Engwe L20: Komfortables Step-Through-E-Bike im Test

Mein täglicher Weg zur Arbeit umfasst 8 Kilometer hin und natürlich auch wieder zurück. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mein Auto verkauft, weil ich mich dazu entschieden habe, den Arbeitsweg ausschließlich per Rad, oder wenn das Wetter es verlangt per ÖPNV, zu bestreiten. Seitdem bin ich mit einem E-Faltrad unterwegs. Der chinesische Hersteller Engwe hatte mir nun als Alternative das aktuelle E-Bike-Modell „L20“ angeboten.

Hierbei handelt es sich um ein Modell mit niedrigem Einstieg. Der Akku ist herausnehmbar, aufrecht hinter der Sattelstange platziert. Geliefert wird das 34 kg schwere L20 in meinem Fall in der Farbe Avocado-Grün – in einem üppigen Karton. Jedes Bauteil ist gepolstert verpackt. Das erschwert zwar das Auspacken des E-Bikes, aber beim Thema „sicher verpackt“ möchte ich mich keineswegs beschweren. Reichlich Müll für den gelben Sack fällt natürlich dennoch an, das muss einem da einfach bewusst sein. Das E-Bike für den rein umweltschonenden Aspekt funktioniert hier also schon einmal nicht.

Im Lieferumfang ist neben dem Rad auch noch ein Korbgestell für den Lenker enthalten. Ebenfalls dabei sind die Frontleuchte sowie alles Werkzeug, das für die Montage des L20 benötigt wird. Das notwendige EU-Zertifikat kann die europäische Version natürlich auch vorweisen.

Spezifikationen:

  • Material: Aluminiumlegierung
  • Reifengröße: 20 x 4,0 Zoll (Ballonreifen)
  • Motor: 250 W bürstenloser Motor
  • Drehmoment: 50 Nm
  • Batterie: 48V 13Ah Lithium-Ionen-Akku
  • Maximale Geschwindigkeit: 25 km/h
  • Maximale Reichweite: 140 km (abhängig von Fahrergewicht und Straßenverhältnissen)
  • Ladedauer: 6,5 Stunden
  • Bremsen: 160 mm Scheibenbremse vorne und hinten
  • Gänge: 7 Shimano-Gänge
  • Gewicht: 34 kg
  • Aufhängung: Gabelfederung
  • Kompatibilität: Fahrergröße 1,50 bis 1,80 Meter
  • Nutzlast: 120 kg
  • LED-Beleuchtung vorne und hinten
  • LCD am Bordcomputer
  • Preis: 1.029 Euro

Falls ihr Interesse am Rad oder anderen Modellen haben solltet und zumindest noch ein paar Euro sparen wollt, hat Engwe noch zwei Rabattcodes für euch:

  • DeliaKOL30OFF – 30 Euro Nachlass auf das EP-2PRO, C20 PRO, T14, S6 P26
  • DeliaKOL50OFF – 50 Euro Nachlass auf das ENGINE PRO, ENGINE X, X26, X24, X20, M20, M20 (dual battery version) L20

Den Aufbau hatte ich nach gut einer Stunde hinter mir. Anders als von dem einen oder anderen E-Bike aus China gewohnt, ist die Verarbeitung des L20 hochwertig. Alles wirkt sehr robust. Selbst die meisten Schweißnähte sind ordentlich und sauber lackiert. Ein großes Aber habe ich aber leider dennoch zu vermelden. Der einklappbare Sattel (um den Akku zu entnehmen) mitsamt seiner Sattelstange weist auf der Rückseite eine Skalierung auf, anhand derer man erkennen kann, wie weit sich die Sattelstange je nach Fahrergröße herausziehen und befestigen lässt.

Mit meinem knapp 1,89 Metern Körpergröße bin ich zwar etwas größer als der Hersteller es empfiehlt, die 120 kg Nutzlast überschreite ich aber nicht. Umso kurioser ist es, dass ich die Sattelstange noch so fest arretieren kann, nach spätestens 10 Minuten Tour sitze ich wieder in Chopper-Fahrer-Manier mit dem Sattel direkt auf dem Rahmen auf.

Selbst durch eine zusätzliche Schelle am Sattelrohr lässt sich dieses Problem nicht beheben. Ob es dennoch an meinem Gewicht liegen kann, wollte ich herausfinden, indem ich meine Frau das Rad Probefahren schickte. Jene wiegt knapp die Hälfte von mir, hatte aber dennoch mit denselben Problemen der Sattelstange zu kämpfen.

