Deutschlandticket: Eine Million widerrechtlich erworbene Tickets im Umlauf
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hat alarmierende Zahlen zum Missbrauch des Deutschlandtickets veröffentlicht. Nach der Preiserhöhung auf 58 Euro und inzwischen 14 Millionen verkaufter Tickets sind etwa eine Million gefälschte oder nicht bezahlte Tickets im Umlauf.
Die Betrüger nutzen dabei hauptsächlich gefälschte oder gestohlene Bankdaten für SEPA-Lastschriften. Allein die Dresdner Verkehrsbetriebe meldeten im Mai 15.000 Rückbuchungen mit einem Schaden von 1,4 Millionen Euro.
Als Gegenmaßnahme haben RMV und Deutsche Bahn ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft: Neue SEPA-Lastschriften müssen nun über die Banking-Plattform Tink verifiziert werden. Das Ticket bleibt weiterhin erfolgreich – allein im RMV-Gebiet gibt es 600.000 aktive Abos, in Frankfurt nutzt es jeder Dritte.
Die Pünktlichkeit der Züge blieb 2024 stabil (S-Bahn: 87 %, Regionalbahn: 84,7 %), allerdings nahm die Zuverlässigkeit aufgrund unterbesetzter Stellwerke ab.
Update: Überschrift angepasst.
Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.
Dann hat das Problem vielleicht schon viel länger bestanden. Normale Monatstickets konnten doch vorher sicherlich auch schon per SEPA bezahlt werden.
Wie wäre es, wenn man das Ticket einfach ohne Abo am Automaten kaufen könnte? Wenn man dann den Schaden und den Aufwand gegenrechnet, könnte man es sogar gleich wieder vergünstigen. Beim 9 Euro Ticket hat es doch auch geklappt.
Ist Absicht. Die Unternehmen haben auch ein Interesse an Abos, um in der Zeit, in der das Deutschlandticket ihre Einnahmen massiv gefährdet, wenigstens sicherer (sicher ist es nicht) prognostizierbare Einnahmen zu haben. Abos würde man auch nicht abschaffen, nur weil man am Automaten kaufen kann. Der Schaden war auch schon vorher beim 49-Ticket da, insofern kann man es nicht wieder vergünstigen.
Hamburg steigt grad um von Automat auf App. Die Betreiber wollen keine externe Infrastruktur mehr haben, gegen die Karl-Heinz nach einem verlorenen St.Pauli-Spiel Frust-Gegenpinkeln kann.
So sehr ich die Handy-Zahlung begrüße, Themen wie Risiko-Übernahme und Privacy sind da grad massiv zu Lasten des Kunden verschlechtert. Ich hätte gern ein Papier-Ticket, das ich digital bezahle. Aber der Zug scheint abgefahren.
Hallo Jörg, wo bleiben da Menschen die kein Smartphone haben / haben wollen / bedienen können (Handycap?)
Denn wenn es um eine App geht wird ja ein sog. Featurephone nicht reichen und auch nicht die sog. „Seniorentelefone“ die eben gerade extra kein volles OS haben sondern eine auf Basisfunktionen eingeschränkte Bedienoberrfläche.
Sowas geht nicht – das ticket muß für _ALLE_ erwerbbar und zugänglich sein, auch für menschen ohne Smartphone.
Alles andere ist siskriminierung von Menschen, die nicht mit moderner Technik leben wollen oder können.
Also hier gibt es dann eine Chipkarte wenn man die App nicht möchte.
Das kannst Du gern den HVV fragen, der das bereits so umgesetzt hat, ohne mich vorher zu fragen.
Meine persönliche Meinung dazu ist, dass uns grad das Land und die Wirtschaft auseinanderfliegt, weil immer IRGENDWER überfordert ist, allergisch, eine Behinderung hat, zu alt, zu groß, zu breit. Der Auftrag geht dann nach China, da klappt das merkwürdigerweise.Hierzulande sind wir „die Guten“, aber leider arbeitslos.
Für mich ist komplett gleichberechtigte Teilhabe ein Fehler. Ich will das nicht. Wir sollten das große Ganze zum laufen bringen, und wenn dann Minderheiten ein Problem haben, dann müssen wir halt mal gucken, wie und ob da was dran gedreht werden kann. Es muss nicht jeder Rollifahrer unbedingt auf’s Matterhorn, weil Luis Trenker das ja auch macht. DAs ganze muss bezahlbar und pragmatisch bleiben.
