Der Sunlu Filament Connector FC01 im Kurztest

Mittlerweile darf ich mit Fug und Recht behaupten, voll und ganz im Hobby 3D-Druck aufgegangen zu sein. Und weil man dort eine ganze Menge Werkzeuge nebenher benötigt, die einen sicher sinnvoller als die anderen, war ich auch überhaupt nicht böse darüber, dass das Unternehmen Sunlu mir dieses Mal den neuen „SUNLU Filament Connector FC01“ für einen Test überlassen hat. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Berichts ist das Gerät noch für den Vorverkauf eingestellt. Ab dem 31. Oktober dieses Jahres soll dann die erste Charge, am 20. November 2024 dann die zweite Charge aller vorbestellten Geräte ausgeliefert werden. Der Vorverkaufspreis startet bei 32,99 Euro, je nachdem, für welches Bundle man sich entscheidet. Als offiziellen Verkaufspreis hat Sunlu dann 42 Euro angepeilt.

Doch für welchen Zweck schafft man sich so einen Filament Connector nun überhaupt an? Der eine Grund kann sein, dass ihr vorhabt, selbst Multicolor-Filament zu erstellen, damit eure Drucke noch interessanter aussehen. Zudem kostet mehrfarbiges Filament je nach Anbieter auch immer ein wenig mehr und wenn man genügend Reste beisammen hat, kann man sich das damit – zumindest in der Theorie – auch gut selbst herstellen. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt dieser Test.

Die andere Überlegung, für die so ein Gerät nützlich sein kann, ist, dass ihr damit hervorragend einzelne, einfarbige Filamentreste zusammenbasteln könnt, um möglichst alle Reste zu verwerten. Oder aber, ihr besitzt einen 3D-Drucker ohne AMS, sprich: Ihr habt nur eine einzelne Spulenhalterung und müsst zur Not manuell die Rolle nachlegen, wenn die Farbe aufgebraucht ist. Dann könnt ihr ziemlich simpel im pausierten Druckzustand das letzte Ende des Filaments schnappen und mit einer neuen Rolle verschmelzen.

Das Gerät ist nicht größer als meine Hand, das heizende Innere wird abgeschottet von einem Acrylglas-Deckel. Das Heizelement selbst sitzt unter einer weiteren Abdeckung, die hitzebeständig ist und zum Verschmelzen des Filaments arretiert wird. Vorn am Gerät sitzt ein kleines Touch-Display. Darauf seht ihr im Betrieb nicht nur die aktuelle Heiztemperatur, sondern auch den Sollwert je nach ausgewähltem Material. „Fusionieren“ lässt sich hier laut Hersteller PLA als auch PCL, ABS, PETG und PA/PC – alle jeweils mit einem Durchmesser von 1,75 mm. Ich würde mutmaßen, dass auch TPU funktionieren würde, wenn man dies mit den PLA-Settings verwendet. Hier mangelt es mir aber leider an Testmaterial. Sunlu schickte für den Test direkt zwei Rollen ihres neuen PLA+ 2.0-Filaments mit, weshalb ich mich entsprechend auf diese Einstellungen konzentriere. Die maximale Heiztemperatur liegt bei 230 °C.

Mit Strom versorgt wird der FC01 über ein USB-auf-Hohlstecker-Kabel, für das ihr zwingend einen USB-A-Stromadapter besitzen müsst, der mindestens mit 5V/2A arbeitet. Ebenfalls nicht ganz so optimal finde ich die Steckerlösung. Hier hätte man durchaus auch eine USB-C-auf-C oder USB-A-auf-C-Lösung mitliefern können. Sollte das Kabel mal verlegt werden oder kaputtgehen, wird es mit der Suche nach Ersatz nämlich schwieriger.

Nicht so geil: das mitgelieferte USB-A-auf-Hohlstecker-Kabel. Zudem fehlt ein notwendiger 5V/2A-Adapter

Ebenfalls im Lieferumfang befindlich sind 200 PTFE-Schlauchenden, alle knapp 4 cm lang. Diese fungieren für jeden Verschmelzungsvorgang als Hülle, die beide Filamentenden miteinander verbindet. Jene wird aber am Ende mit einem integrierten Cutter-Werkzeug angeschlitzt, um das Ergebnis zu befreien. Darum sind eben auch gleich 200 Stück dabei, Ersatz sollte im Nachgang recht kostengünstig zu bekommen sein.

Zum einfachen Entfernen der PTFE-Tubes ist hier eine kleine, gefederte Klinge eingelassen, die durch Zuklappen einen schmalen Schnitt in den Schlauch schlitzt

Beim Einschalten wird immer erst einmal die Zieltemperatur von 185 °C anvisiert, da PLA mit zu den gängigsten Materialien zählt und Sunlu sich entsprechend hierfür entschieden hat. Das Aufheizen benötigt knapp 3 Minuten und wird mit einem kurzen Piepton finalisiert.

Material: Temperatur: Zeit zum Aufheizen: Dauer:
PCL 85 °C 1 Minute 5 bis 6 Sekunden
PLA 185 °C 3 Minuten 7 bis 8 Sekunden
PETG 210 °C 3 bis 4 Minuten 7 bis 8 Sekunden
ABS 220 °C 3 bis 4 Minuten 7 bis 8 Sekunden
PA/PC 230 °C 5 Minuten 9 bis 10 Sekunden

Ihr schiebt dabei aber nicht einfach zwei gerade Filamentenden aneinander und verschweißt diese. Stattdessen müssen jene Enden jeweils in einem 45°-Winkel abgeschnitten sein. Hierzu sei geraten, dass ihr da nicht den üblichen Seitenschneider nutzt, sondern lieber einen sauberen Schnitt mit einem Cuttermesser setzt oder vielleicht direkt auf eine selbst gedruckte Lösung wie diese hier zurückgreift – davon gibt es auf den bekannten Plattformen noch allerhand weitere Beispiele.

