Digitalsucht nimmt inzwischen auch bei Erwachsenen zu

Digitalsucht mag mancher als Phänomen im Kopf haben, das speziell Jugendliche und junge Erwachsene betrifft, die bereits mit Internet, Smartphone und der permanenten, digitalen Erreichbarkeit aufgewachsen sind. Doch laut einem Bericht der Tagesschau sind seit der Corona-Pandemie auch immer mehr Erwachsene jenseits eines Alters von 30 Jahren betroffen.

Demnach suchen mittlerweile auch immer mehr Menschen in Deutschland im Alter von über 30 Jahren entsprechende Spezialambulanzen auf. Das Suchtverhalten wurde offenbar in der Pandemie und der damit verbundenen Zeit der sozialen Isolation begünstigt. Denn da haben mehr Menschen sich digital ausgetobt und bleiben offenbar nun intensiv dabei – in einigen Fällen zu intensiv.

In der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz haben beispielsweise etwa 25 Prozent mehr Menschen nach Hilfe gesucht. Digitale Süchte sind dann gegeben, wenn die Betroffenen täglich acht bis zehn Stunden mit Chatten, Gaming, Internet-Pornografie, Online-Shopping oder in sozialen Netzwerken verbringen. Andere Lebensbereiche werden dann vernachlässigt.

In der Pandemie seien auch für ältere Menschen oft gewohnte Strukturen weggebrochen und diese Lücken seien dann mit digitalen Ersatzbefriedigungen ausgefüllt worden. Einige Menschen verlören dann die Kontrolle und könnten nicht zur Normalität zurückfinden. Belohnungsstrukturen der Plattformen wie Likes und Kommentare zu Posts würden die digitale Sucht fördern. MRT-Hirnscans zeigen, dass es dadurch zu Dopaminausschüttungen kommt. Die Süchtigen suchen dann im Digitalen immer wieder den nächsten Schub.

Neben der investierten Bildschirmzeit an sich spielen auch noch weitere Kriterien eine Rolle. Dazu zählen mögliche Entzugserscheinungen bei verminderter Nutzung, Täuschung anderer über das Ausmaß der Nutzung, Verlust des Interesses an anderen Hobbys oder Freizeitaktivitäten und auch die Gefährdung oder sogar der Verlust von Beziehungen, einer Arbeitsstelle oder ausbildungsbezogener beziehungsweise beruflicher Möglichkeiten.

Wie die Digitalsucht ausgelebt werde, variiere nach Altersklasse. Personen unter 45 Jahren geben sich etwa eher Online-Rollenspielen oder Egoshootern hin, während ältere Menschen eher im Netz nach sozialen Kontakten suchen. Auch die Geschlechter weisen Unterschiede auf. Männer greifen häufiger zu Online-Pornografie, Computer- oder Glücksspielen. Bei Frauen sind auch Glücksspiele eine Gefahr, aber auch die Sucht nach sozialen Netzwerken und Messenger verbreite sich. Oft kann hier nur professionelle Hilfe Auswege aufzeigen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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21 Kommentare

  1. Hallo André,

    Würde gerne deine Meinung zu dem Thema Sucht und Medienkonsum hören. Als Technikaffiner Sozialarbeiter wird mir der Suchtbegriff beim Thema Medien oft zu leichtfertig benutzt. Kennst du noch andere Studien zu diesem Thema?

    Gruß

  2. Wer hat denn Zeit, täglich acht bis zehn Stunden mit Chatten, Gaming, Internet-Pornografie, Online-Shopping oder in sozialen Netzwerken zu verbringen? Ich sitze auch Arbeitstäglich 8-10 Stunden vor dem PC, einfach weil das mein Arbeitsgerät ist und ich damit mein Geld verdiene. So viel zusätzliche Zeit habe ich gar nicht, irgendwann muss ich auch mal schlafen :-).

  3. Matze 47 says:

    Das mit den Sucht ist so eine Sache.
    In dieser beschissenen Zeit braucht man iwie seine Bubble

  4. Sitze ich im Bus, stelle ich fest, dass so gut, wie alle auf ihr Smartphone schauen oder es anderweitig in Gebrauch haben. Fast keine Kommunikation mehr untereinander. Traurig.

    • Was soll ich mich auch von anderen und fremden vollquatschen lassen und mir deren Problem anhören? Wenn sie reden wollen, dann sollen’se zum Therapeuten gehen, der bekommt Geld dafür.

    • Hallo WW, wenn ich mit Freunden oder Bekannten zusammen im ÖPNV sitze unterhalten wir uns. Aber was soll ich mit _Fremden_ reden? Ist – je nach Stadtteil den man passiert – auch nicht immer die Klientel im Bus mit der ich überhaupt reden möchte. Vor Smartphone hatten die leute eben ein Taschenbuch oder ne Zeitung vor der Nase oder den Walkman*womanhörer im Hor – wo sit also der Unterschied? Auch ich finde man geht mit dem Begriff der „Sucht“ – nicht nur bei digitalen Medien – zu inflationär um.

