Das Asus ROG Phone 9 Pro im Test
Seit einigen Jahren gehöre ich zu der Gruppe von Nutzern, die davon überzeugt worden sind, dass es durchaus eine, wenn auch kleine, Sparte von Menschen gibt, die den Kauf eines neuen Smartphones ganz klar darauf auslegen, dass es vor allem Gaming-tauglich ist. Und dass ich mit eben jener Annahme gar nicht mal so falsch zu liegen scheine, unterstützt unter anderem das Unternehmen Asus damit, dass man dort weiterhin in jedem Jahr ein neues Flaggschiff vom Typ „ROG Phone“ auf den Markt bringt. Mittlerweile sind wir hier schon beim ROG Phone 9 angekommen, welche ich mir auch in diesem Jahr wieder einmal genauer anschauen durfte, bevor es dann im Dezember dieses Jahres offiziell verkauft wird.
Die Specs der neuen Serie findet ihr hier im Ankündigungsbeitrag, aber auch ohne jene zu kennen, ist mittlerweile den meisten Lesern wohl durchaus bekannt: Asus proppt da im Grunde das aktuell schnellste und leistungsstärkste Technik-Gedöngel rein, das ihr auf dem Markt bekommen könnt. So unter anderem auch den ganz frischen Snapdragon 8 Elite als SoC und bis zu 24 GB RAM inklusive 1 TB internem Speicher – so dann auch die Version des Modells, das ich testen durfte.
Da wir auch noch das Modell aus dem Vorjahr hier haben, schaute ich dann schon einmal beim Auspacken des neuen ROG Phone 9 Pro nicht schlecht, als mich das gewählte Design kurzfristig glauben ließ, fälschlicherweise das 8 Pro gegriffen zu haben. Die Änderungen stecken hier äußerlich wirklich nur im Detail, so passt dann selbst das DevilCase vom ROG Phone 8 Pro 1:1 auf das neue Gerät. Die Anschlüsse liegen allesamt identisch – was natürlich auch dem Konzept der einzelnen Anordnungen geschuldet ist – sodass Wechsler vom Vorjahresmodell ihre alten Hüllen einfach weiterverwenden können. Doch lohnt der Wechsel wirklich?
Fangen wir mal damit an, dass ich mich eigentlich komplett zurückversetzt fühle zu dem Moment als ich das Vorgängermodell testen durfte. Das gilt nicht nur für die allgemeine Haptik des Geräts, sondern auch für die Bedienung der Oberfläche und den ganzen Komfortfunktionen für Gamer, welche mit der App Armory Crate und weiteren Software-Spielereien auf dem Gerät lagern. Der Fingerabdruckleser arbeitet noch immer enorm schnell und zuverlässig. Wer zudem die Gesichtserkennung eingeschaltet haben sollte, der wird – vorausgesetzt, das Licht stimmt – nach dem Drücken der Powertaste nicht einmal eine Chance haben, seinen Sperrbildschirm zu sehen, so schnell geht die Erkennung.
An Bord ist hier von Werk aus bereits Android 15, allerdings aktuell – Stand Ende November – noch mit Sicherheitspatch vom September dieses Jahres. Doch schon während meines Tests erreichten das Gerät insgesamt drei Systemupdates, sodass ich davon ausgehe, dass die finale Verkaufsversion dann auch auf aktuellstem Stand sein wird. Werfen wir mal ein paar Fakten in den Raum, die dem einen oder anderen kaufinteressierten Leser noch fehlen: Der Akku fasst 5.800 mAh, kann via Kabel mit maximal 65 Watt, kabellos dank Qi-Zertifizierung zumindest mit bis zu 15 Watt geladen werden. Noch immer komme ich mit einer vollen Ladung auf maximal zwei Tage Laufzeit, dann habe ich aber noch nicht ausgiebig mit dem ROG Phone 9 Pro gezockt.
ROG Phone 9 Pro // ROG Phone 8 Pro
Das Display erlaubt nun eine unerlaubt hohe Bildwiederholrate von 185 Hz, jene dann allerdings ausschließlich im sogenannten X-Modus, der dann quasi alles aus der Hardware herausholen soll. Lasst ihr, wie ich, den dynamischen Modus wählen, sind „nur“ maximal 120 Hz möglich. Der neue Snapdragon 8 Elite ist ein Biest, aber ein gutes. In Kombination mit den 24 GB Arbeitsspeicher und dem cleveren Cooling-System, das Asus in seinen Geräten verbaut, wird das Gerät selbst bei langen Sessions ins Call of Duty: Mobile oder Diablo: Immortal höchstens spürbar warm, aber noch lange nicht heiß. Zudem merkt man der Hardware einfach an, dass aktuelle Spiele sie anscheinend noch nicht genügend fordern. Klingt hart nach Werbung, ist aber schlicht der Eindruck, den ich beim Testen des Geräts immer wieder vermittelt bekam.