Ihr wartet nun also, bis das Gerät die perfekte Temperatur erreicht hat, dann piept das Gerät kurz und schon könnt ihr eure beiden Filamentenden im PTFE-Schlauch zentriert einlegen. Dann wird der Verschluss heruntergeklappt und arretiert. Wichtig ist, dass man die beiden herausragenden Enden des Filaments locker, aber gerade, festhalten muss, damit sich das Ganze nicht noch kurz vor dem Verschweißen wegdreht. Ebenfalls sollte man beachten, dass man das Filament nicht gegeneinander verdreht versucht, miteinander zu verschweißen. Hier könnte die Schweißnaht sonst später knicken und eventuell auch reißen. Es sollte angemerkt werden, dass vermutlich auch bei euch nicht direkt der erste oder zweite Anlauf perfekt klappen – das Einlegen, Zuklappen und das Festhalten beider Filamentenden ist zu Beginn schon noch recht kniffelig.

45° meets 45°

Ist alles fertig, sollte man das Material noch kurz abkühlen lassen, da sich die Naht sonst wieder öffnen könnte. Beachtet man diese Hinweise, erhält man aber in der Tat wahnsinnig gut haltende Filament-Verschweißungen, die sich dann – je nach Farbwahl – auch ideal für den Mehrfarbdruck anbieten.

So sollte das Ergebnis dann aussehen

Es handelt sich beim Sunlu Filament Connector FC01 also durchaus um ein Nischenprodukt für 3D-Druck-Fans, das dort aber eben absolut seine Daseinsberechtigung hat. Sofern man sich penibel an die oben genannten Herstellervorgaben hält, was die einzelnen Arbeitsschritte und dergleichen angeht, erhält man auch überzeugende Ergebnisse. Ich habe damit mittlerweile hervorragend meine PLA-Reste miteinander „fusionieren“ können, nutze für den Rollenwechsel von gleichen Farben aber eben auch die Automatik des Bambu Lab AMS Lite. Für rund 35 – 40 Euro bekommt man hier aber ein absolut nützliches Tool für gelegentliche Einsätze.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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7 Kommentare

  1. Ich glaube ich habe den Sinn des Gerätes noch nicht verstanden. Wenn ich die Farbe ab einem bestimmten Layer wechseln möchte, kann ich das im Slicer entsprechend einstellen und dann die Spule wechseln. Wenn ich einen Rest mit einer neuen Spule verbinden möchte, weil das Filament nicht reicht, benötige ich zusätzlich eine Umspul-Einrichtung da ich sonst nicht ans Ende des alten Filaments komme. Für das Gerätchen alleine sehe ich nicht den Verwendungszweck.

    • eigentlich ist der Sinn mehr darin, das man Filamentreste aufbrauchen kann indem man die neue Spule mit dem Ende der alten verbindet – für was anderes sehe ich auch keinen Verwendungszweck.
      Leute, die einen Bambulab Drucker mit AMS haben ( oder ein vergleichbares System der anderen Hersteller ) sind da eh raus, die nutzen einfach die entsprechende Funktion des AMS um auf eine neue Spule zu wechseln, wenn die erst leer ist.

    • eigentlich ist der Sinn mehr darin, das man Filamentreste aufbrauchen kann indem man die neue Spule mit dem Ende der alten verbindet – für was anderes sehe ich auch keinen Verwendungszweck.
      Leute, die einen Bambulab Drucker mit AMS haben ( oder ein vergleichbares System der anderen Hersteller ) sind da eh raus, die nutzen einfach die entsprechende Funktion des AMS um auf eine neue Spule zu wechseln, wenn die erst leer ist.

  2. Dieses Ding hat Sunlu anscheinend jedem zugeschickt, der nicht bei drei aufm Baum war. 😀 Dem Schweiß-Ergebnis nach zu urteilen hast du das Gerät anders als viele 3D-Druck-Youtuber immerhin richtig benutzt. So gut das Teil auch umgesetzt ist, ich glaube auch nicht, dass ich sowas benutzen würde. Hier ist eine Lösung auf der Suche nach ihrem Problem. ^^

  3. ich schließe mich der „begeisterung“ an und frag‘ mich auch: warum?
    filamentreste hab‘ ich bisher lieber in dafür gedruckte löcher gesteckt, um bauteile damit zu verbinden.

    gibt’s eigentlich einen modernen drucker ohne filamentende-sensor? dann steckt man halt einfach nach, wenn man kein ams hat, das nebenher beim mehrfarben-druck wesentlich mehr müll erzeugt, als alle filamentreste dieser welt zusamamen *g* …

  4. Das Teil wird über kurz oder lang in der EU sowieso Probleme kriegen – wenn PTFE-Hülsen nicht mehr verkauft werden dürfen. (Sichwort PFAS-Regulierung). Vielleicht geht’s dann ja auch mit Backpapier…

  5. Ich verstehe nicht, warum man das so umgesetzt hat, dass dort Wegwerf-PTFE genutzt werden muss. Hätte man nicht den sich erhitzenden Teil aus Keramik, was anderes beschichtet mit PEI oder so fertigen können, damit das geschmolzene Filament nicht daran haftet? Klar, kostet nicht die Welt, aber Verbrauchsmaterial wo evtl. keins nötig wäre finde ich doof.

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