Google unter Verdacht: EU-Kommission prüft möglichen Verstoß gegen den Digital Markets Act

Google Logo

Die EU-Kommission hat ein förmliches Verfahren gegen Google eingeleitet. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob der Konzern Medienverlagen faire Bedingungen für den Zugang zu Suche gewährt, eine Verpflichtung, die sich aus dem Digital Markets Act ergibt.

Konkret geht es um Googles sogenannte „Site Reputation Abuse Policy“. Die Kommission hat Hinweise darauf gefunden, dass Google aufgrund dieser Richtlinie Webseiten von Nachrichtenmedien und anderen Verlagen in den Suchergebnissen herabstuft, wenn diese Inhalte von kommerziellen Partnern einbinden. Google selbst begründet diese Policy damit, Praktiken zu bekämpfen, die angeblich dazu dienen, Rankings in den Suchergebnissen zu manipulieren.

Die Untersuchung konzentriert sich darauf, wie diese Richtlinie auf Verlage angewendet wird. Das Problem dabei: Die betroffene Praxis ist für Verlage eine gängige und legitime Methode, um ihre Webseiten und Inhalte zu monetarisieren. Die Kommission befürchtet, dass Googles Vorgehen direkte Auswirkungen auf diese Einnahmequelle hat.

Teresa Ribera, Exekutiv-Vizepräsidentin für einen sauberen, gerechten und wettbewerbsfähigen Wandel, machte deutlich, dass digitale Gatekeeper nicht einfach Unternehmen einschränken dürfen, die auf ihre Dienste angewiesen sind. Die Sorge ist, dass Googles Richtlinien Nachrichtenverlage nicht fair, angemessen und diskriminierungsfrei behandeln. Gerade in einer schwierigen Phase für die Branche könnte das bedeuten, dass wichtige Einnahmen wegbrechen.

Ein von Google genanntes Beispiel anhand von Abnehmpillen.

Google zeigt sich wenig begeistert. Das Unternehmen hält die Ermittlungen für verfehlt und sieht die Qualität der Suchergebnisse für Millionen europäischer Nutzer in Gefahr. Google argumentiert, dass die Untersuchung jeglicher Grundlage entbehrt. Ein deutsches Gericht habe bereits eine ähnliche Klage abgewiesen und die Anti-Spam-Richtlinien des Unternehmens als rechtmäßig, angemessen und konsequent angewandt eingestuft. Die Spam-Bekämpfung sei schlichtweg notwendig, um betrügerische Praktiken zu unterbinden, die die Suchergebnisse verschlechtern würden.

Der Hintergrund der ganzen Geschichte liegt in einem Phänomen, das als „Parasite SEO“ oder „Site Reputation Abuse“ bekannt ist. Die Masche funktioniert so: Spammer zahlen seriösen Publishern Geld dafür, ihre Inhalte und Links auf deren Websites zu platzieren. Dabei nutzen sie das gute Ranking der Publisher aus, um Nutzer auf minderwertige Inhalte zu locken. Ein Beispiel wäre etwa eine zwielichtige Seite für Kurzzeitkredite, die eine angesehene Website dafür bezahlt, ihre Inhalte samt Links zu veröffentlichen. Google betrachtet dies als Spam, weil sowohl Nutzer als auch die Systeme denken, sie hätten es mit einer vertrauenswürdigen Quelle zu tun, während in Wahrheit ein Betrüger dahintersteckt.

Im März 2024 hat Google seine Anti-Spam-Richtlinien auf Basis eines langjährigen Prinzips aktualisiert: Eine Website darf nicht durch Bezahlung oder betrügerische Methoden ihr Ranking in der Suche verbessern. Würde man solche Praktiken tolerieren, könnten unseriöse Akteure Websites verdrängen, die auf qualitativ hochwertige Inhalte setzen. Das würde die Suche für alle verschlechtern.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.
Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht. Es besteht kein Recht auf die Veröffentlichung eines Kommentars.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Kommentar-Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.