Datenschutzbeauftragte decken Datenkartell von Versicherungsunternehmen auf

Die Landesdatenschutzbeauftragte in NRW hat nach eigenen Angaben Untersuchungen gegen zehn Versicherungsunternehmen in Nordrhein-Westfalen eingeleitet. Der Vorwurf: Die betroffenen Unternehmen sollen nicht nur untereinander, sondern auch mit knapp 30 weiteren Versicherern Daten von Kunden in der Auslandsreisekrankenversicherung geteilt haben. Zum Zwecke dieses unerlaubten Austauschs nutzen sie einen geschlossenen E-Mail-Verteiler.

Auf dem waren dann jeweils mehrere Beschäftigte der beteiligten Firmen registriert. Starker Tobak: Über diesen Verteiler wurden auch Gesundheitsdaten wie etwa medizinische Diagnosen sowie Daten minderjähriger Personen ausgetauscht. Dadurch wurden diese hochsensiblen Daten auch untereinander frei Haus übermittelt, selbst wenn die Beteiligten mit den anderen Versicherungen keinerlei Geschäftsbeziehungen hatten. Auch fehlten Vorkehrungen zum Schutz der Informationen oder zur Wahrung der Betroffenenrechte.

Sinn und Zweck des Ganzen: Die Versicherungen wollten Betrugsmuster erkennen und Betrugsfälle aufdecken. Dass dabei dann auch Daten unschuldiger Kunden ausgetauscht wurden, interessierte die Beteiligten offenbar nicht. Die Versicherungsunternehmen sitzen in zehn deutschen Bundesländern und auch dem europäischen Ausland. Dabei moniert die Landesdatenschutzbeauftragte NRW, dass diese Chose keinesfalls nötig gewesen wäre. Denn es gebe mit den Datenschutzaufsichtsbehörden abgestimmte, seit Jahren im Versicherungssektor etablierte Möglichkeiten, um datenschutzkonform Informationen zu potenziellen Betrugsfällen auszutauschen.

Warum die Versicherungsunternehmen darauf keine Lust hatten, bleibt offen. Jedenfalls hat man schon die zehn nordrhein-westfälischen Unternehmen kontaktiert und konnte den rechtswidrigen Austausch abstellen. Die Prüfung insgesamt ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Da läuft nämlich auch die Koordination mit anderen Bundesländern. Man erkennt dabei durchaus an, dass der Zweck Versicherungsbetrug aufzudecken an sich legitim sei. Allerdings heilige der Zweck nicht die Mittel. Die beteiligten Unternehmen hätten die Privatsphäre unbescholtener Versicherungsnehmer gravierend verletzt und das billigend in Kauf genommen.

Bestätigt für mich persönlich ganz gut so meine Vorurteile, die ich gegen Versicherungsunternehmen habe, welche ich grundsätzlich für extrem gewieft halte. Mal sehen, wozu die weiteren Prüfungen noch führen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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13 Kommentare

  1. Da hoffe ich, das die Strafmöglichkeiten der Verstöße gegen die DSGVO in Höhe von 20 Mio € und Freiheitsstrafen voll ausgenutzt werden.
    Der Haken ist, dass es am Ende wieder auf die Beiträge umgelegt wird.

    • Zitat:
      […]dass es am Ende wieder auf die Beiträge umgelegt wird[…]

      Richtig und Salatgurken kosten 4 Euro, weil die Kunden sie ständig fallen lassen, da muss man ja „per“-forma einfach mal das Risiko im Preis berücksichtigen.

      ~Aluhüte Für Dumme~

    • Nun, Freiheitsstrafen würde nicht auf Kunden umgelegt ;-). Die werden natürlich trotz der vorsätzlich kriminellen Handlungen nicht kommen. Leider.

      Aber auch empfindliche Geldstrafen wären hilfreich. Diese stellen nämlich die Mitbewerber, die nicht kriminell gehandelt haben, wieder besser.

  2. >> Mal sehen, wozu die weiteren Prüfungen noch führen.

    Da wird nicht viel passieren. Die verantwortlichen Mitarbeitenden der Versicherungsunternehmen bekommen den erhobenen Zeigefinger zu sehen. Fertig!

  3. Gibt es Infos darüber, welche Unternehmen das sind?

  4. Bestätigt auch bei mir wieder nur das, was auch ich schon zu wissen glaube. Widerlich diese Vereine und deren Mitarbeiter, denen prinzipiell alles egal zu sein scheint, solange es nützt.

    • Ich arbeite für eine Versicherung, bin deiner Ansicht nach also widerlich… Halt mal den Ball flach! Es ist dir schon klar, dass ohne Versicherungen unser Wirtschaftssystem kaum funktionieren würde, oder? Frag mal bei ChatGPT nach, weshalb Versicherungen wichtig sind und die Mitarbeiter dort relativ sicher nicht widerlich sind. Hetzen und Verallgemeinern hilft niemandem, Versicherungen aber schon. 😉

  5. Hier wären mal Strafen von 4% vom Gesamtumsatz nicht schlecht und dann noch gegen die verantwortlichen Strafrechtlich vorgehen.
    Wenn die da wieder nur ne Million für zahlen sollen, hat sich das ja für die Versicherer gelohnt.

  6. Gerade bei Gesundheitsangelegenheiten mein Grundsatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Würde gerade als Privatpatient auch bis aufs letzte die elektronische Patientenakte ablehnen. Gerade was Vorerkrankungen angeht kommt man aber bei den Angaben nicht drum herum. Würde alles aber strikt einheitlich beantworten gerade weil die Firmen sich austauschen.

  7. Versicherungsbashing ist natürlich eine feine Sache und ich wäre vor 4 Jahren sofort dabei gewesen. Seit ich aber selbst bei einem genossenschaftlichen Versicherer arbeite, hat sich meine Ansicht sehr stark gewandelt. Ich bin dort in der Datenverarbeitung beschäftigt und kann zumindest in meinem Umfeld sagen, dass mit den Daten sehr verantwortungsvoll umgegangen wird. Zumindest nicht besser oder schlechter als in anderen Unternehmen, bei denen ich gearbeitet habe. Ob mein Unternehmen da nun auch zu den 30 gehört weiß ich noch nicht, werde ich aber sicher bald erfahren. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass das so von oben beschlossen wurde, sollte das der Fall sein. Da erlebe ich meinen Vorstand anders. Auch das Vorurteil, dass Versicherungen sich immer um alle Zahlungen herumdrücken wollen, kann ich bei meinem so nicht sehen. Im Gegenteil, ich bin beeindruckt, wie problemlos und schnell gezahlt wird. Es ist wohl wie immer, es bestimmen die das Meinungsbild, die aus ihrer Sicht zu unrecht keine Zahlung erhalten haben. Das es aber dafür häufig sehr gute Gründe gibt, wird dann gerne vergessen zu erwähnen.

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