E-Bike-Ladestecker: Die DUH fordert ein Ende des Chaos

Wer ein E-Bike besitzt, kennt das Problem: Man ist unterwegs, der Akku neigt sich dem Ende zu, doch das Ladekabel liegt zu Hause. Eine öffentliche Ladesäule könnte die Lösung sein – wenn es denn einen einheitlichen Anschluss gäbe. Aktuell kocht hier noch jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, was zu einem unübersichtlichen Wirrwarr an Steckern, Kabeln und Ladegeräten führt.

Pünktlich zum Start der Fahrradmesse Eurobike 2025 in Frankfurt meldete sich die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zu Wort und fordert eine schnelle Standardisierung. Der Grund für den Vorstoß ist ein altbekanntes Ärgernis: ein Wildwuchs an herstellerspezifischen Ladesteckern. Diese Vielfalt ist nicht nur für die Nutzer unpraktisch, sondern hat auch handfeste Nachteile. Sie erschwert den Ausbau einer flächendeckenden öffentlichen Ladeinfrastruktur, macht Reparaturen unnötig kompliziert und trägt zur Produktion von Elektroschrott bei.

Die DUH belässt es aber nicht bei der reinen Kritik, sondern bringt auch direkt einen konkreten Lösungsvorschlag mit. Nach einer Analyse der Organisation kristallisiert sich der sogenannte NFC-Anschluss (nein, das Rad wird dabei nicht auf ’ne Qi-Matte gelegt) als Favorit heraus, welcher in der Normenreihe IEC TS 61851-3 beschrieben ist. Dieser Standard bringe einige technische Vorteile mit sich:

  • Öffentliche Infrastruktur: Er ist für den Einsatz an öffentlichen Ladesäulen ausgelegt.
  • Fahrzeugübergreifend: Der Anschluss deckt verschiedene Fahrzeugtypen ab.
  • Offener Zugang: Alle Hersteller hätten einen gleichberechtigten Zugang zum Standard.
  • Sicherheit: Ein elektronischer Diebstahlschutz ist ebenfalls vorgesehen.

Der Vergleich mit der E-Automobilbranche drängt sich auf. Dort hat sich mit dem Typ-2-Stecker längst ein Standard etabliert, der das Laden von E-Autos markenübergreifend unkompliziert macht. Für E-Bikes fehlt eine solche Lösung bisher komplett. Wer als Stadt in öffentliche Ladepunkte investieren möchte, geht das Risiko ein, auf ein System zu setzen, dessen Stecker in wenigen Jahren vielleicht nicht mehr unterstützt wird.

Aus diesem Grund richtet die DUH eine klare Forderung an die EU-Kommission: Ein einheitlicher Ladestecker soll entweder in der EU-Batterieverordnung oder der Ökodesignverordnung verankert werden. Bis eine solche Regelung greift, gibt die Organisation eine Empfehlung an Städte und öffentliche Einrichtungen aus, bei neuen Ladeinfrastruktur-Projekten bereits jetzt auf den herstellerunabhängigen NFC-Anschluss zu setzen.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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19 Kommentare

  1. Da find ich den Ansatz mein Fahrrad mit USB C zu laden schon besser wie es zb Ampler bereits anbietet

  2. Wäre ja ein Träumchen. Danach dann gleich das Chaos mit den Heimwerkergeräte-Akkus.
    Übrigens neigt sich nicht der Akku dem Ende zu, sondern seine Ladung 😉

  3. Würde ich so unterschreiben. Wenn’s so kommt, dann ist das ein positives Beispiel für sinnvolle EU-Bürokratie.

  4. Macht doch gleich USB-C! 😀
    Ne, Scherz…aber dass die Ladestecker nicht bei allen Herstellern gleich sind, ist leicht untertrieben. Denn schon bei einzelnen Herstellern haben neuere Modelle andere Ladestecker, als ältere.
    Habe ein 6 Jahre altes Haibike mit Bosch Motor…da bekomme ich einen aktuellen Bosch-Ladestecker schon nicht mehr dran.
    Eine Norm wäre schön, hätte die EU da schon vor ein paar Jahren dran gedacht, wäre noch schöner gewesen. Denn nun wird es sich hinziehen, bis es sich flächendeckend durchgesetzt hat. Bis dahin kaufen sich nun viele noch nen e-Bike, welches dann an keinen Stecker mehr passt, wenn sich die Norm dann durchgesetzt hat, bzw wenn sie dann verpflichtend ist.

  5. ein Anbieter Ampler hat ein System über USB auf der Euro Bike vorgestellt der konnte sich mit 140 Watt Strom saugen damit war der Akku in 3,5 Stunden voll…

    • Leider ist der USB C Stecker und Buchse für vergleichsweise wenig Kontaktvorgänge und für stets Sauberen Einsatz ausgelegt. Mag sein dass das für die Schönewetterfahrer die zu Hause laden passt, aber auf Fläche eben nicht

  6. Hat ja ganz schön lang gedauert bis sie auf die Idee gekommen sind. Scheinbar fährt bei der DUH keiner ebike um schneller auf den Trichter zu kommen.
    Ich frag mich eh immer wer auf Radltour sein globiges Ladegerät mitnimmt. Im eAuto stört das noch nicht so sehr aber auf dem Rad umso mehr.
    Das war einer der Gründe weshalb ich einen extra großen Akku gekauft habe (sorry Umwelt).
    Aber selbst wenn der Anschluss Standardisiert ist wird wohl kein Ladegerät an möglichen Ladepunkten rumliegen und man muss dennoch sein eigenes mit sich rumschleppen.
    Ach, die gute alte Zeit bei der an der Tankstelle alles vorhanden war zum tanken hatte schon was 😉

    • Also die DUH ist nicht für das Chaos verantwortlich, die haben das jetzt wenigstens bemängelt. Die Hersteller und die EU Kommission sind am Zug hier mal was zu vereinheitlichen.

