EcoFlow Delta 3 Max Plus ausprobiert

Ich habe in den vergangenen Jahren so einige Powerstations ausprobiert, vom kleinen Camping-Würfel à la River von EcoFlow bis zu „rollbaren Steckdosenleisten“ für den Blackout wie der EcoFlow Delta Pro 3 oder der Zendure Superbase V. Die EcoFlow Delta 3 Max Plus ist von der Sorte “hilft im Ernstfall, aber immer noch portabel“. 2.048 Wh Kapazität, 3.000 W AC-Dauerleistung, USV mit 10 ms, viele Ladewege und eine App, die funktional aufgebaut ist. Das Teil ist jetzt eine Weile bei mir in Betrieb gewesen und es ist Zeit für eine Verschriftlichung meiner Meinung.

Beim Auspacken erlebt man EcoFlow-typisch keine Überraschungen. Die Station wirkt robust und wertig. Das Gehäuse setzt auf eine Kombination aus Grau und Schwarz, die Abdeckungen sind sauber verarbeitet und lassen sich verstauen, und es gibt zwei große Tragegriffe.

Mit rund 22,1 kg ist das Gerät kein Leichtgewicht, aber in der 2-kWh-Liga normal schwer. Rollen fehlen hier. Wer das Teil oft bewegt, nutzt es entweder direkt zum Training oder nimmt einen Rolli oder eine Sackkarre. Das Frontdisplay ist hell und auch draußen ablesbar. Bei heller Sonneneinstrahlung merkt man aber auch hier, dass man sich anstrengen muss, um etwas zu erkennen. Gut ist, dass EcoFlow die Ports logisch aufteilt. Vorn finden sich die Verbraucher (vier AC-Steckdosen 230 V/50 Hz, insgesamt 3.000 W, 13 A pro Dose; USB-A bis 18 W; einmal USB-C bis 140 W, mit HID; zwei weitere USB-C bis 45 W gesamt), hinten der Input (Netz, Solar, Generator, Kfz/Lichtmaschine). Das verhindert Kabelsalat im Betrieb und lässt euch einen logisch aufgebauten Strang bauen.

Technisch ist die Delta 3 Max Plus auf dem höchsten Niveau unterwegs. 2.048 Wh LFP-Zellen (EV-Grade, CTC-Technologie), X-Boost/X-Fusion bis 3.900 W für Verbraucher mit hoher Anlaufleistung, und eine USV, die laut Datenblatt mit 10 ms Umschaltzeit doppelt so schnell reagiert wie etliche Wettbewerber.

Im Test konnte ich meinen Mac Mini samt NAS im USV-Modus simuliert vom Netz trennen, ohne dass der Rechner gezuckt hat. Ziel erreicht, würde ich sagen. Die Lautstärke ist dabei bemerkenswert niedrig. Im Normalbetrieb und beim AC-Laden blieb die Delta in meinem Wohnzimmer im nicht hörbaren Bereich, die Lüfter springen selten an. Das ist gerade nachts und in kleinen Räumen wie etwa einem Wohnmobil nicht unwichtig.

Die Plus-Variante bringt eine Besonderheit mit, die sich Smart Output Priority nennt. Über die Gerätetasten links und rechts neben dem Power-Button oder die App lassen sich zwei AC-Kreise und ein DC-Kreis getrennt schalten. Man kann beispielsweise eine Entladestrategie mit Schwellwert setzen (z. B. bei 50 % Ladung alle nicht-kritischen Verbraucher trennen) und habe einen automatischen Überlastschutz, der bei >3.000 W zuerst die weniger wichtigen Kreise kappt, um den wichtigen Kram (Kühlschrank, Router und Co.) weiterlaufen zu lassen. Man halt also im Notfall auch etwas Automatisierung zur Hand.

Beim Laden gibt der Hersteller dem Nutzer wieder etliche Möglichkeiten in die Hand. Fünf Wege sind ab Werk drin. Per Netzstrom mit bis zu 2.300 W (0–80 % in rund 47 Minuten, 0–100 % in ca. 68 Minuten, abhängig von der Eingangsbegrenzung), Solar bis 1.000 W (zwei Strings à 500 W, 0–80 % in ca. 96 Minuten), Lichtmaschine/Alternator bis 1.000 W (0–80 % in ~95 Minuten), Generator bis 2.400 W, und Dual-Wege (z. B. Solar+Lichtmaschine) für off-grid Szenarien. Hybrid-Laden (Netz + Generator) geht auch. In der Praxis hat die Netzladung zu 80 % knapp eine Stunde gedauert. Ich bin also nicht ganz an die 47 Minuten herangekommen. Die Eingangslimits lassen sich in der App feinjustieren.

Die App kennen Leser unseres Blogs bereits von anderen Testberichten. Verbunden per WLAN oder Bluetooth zeigt sie Input/Output live, erlaubt das Setzen von Ladegrenzen (z. B. 80 % für Zellschonung), steuert AC/DC-Kreise und X-Boost, wechselt Profile und aktualisiert Firmware. Auch ein Storm Guard ist mit an Bord. Die App überwacht Unwetterwarnungen für den Standort und startet bei Bedarf automatisch das AC-Laden, damit die Station vor Eintreffen des Sturms voll ist. Wird hierzulande sicher nicht ganz so wichtig sein, aber in Gegenden der USA oder woanders, wo öfter mal bei Stürmen der Strom weg ist, ist das eine gute Sache.