Und „zu alt“ ist für mich absolut ein Null-Problem. Ich gehe selber auf die Rente zu, man muss immer lernen, immer dran bleiben. Man wird nicht abgehängt, man hängt sich selber ab. Wer seit den Zeiten des C64 anfang der 80er den Einstieg ins Digitale verweigert hat, vom Heimcomputer über Laptop und Smartphone bis zum Digitalen Assistenten, der muss eben zu Fuß gehen. Eigene Entscheidung. Busfahren ist für normale Leute, die mit der Zeit gehen, und nicht für Querulanten mit „Alles muss sich um mich drehen“-Anspruch und „Ich will den Schaffner zurückhaben!“
Hallo Jörg, ich hofffe, auch wenn meine wortwahl hart ist, daß mein Kommentar veröffentlich wird:
„Für mich ist komplett gleichberechtigte Teilhabe ein Fehler. Ich will das nicht. “ auf diese Äußerung kann ich Dir als behinderter, nämlich vollblinder mensch nur antworten:
Du bist in meinen Augen ein Faschist.
ende der diskkussion für mich .
Ja, erwartungsgemäß. Inzwischen ist ja eigentlich jeder ein Faschist, dem die neue Fledermausschutzverordnung nicht gefällt.
Wie man bei gleichberechtigter Teilhabe von „Menschen ohne Smartphone müssen ÖPNV fahren können“ den Bogen zu „Rollifahrer müssen auf Matterhorn“ kommt, ist schon beeindruckend. Als Vater eines behinderten Kindes kann ich da auch nur kopfschüttelnd und angewidert weiterscrollen.
Auf den Grund, warum Sachen in China klappen, wo es einfach keine Minderheiten mit Problemen zu geben scheint, kommst du auch noch. Du bist jedenfalls ganz knapp davor.
Weil es nicht sein kann, dass die Bedingungen der breiten Masse verschlechtert werden, damit einige wenige „teilhaben“ können. Das fängt an mit krachmachenden Ampeln, die hunderte von Menschen nerven, damit zweimal täglich ein Blinder rüber können, und endet bei zerstörten Wanderwegen, die jetzt „inklusiv befahrbar“ sind.
Ich will ein Land, dass das Geld der Mehrheit für eben diese Mehrheit ausgibt, und nicht ewig irgendwelche Minderheiten pampert.
Hier macht sich gerade jemand selber zum gesellschaftlichen Maßstab und ich kann nur hoffen, dass er gesund bleibt und nicht selber mal zu einer Minderheit gehört, die dann nicht mehr teilhaben darf.
Wie unterbindest du denn dass das Ticket dann einfach an andere Personen weitergegeben wird?
Das hatte schon zu 9€ Zeiten nicht funktioniert, wo man sein Name hatte draufschreiben sollen
Name auf dem Papierticket und Ausweis – wie schon immer.
Aber was hat das mit dem Thema zu tun? Ein Automatenfahrschein wäre wenigstens definitiv bezahlt.
Wir haben ein halbes Jahrhundert lang unsere HVV-Tageskarte an den Punk an der Endhaltestelle weitergegeben, und die Welt ist nicht untergegangen. Da man sich nicht selbst ins Knie schiessen wollte, hat man das eh erst Spätabends gemacht, und dann hat irgendwer damit 2 Mark erschlichen. So. What.
Kann man doof finden, aber letztlich kostet es eben auch Geld, immer alles wasserdicht zu machen, damit bloß keiner ’nen Cent klaut. Irgendwann stellt sich da die Sinnfrage, und wir alle standen schonmal bei ’ner Behörde und haben über genau sowas geflucht: Deutsche Krankheit, Perfektion im Endstadium.
In der gleichen Zeit spart Jeff Bezos 3,7 Mrd Euro durch eine Spende an sich selbst „über Bande“ eines Gemeinützigen Vereins in Somalia, dessen einziges Mitglied er selbst ist. Und keine Partei macht was.