Hier muss dann entweder die Stange getauscht werden oder aber man überlegt sich, den Hohlraum unter dem Rohr mit einem anderen Rohr „aufzufüllen“ – alles keine Ideallösungen. Vielleicht habe ich hier aber auch einfach nur ein Montagsgerät erwischt und alle anderen L20 da draußen haben dieses Problem nicht?

Für mich, mit meinen 38 Lenzen, ist der niedrige Aufstieg sehr angenehm. Da muss ich das Rad nicht erst besonders weit kippen oder mein Bein sonst wie weit hochreißen, um aufzusteigen. Selbst mit meiner Körpergröße kann ich auf dem L20 noch angenehm gerade und mit einigermaßen gestreckten Beinen sitzen und fahren. Mein nicht motorisiertes City-Rad bietet hier zwar noch etwas mehr „Beinfreiheit“, das hat aber auch eine normale Höhe.

Dass mir das Fahren mit dem L20 nicht weiter auf die Knie geht, liegt am wirklich fabelhaft funktionierenden Motor. Doch dazu komme ich gleich.

Die Federung des L20 funktioniert gut, das kannte ich vom Falt-E-Bike gar nicht mehr. Klar, die Ballonreifen federn an sich schon eine Menge weg, doch mit dem L20 fallen auch tiefere Schlaglöcher auf dem Feldweg oder niedrige Kantsteine an Gehwegen nicht weiter ins Gewicht.

Apropos Gewicht: Die 34 kg des E-Bikes sind bergauf, sollte man mal nicht damit fahren, sondern schieben, schon recht behäbig zu bewegen. Als kleinen Kniff hat der Hersteller dafür ein Feature integriert, welches sich über den Fahrradcomputer aktivieren lässt. Dazu hält man bei aktiviertem Computer die „-„-Taste für wenige Sekunden gedrückt und schon rollt das Rad mit steten 4 bis 6 km/h neben euch her. Das erleichtert dann natürlich das Vorankommen enorm.

Ansonsten sind am Computer noch zwei weitere Tasten zu finden: eine zum Ein- und Ausschalten sowie zur Minus- noch eine Plus-Taste, damit sich durch die 5 Unterstützungsstufen sowohl hoch- als auch herunterschalten lässt. Hält man die Plus-Taste für 2 Sekunden gedrückt, dann aktiviert man das LED-Licht vorne und hinten am Rad. Selbiges deaktiviert das Ganze dann auch wieder.

Natürlich lassen sich im Computer Anpassungen der Grundeinstellungen vornehmen, doch das war für mich nicht notwendig. In den Stufen 1 bis 3 fallen mir persönlich keine Unterschiede auf, Stufe 4 hebt die Unterstützung dann auf 18 bis 20 km/h an und Stufe 5 dann auf bis zu 25 km/h. In meinem Fall habe ich dauerhaft Stufe 5 im Einsatz, komme damit schnell vom Stand aus los. Dabei fiel mir positiv auf, dass der Motor hier direkt mithilft, ich also nicht erst wenige Meter treten muss, bis ich Unterstützung bekomme. Zudem arbeitet jener äußerst leise.

Damit stellte sich für mich ein sehr konstant angenehmes Fahrgefühl ein, sodass ich den Arbeitsweg tatsächlich gar nicht mehr großartig als Belastung wahrnehme, stattdessen eher Spaß an der Route habe. Klingt banal, macht aber schon einiges aus, wenn man täglich bei Wind und Wetter unterwegs ist. Wenn da das Rad zwischendurch die Fahrt erschwert, ist die Laune morgens direkt bei null.

Bis auf das erwähnte Problem mit meiner Sattelstange zeigt sich das L20 hier also absolut von seiner besten Seite. Die Beleuchtung ist ebenfalls sehr gut, weil eben auch breit ausleuchtend. Heißt, man sieht gerade in den dunklen Herbst- und Wintertagen immer noch sehr viel vom vor sich liegenden Weg, hinter mir kann ich sicher sein, dass man das rote LED-Rücklicht sehr gut wahrnehmen kann.

