Meine Top 5 YouTube-Kanäle: Vom „Gay Retard“ bis hin zum wütenden Nerd
YouTube – das Video-Netzwerk ist ein wahres Kaleidoskop der unterschiedlichsten Kanäle. Erinnert ihr euch z. B. noch an die Zeit, als ein alter Mann, der seinen Enkelkindern Märchen vorlas, der beliebteste YouTube-Kanal überhaupt gewesen ist? Lang, lang ist es her. Anschließend kamen und gingen viele beliebte Kanäle: An der Spitze platzierten sich zeitweise Channels wie Smosh und Ray William Johnson, während seltsame Charaktere wie Fred es sogar zu einem Kinofilm und einer Zeichentrickserie bei Nickelodeon brachten. An dieser Stelle möchte ich euch einfach mal meine ganz persönlichen Top 5 der aktuellen YouTube-Kanäle vorstellen. Vielleicht ist ja für euch sogar etwas dabei.
Falls ihr euch wundert, dass ich ausschließlich englischsprachige Kanäle ausgewählt habe: Mit deutschen YouTubern kann ich schlichtweg nichts anfangen – zumindest nicht mit denen, auf die ich bisher gestoßen bin. Deswegen findet weder ein LeFloid noch ein Freshtorge und nein, auch kein Gronkh bei mir einen Platz in der Liste. Dabei habe ich ohnehin das Gefühl, dass zumindest die populärsten, deutschsprachigen Kanäle ein sehr junges Publikum anvisieren, während es bei den großen englischsprachigen Channels etwas breiter gefächert zugeht.
Vielleicht mag der ein oder andere sich fragen: „Hm, Fernsehen schaut der André nicht aber YouTube-Trash mag er schon? Das passt nicht zusammen.“ Das ist dann eben der persönliche Geschmack: Für mich bringen die hier genannten Kanäle bei allem rotzigen Humor auch einen eigenen Anspruch mit, einen kleinen Dreh, ein Augenzwinkern, das ich einfach respektiere. Doch ohne weiteres Herumreden, hier sind meine Top 5 der YouTube-Kanäle.
5. Jeremy Jahns
Jeremy Jahns – ich liebe und ich hasse ihn. Er betreibt dann auch den einzigen Kanal in meinen Top 5, der gar nichts mit Technik zu tun hat. Manchmal treibt mich seine wilde Gestik und Mimik zum Wahnsinn und ich würde ihm am liebsten auf die Finger hauen. Doch dann macht er den Mund auf und kritisiert mit viel Wortwitz, Hintergrundwissen und Authentizität genau die aktuellen Kinofilme, die mich auch interessieren.
Zumal ich Jeremy Jahns immer danken werde, dass ich erst durch deine Rangliste der besten Kinofilme 2014 auf einen meiner heutigen Lieblingsfilme aufmerksam wurde: „Whiplash“. Oft stimme ich mit seinen Bewertungen nicht überein – er liebt etwa „Star Wars: Das Erwachen der Macht“, einen Film, den ich fast so leidenschaftlich hasse wie „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“. Aber seine Reviews sind (meistens) gut recherchiert, angenehm locker und authentisch. Fast 1,3 Mio. Nutzer haben seinen Kanal aktuell abonniert – zurecht.
4. Cinemassacre
Vor einigen Jahren wäre Cinemassacre noch bei mir auf Platz 1 gelandet. Doch mittlerweile hauen vor allem die Mitstreiter des eigentlichen Mainmans, James Rolfe alias The Angry Video Game Nerd, für meinen Geschmack deutlich zu viel durchschnittliches Füllmaterial raus. Als Sidekick von Rolfe mag ich Mike Matei gerne – wenn die beiden über alte Spielekonsolen oder die Teenage Mutant Ninja Turtles debattieren, höre ich gerne zu. Doch die Let’s Plays von Matei und Konsorten sind genau so dröge, wie das recht spröde „Mike & Ryan – Talk about games“.
