„Like a Dragon: Ishin!“ im Test: Spannende Reise in die Vergangenheit

Nächste Woche erscheint das Spiel „Like A Dragon: Ishin!“. Dabei handelt es sich um ein Remake des 2014 exklusiv in Japan für die PS3 und PS4 erschienenen „Ryu ga Gotoku Ishin!“. Ich habe mir das Semi-Open-World-Spiel an der Xbox Series X für euch in den letzten Wochen bereits genauer anschauen dürfen.

Generell gehört dieser Titel zur Reihe „Like A Dragon“ – die Reihe lief früher unter dem Namen „Yakuza“. Wichtig: Das Kampfsystem des Spiels präsentiert euch Echtzeit-Prügeleien, also nicht das rundenbasierte RPG-System aus „Yakuza: Like A Dragon“. Im Gegensatz zu den anderen Titeln der Reihe oder den beiden „Judgment“-Spielen verfrachtet euch „Like A Dragin: Ishin“ allerdings in die weit zurückliegende Vergangenheit des Jahres 1866. Wer also vielleicht an den Samurai in „Ghost of Tsushima“ Gefallen gefunden hat, darf jetzt aufhorchen.

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Die Geschichte dreht sich um den Schwertkämpfer Sakamoto Ryoma, der optisch 1:1 identisch mit Kazuma Kiryu ist und vom selben japanischen Sprecher vertont wird. Das ist ein ganz interessanter Twist, denn auch andere Gesichter aus den anderen „Yakuza“-Spielen, etwa Goro Majima, seht ihr hier unter anderen Namen wieder. Grundlegend dreht sich die Geschichte um die Ermordung von Ryomas Lehrmeister und Vaterfigur. Die Tat wird Ryoma angehängt, der jedoch flüchten kann und nun versucht, das Komplott dahinter aufzudecken.

Dabei geht es aber auch um die Politik der Zeit. Ryomas bester Freund und Quasi-Adoptivbruder, Takechi Hanpeita, übernimmt nach dem Tod des gemeinsamen Ziehvaters dessen politische Ambitionen, um das japanische Klassensystem umzustürzen. Ryoma will sich davon jedoch nicht vereinnahmen lassen und stattdessen den Tod seines Vaters rächen, was die einstigen Freunde in Konflikt bringt. Alles, was Ryoma als Anhaltspunkt hat, ist jedoch der seltene Kampfstil des Attentäters.

Wie es sich für ein Spiel der „Yakuza“-Macher gehört, so entwickelt sich die dramatische Story mit vielen Twists weiter und stellt euch allerlei illustre Persönlichkeiten gegenüber. Ganz ehrlich: Selbst die Gastgeberin, bei der Ryoma unter falschem Namen nach seiner Flucht unterkommt, strahlt mehr Persönlichkeit aus, als die Hauptfigur in manch anderem Game. Das haben die Entwickler wieder klasse hinbekommen. Zumal die ausdrucksstarken Gesichter der Charaktere wieder auf höchstem Niveau spielen.

Gewarnt sei aber, dass dieses Remake eigentlich zwischen Remaster und Remake steht. So hat man zwar die Auflösung drastisch erhöht und die Texturqualität verbessert sowie viel Feinschliff bei der Beleuchtung betrieben, dennoch sieht man „Like A Dragon: Ishin!“ sein Alter an. Das spiegelt sich auch im Interface wider, das recht altbacken wirkt und an „Yakuza 5“ erinnert. Selbiges kann man auch vom Gameplay mit den unterschiedlichen Kampfstilen behaupten. So könnt ihr in den Prügeleien nach der Einführung zwischen mehreren Modi wechseln: Faustkampf, Schwertkampf, Pistole sowie Pistole plus Schwert gemeinsam. Jeden Kampfstil levelt ihr separat durch bei der Benutzung errungene Orbs auf, was zum Experimentieren einlädt.

