Mobilfunkausbau in Deutschland: 1&1 muss nachbessern

Das Bundesministerium für Digitales hat laut WirtschaftsWoche einen neuen Zusatzvertrag mit 1&1-Chef Ralph Dommermuth geschlossen. Der Kern der Vereinbarung: Das Unternehmen verpflichtet sich, bis Ende Juni 2025 mindestens 120 Mobilfunktürme in unterversorgten Gebieten zu errichten. Zusätzlich muss 1&1 fünf Millionen Euro mehr investieren als ursprünglich durch Zinserlasse vorgesehen.

Die Geschichte reicht zurück bis zum Mobilfunkgipfel 2018. Damals sagte Dommermuth angeblich zu, etwa 400 Standorte in weißen Flecken mit Mobilfunk zu versorgen. Im Gegenzug erhielt das Unternehmen einen Zinserlass auf den Milliardenkredit für die 5G-Frequenzen. Die Realität sieht anders aus: Ende 2024 hatte 1&1 lediglich 100 Standorte ausgebaut.

Ein wesentliches Problem lag in der ursprünglichen Vertragsgestaltung. Das Ministerium hatte keine konkrete Anzahl von Standorten festgeschrieben, sondern nur die Verwendung der Zinsersparnis geregelt. Beide Seiten gingen zunächst von Dachstandorten aus. Die Praxis zeigte jedoch, dass in ländlichen Regionen oft keine geeigneten Hochhäuser zur Verfügung stehen. Stattdessen müssen freistehende Funktürme errichtet werden. Diese benötigen massive Betonfundamente und durchlaufen aufwendige Genehmigungsverfahren.

Die Situation verschärfte sich dann wohl auch durch die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Preissteigerungen führten dazu, dass die eingeplanten Mittel für deutlich weniger Standorte reichten als geplant. BMDV-Staatssekretär Stefan Schnorr reagierte Ende 2024 mit Nachverhandlungen. Die zusätzlichen fünf Millionen Euro Investitionsverpflichtung können als Konsequenz für die Verzögerungen verstanden werden.

Die Standortwahl liegt bei den Konkurrenten Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica. Sie bestimmen entsprechend ihrer Netzlücken, wo 1&1 bauen muss. Dies führt dazu, dass fast ausschließlich freistehende Funkmasten mit Höhen bis zu 42 Metern erforderlich sind.

Der Fall hat auch juristische Dimensionen. Das Verwaltungsgericht Köln hat die gesamte 5G-Auktion wegen möglicher Befangenheit aufgehoben. Dies betrifft den engen Austausch zwischen Bundesnetzagentur und Ministerium zur Diensteanbieterverpflichtung. Dadurch steht auch eine mögliche Strafe der Bundesnetzagentur gegen 1&1 in der Schwebe. Diese bezieht sich auf die nicht erfüllte Auflage, bis Ende 2022 tausend Mobilfunkstandorte zu errichten.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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16 Kommentare

  1. Also wir haben bei 1&1 jetzt 5 Monate versucht zu kündigen, was mehrmals bestätigt und versprochen wurde, dann aber doch nicht der Fall war. Antworten gabs später nur noch auf Einschreiben und das Ende vom Lied war ein Anwalt. Der hat genau einen Brief schreiben müssen und das Thema war plötzlich erledigt.

    Kann JEDEM nur davon abraten, bei 1&1 irgendwas zu machen. Gibt sicherlich Fälle, die zufrieden sind, waren wir auch, bi zur Kündigung. Wie immer im Leben… du merkst es erst, wenn es drauf an kommt, wie ein Unternehmen so mit Kunden umgeht.

    • also bevor ich einen Anwalt bezahlen würde, würde ich einfach denen den Bankeinzug entzogen.

      • Super Idee – dann wird Inkasso von 1und1 beauftragt und die Schufa freut sich. Die Inkassofirma wird sich für deine Kündigung nicht interessieren die bekommen einen Auftrag entweder du zahlst oder sie ziehen bis zum Gerichtsvollzieher durch.

        Wer glaubt nur weil er in DE im Recht ist der kommt hier ohne Anwalt durch irrt. Ich sage nur ich spreche aus Erfahrung.

      • Haben wir gemacht. Genau wie im Kommentar gesagt, kam dann das Inkasso und ein Eintrag und die Forderungen wurden noch höher. Weil obwohl gekündigt, kannst du ja nichts nachweisen.

    • Ich war schon mit einigen Verträgen (auch für Familienmitglieder für die ich mich drum kümmere) bei 1&1 bzw. Drillisch. Noch nie gab es da in den letzten Jahre Probleme damit, dass eine Kündigung nicht akzeptiert worden wäre oder es zu Verzögerungen gekommen wär.

      Und @Michael den Bankeinzug zu sperren ist die nahezu die schlechteste Idee die man haben kann. Da ist im Zweifel der Rechtsweg oder der Weg über die BNetzA die bessere Wahl

    • Ike Broflovski says:

      Ich habe es bereits in einem anderen Thread geschrieben, dass man lieber die Finger von 1&1 weglässt. Die suchen nur blöde. Hier wurde 1&1 aber teilweise hochgejubelt.