Warum Cinemassacre dann trotzdem auf Platz 4 rangiert? Die Antwort lautet: Angry Video Game Nerd (AVGN)! In den Zeiten, als MySpace noch im Trend lag, also vor einer Ewigkeit, wurde ich auf den wütenden Nerd aufmerksam, der alte Spiele in der Luft zerriss. Bis heute liebe ich jene Videos, die früher bei GameTrailers stets ihre Premiere feierten. Zwar veröffentlicht Rolfe mittlerweile nur noch wenige AVGN-Videos pro Jahr, doch sie sind für mich immer wieder absolute Highlights, die ich mir wie einen guten Film sogar immer wieder ansehen kann.
Mit „nur“ knapp 250.000 Abonnenten der kleinste Kanal aus meinen Top 5 – fast schon ein Geheimtipp also. Auch hier geht es um Retro-Games, allerdings stehen Hintergrundinformationen weit mehr im Vordergrund. Guru Larry greift z. B. durchgeknallte Cheat Codes auf, Pannen der Entwickler und Publisher oder im Nachhinein reichlich beknackte Äußerungen der Gaming-Presse. Dabei unterhält mich der Brite mit seinem trockenem Humor und der angenehm unaufgeregten Art.
Der Kanal ist also für diejenigen unter euch ein Tipp, die den Angry Video Game Nerd zu überdreht finden, aber trotzdem hin und wieder in nostalgischen Erinnerungen schwelgen – und dabei sogar gerne etwas dazulernen. Zumal hier eine europäische Perspektive zum Tragen kommt, da Guru Larry gerne hin und wieder über die Home-Computer der alten Zeiten quasselt – vom Brotkasten C-64 bis hin zum Amstrad Spectrum.
2. PewDiePie
Er ist der wohl bekannteste YouTube der Welt und definitiv der mit den meisten Abonnenten: PewDiePie. Seine Let’s Plays fand ich immer unerträglich, denn würde ich mir permanent ins Ohr Brüllen lassen wollen, wäre ich zum Militär gegangen. Doch in seinen neuen Videos beweist sich der Schwede mit dem bürgerlichen Namen Felix Arvid Ulf Kjellberg eher als ironischer Comedian, der sowohl sich selbst als auch die Internetkultur parodiert. Geradezu legendär ist für mich das leider aufgrund eines Disputs um Musikrechte mittlerweile entfernte Video „My New Car“ (aber aus anderen Quellen immer noch bei YouTube zu finden), in dem PewDiePie YouTuber auf die Schippe nimmt, die mit ihrem Reichtum hausieren gehen.
Zuletzt setzte sich PewDiePie in die Nesseln, als er die Internetplattform Fiverr aufs Korn nahm und dabei für wenige US-Dollar zwei junge Männer animierte ein Schild mit der Aufschrift „Death to all Jews, subscribe to Keemstar“ tanzend empor zu halten. Was die Absurdität von Fiverr parodieren sollte, wurde dem YouTuber als anti-semitisch ausgelegt und sorgte für reichlich Medienrummel.
Für Kontroversen dürfte PewDiePie sicherlich auch in Zukunft noch sorgen, denn sein rotziger, zutiefst ironischer Humor ist Geschmackssache – der eine findet es peinlich, der andere unterhaltsam. Ich zähle mich zu den letzteren. Denn ich bleibe der Ansicht, dass es sogar wichtig ist, dass Humor Grenzen auslotet und so auch auf Probleme und Tabus hinweist. Und ich finde das gelingt PewDiePie, der schon viel Geld für wohltätige Organisationen gesammelt hat und für mich sehr authentisch und sympathisch rüberkommt, aus meiner Sicht (meistens) super.
Er bezeichnet sich selbst unaufhörlich als „gay Retard“, lässt sich mit 18-jährigen Pseudo-Sternchen mit einem „Say Nigger!“ fotografieren und schreckt nicht davor zurück sich vor laufender Kamera den Kopf zu rasieren: willkommen bei iDubbbzTV. iDubbbz alias Ian Carter ist mit seinem Kanal innerhalb kürzester Zeit extrem beliebt geworden und steht bei über 3,8 Mio. Abonnenten. Dazu kommt, dass das Gros seiner Abonnenten, im Gegensatz zu PewDiePie, seine Videos regelmäßig anschaut – seine Content-Cop-Videos kommen teilweise auf mehr als 10 Mio. Views. Über jene Reihe stieß dann auch ich auf den sarkastischen YouTuber mit Humor fernab jeglicher Political Correctness.
