Facebook sperrt Entwickler von „Unfollow Everything“ von seinen Plattformen aus

Facebook verdient sein Geld mit Werbung. Je länger ihr das soziale Netzwerk täglich nutzt, desto mehr Werbung von Partnern kann man euch präsentieren. Somit hat das Unternehmen ein erhebliches Interesse daran, dass ihr möglichst oft und möglichst lange auf der Plattform verweilt. Deswegen gibt es unter anderem den News-Feed, der Neuigkeiten eurer Freunde, Gruppen und Pages bündelt. Mit der Browser-Erweiterung „Unfollow Everything“ ließ sich dort aufräumen. Das passte Facebook nicht und so schaltete man die Macht der Anwälte ein und verbannte den Entwickler auf Lebenszeit aus Facebook und Instagram.

So reichte man dem Entwickler eine Unterlassungserklärung. Er solle nie wieder Tools entwickeln, die mit Facebook oder den anderen Diensten des Unternehmens interagieren. Außerdem wurden seine Instagram- und Facebook-Konten dauerhaft gesperrt. „Unfollow Everything“ tut dabei im Wesentlichen Folgendes: All euren Freunden, Gruppen und Pages wird entfolgt. Das heißt, ihr bleibt z. B. Freunde, erhaltet aber nicht mehr automatisch im News-Feed all ihre Posts. Vielmehr wird euer News-Feed leer bleiben, wenn ihr niemandem mehr folgt.

Das gefällt Facebook weniger, denn der News-Feed ist es, der Nutzer anlockt, die Übersicht zu behalten. Gerade dort bringt man seine Werbung unter. Ich selbst schaue dort ohnehin nie hinein, da es mich schlichtweg nicht interessiert, was Kumpel XY gestern zum Frühstück gegessen hat oder wessen Katze letzte Nacht schlecht gepennt hat. „Unfollow Everything“ ist da aber eben auch eine Chance, ohne viel manuelles Gefummel erst einmal allem zu entfolgen und nur das in den Feed zu holen, was einen aktiv interessiert – vielleicht etwa die eine Gruppe, in der es doch ab und an Neuigkeiten gibt.

Gut kann so eine Maßnahme auch für diejenigen sein, denen es an Selbstkontrolle fehlt – ist der News-Feed einmal geöffnet, geht das Gescrolle los. Über das komplette Entfolgen kann man der Versuchung vorbauen. Natürlich könnte man auch manuell allem und jedem entfolgen, das kann aber je nach Freundesliste und Gruppen viel Arbeit bedeuten. Da war „Unfollow Everything“ sicher für den ein oder anderen eine hilfreiche Option. Der Entwickler hat das Tool jedoch nun entfernt. Ein womöglich kostenintensiver Rechtsstreit mit Facebook sei für ihn realistisch gesehen einfach nicht zu stemmen. Darum komme er der Aufforderung des Unternehmens nach.

Auch eine Universität, die „Unfollow Everything“ für Studien nutzte, guckt nun in die Röhre. Der Entwickler bemängelt, dass anhand solcher Beispiele klar werde, dass Facebook an den Bedürfnissen der Nutzer kein ernsthaftes Interesse habe. Es gehe eben nur darum, die maximalen Einnahmen aus jedem Benutzerkonto zu pressen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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23 Kommentare

  1. Spitzt sich alles zu aktuell. Apple vs. Epic, Facebook zeigt immer mehr das Gesicht, was viele nicht wahrhaben wollten… hoffentlich ändert sich auch mal was dadurch. Aber die Menschheit nimmt ja irgendwie alles einfach stoisch hin.

    • „Aber die Menschheit nimmt ja irgendwie alles einfach stoisch hin.“ Diese Verallgemeinerungen sind doch Quatsch mit Soße. Mag ja sein, dass dich das empört. Mich interessiert es aber überhaupt nicht, ob „Unfollow Everything“ gesperrt wird und ob das gerade jemand für Studien nutzt.