Kann man machen, man sollte nur so ehrlich zu sich selbst sein, und zugeben dass man damit allen anderen Fahrgästen als logische Konsequenz schadet weil die Kosten auf alle umgelegt werden.
OK, bin so ehrlich: Ich schade allen anderen Fahrgästen, weil ich Tageskarten verschenke.
Man sollte dann aber auch so ehrlich zu sich selbst sein, und zugeben, dass es eine Scheisswelt ist, in der man seine Tageskarte lieber in den Mülleimer schnippelt als dass die Punks vom Bauwagenplatz an Staat, Steuer und Beförderungsbedingungen vorbei ’n Euro machen, damit sie sich was zu kiffen und ’ne Dose Bier leisten können.
Ich wäre dann an der Stelle raus. Mein Role Modell ist eher der alte Clint Eastwood als der Vorsitzende vom Schäferhundverein.
Sorry, aber Abo war die Idee und das Ziel. Es geht nicht darum Gelegenheitsfahrer abzuholen. Und wer kein Handy oder Internet hat, kommt etwas erschwert über Kundencenter an die Chipkarte statt App.
Was ist denn jetzt gefälscht, die Tickets selber oder die Lastschriftdaten?
Sieht so aus, als wüsste das selbst der RMV-Geschäftsführer nicht.
„RMV-Geschäftsführer Knut Ringat geht davon aus, dass neben den fast 14 Millionen in Deutschland verkauften Tickets rund eine Million gefälschte oder nicht bezahlte Fahrkarten im Umlauf sind. Es gebe einen systematischen, digitalisierten Missbrauch, sagte er bei der Jahrespressekonferenz des RMV in Hofheim.“ (Quelle: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/deutschland-ticket-rmv-vermutet-eine-million-faelschungen-110253783.html )
Die Lastschriftdaten.
Aus der FAZ: „Die Täter hatten Deutschlandtickets per SEPA-Lastschriftmandat gekauft und dann nicht bezahlt. Weil sie mit falschen oder fremden Kontodaten arbeiteten, konnte das Geld nach der Lieferung der Tickets nicht eingezogen werden.“
Bin jetzt kein Besitzer eines Tickets aber ich dachte immer, die werden eingelesen und die Gültigkeit mithilfe von Daten aus dem Backend festgestellt. Oder man liefert erst aus, nachdem bezahlt wurde. Oder beides.
ja
Der RMV ist nicht davon ausgegangen, dass jemand falsche Bankdaten angibt und hat die Tickets direkt nach dem Erteilen eines SEPA-Mandats zur Verfügung gestellt.
Der Titel ist tatsächlich irreführend. „Millionenfacher Betrug beim Deutschlandticket“ wäre korrekter in dem Fall.
Gerade Abos wie das Deutschland Ticket möchte ich per SEPA bezahlen. Aber einem anderen Unternehmen (Sei es wie hier Tink, oder ansonsten Klarna) meine Bankdaten zu offenbaren, nein Danke. Dann halt per Paypal oder Kreditkarte.
PayPal und viele andere Finanzinstitute greifen im Hintergrund bereits auf Tink zurück, die im Zweifelsfall bereits deine Daten haben (und du dafür auch bei deinem Dienstleister die Erlaubnis erteilt hast).
Vielleicht verstehe ich da etwas falsch?
Die Bezahlung per Tink erfordert doch, dass ich meine Bank-Zugangsdaten eingebe und mich in der Banking App anmelde. Das heisst doch, dass ich Tink einen direkten Zugriff auf mein Bank-Konto erlaube!? Tink kann also meinen Kontostand und meine Kontobewegungen sehen und vermutlich auch analysieren. Einmalig oder auch dauerhaft?
Tink ist eine Bezahlmethode die ich, so lange das nicht geklärt ist, niemals nutzen werde.
Tink ist ein Backend-Dienstleister, an dem bereits viele Großbanken und auch PayPal dranhängen. Es ist keine eigener Bezahldienstleister!
Dennoch muss man beim Bezahlvorgang die eigene Bank auswählen und die Anmeldeinformationen zum Onlinekonto eingeben. Das wirkt nicht vertrauenserweckend.
Das wäre so, als ob ich beim Bezahlen im Laden meine Kontoauszüge vorzeigen müsste.
