung auf Wahrheitsgehalt überprüft hat nicht mehr Seriosität als das Urlaubsvideo vom Angeln mit dem riesenfisch an der Leine. Reine Angeberei – dann kann man es noch belächeln – Fake News – dann ist es gefährlich .

  6. Ich sehe das positiv. Es ist für eine Demokratie sehr wichtig dass Informationen überall und von jedem verbreitet werden kann. Alles andere ist Zensur und führt zur Diktatur. Es soll jeder sein Hirn selbst einschalten.

  7. Sicherlich sind Nachrichten von Privatpersonen über Tiktok nicht das gelbe vom Ei.

    Allerdings, wie hier zu meinem Erfreuen schon einige erkannt haben, echte neutrale Nachrichten gibt es ebenfalls schon länger nicht mehr bei den ÖR. Ganz nach dem Motto „Wes‘ Brot ich ess‘, des‘ Lied ich sing“. Alles ist nur noch extrem: In einem östlichen Land lebt jetzt die Reinkarnation von einem Diktator aus dem 2. Weltkrieg, der zwar bereits 25 Jahre an der Macht ist und noch nie Krieg geführt hat, aber jetzt ist es alles ganz klar. Die Tatsachen, mit den Abkommen aus Minsk, das Verhalten des armen angegriffenen Nachbarlandes schon Jahrzehnte vorher… egal!
    Gewisse aktuelle Politiker erinnern sich nicht mehr an Steuerhinterziehung mancher Banken… egal!
    Gewisse andere aktuelle Politiker schreiben Bücher ohne ordnungsgemäße Quellenangaben… egal!
    Und ganz andere handeln Masken-Deals zu ihren Gunsten aus… egal!
    Nichts davon und noch vieles vieles mehr höchst fragwürdiges wird nicht im ÖR beleuchtet. Man ist quasi gezwungen sich woanders zu informieren, wenn man kein Schaf sein will.

    • Hallo Karl, Maskendeals, Affairen um Steuergeschenke oder Jungeleien mit regionalen Bankhäusern, … nicht im ÖR? Noch nie eine Folge REPORT oder Panorama oder desgleichen gesehen? DA wird sehr wohl berichtet, sogar mit Tiefgang und ausleuchtung von Hintergründen.
      Dein eigentümliches Weltbild dazu, daß Putin angelbich kein Diktator sei, lasse ich Dir – das kann ich so wenig teilen, daß es schon aus einer Parallelwelt zu kommen scheint. Wes Geistest Kind der ist und wahr hat sich schon in seiner Arbeit als StaSi-Kontaktoffizier in der ehemaligen DDR – ebenfalls einer Diktatur – gezeigt.

      • Tja, da sieht man mal, wie selektiv deine Auffassung ist. Mit keiner Silbe habe ich gesagt, dass Putin kein Diktator ist. Streng genommen muss ich nicht mal über Russland geredet haben. Außerdem, was ändert es an der aktuellen Situation, wenn Putin kein Diktator wäre?
        Ist dir schon aufgefallen, dass die ukrainischen EM Fans regelmäßig mit der Botschaft „Gib uns die Wahlen zurück“ im Fernsehen zu sehen sind? Ist dann Selenski nicht auch ein Diktator? Was ändert das wiederum an der Situation?
        Ich liebe Menschen die so überlegt kommentieren.

      • Die meisten Leute, die gegen den ÖRR wettern, haben ihn nie genutzt. Anstatt sich selbst ein Bild zu machen, wird einfach nur übernommen, was die Bubble sagt.

  8. Ragnar Kotzbrock says:

    Spricht ja erstmal nichts dagegen, wenn man sich im Internet informiert.
    Man sollte dabei aber immer eine gewisse „Vielfalt“ bewahren, sonst endet das in einer eigenen Blase,
    in der immer den gleichen Dünnpfiff seviert bekommt.