    • Alexander F. says:

      Als es noch keine Smartphones gab und ich im Bus saß hat auch keiner miteinander geredet. Haben halt alle aus dem Fenster oder an die Decke gestarrt. War auch nicht besser.

    • elknipso says:

      Was sollst Du auch mit einem Fremden im Bus reden?

  5. Die Gesellschaft ist zu einem Haufen Handysüchtiger Idioten verkommen. Die nächste Generation (die sich ja sogar selbst die letzte nennt lol) wird nur zu einem geringen Teil eine ordentliche Arbeitskraft bieten können. Am liebsten würden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen den ganzen Tag am Handy absuchten und Bürgergeld beziehen. Und nein ich bin 98er Jahrgang und kein Boomer.

    • Hallo Jan, ich bin „Boomer“ und würde nie so pauschal über „die Jugend“ urteilen. Auch bei mir läuft der PC resp. das Smartphone den ganzen Tag. Ich höre darüber meine Musik, lese Hör- oder e-Books, schreibe Kommentare wie hier, telefoniere … und? Wo ist die Sucht? Vor dem PC und Smartphone hatte ich
      – eine RiesenHiFi-Anlage mit zwei Spulentonbandgeräten, Plattenspieler, Casettendeck , und irgendwas lief da auch immer und machte Musik –
      – ne Bücherwand mit (Hör-)-Büchern und auch noch nen Bibliotheksausweis für die örtliche öffentliche
      – Telefon zum manchmal sehr langen Telefonieren mit Freunden und Familie
      – CD- bzw. Casettenportabel für Musik oderr Radio unterwegs
      war ich also damals weniger „süchtig“ als heute? Und habe dennoch ein Erwerbsleben gehabt was mir eine auskömmliche Altersversorgung eingebracht hat, andere Hobbys (Hobbyfunk) die ich immer noch praktiziere und ich hab sogar noch aktive Kontakte u. a. zu alten Schulfreunden die ich ab und zu auch noch persönlich treffe neben Familie und Freunden .
      Also ein zugegeben intensiver Medienkonsum macht weder arbeitsuntüchtig noch verliert man zwangsläufig den Kontakt zu Familie und Freunden. PC und Smartphone ersetzen heute eben all die aufgezählten Geräte sie haben aber mein Alltagsverhalten nicht verändert. Es läuft eben immer noch irgendwo Musik oder ein Hörbuch oder ein e-Book auf einem Gerät, eine Funke ist immer noch auf dem „Hauskanal“ standbye und Familie udn Freunde sehe ich auch immer noch. Wo ist das Problem? Einen Jugendlichen der sich ähnlich verhält und bei dem PC oder Phone auch den ganzen Tag laufen und z. B. als Hifi-Anlage oder Telelfon oder buchregal genutzt werden ist genausoviel oder genausowenig süchtig und lebensuntüchtig wie ich . Und: klar wird auch mal das Phone gezücht wenn ich mit Freunden oder Familie zusammen bin: nicht um sich auszuklinken, sondern man teilt z. B. Fotos, cideos oder spielt ein Lied vor das man toll findet. Früheer gab es dafür Fotoalben, die gefürchteten „Dia-“ oder „Schmalfilmabende“ und die Plattensammlung deren neueste Schätze man den Besuchern stolz präsentierte. Ich sehe da kein neues Verhalten , nur neue hardware die das heute ermöglicht. Alles etwas entspannter sehen und nicht pauschal verurteilen!

    • Uff. Du klingst wie ein junger, engagierter CDU-Wähler.

    • Chris R. says:

      Ich denke, wir müssen mal die „ordentliche Arbeitskraft“ neu definieren. Heute gibt es ganz andere Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, als es vor Jahren der Fall war. Und vieles davon ist Weit weg vom klassischen Begriff der „ordentlichen Arbeit“.
      Und auch glaube, am liebsten den Tag am Handy zu verbringen und Bürgergeld zu beziehen, ist nichts, was nur Jugendliche oder junge Erwachsene gut finden. Ich selber finde dieses Konzept „Arbeit gegen Geld“ auch nur eher mäßig gut. Und wenn es ein Bürgergeld gibt, mit dem ich meinen Lebensunterhalt bestreiten und auch noch meinen Standard halten kann, stehe ich doch morgens nicht mehr früh auf – auch nicht als „alter Erwachsener“. Nur die wenigstens würden weiter ihrer normalen Berufstätigkeit nachgehen, wenn es nicht notwendig wäre, um an Geld zu kommen.