Spannend. Also ich müsse PayPal keinen Zugriff auf mein Konto geben. PayPal hat ein „ganz normales“ Lastschriftmandat“. Ich habe da nie über Tink mein Passwort zum online Banking eingegeben.
Ich lehne auch alles wo Tink genutzt wird ab. Ich verstehe den Hintergrund, aber Tink bekommt viel zu viele Rechte. Für eine Kontoverifizierung müssen keine Transaktionen oder Kontostände abgerufen werden. Da wäre mir eine Legitimation mit der eId noch deutlich lieber.
Das Problem bekommt man leicht im Griff indem man die Strafen hoch genug setzt. Das Strafgesetzbuch gibt es her (StGB § 263 Betrug), man muss nur die Möglichkeiten voll ausschöpfen. Wenn da steht Geldstrafe oder bis zu 10 Jahre Bau dann mindestens 6 Monate ohne Bewährung, bei Wiederholung gleich 5 Jahre und eine lebenslange Sperre für den ÖPNV. Mal sehen wie viele es noch riskieren werden wenn die ersten einsitzen.
>> Mal sehen wie viele es noch riskieren werden wenn die ersten einsitzen.
Dafür müsst man den vermeintlichen Betrügern erst mal habhaft werden. Wer in einer PK über Millionen gefälschter Tickets referiert, obwohl man Originaltickets ausgegeben hat, ohne auf die Bezahlung zu warten, hat doch dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Man könnte sogar noch weiter gehen. Das Verkehrsunternehmen hat durch dieses Verfahren Beihilfe zum Verüben einer Straftat geleistet und müsste dafür in Haftung genommen werden.
Frei nach Mao „Bestrafe einen, erziehe hundert“ reicht es aus an ein paar wenige ein Exempel zu statuieren. Bei einer Kontrolle sollten doch die nicht ordentlich bezahlten Tickets ja bereits auf einer schwarzen Liste stehen.
>> Bei einer Kontrolle sollten doch die nicht ordentlich bezahlten Tickets ja bereits auf einer schwarzen Liste stehen.
Genau das tun sie vermutlich nicht. Wären die Inhaber der Tickets bekannt, dann könnten die angeblich betrogenen Verkehrsunternehmen ja gegen sie vorgehen. In diesem Fall sind nicht diejenigen, die ihr Ticket mit falschen Bankdaten erwerben konnten, das Problem, sondern das Verfahren der Verkehrsunternehmen.
Nahezu jeder noch so kleine Händler, der sein Geschäft online betreibt, sichert sich ab. Aber die Gier nach Fördergeldern war vermutlich bei den Verkehrsunternehmen größer als der Wille zur Absicherung von Zahlungsausfällen. Mein Mitleid mit den Verkehrsunternehmen hält sich in Grenzen.
Komisch das neue tolle EU Wero taucht hier gar nicht auf.
Bei den Österreichern wird das Mautticket für Privatpersonen erst nach 14 Tagen gültig.
Und? Wero ist doch noch gar nicht breit ausgerollt. Und bei der Maut wird das mit der Widerrufsfrist für Verbraucher argumentiert, was ohnehin Quatsch ist, denn die kann man bei vorzeitiger Leistung kürzen. SEPA lässt sich bei Betrug sogar bis zu 13 Monate lang widerrufen. Also du stellst hier Zusammenhänge her, wo keine sind.
Ich verstehe nicht, wieso nicht Tickets entsprechend schnell intern markiert werden und bei der ersten Kontrolle direkt Polizei hinzugezogen wird? Oder ist das alles eine Dunkelziffer, die mangels Kontrollen eh nicht auffliegt? Ausweis wird in der Regel auch nicht geprüft, wenn man die App hat und nicht einen verdächtigen Screenshot herzeigt. Dabei lässt sich beides fälschen.
Vorauskasse, Schufa, KYC, Accounts mit guter Historie, erst Zahlung nur per Kreditkarte, sind doch alles keine neuen Konzepte.
Unbezahlte Tickets klingt für mich mehr nach dass die ihre Technik nicht im Griff haben oder nach einem Geburtsfehler des Deutschlandtickets.
Der Erfolg wundert mich nicht. Das Deutschlandticket kostet etwa zwanzig Euro weniger wie die Monatskarte beim lokalen Verkehrsverbund.