Kommen wir zur Leistung. 3.000 W Dauerleistung reichen in der Praxis vollkommen aus. Kaffeemaschine plus Wasserkocher sind drin, Heißluftfritteuse läuft auch. Nur alles zusammen wird dann irgendwann zu viel. X-Boost/X-Fusion puffert kurze Spitzen und Anlaufströme ab, ohne direkt die Sicherung zu reißen. Je nach Verbraucher kommt man in kürzerer oder längerer Zeit ans Ende. Einen Schreibtisch mit MacBook Pro, Pro Display XDR, HomePod und Co. kann man aber gut mehr als einen ganzen Arbeitstag damit betreiben. Die USB-C-140-W-Buchse lädt moderne Notebooks voll, die zwei weiteren C-Ports sind mit zusammen 45 W eher für Peripherie gedacht.

Die PowerStation schafft mit dem verbauten LFP-Akku ohnehin eine lange Lebenszeit, kommt aber mit einer 3-jährigen Standardgarantie. Über die Registrierung in der App kann diese um 2 weitere Jahre auf 5 Garantiejahre verlängert werden. Erweitern lässt sich die Plus per Zusatzakku auf bis zu 10 kWh. Eine Schnittstelle hinten bindet kompatible EcoFlow-Zusatzbatterien an.

Nicht alles ist perfekt. 22 kg sind und bleiben unhandlich ohne Rollen. Wer das Teil häufig transportiert, sollte das beim Setup bedenken. EcoFlow packt im Standardkarton nur das Nötigste (Station, AC-Kabel, Anleitung). Solar, Alternator-Charger & Co. sind Add-ons und müssen gegen ein Entgelt erworben werden. Machen andere auch nicht anders, aber es sei zu erwähnen. Bei den USB-C-Ports hätte ich mir zwei starke Buchsen (2 × 100–140 W) gewünscht. Hier ist nur ein „voller“ C-Port vorhanden, die anderen beiden teilen sich 45 W. Und ja, 2,3 kW AC-Input sind toll, aber gerade in alten Wohnungen sollte man die Eingangsleistung in der App zügeln, sonst kann die Sicherung fliegen.

Mein Fazit

Die EcoFlow Delta 3 Max Plus ist eine der potentesten 2-kWh-Powerstations, die ich bislang im Haus hatte. Sehr leise, schnell geladen, stark in der Abgabe, mit einer App, die ich ohnehin schon relativ gut fand. Die Smart-Output-Priorisierung kann in der Praxis ein echter Vorteil sein und die 10-ms-USV bringt empfindliche Elektronik sicher über Aussetzer. Kritik gibt’s für das Gewicht ohne Rollen, die schwächeren Zusatz-USB-C-Ports und die Tatsache, dass Zubehör wie üblich extra kostet. Wenn ihr eine ernstzunehmende, erweiterbare 2-kWh-Station mit Fokus auf Wohn- und Krisentauglichkeit sucht, ist das Ding ein Kandidat, den man sich anschauen kann. Der Preis liegt bei 1.499 Euro.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei X (Twitter), Threads, Instagram, XING und Linkedin, per Website oder via Mail

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6 Kommentare

  1. Danke für den ausführlichen Bericht. Der eine oder andere wird sich so ein Gerät auch wegen der „Krisentauglichkeit“ anschaffen. Wie sieht es da mit der App-Bedienung aus? Läuft die auch offline bzw. kann man das Gerät notfalls ganz ohne App betreiben?

  2. Alle Blogger und YouTuber berichten ständig von Ecoflow. Ist vielleicht was für Leute mit Balkonkraftwerk, aber am Ende doch irgendwie nur Spielzeug. Guckt euch doch mal große, fest verbaute Batteriesysteme für den Keller an von Sigenergy, Huawei, Growatt, etc. Richtig herrliches Zeug für den Technikintressierten mit Haus.

  3. Hab mir schon überlegt das Ganze als USV alternative zuzulegen.
    Kann man den SOC auch auf 80% oder so begrenzen wenn das Teil durchgehend am Strom hängt?

  4. Danke für den Bericht.
    Aktuell habe ich die App und eine Delta 3 plus. Da kann ich aber keine Begrenzung des Eingangsstroms einstellen z.B. auf 6A wegen Campingplatz. Ich kann nur begrenzen, wie stark die Batterie geladen wird. Spätestens wenn die voll ist, wird nur durchgeleitet und aus der Steckdose gesaugt, was hinten verlangt wird. Und dann fliegt die Sicherung doch, weil Kaffeemaschine lief und dann der Wasserkocher dazu kam. Da wird auch nicht über die Batterie ergänzt was noch fehlt.
    Ist das bei der Delta 3 Max Plus anders?

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