Die EU nimmt den Cloud-Markt ins Visier

Die EU-Kommission schaut sich den Cloud-Markt genauer an. Konkret geht es um Amazon Web Services, Microsofts Azure und Google Cloud. Die drei könnten unter den Digital Markets Act (DMA) fallen, wenn die Politiker sie als mächtige Plattformen einstuft, die mehr Regeln brauchen. Grundlage ist eine geplante Marktuntersuchung, über die laut Bloomberg aus Kommissionskreisen berichtet wird.

Bisher waren die großen Cloud-Anbieter beim DMA außen vor. Ein Grund: Das Geschäftsmodell läuft vor allem über Unternehmenskunden. Das macht es schwer, die Anzahl einzelner Nutzer zu bestimmen, die im DMA als wichtiger Faktor gilt. Die Kommission scheint das jetzt weniger als Hürde zu sehen. Stattdessen steht die Frage im Raum, ob der Einfluss der drei Platzhirsche ausreicht, um strengere Vorgaben auszulösen, auch wenn die Nutzerzahlen nicht sauber zählbar sind.

Im Raum stehen Vorgaben, die man aus anderen DMA-Verfahren kennt, nur eben auf die Cloud gedreht. Dazu gehören mehr Interoperabilität mit Konkurrenzsoftware, einfacherer Datentransfer zwischen Diensten und klare Grenzen bei Kopplungen und Bündelungen von Angeboten. Sinngemäß: Weniger Lock-in, mehr Wechseloptionen. Genau das ist für viele Firmenkunden ein Thema, die ihre Arbeitslasten nur mit Aufwand aus einer Cloud in die andere schieben können.

Dass die EU das Thema jetzt anzieht, hängt angeblich auch mit den Ausfällen der letzten Monate zusammen. AWS hatte einen rund 15-stündigen Ausfall, der nach Berichten hunderte Unternehmen getroffen hat, darunter Apple, McDonald’s und Epic Games. Azure legte im Oktober Teile der IT-Infrastruktur lahm, unter anderem beim Check-in von Alaska Airlines und im schottischen Parlament. Google Cloud erwischte es im Juni mit einem globalen Problem, das Dienste wie Spotify und Discord erwischte. Solche Vorfälle sollen zeigen, wie abhängig viele Dienste inzwischen von wenigen Cloud-Anbietern sind. Fällt einer aus, hängt eine komplette Kette mit dran.

Für die Unternehmen im Cloud-Umfeld könnte ein schärferer DMA-Anwendungsbereich zwei Seiten haben. Auf der einen Seite mehr Rechte beim Wechsel und potenziell weniger Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter. Auf der anderen Seite möglicherweise komplexere Verträge und Produkte, wenn die Anbieter die Vorgaben in ihre Angebote einbauen müssen. Am Ende hängt viel davon ab, wie konkret die Kommission Anforderungen wie Datenportabilität definiert. Ein Export großer Datenmengen ist technisch längst machbar, aber nicht immer günstig und auch organisatorisch ein Brett.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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25 Kommentare

  1. Dirk der allerechte says:

    Gut so! Regulieren wir die EU in die absolute Bedeutungslosigkeit!

    • Das sehe ich anders. Wenn die USA meint für sie gelten keine Regeln müssen wir sie eben machen.
      Hat schon seinen Grund hier Techunternhmen kaum Fuß fassen können und diese Unternehmen alle im Ausland sitzen.

      • Jemand Anders says:

        und erreichen dadurch was? dass die ausländischen sich aus der EU verpieseln… win win?

        • Tun sie nicht, keins vom DMA betroffenes Unternehmen hat sich bisher vom EU-Markt zurückgezogen. Das wäre auch selten dämlich, hast du eine Ahnung wie riesig unser Markt ist und wie viel Geld die dadurch verlieren würden?

          • Nach Apple ist auch nur noch Meta von der EU „bestraft“ wegen Verstöße gegen die DMA. Gegen Google läuft noch immer eine Untersuchung. Weitere Unternehmen sind noch immer in der Prüfung.

            Bislang versuchen sich die Firmen zu wehren oder sich zu einigen und Lösungen zu finden.

            Wenn die Regulierungen aber enger werden und es mehr Geld kostet als einbringt, werden die Unternehmen sich irgendwann zurückziehen.

      • Was ist der Grund, dass hier kaum Techunternehmen Fuß fassen können? Also die Regeln in Form von Regulierung und Bürokratie, oder? Jetzt kommen noch welche dazu, das macht das Ganze für wen jetzt attraktiver?

