FDP sieht die deutsche Gamesförderung in der Sackgasse

Die Bundesförderung für die Entwicklung von Computerspielen steht vor grundlegenden Herausforderungen. Seit ihrer Einführung zeigen sich wiederholt strukturelle Probleme bei der Mittelvergabe. Im Oktober 2022 musste die Antragsstellung erstmals gestoppt werden, da die verfügbaren Gelder aufgebraucht waren. Eine ähnliche Situation wiederholte sich im Mai 2023, als die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bereitgestellten 50 Millionen Euro bereits vollständig vergeben waren.

Der Bundesrechnungshof übte in seiner Prüfungsmitteilung vom Mai 2024 deutliche Kritik an der bisherigen Förderpraxis. Die Prüfer bemängelten insbesondere die fehlende Darlegung der Finanzierungskompetenz des Bundes. Sie empfahlen, künftig verstärkt auf rückzahlbare Darlehen zu setzen und die wirtschaftliche Situation der Antragsteller genauer zu prüfen.

Wir hatten neulich darüber berichtet, dass die Förderung von Computerspielen einen Neustart in Deutschland bekommt – allerdings zu deutlich geänderten Bedingungen. Diese neuen Bedingungen haben jetzt die FDP auf den Plan gerufen. Ihr gefallen die neuen Förderrichtlinien nicht.

Die neue Förderrichtlinie für 2025 sieht eine unter anderem folgende Änderung vor: Entwicklungskosten werden nur noch bei Projekten ab einem Volumen von 300.000 Euro unterstützt. Diese Regelung trifft die deutsche Spielebranche laut FDP an einer empfindlichen Stelle, da sie hauptsächlich aus kleinen und mittleren Unternehmen besteht. Die Anhebung der Mindestfördersumme könnte die Entwicklung des Spielestandorts Deutschland gefährden.

Eine von PricewaterhouseCoopers durchgeführte Evaluationsstudie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums kommt zu interessanten Schlüssen. Die Gutachter sprechen sich für eine Anpassung der Fördervolumina aus und empfehlen die Einführung eines steuerlichen Anreizmodells. Diese Empfehlungen stehen im Kontrast zur aktuellen Entwicklung der Förderrichtlinien, so die FDP.

Die deutsche Gamesbranche steht damit vor einem Wendepunkt. Die ursprüngliche Zielsetzung, Deutschland zu einem führenden Markt für Computerspiele zu entwickeln, scheint durch die neuen Regelungen gefährdet. Besonders kleine Studios und Start-ups könnten durch die erhöhten Mindestprojektvolumina von der Förderung ausgeschlossen werden.

Mal schauen, wie es da weitergeht und was geplant ist. Die FDP-Fraktion hat zum Thema eine Kleine Anfrage im Bundestag eingereicht, in 19 Fragen geht es rund um die Förderung, Ziele und zurückliegendes. Die Antworten dürften spannend werden – hoffentlich spannender als viele Spiele, die man in der Vergangenheit förderte.

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27 Kommentare

  1. Ich sehe die FDP in der Sackgasse……. SCNR…… der Aufmacher hat wirklich zur Steilvorlage gereicht…..

  2. Sorry aber warum soll überhaupt der Steuerzahler für etwas bezahlen was sich eigentlich in einer freien Marktwirtschaft behaupten muss oder eben nicht? Computerspiele gehören ja nicht gerade zur kritischen Infrastruktur wo es vielleicht noch Sinn macht.

    • André Westphal says:

      Das ergibt schon Sinn, weil die Menschen am Ende davon profitieren – etwa durch neue Arbeitsplätze und auch neue Steuern, die von den Unternehmen und ihren Beschäftigten gezahlt werden. Zumal eben auch andere Länder mit Subventionen locken, sodass da eine rege Konkurrenz um die Unternehmen und die Fachkräfte herrscht.

      Das muss man eben wie eine Investition sehen: Subventionen sind dann sinnvoll, wenn man vermutet langfristig mehr rauszubekommen, als man reinsteckt.

      • Was andere Länder machen ist egal, unsere Staatsausgaben steigen ins unermessliche und bezahlt werden die Subventionen mit mehr Schulden und gedrucktem Geld. Da sollte die FDP ran, zur Nachschulung gerne auch mal nach Argentinien zu Milei gehen. Und die wirklichen Fachkräfte gehen nicht da hin wo es mehr Subventionen gibt sondern da hin wo weniger Steuern zu wesentlich mehr Geld im Geldbeutel führen. Innovative unternehmen brauchen keine Subventionen, sie brauchen gute Rahmenbedingungen.

        • >> Innovative unternehmen brauchen keine Subventionen, sie brauchen gute Rahmenbedingungen.

          Diesen Satz würde ich unterschreiben. Was der deutschen Wirtschaft in nahezu allen Bereichen fehlt, sind echte Unternehmer. Menschen, die tatsächlich etwas unternehmen und sich nicht in die aus Subventionen gehäkelte Hängematte fallen lassen.

        • André Westphal says:

          Ja, und Subventionen sind nunmal Teil guter Rahmenbedingungen, das zeigen auch andere Länder haargenau so.