      • Schon klar, aber wieso hebt die DUH nicht gleich die Hand als e Auto Stecker standardisiert wurden und sagt, dass das für jede zukünftige Mobilitätsform passieren muss (ebikes, e Roller und was es alles im Straßenverkehr gibt). Fand halt nur, dass sie etwas lange gewartet haben, nicht dass sie verantwortlich sind

  7. die Hersteller werden sicherlich dagegen auf die Barrikaden steigen, weil sie ihre Extender dann nicht mehr für 400 Euro verkaufen können, wenn ich eine Powerbank für 150 Euro kaufen kann ^^

  8. Der Vorschlag von der DUH Ist nur auf den ersten Blick sinnvoll. Es reicht nicht, nur den Stecker zu standardisieren. Sonst sind wir beim gleichen Chaos, wie es bei USB C der Fall ist: von USB 2.0 bis Thunderbolt sieht alles auf den ersten Blick gleich aus. Es braucht also, wie bei Elektroautos, eine Standardisierung des kompletten Ladevorgangs. Und das wäre wirklich sinnvoll. Schließlich benötigen eBikes Im Vergleich zu Elektroautos, derart wenig Strom, dass eine Förderung durch eine kostenfreie öffentliche Lade Infrastruktur sehr wünschenswert wäre. Das wäre dann auch keine Förderung Für sowieso schon reiche Menschen, wie die bisherige Förderung der Elektroautos.

    • Geht mir runter wie Öl als BEV Fahrer…… Ich bin reich…… Können wir uns darauf einigen, dass BEV Käufer nicht am Hungertuch nagen aber nicht alle reich sind?

    • LOL.
      Auf die Masse gerechnet kommt da in Sachen Stromverbrauch ganz schön was zusammen.

  9. Nutze zwei relativ neue eBikes mit Bosch Antrieb (1 bis 3 Jahre alt). Es ist kaum zu fassen, aber die Ladegeräte und Stecker sind noch nicht mal zwischen den beiden Fahrrädern des gleichen Herstellers kompatibel.

    Eine Standarisierung würde daher meiner Meinung nach Sinn machen. Am besten wäre natürlich, wenn sich die großen Hersteller in Eigeninitiative darauf einigen könnten. Zur Not würde es sogar eine einfache Adapterlösung tun. So oft lädt man sein eBike ja auch nicht unterwegs.

    Allerdings muss Bosch unbedingt an der Ladegeschwindigkeit seiner Batterien arbeiten. Fast fünf Stunden für ein Mal Vollladen ist einfach nicht mehr zeitgemäß.

    • Hab damals nicht aufgepasst und die Räder für meine Frau und mich nach Features ausgesucht, ohne auf den Motor zu achten, da die aktuellen Systeme jeweils kaum Leistungsunterschiede für den 08/15-Anwender bedeuten. Tja… seither schleppe ich mein Yamaha-Lader und meine Frau Ihren Bosch auf Urlaubstouren durch das Land. Ich kaufe erst wieder neu, wenn es standardisierte Lader gibt. Bis dahin geht hoffentlich nix an unseren Rädern kaputt oder ist reparabel.

  10. USB-C und sonst nichts. Notfalls mit Adapter.

    • usb-c wäre wünschenswert, kann aber aktuell max. 240W.
      Das entspricht zwar etwa dem aktuellen 48V 6A, aber ist deutlich teurer und wenn das Bike einmal umfällt mit Zug auf dem Kabel ist die USB-C buchse hinüber.
      ich bin mit aber sicher, dass es USB Adapter geben wird, sobald sich ein einheitlicher Ladestecker durchgesetzt hat.
      Dann kann man jederzeit sein 40V fähiges USB-PD Netzteil auf NFC adaptieren.

  11. Schön, dass da wer mit etwas mehr Öffentlichkeits-Wahrnehmung drauf kommt, wenn auch etwas spät. Hab das ganze schon vor Jahren an Brüssel geschrieben, als die sich um den USB-C-Kram stritten. Ergebnis: Danke für Ihre Mühe, die wir zur Kenntnis nehmen. Da die Akku-/Motorenhersteller es anscheinend nicht freiwillig machen (und da geht es nicht um standardisierte Akkus), muss wohl der Gesetzgeber ran. Ich unterstütze das zu 100%

  12. Genau dafür hat sich ein Konsortium gebildet, dass sich um einen gemeinsamen Standard für Ladestecker und Ladeprotokoll bei e-bikes und e-scootern bemüht:
    https://www.chademo.com/epac_v1-2_released

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