  9. Erschreckende Entwicklung!

  10. „Unterhaltung bzw. Prominente, “ sind das wirklich Nachrichten im eigentlichen Sinne? Diese Meldungen vermeide ich nämlich auch bzw. Sendungen die sich mehr an das was man im Print „Yellow Press“ nennt anlehnen. port, solange es nicht um Sportpolitik geht, blende ich auch aktiv aus, da ich weder aktiv noch passiv sportinteressiert bin. Dafür gehören neben Tagesschau bzw. Radionachrichten auch populärwissenschaftliche Sendungen von „Forschung Aktuell“, Logo“ bis hin zu den entsprechenden TV-Formaten fest zu meinem „Nachrichten“-Mix. Ja, ich informiere mich also nicht umfassend, blende auch für mich persönlich unwichtige Nachrichten aus. Das finde ich aber ganz normal, macht jeder beim „Print“ ja auch: dafür haben Zeitungen ihre Rubriken und der Sportteil oder die Promi-Seiten dienten zu Zeiten wo ich noch Print lesen konnte zum Einwickleln oder ausstopfen feuchter Schuhe …smile. Dafür waren mir die „Gekrönten Häupter“ und ihre Histörchen gerade noch gut genug.

  11. Ich würde gerne noch ein weiteres, für jeden einfach nachvollziehbares Beispiel bringen:

    Die OECD veröffentlichte Anfang Juni eine Studie zu digitalen Geräten im Unterricht, siehe Link unten. Sind nur 15 Seiten mit einigen Statstiken/Grafiken, kann man also zügig lesen.

    Das Ergebnis der Studie grob zusammengefasst: *private Smartphones* im Unterricht sind nicht so prickelnd und es zeigen sich Zusammenhänge zu schlechteren Lernleistungen; dies bedeute aber nicht, dass *digitale Geräte* im Unterricht zu verteufeln seien, sondern nur *private Smartphones* ein Problem darstellen können.

    Zitat: „Der Zusammenhang zwischen den Schulschließungen und dem Wissensverlust ist nicht so stark wie der Zusammenhang, den wir sehen zwischen *Smartphonenutzung* der Schülerinnen und Schüler und den sinkenden Lernleistungen.“

    Auf Seite 6 wird ganz ausdrücklich klargemacht, dass private Smartphones am wenigsten als Unterrichtsinstrumente geeignet sind, weil die Schüler mit diesen multifunktionalen Geräten sehr viel anderes tun als lernen und dadurch vom Unterricht abgelenkt werden.

    So, nun kann man sich die DPA-Meldung oder z.B. die Berichterstattung in anderen Medien anschauen – interessanterweise drehen diese Medien die Studie komplett ins Gegenteil.

    Spiegel: „OECD empfiehlt gezielten Einsatz von Handys im Unterricht“
    NTV: „Gute Hilfe beim Lernen: OECD empfiehlt bedachte Handy-Nutzung im Unterricht“
    Zeit: „OECD rät von strikten Handyverboten an Schulen ab“

    Weder empfiehlt die Studie den Einsatz von Handys, noch rät sie von Handyverboten ab – das ist dort einfach nirgends zu finden.

    Bitte mal selbst Studie und Berichterstattung vergleichen, genau lesen und dann selbst einschätzen ob dies eine seriöse, objektive Berichterstattung ist oder ob es sich hier um eine manipulative Darstellung der Aussagen der Studie handelt.

    Studie: https://www.oecd.org/pisa/aboutpisa/English%20V3_WEB.pdf

  12. Ich beobachte seit geraumer Zeit, dass die Kommentarspalte in diesem Blog immer mehr zu einem undifferenzierten Stammtisch geworden ist. Leider werden die Kommentare auch immer durchgewunken, obwohl die keinen Mehrwert bieten, sondern eher in Richtung gekonntes lügen und pöbeln geht.

    Damit verlasse ich dann diesen Blog endgültig, da die Entwicklung mir nicht passt. Bye.

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