        • „Innovative unternehmen brauchen keine Subventionen, sie brauchen gute Rahmenbedingungen.“

          Erzähl das Firmen wie Tencent und Co die massiv mit Staatsgeld gepusht werden und dann auch im Endeffekt ihre Politik nach außen tragen.

          Wie will eine kleine deutsche Gamesbude, gerade wenn sie noch im Aufbau ist, dagegen bestehen?

          Guck dir an was staatlich subventionierte chinesische Firmen mit unserer Solarbranche gemacht haben? Das waren aber schon“erwachwachsene“ firmen mit funktionierendem geschäftsmodell. Regelrecht vom Markt gepustet.

          Subventionen von Wirtschaftszweigen und Unternehmen, in kalkuliertem Maß, sind gut. Vielmehr sollte man doch mal hinschauen wo eigentlich das ganze Geld, das der Staat einnimmt, versickert. Beispiel Gesundheitssystem: andere Länder bezahlen wesentlich weniger für bessere Leistungen! Brauchen wir 300+ gesetzliche Krankenkassen und die Privaten dazu? Solche fragen kann man in vielen Bereichen stellen.

          Aber Wirtschaftsförderung, gerade das sollte man machen wenn sich abzeichnet auch eine rendite zu bekommen.

      • >> Subventionen sind dann sinnvoll, wenn man vermutet langfristig mehr rauszubekommen, als man reinsteckt.

        Gibt es eigentlich Zahlen, ob sich die Gamesförderung bisher positiv auf das Bruttosozialprodukt ausgewirkt hat?

        Finanz- und Wirtschaftspolitik auf der Basis von Vermutungen verbietet sich m. E. in Zeiten wie diesen. Wäre ja so, als würde die AfD uns erklären, „Wir vermuten, dass es Deutschland und der deutschen Wirtschaft viel, viel, besser geht, wenn wir alle Ausländer rauswerfen und keine neuen mehr hereinlassen.“

    • Hallo Roberto, hervorragend und ganz meiner Meinung.
      Gefördert gehören Dinge die der Daseinsvorsorge dienen, angefangen von Sicherheit über Bildung bis hin zu gefördertem Wohnraum, bezahlbarer Energie, sicherer Kommunikation und vielen anderen Dingen.
      Spielen ist privatvergnügen. Es produziert nichts, schafft keine neuen Werte . Das hat es mit Dingen wie Tabakrauchen oder Alkoholkonsum gemein.
      Ja im Rahmen der gesetzlichen Bedingungen soll jeder zocken, rauchen und saufen dürfen. Aber das sollte nicht aus öffentlichen Mitteln gefördert werden.Und wenn jetzt jemand daherkommt und sagt: Bibliotheken werden doch auch gefördert – ja Lesen bildet. Auch ein Opern- oder Konzert- oder theaterbesuch, selbst wenn es Boulevard ist, ist Teil unserer Kultur und damit förderungswürdig.
      Aber es wird ja auch kein Helene-Fischer-Konzert öfffentlich gefördert. Warum dann Gaming?

      • André Westphal says:

        Dein Vergleich hinkt hinten und vorne. Zunächst einmal wird Musik ja auch gefördert, wie du selbst einräumst. Gaming ist ebenfalls eine Kunstform, genau wie Musik, Filme oder Bücher. Es ist eben nur ein jüngeres und interaktives Medium. Und natürlich schafft die Gaming-Industrie Werte – massiv sogar. Dir ist vielleicht nicht bewusst, dass das jährliche Umsatzvolumen der Gaming-Branche viel größer ist als der Film- und Musikindustrie zusammengenommen?

        Man muss Gaming nicht mögen, es handelt sich aber um einen wichtigen Wirtschaftszweig, bei dem Deutschland aktuell sehr hinterherhinkt. Da wäre es schon sinnvoll, bessere Rahmenbedingugnen für die Ansiedlung und das Halten von Entwicklerstudios zu schaffen. Zumal IT-Fachkräfte aus dem Gaming-Bereich natürlich auch in anderen Branchen begehrt sind, sodass sich positive Synergieeffekte ergeben können.

        • Hallo Andre, „Und natürlich schafft die Gaming-Industrie Werte – massiv sogar. “ – meine ersten sätze im Bezugs-Beitrag sprachen von Förderung von Investitionen für Daseinsvorsorge.
          Also wohnen Leute im Game, Autos fahren auf Gaming-Straßen, oder durch Gaming werden neue Schulen gebaut?
          Die Verbleiche mit anderen Unterhaltungsmedien habe ich erst an zweiter oder sogar dritter Stelle gebracht, sie waren also nicht zentral für meine Argumentation.
          Vorher kamen noch andere „privatvergnügen“ wie Rauchen oder Trinken als dinge die nicht öffentlich gefördert werden.
          Öffentliche Gelder sind nicht unendlich vorhanden.
          Solange es Menschen gibt die Sozialwohnungen suchen, Schulräume die renoviert werden müssen oder eben Bibliotheken die schließen müssen weil sie von den kommunen nicht mehr mitfinanziert werden, verbietet sich m. E. öffentliches Geld in die Spiele-Entwicklung zu stecken.
          Ist schön wenn man Computer-Spiele hat, aber es macht weder satt noch hat man davon ein bezahlbares Dach überm Kopf.
          Nach der nächsten Wahl wird es massiven Sozial-Abbau geben – und dann wird hier über mehr Geld für Computer-Spiele geredet?
          sorry, fehlt mir jedes Verständnis für.
          Panem et circenses – erinnert mich an den Untergang des römischen Reiches – nur daß manche menschen für Pane schon zur Tafel müssen.