      • Hat vielleicht auch mit ganz anderen Dingen zu tun – fehlende Gründerkultur ala wer scheitert wird „beerdigt“, fehlende Gelder (Investoren stehen nicht so auf politsche Systeme, die nur auf Verteilen an Nichtarbeitende ausgelegt sind und Geldverdienen bestraft = Neidkultur extrem), instabile Energieversorgung, instabile politische Systeme (sei es Deutschland, Frankreich, usw. oder die EU im allgemeinen, nichts davon kann man aktuell als „stabil“ bezeichnen und wenn doch, dann nur unter extremen Vorbehalte)

  2. Verwunderlich, dass ICloud in dem Zusammenhang nicht betroffen ist, da ja das IPhone und IOS auch als Gatekeeper benannt wurden. Diese Systeme setzen ja quasi zwingend auf eine ICloud-Anbindung…

    • In dem Zusammenhang ist das überhaupt nicht verwunderlich. Bis darauf dass Cloud drauf steht hat der Cloud-Speicher iCloud herzlich wenig mit Cloud-Compute-Anbietern wie AWS, Google Cloud und Microsoft Azure zu tun.

    • Das liegt daran, dass es nur sehr wenige große echte Cloudprovider gibt. Apple betreibt dafür keine eigenen Server, sondern mietet sich ebenfslls nur bei den anderen ein. (Bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube es war AWS.)

  3. Da spucken die EU-Apparatschiks aber ganz schön grosse Töne. Auf welche europäische Lösung kann denn ausgewichen werden, wenn die US-Dienste hier ihren Leistungsumfang reduzieren, um irgendwelchen neuen EU-Regeln gerecht zu werden?

    • Zum Beispiel auf STACKIT (gehört zur Schwarz Gruppe)

      • Mal ganz nüchtern gefragt, da ich nur Cloud-Nutzer bin, aber nicht im gewerblichen Rahmen / Sinne.

        Was bieten dann die US Cloudanbieter und was bietet STACKIT nicht, dass die fast alle weiterhin zu den US Anbietern gehen? Es muss doch nüchterne Gründe geben, warum man sich explizit für Anbieter X und nicht für Anbieter STACKIT entscheidet.

        • Einen unglaublich riesiges Leistungsspektrum, das ist das Problem. Jeder nur erdenkliche Service in jeder erdenkliche Konfiguration ist vorhanden und dazu kommt noch die unglaubliche Geschwindigkeit mit der neuen Features hinzugefügt werden wovon jeder europäische Anbieter nur träumen kann.

          Wir suchen aktuell nach einem europäischen Anbieter um uns von Azure und AWS zu lösen und da kommen bisher nur (leider nur ansatzweise) Franzosen (OVH oder Scaleway) in Betracht – StackIt ist beim Leistungsumfang noch weit abgeschlagen.

          • Also gibt es doch noch keine vollumfängliche Lösung und somit Gründe, weshalb die US Anbieter die Nase soweit vorn haben, im Vergleich zu den europäischen Anbietern.

    • Schwarz hat mit Stack-IT schon eine Lösung parat.

    • was ist eigentlich mit all den europ. Cloudanbieter? Gibt ja nicht wenige..

    • für mich klingt das auch eher das jemand auf dem Schulhof laut nach prügel schreit, der Lösungansatz wäre ja sich eventuell mal mit Europäischen Providern sich zu unterhalten was denn mit Förderung in zwei bis drei Jahren möglich wäre als Marktgerechte Alternativen und selbst wenn sie das schaffen würden, wäre ja noch immer nicht geklärt wie man die denn mit welcher Lösungen wettbewerbsfähig die dann betreiben, sieht man ja gerade bei neuen Citrix, Lizenz Modellen wie toll sich da die Firmen auf die schnelle unabhängig machen können ^^

  4. Es ist kaum anzunehmen, das Trump das genehmigen würde. Spätestens wenn dies die Vermarktungsinteressen der US Konzerne gefährdet, dürfte Trump das Untersagen.

    Eher dürfte die EU mit der Zeit mehr und mehr Regulierungen zurücknehmen – oder kosmetisch verändern – um die US Konzerne zufrienden zu stellen.

    Noch nie war die EU derart abhänig von den USA und ihre politischen Leyen tun nichts, dass sich das ändert.

    • Wieso soll Trump das genehmigen müssen? die EU stellt die Bedingungen für ihre Länder auf, da hat Trump nichts mitzureden. Firmen, die in einer Region operieren wollen, unterliegen dem jeweiligen nationalen Recht, ist doch weltweit so.

      Natürlich kann Trump versuchen Druck auszuüben. Gleichzeitig nimmt er selbst ja massive Eingriffe in den Markt vor und Dinge wie dass sich der App Store öffnen muss kommt nicht nur aus der EU, sogar Gerichte im eigenen Land fördern das.

  5. Die EU geht mir schon wieder auf die Nudel

    • Dierck Ziegler says:

      in dem speziellen Fall mir auch. nutze von Beginn an Googles Cloud Angebote, zahle für meinen Speicherplatz und brauche keine Einmischung der EU.

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