Internet Archive startet Livestream der Mikrofilm-Digitalisierung

Die Digitalisierung von historischen Dokumenten ist oft ein verborgener Prozess. Das Internet Archive ändert das jetzt und gewährt Einblicke in seine Arbeit. Seit gestern können Interessierte per YouTube-Livestream dabei zusehen, wie Mikrofilm-Dokumente digitalisiert werden.
In der Übertragung sind fünf Digitalisierungsstationen zu sehen, wobei eine Station besonders detailliert gezeigt wird. Die Mitarbeiter führen dabei Mikrofilm-Karten unter eine hochauflösende Kamera, die mehrere Detailaufnahmen jedes Blatts erstellt. Eine spezielle Software fügt diese Aufnahmen anschließend zusammen. Pro Karte werden bis zu 100 einzelne Seiten identifiziert und zugeschnitten.
Der Livestream läuft werktags von 16:30 bis 00:30 Uhr deutscher Zeit. Eine zweite Schicht ist bereits in Planung. Technisch umgesetzt wurde das Projekt von Sophia Tung, die auch für den viralen Robotaxi-Depot-Livestream auf YouTube verantwortlich zeichnet.
Besonders interessant ist der Prozess für Bibliotheken und Archive. Leslie Street, Direktorin der Wolf Law Library am William and Mary College, betont die Bedeutung der Digitalisierung: Viele dieser historischen Dokumente sind bisher nur in teuren Datenbanken verfügbar. Durch das Projekt des Internet Archive werden sie kostenfrei zugänglich.
Die Digitalisierung ist Teil des „Democracy’s Library“-Projekts, das sich zum Ziel gesetzt hat, Regierungsdokumente weltweit frei verfügbar zu machen. Dabei werden unter anderem US-Regierungsdokumente, kanadische Behördenpapiere und UN-Publikationen verarbeitet. Internet-Archive-Gründer Brewster Kahle sieht darin einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Transparenz: Die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit öffentlicher Aufzeichnungen sei keine Selbstverständlichkeit, sondern müsse aktiv geschaffen und gepflegt werden.
Wer sich für die Geschichte der Dokumentenarchivierung interessiert: Mikrofilm war im 20. Jahrhundert das Standard-Format für die Archivierung von Zeitungen, Gerichtsdokumenten und Behördenunterlagen. Auf einem einzigen Mikrofilm-Blatt finden sich oft hunderte miniaturisierte Dokumentenseiten.
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Ich war – bei meinem ersten Schülerpraktikum bei der lokalen Sparkasse – einige Tage im Archiv und mit Mikrofilm gearbeitet. Damals wurden alle beleghaften Überweisungen auf Mikrofilm fotografiert und archiviert. Das war sehr interessant, weil auch der Detailgrad trotz der kleinen Größe sehr ausgeprägt war.
Ich denke, das ist eine gute Maßnahme, um in die Köpfe der Leute reinzukriegen, dass der Erhalt von Kulturgut nicht von alleine passiert.