Wollte man es komplett herunterbrechen, dann ist „Like A Dragon: Ishin!“ einfach zu beschreiben: „Yakuza“ zur Samurai-Ära. Bevor ihr euch allerdings schrulligen Nebenaufgaben, überdrehten Kämpfen und Mini-Spielen wie dem Servieren von Essen und natürlich Karaoke hingeben könnt, müsst ihr den etwas sperrigen Prolog überstehen. Dieser verläuft extrem linear und schickt euch stur von A nach B. Lasst euch nicht von der Einführung entmutigen, die glücklicherweise durch schöne Story-Cutscenes aufgelockert wird. Sobald sich die Welt etwas öffnet und ihr in eurem eigenen Tempo die Missionen angehen könnt, kommt das typische „Yakuza-Flair“ auf.

Damit meine ich unter anderem das Zusammenspiel aus einer sehr dramatischen und absolut filmreifen Hauptgeschichte voller schillernder Figuren und den abgedrehten Nebenaufgaben, die immer wieder zum Schmunzeln bringen. Unter anderem hilft Ryoma etwa einem armen Jungen, der von anderen Kindern beim Spielen ausgeschlossen wird, weil er sich keine Spielzeuge leisten kann. Doch seine Fantasie ist die Grenze und so lädt man bei ihm allerlei Krempel ab, aus dem der Bursche sich dann selbst Spielzeuge bastelt.

Ausladender sind dabei ein spezieller Dungeon-Crawling-Modus, in dem ihr auch bestimmte Soldaten-Karten einsetzten könnt und der Modus „Another Life“, in dem ihr die Schulden des kleinen Mädchens Haruka begleichen müsst. Außerdem baut ihr im Spiel mit der Zeit Beziehungen zu diversen Ladeninhabern auf. Das eröffnet euch teilweise neue Mini-Spielchen oder andere Boni. So verbessert ihr dann auch euren Status in der Stadt – ab und an müsst ihr dabei auch den Wächtern aus dem Weg gehen, denn ihr seid immer noch ein gesuchter Mann.

Wie schon angedeutet: Technisch müsst ihr bei „Like A Dragon: Ishin!“ über den nicht mehr ganz zeitgemäßen Look hinwegsehen. Das Spiel sieht deutlich besser aus als im Original, doch die Spielwelt wirkt nach heutigen Maßstäben manchmal etwas steril und polygonarm. Die Soundkulisse wiederum ist hervorragend, die Sprachausgabe aber nur auf Japanisch verfügbar – kennen Fans der Serie aus älteren Spielen der Reihe auch so. Es gibt hier auch keine unterschiedlichen Einstellungsmodi – der Titel läuft nach meinem Eindruck mit nahezu 4K und stabiler Framerate. Bugs konnte ich während des Testzeitraums glücklicherweise keine feststellen.

Für wen ist „Like A Dragon: Ishin!“ denn nun etwas? Also, wenn ihr wie ich die „Yakuza“-Spiele liebt, dann bekommt ihr hier im Grunde einen erstklassigen Ableger serviert, der primär durch sein Setting Neues wagt. Aber auch dann, wenn ihr euch für Samurai begeistern könnt, seid ihr hier an der richtigen Adresse. Der Fokus liegt jedoch glasklar auf der Story und den Charakteren, nicht auf einer ausladenden Spielwelt wie etwa bei „Ghost of Tsushima“ – seid euch also darüber im Klaren.

Was die Spielzeit betrifft, so könnt ihr hier gut und gerne 50 Stunden oder auch mehr investieren, wenn ihr nicht nur der umfangreichen Hauptstory folgt, sondern euch auch den unterhaltsamen Nebengeschichten hingebt. Nach dem etwas spröden Anfang hat mich „Like A Dragon: Ishin!“ jedenfalls wieder voll gefangen genommen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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2 Kommentare

  1. Danke für den Test, habe hier gestern zum ersten Mal von dem Spiel gelesen. LaD fand ich großartig, gerade wegen des rundenbasierten Kampfsystems, schade dass das hier nicht dabei ist. Werde es aber sicherlich trotzdem anspielen.

    • André Westphal says:

      Wenn du in die anderen „Yakuza“-Spiele / -Ableger noch gar nicht reingeschaut hast, würde ich dir erstmal „Judgment“ und „Lost Judgment“ empfehlen. Die sind technisch moderner und noch ausgereifter. Sind auch oft schon in Angeboten sehr günstig zu haben gewesen und lohnen sich allemal!

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