Der Hersteller verspricht bis zu 140 km Reichweite, das natürlich bei besten Voraussetzungen. Über jene brauchen wir an dieser Stelle nicht weiter lamentieren, diese sind im Grunde überhaupt nicht zu erreichen. Wenn ich aus den letzten Ladezyklen berichten sollte, dann würde ich hochrechnen, dass ich (1,89 m, 110 kg Gewicht + Gepäck, kaum Steigungen, norddeutsches Wetter im Gesicht) mit einer Akkuladung knapp 90 km auskommen würde, wenn ich nicht dauerhaft auf Stufe 5 herum gurke. Nach 6,5 bis 7 Stunden ist der Akku wieder von 0 auf 100 % geladen.

Mit Blick in die Garantiebestimmungen von Engwe wird klar, dass auch beim L20 das gleiche Verfahren ansteht, wie es mit vielen E-Bikes aus China und Co. der Fall ist, wenn jene mal eine Reparatur benötigen. So steht kein direkter Kundendienst vor Ort zur Verfügung. Das Rad muss zur Not an einen vom Hersteller benannten Reparaturdienstleister versandt werden – meist per Spedition. Das sollte mittlerweile jedem klar sein, der sich so ein Rad nicht beim lokalen Händler kauft.

Das Engwe L20 ist, bis auf das von mir genannte Problem mit der Sattelstange, ein rundum gelungenes Gesamtpaket, das für einen Preis von aktuell rund 1.030 Euro ein absolut faires Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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11 Kommentare

  1. Seltsam das keine der anderen Reviews zum Bike bei anderen Channels, u.a. YT keiner der Tester ein Problem mit der Sattelstange hatte. Das ist doch ein geschlitztes Rohr in das die Sattelstange eingeführt wird. Schau doch mal, ob die Klemmung ohne Sattelstange überhaupt das geschlitzte Rohr zusammendrückt, vielleicht ist da ja noch irgendwo ein Fehler. Diese Klemmung igbt es ja bei ganz vielen Herstellern und funktioniert normalerweise einwandfrei.

  2. Probier reichlich Carbon Montagepaste an Sattelstütze & Sitzrohr anzubringen.
    Die ist mit kleinen Partikeln versehen, die die Reibung erhöhen.
    Ist ein ärgerliches Problem, kommt aber selbst bei hochpreisigen (Renn-)Rädern vor.

    Grüße

  3. Paste an die Sattelstange (gibts für carbone usw)

    PS Ein Rad kauft man vor Ort, wenn man nicht weiss, wie man es repariert 😉 Da geht man zum Händler und der hilft. Service 😉

  4. Ich kenne Falträder in der Form, das man sie eben falten kann und dann relativ problemlos mit in der Bahn transportieren kann. In Großbritannien gibt es dort ja richtige Fächer für solche Räder.

    Aber mit 34 kg dürfte das Tragen zu einem ziemlichen Kraftakt werden. Das ist doch nicht tragbar!

  5. 34 Kg und diese Reifen. Da dar der Akku nicht leer werden.
    Ist von der Energieeffizienz der SUV unter den Fahrrädern 🙂

    • „SUV unter den Fahrrädern“ dachte ich jetzt auch. Wo ist der Vorteil in diesen winzigen Walzenrädern?

    • 34 Kilogramm für ein Faltrad finde ich schon brutal. Mein Nevo von Riese & Müller kommt ja nicht einmal auf die 30 Kilogramm. Und das ist deutlich weniger kompakt.
      Und das Nevo gilt halt auch eher als SUV im E-Bike-Bereich. Da gibt es durchaus auch leichtere Alternativen inzwischen. Wobei das ein Päckchen halt nach wie vor Akku- und Antrieb zum Gewicht (insgesamt 6,5 Kilogramm) beitragen.
      Aber hier ist ja sonst kaum noch mehr dran als 😀

  6. Bei einem Defekt hast du 1.030€ Sondermüll rumstehen. Wer zerlegt und versendet das Ding nach der Garantie freiwillig, wenn das dann nochmal extra kostet?

  7. Die Aufnahme ist direkt nach dem ersten Aufbauen entstanden, da war da in der Tat noch Luft. Mittlerweile ist alles so weit wie möglich angezogen, werde wohl mal die Tipps mit der Carbon-Montagepaste ausprobieren. Klingt zumindest vielversprechend 🙂

  8. Thorkmaster says:

    34 kg für ein kleines Faltbike ist ein No Go.
    Mit dem Gewicht disqualifiziert sich das Teil komplett.
    Mein 28″ Heavy Duty E-Bike von Herkules wiegt fast 10 kg weniger.

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