„Kunitsu-Gami: Path of the Goddess“ im Test: Japanischer Charme
Capcom hat mit „Kunitsu-Gami: Path of the Goddess“ ein Spiel veröffentlicht, dessen Name es dem Marketing-Team schon schwer machen dürfte. So wundert es auch nicht, dass das Spiel ohne viel Hype erschienen ist und unter dem Radar zu fliegen scheint. Erhältlich ist der Titel dabei nicht nur für den PC und die PlayStation 4|5, sondern auch für die Xbox One und Series X|S – und sogar direkt Teil der Spieleflatrate Game Pass. Ich habe mir das Spiel einmal für euch angeschaut.
Gleich der Hinweis für die Ungeduldigen: Solltet ihr den Game Pass abonniert haben, dann probiert „Kunitsu-Gami: Path of the Goddess“ definitiv einmal aus. Ihr habt nichts zu verlieren und meiner Ansicht nach ist der Titel von Capcom einer der besten Neuzugänge der letzten Monate. Voraussetzung ist allerdings, dass ihr mit der japanischen Ästhetik etwas anfangen könnt. Technisch spielt man hier zwar nicht an vorderster Front, doch das Meer von Farben und abgedrehten Gegner-Designs nimmt einen mit seiner Atmosphäre schnell gefangen.
Grundsätzlich ist „Kunitsu-Gami: Path of the Goddess“ ein Tower-Defense-Spiel. Die Story, welche euch dazu treibt euch der Gegnerhorden zu erwehren, gibt jedoch nicht so viel her, wie das stilvolle Setting. Ihr seid der Beschützer der Göttin Yoshiro, die sich vor dämonischen Monstern auf einen Berg geflohen hat. Nachts entfleuchen diese unzähligen Portalen und es liegt an euch, sowohl Yoshiro als auch die Bewohner der Umgebung zu schützen.
Strategie mit einem Kniff
Dafür müsst ihr tagsüber die richtige Planung entwickeln: So weist ihr den Bewohnern bestimmte Rollen zu und bereitet euch auf die nächtlichen Angriffe vor. Beispielsweise können Bogenschützen aus der Ferne aushelfen, während Schamanen eure Nahkämpfer kampfbereit heilen können. Gleichzeitig müsst ihr das Terrain nutzen. Die erwähnten Bogenschützen stehen etwa am besten an hoch gelegenen Punkten, während ihr eure Heiler vielleicht durch eine Barriere schützt.
Dabei könnt ihr nicht unendlich herumspielen, denn Kristalle stehen für Ressourcen, die begrenzen, was ihr anstellen könnt. Zumal es auch noch Zeitdruck gibt, denn wenn ihr tagsüber zu langsam plant, bricht auch schon die Nacht herein und die Monster greifen an – 5 Minuten habt ihr jeweils nur in Echtzeit. Glücklicherweise müsst ihr auch nachts nur 5 Minuten durchhalten, sodass sich stets ein fliegender Wechsel aus strategischen Planungs- und Kampfphasen ergibt. Nach einer Weile gelangt ihr dann in der Regel an ein Tor, das ihr versiegeln und auch besondere Endgegner niederstrecken müsst.
Neben Strategie müsst ihr euch in den Kämpfen dann auch in der Rolle des Beschützers Sohl als guter Haudrauf-Spieler beweisen. Klingt dabei vielleicht in meiner Beschreibung nach einem etwas monotonen Rhythmus, macht aber viel Spaß, zumal es auch immer wieder neue Kniffe gibt. So müsst ihr gerade bei Bosskämpfen nicht nur Draufknüppeln, sondern immer auch andere Faktoren beachten, damit die Göttin nicht zur Strecke gebracht wird. Obendrein gibt es Bonus-Vorgaben, die weitere Belohnung freischalten – etwa einen Abschnitt unter einem gewissen Zeitlimit zu bewältigen.
„Kunitsu-Gami: Path of the Goddess“: Vom alten Schlag
Mich erinnert „Kunitsu-Gami: Path of the Goddess“ ein wenig an die PS2-Ära, als es noch verstärkt solche eher ungewöhnlichen Gameplay-Kombinationen mit eigenem, optischen Stil gegeben hat. So gefällt mir hier das Art-Design, das an traditionelle japanische Malerei erinnert, richtig gut. Weniger gut finde ich aber, dass die Story belanglos ist und es an Cutscenes und echten Charakteren mangelt, um eine emotionale Bindung zu erzeugen.
Auch müsst ihr sehr lange mit den Techniken auskommen, die ihr zum Spielstart mit Soh einsetzen könnt. Erst ab der Spielmitte erlernt er neue Fähigkeiten. Da wäre es besser, häppchenweise Upgrades zu ermöglichen, um für mehr Frische zu sorgen. An die PS2-Ära erinnert im Übrigen auch der Schwierigkeitsgrad, der teilweise ganz schön knackig ist. Zumal es vorkommen kann, dass man ein Level locker durchspielt, sich dann aber plötzlich am nächsten die Zähne ausbeißt. Es wird also nicht gleichmäßig schwieriger, sondern teils sehr sprunghaft. Hier könnt ihr auch keine Auswahl treffen – es gibt nur einen Schwierigkeitsgrad.
An der Xbox Series X, auf der ich das Spiel ausprobiert habe, gibt es dabei optional auch einen Performance-Modus mit 60 fps, unter dem natürlich Auflösung und Grafikqualität leiden. Hier kann aber jeder selbst entscheiden, ob Bildrate oder Bildqualität wichtiger sind.
Mein Fazit
„Kunitsu-Gami: Path of the Goddess“ ist ein interessanter Mix aus strategischer Towe Defense und Kampfspiel, der von seinem von der japanischen Folklore inspirierten Grafikstil lebt. Der Schwierigkeitsgrad ist ziemlich knackig und die Story eher rudimentär. Allerdings wurde ich dennoch von der Kombination aus düsterer Atmosphäre und buntem Grafikstil schnell gefesselt.
Habt ihr den Xbox Game Pass abonniert, dann solltet ihr auf jeden Fall mal hereinschauen. Ansonsten kostet das in rund 20 Stunden durchgespielte Game 49,99 Euro. Ich finde, um die eigenwilligen Ideen zu belohnen, kann man das ausgeben – sollte aber dann wirklich auf den Grafikstil abfahren. Im Übrigen hat mir auch die Japano-Musikuntermalung sehr gefallen. Warnung aber an Synchro-Fans: Es gibt nur wenige Dialoge, die vertont worden sind – und die sind auf Japanisch belassen worden. Immerhin wurden aber die Texte ins Deutsche übersetzt.
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