Lost Soul Aside angespielt

Nach fast neun Jahren Entwicklung hat es Lost Soul Aside also endlich geschafft. Mit nur einem Entwickler ist man gestartet und hat sich über die Jahre zum finalen Release gekämpft. Gleich vorweg: Das Alter merkt man dem Spiel auch an. Das Action-RPG von Ultizero und Nacon erinnert nicht nur optisch, sondern auch spielerisch an alte Größen und bringt damit auch alle Stärken und Macken mit.

Erzählerisch startet Lost Soul Aside vertraut schablonenhaft. Kaser kämpft als Teil der Widerstandsfraktion in der Stadt Primarius, verliert seine Schwester Louisa nach einer gescheiterten Operation und landet durch eine Verkettung diverser Umstände mit einem uralten Drachenwesen namens Arena im Team. Der Drache ist dabei sowohl Sidekick als auch Mentor. Das Ziel der Reise ist wie üblich: Rette die Schwester, stoppe die Seuche und ganz wichtig: Bewahre doch bitte die Welt vor dem Untergang. Man reitet also die Klischee-Welle.

Das ist per se ja nicht unüblich bei derlei Titeln, doch es gibt eben auch ein Problem. Der Plot will groß wirken, bleibt aber meist erstaunlich blass. Kaum ein NPC, mit dem man spricht, bleibt in Erinnerung. Die Dialoge strotzen vor platten Phrasen und man kommt nie wirklich in die Geschichte oder entwickelt gar einen emotionalen Attach. Alles wirkt etwas dahin gestückelt und mit wenig durchgezogener Qualität. Gerade weil das Game eigentlich mit Emotions-Themen (Trauer, Wut, Angst und Co.) kokettiert, wäre da deutlich mehr möglich gewesen. Der Drache Arena punktet wenigstens etwas mit ein wenig Humor und typischen Sprüchen und erinnert somit an Sidekicks aus der Ära der 2000er. Dennoch: Die Story bleibt Nebenwerk und ich wollte nach einer gewissen Zeit Dialoge nur noch überspringen.

Das eigentliche Spielgefühl soll aber das Herzstück sein. Lost Soul Aside ist ein waschechter Hack’n’Slay-Titel, der euch Spielraum für eigene Kampfstile lässt. Kaser findet im Lauf der Spielzeit verschiedene Waffentypen (Schwert, Großschwert, Poleblade, Sense), die sich wirklich unterschiedlich spielen und gut kombinieren lassen. Die Moves können nach und nach erweitert, Skills umgebaut und passive Relikte frei kombiniert werden.

Gerade das Wechseln während der Kämpfe ist meiner Meinung nach gut gelungen. Jeder Waffentyp bringt andere Vorteile mit, zum Beispiel Poleblade für Luft-Kombos, Großschwert für einzelne Gegner und so weiter. Skills lassen sich über Talentpunkte anpassen, Modifikationen beeinflussen Angriffsmuster, Spezialattacken oder Stats.

Das Kampfsystem lebt vor allem von seinen Bruch- und Ausdauerleisten. Gegner können „gebrochen“ werden, sobald man die Leiste herunterschlägt. Dann sind die Kollegen kurzfristig benommen. Richtiges Timing beim Ausweichen oder Block wird ebenfalls belohnt. Die Gegner-KI ist auf einem angenehmen Niveau aggressiv, bleibt aber immer auch lesbar. Die Muster der Bosse kann man also schnell auswendig lernen.

Durch die Ausdauerleiste wird das „auf die Buttons hauen“ gut unterdrückt, es fühlt sich aber trotzdem wie ein künstlicher Bremsmechanismus an. Spezialfähigkeiten von Arena bieten Support und Regeneration. Dazu kommen Element-Effekte, Crafting-Gimmicks und Relikte. Vieles davon wirkt aber etwas überladen und damit fühlen sich manche Systeme auch angehängt an.

Generell hat Lost Soul Aside hier leider auch Qualitätsprobleme. Einige Endbosse sind wunderbar detailliert und ausdefiniert, andere wiederum nerven durch unfaire Muster oder zähe Lebensbalken. Dadurch hat man teils das Gefühl, dass man versucht, gekünstelt den Schwierigkeitsgrad hochzutreiben und wie ein Souls-Like zu wirken. Das ist es keinesfalls.

Wie sieht das Level-Design aus? Wer einmal DMC oder die alten God-of-War-Teile gespielt hat, wird sich hier zu Hause fühlen. Auch wenn Lost Soul Aside in keiner der Disziplinen an diese Titel heranreicht. Es gibt viel zu erkunden, versteckte Items, Platforming-Strecken, Puzzle-Passagen und mehr. Das Spiel setzt auf Erkunden, ohne große Marker oder Questpfeile. Ihr müsst euch teilweise Notizen machen, um nicht alles zu vergessen. Das Thema Qualität findet man auch im Leveldesign wieder. Einige Gegenden sind wirklich gut und liebevoll aufgebaut. Andere (wie der Hafen bspw.) sind dermaßen lieblos, dass man sich fragt, wie man derartige Unterschiede produzieren kann.

Technisch schwankt Lost Soul Aside ebenfalls zwischen „gut genug“ und ärgerlich. Auf der PS5 lief das Spiel im Test stabil, ohne Abstürze und Framerate-Drops waren selten. Allerdings ist Text zum Beispiel oft viel zu klein und der Soundtrack wirkt unausgewogen. Visuelle Bugs, wie zu grelle Effekte oder hakelige Kollisionsabfragen, kommen vor, sind aber nicht dramatisch.

Mein Fazit

Lost Soul Aside ist keine Offenbarung, aber ein ordentliches Action-Adventure für Fans klassischer Hack’n’Slay-Games mit Vibes der alten Konsolengenerationen. Das Spiel kommt einfach ein paar Jahre zu spät. Die Story ist wirr und Dialoge meist ohne Inhalt. Immerhin machen die Kämpfe Spaß und die Mischung aus Elementen verschiedener Genres gefällt.

Wer ein nicht ganz so perfektes Actionspiel sucht, sollte Lost Soul Aside eine Chance geben. Man muss sich aber mit den Ecken und Kanten anfreunden und sollte nicht mit der Erwartung eines AAA-Titels herangehen.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei X (Twitter), Threads, Instagram, XING und Linkedin, per Website oder via Mail

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4 Kommentare

  1. Riesen Typo im Titel. Der Kommentar kann gern gelöscht bzw. nicht veröffentlicht werden.

  2. Klingt durchaus interessant, werde ich vielleicht irgendwann mal in einem Sale mitnehmen.

  3. Also hab ich echt versucht, mit dem Spiel warm zu werden. Ich mag God of War, ich mag Final Fantasy und mit Devil May Cry hab ich auch keine Probleme.

    Aber die ersten Bosse sind super einfach im Tutorial / Einführung, und dann kommst du auf die erste Insel zu den 4 Pappnasen … und an den Drachen (glaub Boss Nummer 4) scheiter ich dann … hab nach 5-6 Versuchen aufgehört.

    Hab es erst mal beiseite gelegt.

  4. Jemand Anders says:

    total unrealistisch… die frau im bild geht mit stöckelschuhen durch den sand…

    /spaß

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