      • Also nimmst du es ja irgendwie einfach stoisch hin, Desinteresse ist auch eine Form davon.

        • Genau diese Verallgemeinerung meine ich.

          Eine Definition von „hinnehmen“: „eine Aussage, Handlung oder ein Ereignis von negativer Natur akzeptieren, dulden oder sich dem widerspruchslos fügen“. Siehe https://de.wiktionary.org/wiki/hinnehmen

          Zwischen stoisch hinnehmen und es interessiert mich einfach gar nicht ist ein großer unterschied.

  2. Scharmer Manuel says:

    Eigentlich müsste man Facebook „zwingen“ genau ein solches Feature , gut sichtbar einzubauen

    • Das Groteske ist ja, dass diese Heuchler von Facebook zumindest für die Öffentlichkeit so tun, als ob sie ihre Opfer „schützen“ wollten. Gerade erst heute gab’s hier im Blog eine Meldung dazu:

      „Facebook und Instagram wollen sich ihrer Verantwortung gegenüber Teenagern stellen“

      Genau so geheuchelt wie von Apple, die sich als nachhaltige Firma verkaufen wollen, aber in Wirklichkeit eine Armee von Juristen und Lobbyisten in zahlreichen Ländern beschäftigen, die das „Recht auf Reparatur“ verhindern sollen.

  3. Die Aktion von FB ist wenig überraschend. Und auch wenn der Entwickler im Recht ist und einen Prozess gewinnen könnte, ist klar das für Ihn es unmöglich ist gegen einen milliardenschweren Konzern und dessen Anwaltsarmee anzutreten.
    Die Prozesskosten dürften ihn ruinieren bevor irgendein Richter überhaupt eine Aktennotiz liest.
    Aber da sieht man wieder leider sehr deutlich die Defizite des Rechtssystems. Große Konzerne können sich das Recht „kaufen“. Allein dadurch das man dem Gegner es finanziell untragbar macht einen Prozess durchzustehen.
    Und ja, bei Facebook ist der Nutzer die Ware. Das sollte aber keinen mehr überraschen.

    Aber insgesamt gesehen zeigt doch der Vorgang wie nervös FB mittlerweile ist, wenn sie schon mit ihren Anwälten auf einen kleinen unbedeutenden Entwickler lostreten. Das Gespenst der drohenden Zerschlagung ist immer noch präsent.

  4. Nicolai Krasny says:

    Ich verstehe die Aufregung nicht. Jedem sollte klar sein, dass man die Features von fb genau so bezahlt. Wenn man jetzt quasi umsonst den Dienst nutzt, dann kriegt man halt auch nichts.

    Du gehst doch auch nicht zum Bäcker, nimmst die Brötchen und sagst „geld/Währung ist für mich kein geeignetes Mittel zum Ausgleich“ und gehst dann ohne zu bezahlen.
    Und wenn die jemand sagt „hey guck mal, wenn du dieses Werkzeug (zb ne Waffe) nutzt, dann bekommst du immer umsonst an Brötchen“

    • Naja, der Unterschied ist, dass du bei Facebook das alles auch händisch so einstellen kannst (sehr mühsam). Das Tool macht dies nur automatisiert (sehr schnell und einfach).

    • Das ist das Problem mit Vergleichen, sie hinken. Ich versuche es daher auch einmal. 😉

      Es ist eher so, als zahle man für den Aufenthalt in der Bäckerei nach Minuten. Und zusätzlich natürlich noch die Brötchen, welche man mitnimmt.

      Jedes Mal, wenn man die Bäckerei betritt, wird man erst einmal gefragt, ob man die Brötchen haben will, die man schon einmal gekauft hat. Erst wenn diese Fragerunde durch ist, darf man seinen eigentlichen Wunsch äußern. Kauft man schon länger bei diesem Bäcker ein, wird man also im Zweifelsfall das halbe Sortiment aufgezählt bekommen, bevor man selber etwas sagen kann. Für Dich als Käufer hat das keinen Vorteil, die Bäckerei bekommt jedoch immer mehr Geld, je länger Du in der Bäckerei stehst und Dir dieses Gefasel anhörst.