      • Hallo Andreas,

        leider stimmt Deine Argumentation nicht, da Tabakanbau in der EU über Jahre subventioniert wurde, auch in Deutschland gab es Subventionen für Tabakanbau.

        Unabhängig davon stimme ich Dir aber zu, die Spielebranche sollte nicht subventioniert werden.

        Etwas wie ein Helene-Fischer Konzert wird auch öffentlich gefördert. Düsseldorf hat beispielsweise für Herbert Grönemeier und für Madonna auf die Mietezahlungen für die Arena verzichtet.

    • Erster Satz/Frage kannst du quasi für jede Förderung stellen. Das sollte man auch tun. aber bei 50 Millionen halten sich die Ausgaben begrenzt. da gibt es andere sinnvollere Stellschrauben. meine Meinung

  3. „Deutschland zu einem führenden Markt für Computerspiele zu entwickeln“

    Mit 50 Millionen Förderung. HA-HA-HA

    • Hochpreisige Spielproduktionen gehen leider nicht immer mit hoher Qualität und Spielspaß für die Spiele einher. Manchmal enttäuschen sie trotz großer Budgets und Erwartungen.

  4. Anstatt sich um die Gamesförderung zu kümmern, sollten die politischen Parteien sich lieber um die ins Unermessliche steigenden Sozialabgaben, die Kriegstüchtigkeit, den Wohnungsmangel und den Arbeitskräftemangel kümmern.

    In einem Land, in dem die sozialen Probleme immer größer werden, sollten solche Spielereien, wie die Gamesförderung, ganz weit unten auf der Agenda stehen.

    • @Mr. T

      Es steht jedem frei in eine Partei einzutreten und sich politisch zu engagieren. Immer nur meckern und selbst nichts tun ist sowas von……traurig.

      • Nein ist es nicht. Politik wimmelt von Profis, also Anwälten, die sich am möglichst langen Streit anderer gesundverdienen. Die ziehen dich und mich auf ihr Niveau und dann haben wir keine Chance mehr.

      • @Horst
        Was macht dich so sicher, dass ich kein Parteimitglied bin und mich nicht politisch engagiere?

        Ich habe in meinem Kommentar dargestellt, um was sich die politischen Parteien vorrangig kümmern sollten. Das ist weit entfernt, von „immer nur meckern“.

    • Audionymous says:

      So ist es. Wir haben genug andere Probleme die schnell gelöst werden müssen!

  5. Sinnvoller wäre es das Geld in die maroden Schulen zu investieren!

    • So wie das Geld für die Gamesförderung, von dem eigentlich gar keine Rede ist, weil es erst mal um die Förderrichtlinien geht, muss auch das Geld für die Sanierung maroder Schulen irgendwo herkommen. Solange die Rahmenbedingungen nicht verbessert werden und die Bürokratie, die die Wirtschaft ausbremst., nicht drastisch verringert wird, werden sämtliche Fördergelder verpuffen.

  6. FDP blilliges Wahlkampfmanöver für junge Leute die noch keinen Porsche fahren.
    Mehr nicht , hoffe sie droppen ihre 4% nach unten.

  7. Wenn ich die Kommentare hier und in Kommentarfunktionen anderer Seiten lese, und auch berücksichtige, wie in den letzten Monaten die Gespräche im Freundes- und Bekanntenkreis laufen, bemerke ich eine universelle Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik. Und zwar unabhängig davon, in welchem politischen Lager sich die Personen heimisch fühlen.
    Ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert und man sich wieder über Dinge wie diese Förderung unterhalten kann, ohne ins Politische abzudriften. Und ja, mir ist klar, dass ich mit diesem Kommentar keinen Deut besser bin 😉

    • Ich unterstreiche das, was du sagst und sehe das zu 100% wie du…es ist einfach nur noch müßig geworden. Am schlimmsten finde ich allerdings, wie unreflektiert viele an Themen herangehen. Es wird stattdessen lieber gepoltert….

  8. Ich finde, es gibt wesentlich wichtigere Themen, mit denen sich die FDP beschäftigen sollte. Ausgerechnet ein „weiteres Fass aufzumachen“ für Subventionen passt nicht zur FDP.

  9. Ich hätte auch einen Vorschlag für die Gegenfinanzierung.
    Die in Rechnung gestellten Polizeieinsätze bei Fußball-Hochrisikospiele könnten doch hier verwendet werden.
    nur mal so um die Ecke gedacht.

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