    • Ganz ehrlich, da glaube ich eher, dass es auf deiner Seite einen Fehler gab. Ich war über die letzten zwei Jahrzehnte bei allen großen Anbietern und auch bei 1&1 beziehungsweise Freenet. Früher war es wirklich teils schwierig zu kündigen, aber seit es auf den Webseiten den Kündigung Button gibt, hatte ich noch nie Probleme.

      • Dann muss ich das Problem sein. Wenn du keine hattest, kann das gar nicht anders sein. Du hast Recht und mich total überzeugt. Danke für dein Feedback.

    • >> Also wir haben bei 1&1 jetzt 5 Monate versucht zu kündigen, was mehrmals bestätigt und versprochen wurde, dann aber doch nicht der Fall war.

      Und was bitte hat das damit zu tun, dass 1&1 beim Netzausbau nachbessern muss?

      Anscheinend gibt es Gründe, warum sich Menschen dafür entscheiden, Verträge mit 1&1 abzuschließen. Ebenso wird es Gründe geben, solche Verträge wieder zu kündigen. Vielleicht einfach mal vorher drüber nachdenken und nicht nur auf die Reklame hören?

    • Was ist das denn für eine Verallgemeinerung? Nur weil Du ein Problem bei der Kündigung hattest, soll jetzt alles in dem Unternehmen schlecht sein? Gibt bestimmt tausende Kunden, die die gegenteilige Erfahrung gemacht haben (inklusive mir). Und alle meine Kündigungen liefen problemlos ab.

  2. Also auf der einen Seite ist es natürlich echt schlecht, dass 1&1 die geforderte Anzahl reißt. Aber bei der ganzen Bürokratie in diesem Land und dann noch dem einen oder anderen Verein (von Naturschutz bis Verschwörungstheoretiker) war das doch eigentlich abzusehen…

    Immerhin in den letzten Wochen findet laut den diversen Mobilfunktracking-Karten (Cellmapper/Netmonster) viel Ausbau statt und die 100 zu Ende 2024 sind schon nicht mehr aktuell.

  3. >> Ein wesentliches Problem lag in der ursprünglichen Vertragsgestaltung. Das Ministerium hatte keine konkrete Anzahl von Standorten festgeschrieben, sondern nur die Verwendung der Zinsersparnis geregelt.

    Das ist ein nicht unerheblicher Fakt, der durchaus bei der Wahlentscheidung am kommenden Sonntag berücksichtigt werden sollte. Welcher Bundesminister war für die ursprüngliche Vertragsgestaltung zuständig und welcher Partei hat er angehört?

    • Dobrindt oder Scheuer, beide CSU. Was hast du denn erwartet?

      • >> Was hast du denn erwartet?

        Genau das hatte ich erwartet. Gut und richtig, dass Digitalminister Wissing nachgebessert hat.

        Leider ist es nicht auszuschließen, dass nach einem Regierungs- und dem versprochenen Politikwechsel wieder Ministerien mit Leuten dieser Gurkentruppe besetzt werden. Nein danke, diesen Politikwechsel braucht Deutschland wirklich nicht. Ebensowenig wie den Einfluss von Rechtspopulisten und Nazis.

        • >> Nein danke, diesen Politikwechsel braucht Deutschland wirklich nicht. Ebensowenig wie den Einfluss von Rechtspopulisten und Nazis.

          Das stimmt.
          Aber alle die nicht erwähnt wurden, sind ebenfalls schädlich für Deutschland.
          Wer im Glashaus sitzt…

          Zum Thema:
          Ich bin gespannt ob 1&1 das bis Juni 25 nur ansatzweise umsetzen kann.
          Glaube da nicht dran.

  4. Mitlesender says:

    Wieso spricht eigentlich niemand über diesen Passus:

    „Die Standortwahl liegt bei den Konkurrenten Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica. Sie bestimmen entsprechend ihrer Netzlücken, wo 1&1 bauen muss. Dies führt dazu, dass fast ausschließlich freistehende Funkmasten mit Höhen bis zu 42 Metern erforderlich sind.“

    Wer kommt auf die Idee, das genau so zu vereinbaren? Doch niemand, der an ernsthaftem Wettbewerb interessiert ist? Dass die 3 sich die denkbar schlechtesten Standorte für einen 4. Netzwettbewerber aussuchen – da gehört nicht viel Phantasie dazu? Gedanklich hör ich das High-Five der führenden Köpfe beim Lesen dieser Zeilen und ein hämisches Grinsen und bestätigendes Nicken…

    Wen wunderts, dass sich 1&1 dann schwer tut? Davon abgesehen – welcher der anderen Netzbetreiber hat mit ähnlichen Voraussetzungen direkt alles hinstellen können? Mir fällt keiner ein…

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