      Und die Option „frag mich nicht nach früheren Einkäufen“ gibt es nicht. Deshalb stimme ich den Stimmen zu, die das Bannen des Entwicklers und seiner Funktion als kundenunfreundlich anprangern. Und natürlich geht es Facebook nur um (deren) Geld, was denn sonst?

    • Mark Bender says:

      Was ein Unsinn. Wer Facebook nutzt zahlt automatisch mit seinen Daten und mit der Gabe selbstständig zu denken!

      Zwischen den „News“ deiner „Freunde“ wird nämlich regelmäßig Propaganda geschaltet wie z.b. zum befreienden und solidarischen Pieks! Beiträge die starke Nebenwirkungen oder sogar Tode des Pieks aufzeigen werden hingegen zensiert. So werden treue Untertanen erzogen ohne das diese es vorerst bemerken.

      • Komisch, ich bekomme nie „Pieks-Propaganda“ vom Algorithmus vorgesetzt – ich vermute da einen Zusammenhang mit den Seiten und Gruppen, die ich üblicherweise besuche bzw die ich ignoriere.
        Aber gut, ich hatte auch noch nie Nebenwirkungen nach einer Impfung gegen irgendwas.

        Bei so einem Kommentar frage ich mich allerdings, ob du nur „Erfahrungen“ verbreitest, die du vom Hörensagen kennst oder ob du nach der Nutzung von FB auch nicht mehr selbständig denken kannst – was wiederum die Frage aufwirft, wie du zu dem „Wissen“ gelangt bist, das du hier propagierst…….

  5. Peter Peters says:

    Betrifft zwar Google und nicht Facebook aber schaut mal die Serie „The Billion Dollar Code“. Da kriegt man einen guten Einblick, wie seriös die größten Techfirmen aus Amerika so sind.

  6. Facebook hat es damals geschafft mich vom alltäglichen Verwenden zu vergraulen, als sie meinten mich zu entmündigen. ICH weiß am besten was ICH sehen will. Wenn ich eine Seite mit „Gefällt mir“ anklicke und denen folge, möchte ich ALLE neuen Beiträge von dieser Seite in chronologischer Reihenfolge sehen. Genau so wie sämtliche Posts auf den Profilen von Freunden. Was ich nicht will ist eine Auswahl die Facebook erstellt, in wirrer Anordnung.

    Als Facebook das damals umgestellt hat, ich weiß nicht mehr wie lange es her ist, könnten schon gut 10 Jahre sein, habe ich fast komplett das Interesse verloren und nur noch alle paar Tage mal reingeguckt, was immer weniger wurde.

    Als sie dann irgendwann den Newsfeed so umgebaut haben dass man gar nicht mehr nach „Neuste zuerst“ sortieren konnte, war ich dann weg. Seitdem gucke ich alle paar Monate mal rein. Die Apps habe ich schon seit 7 Jahren oder so deinstalliert.

    Was mich auch immer sehr gestört hat war, dass wenn ich auf Facebook-Seiten unter Beiträgen etwas kommentiert habe oder auch nur „Gefällt mir“ angeklickt hatte, dass all meine Kontakte dies gesehen haben. Dadurch war ich total gehemmt irgendwo etwas zu kommentieren oder liken.

    Dennoch bin ich noch immer der Meinung dass das grundsätzliche Konzept von Facebook toll ist, wäre da nicht ein geldgeiler gewissensloser Großkonzern dahinter und ein mutmaßlich soziopathischer Chef. Bis 2012 oder so war Facebook einfach nur toll. Man hätte es einfach dabei belassen sollen und sich mit ein paar hundert Millionen Dollar gewinn zufrieden geben sollen. Börsenstart war ebenfalls Mist und nicht hilfreich.