      • Viele sind auch beim Bürgergeld weil sich das Arbeiten schlicht nicht lohnt und nicht weil man nicht arbeiten will. Dazu wird man in der Situation gerne denunziert und fragt sich noch mehr was man für diese Gesellschaft sich noch aufraffen soll. Während da auch viele der Fachkräfte sitzen die angeblich dauernd gesucht werden.
        Wie man überhaupt erst dort landet wird auch komplett ignoriert. Nicht jede Familie hat so ein großes Privatvermögen, dass man halt anderweitig rumfallen kann bis man erbt.
        Ich bin absolut gegen Grundeinkommen. Es gibt die Sozialhilfe und das reichte auch. Arbeit gibt es immer sie muss sich nur eben auch lohnen bzw. man davon auch leben können. Fortbildung sollte auch einen viel höheren Stellenwert haben, statt sich bis Lebensende durch die Scheiße zu wühlen und dann in Teilrente wegen Körperlich- und/oder Psychischen Verschleiß in Altersarmut zu landen.
        Dazu ist es heute auch schwierig ohne sich an kommerzielle Anbietern wie Xing, Linkedin oder gar Twitter zu verwehren, weil man inzwischen dort eher die gesuchte Arbeit findet, man Kontakte „braucht“ oder sogar ausgespäht wird. Warum ich meine Daten nicht an Private geben will wird dann auch wieder ignoriert. Währenddessen bei der Arbeitsagentur fast nur noch die unterste Schublade angeboten wird.
        Mal davon ab es auch weiterhin sehr an Ausbildungen mangelt. Deren neue Fachkräfte in Schulen wartend sitzen.

      • elknipso says:

        Irgendjemand muss den Spaß aber bezahlen, das vergessen viele.

    • Das ist aber ihr gutes Recht. Ob es dir passt oder nicht.

      Steht so im Grundgesetz. Recht auf freie Entfaltung. Diese Menschen nutzen einfach nur die Spielregeln, die der Staat entworfen hat. Ob es nun Schmarotzer oder sehe intelligente Menschen sind, darf jeder für sich selbst beurteilen. Fakt ist, wir leben nun mal in einer Demokratie. Das vergessen viele.

      • elknipso says:

        Die soziale Absicherung in unserem Staat ist nicht dafür gedacht, dass sich Menschen grob asozial verhalten und vorsätzlich auf Kosten anderer leben, sondern als Absicherung für den Notfall.

    • Lieber Jan,

      es scheint mir als solltest du noch etwas Zeit in reflektiertes Denken investieren. Zu meiner Zeit hat man noch Manieren gelernt, also diese Jugend von heute

      Ich arbeite seit ein paar Jahren „nur“ noch 30h pro Woche als Software-Entwickler und schaffe in dieser Zeit mehr Output als viele Kollegen, da ich die Zeit ausgeruht und konzentriert nutze.
      Ich bekomme entsprechend in 30h auch mehr bezahlt als andere in Vollzeit – Win-Win.

      Viele haben inzwischen erkannt, dass es unproduktiv ist deutlich länger als 6h täglich zu arbeiten (in gewissen Branchen) und schauen mehr auf sich. Natürlich gibt’s es auch die andere Seite der Medaille und darum gehört sich gekümmert. Man wird in der Schule leider nicht auf die echten Herausforderungen im Leben vorbereitet und sich dann professionelle Hilfe zu suchen ist nichts schlechtes.

      Ich bin bei meinem Beinbruch natürlich auch ins Krankenhaus und habe es nicht versucht daheim auszukurieren.

      Ich wünsche dir noch mehr Lebenserfahrung und weniger Vorurteile, das könnte dir noch viel helfen in der Zukunft.
      Und: Alles Gute zu dem ersten Vierteljahrhundert!

      • elknipso says:

        Das stimmt, in Berufen in denen sich die Produktivität leicht messen und nachvollziehen lässt ist die eingesetzte Zeit sowieso zweitrangig.

    • elknipso says:

      Das kann man so pauschal nicht sagen.
      Es gibt auch unter den heutigen Jugendlichen noch Menschen die etwas erreichen wollen in ihrem Leben.

      Assis die am liebsten auf Kosten anderer leben hattest Du schon immer in jeder Generation.

  6. Ich sitze 12+ Stunden täglich seit Jahren vor dem Desktop. Rein für Arbeit.

    Das letzte was ich machen wollen würde, wäre nach der Arbeit (Homeoffice seit 10+ Jahren) mein Handy anzufassen oder am PC zu daddeln. Beides ist danach aus.

    Die freie Zeit nutze ich lieber für ein Buch oder gehe spazieren. Konnte nie verstehen, wie sich Leute so für FB, Telegram usw. interessieren. Wenn man mit Freunden Kontakt haben will einfach treffen? Telefonieren? Wenn ich im Bus Leute sehe die mit ihren 12cm Bildschirmen ihre Augen kaputt machen, weil sie da Nachrichten tippen oder spielen…. da bin ich immer froh, daß ich Handys für sowas von unwichtig halte und daheim lasse.

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