In seiner Reihe „Content Cop“ kritisiert iDubbbz mit Wortwitz und bitterbösem Sarkasmus andere YouTube-Kanäle. Die Ergebnisse sind überraschend intelligent, denn der derbe Humor dient eher als Stilmittel, um die Argumentationen aufzupeppen. Falls ihr euch manchmal mit Hass in den Augen fragt, was die Kids sich auf YouTube für Müll ansehen… dann stehen die Chancen gut, dass ihr iDubbbz Content-Cop-Serie lieben werdet. Na ja, oder dass ihr sie genau so in jener Ecke verortet.
Seine ersten Erfolge feierte iDubbbz übrigens mit seiner Reihe „Kickstarter Crap“. Wunderbar zerpflückt er hier sowohl bekannte und erfolgreiche als auch obskure und absurde Crowdfunding-Projekte – teilweise aus der Tech-Szene, teils aber auch aus ganz anderen Bereichen. Alle der Videos sind sehr sehenswert und hochunterhaltsam.
Zugegeben, mit iDubbbz ebenfalls sehr beliebten Unboxing-Videos, auch hier natürlich eine Persiflage auf diese Art von Video, kann ich weniger anfangen. Aber die Art, wie der Kanal die (aus meiner Sicht) heute oft fehlgeleitete Political Correctness parodiert, ja geradezu ad absurdum führt, liebe ich einfach. Und unter anderem deswegen ist dem Channel dann auch der erste Platz in meinen ganz persönlichen Top 5 sicher.
Geht auch euer YouTube-Konsum ab und an über das Anschauen von Kinotrailern und Musikvideos hinaus? Habt ihr Lieblingskanäle? Und könnt ihr vielleicht mit einigen der hier genannten Channels etwas anfangen?
Mich hat der Artikel erfreut! Danke.
@ Jenno
Mit Antisemitismus hatte das bei PewDiePie nichts zu tun – man kann sen Humor aber natürlich geschmacklos finden ;-). Ich fand das Video, als es denn noch online war, sehr witzig und zwar auch provokant, was dann aber für ein Medienrummel drum gemacht wurde, war total abstrus.
Der Tipper in der Überschrift ist übrigens raus. Leider übersehen, aber hat lange gedauert bis es auffiel. Warum man deswegen wiederum als einzelne Person gleich unter mehreren Benutzernamen Stunk machen muss, weiß ich allerdings nicht, statt freundlich Bescheid zu sagen. Wer angesprochen ist, weiß das schon ;-).
@Thisone
Ich finde von PewDiePie auch nicht alles gut, aber einzelne Videos sind für mich oft große Highlights – wie etwa das verlinkte zu Marina Joyce oder auch das zu Sorsha. Seine Let’s Plays finde ich wie gesagt auch eher anstrengend als unterhaltsam. Gronk wiederum finde ich relativ „langweilig“ – sehr sympathischer Typ, aber mit seinen Videos kann ich nichts anfangen. Das mag aber auch daran liegen, dass ich generell sonst auch keine Let’s Plays schaue und weniger an ihm an sich :-).
Da Rechtschreibkorrekturvorschlagkommentare hier scheinbar nicht veröffentlicht werden… Die Überschrift ist selbst nach meinem ersten Kommentar von heute morgen plus Korrektur noch immer unterirdisch was die Grammatik betrifft…
Wir haben die Überschrift jetzt speziell für alle Gay Retards nochmal ganz geändert,weils dann noch kuscheliger ist ;-).
Die Überschrift ist nicht nur ihm aufgefallen.
Ich persönlich hab einfach nur überlegt ob ich nen Witz nicht verstehe und mir meinen Kommentar verkniffen.