    Ich frage mich ja ob StudiVZ und SchulerVZ heute wieder eine Chance haben könnten, mit guter Förderung aus EU-Mitteln und Marketing und mit Influencer- und Werbeverbot. Als deutsche/europäische Alternative zu Facebook und Instagram.

    • Genau so ist es mir auch ergangen! Seit dem schaue ich 1-2 x im Jahr rein und stelle fest, ich habe rein nichts verpasst.

    • Word! Geht mir fast genau so! Da merkt man auch wie etwas „kaputtoptimiert“ werden kann. Mein Interesse geht gegen Null mittlerweile.

    • Ich schaue auch seit ein paar Jahren nur noch kurz nach meinem Geburtstag einmal auf Facebook rein und bedanke mich für Glückwünsche. Der von dir zuerst angesprochene Punkt, dass ich nicht das zu sehen bekomme was mich interessiert, sondern das von dem FB meint, dass es mich interessiert, macht es vollkommen unbenutzbar.

  7. Falls das Tool noch jemand nutzen will: Facebook muss auf englisch eingestellt werden. Dann klappts.

  8. So einfach ist das ganze nicht.

    Gefühlt ist der Entwickler im Recht. Er hat das Tool nachgeliefert, das Facebook nicht liefert. Top.

    Er hat damit aber nunmal klar gegen die von ihm abgenickten Geschäftsbedingungen verstossen. Er hat ein Tool entwickelt, welches automatisiert auf Facebook-Ressourcen zugreift. Und das ist verboten, und zwar aus gutem Grund.

    Automatisierte Zugriffe sind in der Webentwicklung heutzutage ein großes Problem. Ich habe oftmals Tage damit verbracht, Webapplikationen gegen schlecht programmierte automatische Zugriffe abzusichern. Das ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt („sperrt doch einfach die IP aus!“), und es ist eine asynchrone Problematik: Der „Angreifer“ hat überhaupt keinen Kummer mit seinem Bot, das „Ziel“ wird komplett gegen die Wand gefahren.

    Hier hätte ich mir mehr Augenmaß von Facebook gewünscht, aber das ist hier kein einfaches „Gut gegen Böse“.

  9. Ich kann es schon verstehen, dass ein Konzern dagegen vorgeht, dass man ihm seine Geschäftsgrundlage nimmt. Und das würde jeder andere hier, vor allem die, die jetzt am lautesten dagegen wettern, ganz genauso machen.

    • Das ist in meinen Augen eine völlig falsche und viel zu pauschale Behauptung.

      Erstens geht es darum, dass Facebook nicht kein Geld, sondern mehr Geld verdienen will. Und zweitens halte ich es für falsch, jeder Person hier zu unterstellen, dem amerikanischen Turbokapitalismus zu frönen. Zumal eine stärkere Kundenorientierung durchaus auch zu mehr Umsatz bzw. höheren Gewinnen führen kann. Es ist lediglich eine andere Firmenphilosophie.

  10. Ich guck mir den Newsfeed gar nicht mehr an, seitdem Facebook überall aggressiv Werbung schaltet und bei Instagram schau ich nur den ersten Post und scrolle auch nicht mehr runter. Ich sehe mir den Status bei Instagram nur an solange keine Werbung kommt. Kommt Werbung, mach ich auch. Facebook hat ein sehr aggressives zerstörerisches Verhalten was Kontakte pflegen auf Social Media angeht weil sehr aggressiv geworben wird. Facebook tut auch einiges, um die Leute zu größeren Profilen zu locken, wo dann wie bei Facebook, die Kultur auf der Platzform zerstört wird, indem man nur noch über Politik redet und sonstigen Mist.

    Facebook ist für mich die Ausgeburt der Hölle.

  11. Es ist traurig wie Facebook die Menschheit beeinflusst. Viele nehmen es sogar schlichtweg hin, aus Angst etwas zu verpassen.
    Andere Baustelle: Wenn Facebook WhatsApp tatsächlich für Werbung heranzieht, wäre es auch einigen egal, weil „WhatsApp nutzt schließlich jeder“.

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