So habe ich unter anderem auch gerne und viel Lightroom Mobile im Einsatz. Die dortigen Funktionen wie das Maskieren per KI oder auch die KI-Tiefenunschärfe benötigen beispielsweise auf dem Pixel 9 Pro XL spürbar mehr Zeit als auf dem ROG 9 Pro. Hier ist ein KI-optimierter Chipsatz eben noch nicht alles. Dabei kann der Snapdragon 8 Elite aber natürlich auch KI, das lässt Asus in allen Präsentationen zur neuen Gerätereihe auch gut durchklingen. Die neuen Geräte setzen auf eine Reihe von KI-gestützten Funktionen, die das Spielerlebnis verbessern sollen. X Sense 3.0 erkennt beispielsweise wichtige Ereignisse im Spiel und sammelt automatisch Gegenstände. X Capture 2.0 zeichnet automatisch Spielszenen auf, während AI Grabber 2.0 bei der Suche nach Tipps und der Übersetzung von Texten hilft.
Doch auch die Kamera wird nun von den Fähigkeiten der KI unterstützt. So wäre da die neue Funktion Portrait-Video, welche das Motiv im Vordergrund automatisch scharf halten soll, während der Hintergrund möglichst realistisch leicht unscharf gestellt ist. Das fokussierte Motiv kann sich optional auch „locken“ lassen, wird dann also durchweg als einziges Motiv im Sucher scharf fokussiert. Hinzu kommt die Videofunktion „KI Schwenken“, welche gewissermaßen an das „Action Foto“ aus der aktuellen Pixel-Kamera erinnert und sich bewegende Motive scharfstellen soll, während der Hintergrund wie in einer bewegten Szene unscharf gestellt ist.
Genau wie bei Samsung, Google und sicherlich mittlerweile auch anderen Herstellern, verschafft die KI den Nutzern der neuen Asus-Modelle eine Möglichkeit, sich Hintergrundbilder nach ihren Vorstellungen generieren zu lassen. Ihr könnt da Stile, Farbtöne und mehr auswählen, aus denen dann ein Hintergrund erstellt werden soll, den so noch niemand anderes auf seinem Gerät nutzen wird.
Doch genug der KI. Die Lautsprecher (für Kabelkopfhörer tragende Enthusiasten gibt’s an der 9er-Serie sogar noch immer einen Klinkenanschluss) überraschten mich mit ihrem satten und klaren Klang, der dann auch beim Daddeln für zusätzliche Stimmung sorgt. Zudem denkt Asus ja mit und hat seine hauseigenen Cases so aufgebaut, dass sie eine Art Klangkanal an den Lautsprecheröffnungen besitzen, damit der Sound beim Zocken trotz Case nach vorn zum Spieler ausgestrahlt wird. Das klappt ziemlich gut.
Beim Telefonieren bin ich auch sehr gut zu hören, so meine Frau und mein Sohn. Interessanterweise habe ich bislang das Problem nicht lösen können, dass Audionachrichten (ja, auch die werden getestet) in WhatsApp einfach nicht zu verstehen sind. Das ist ein rein App-internes Phänomen und kann sicherlich durch ein Systemupdate behoben werden, bisher klingen die Nachrichten aber immer, als hätte ich ein Handmikrofon verschluckt beim Einsprechen. Das sind dann aber bislang auch schon die einzigen Sorgen, die ich mit dem Gerät hatte.
Display? Großartige Darstellung und vor allem wahnsinnig schnell. Über die Performance der Hardware kann und will ich kein schlechtes Wort verlieren, da überzeugt die neue Serie erneut. Die haptischen Tasten an der Geräteseite sind natürlich ebenfalls wieder mit an Bord, genau wie die Unterstützung für den neuen Lüfter des Hauses, der angeklinkt werden kann. Zudem hat Asus mit dem sogenannten „Tessen“ auch einen eigenen – und nicht nur auf ROG-Phones beschränkten – Aufsatzcontroller am Start, der zwar gute 100 Euro kosten soll, dafür aber nicht nur mit seinem geringen Gewicht, sondern auch mit seinem Design punkten kann. Man kann ihn nämlich mittig zusammenklappen, sodass sich das Gerät schnell in der Jacke oder dergleichen verstauen lässt.
Auf der Rückseite der neuen Modelle befindet sich erneut ein zusätzliches Dot-Display, welches beim Modell 9 Pro dann sogar über 648 programmierbare Mini-LEDs verfügt. Hier lässt sich optional allerhand Klamauk mit anrichten, zum Beispiel GIFs abspielen, Minigames zocken (die haptischen Tasten werden dann zum Kontrollelement) oder aber man lässt sich die Uhrzeit und Namen von Anrufern einblenden. Für den Normalnutzer sicherlich alles nichts, was man dringend benötigt. Zumal viele in den meisten Fällen eh ein Case auf dem Gerät sitzen haben. Für Fallschäden sind auch die neuen Modelle nämlich schlicht zu kostspielig.
Ich sage es jedes Jahr und ich tue es wieder: Der Kamera der neuen Reihe hat das Upgrade auch wieder gutgetan. Dabei rede ich gar nicht so sehr von den oben genannten KI-Features. Für jene bin ich entweder zu dämlich in der Anwendung oder aber sie funktionieren in der mir vorliegenden Version einfach noch nicht zuverlässig genug. Mit „KI Schwenken“ habe ich bislang nicht eine perfekte Aufnahme hinbekommen, die so wirkt, wie Asus die Funktion bisher beworben hat. Da funktioniert das automatische Fokussieren und Hintergrund-Unscharfstellen von „Portrait-Video“ schon deutlich besser, nur hier und da verzieht es den Fokus dann aber für eine Millisekunde, was in der Aufnahme nicht so schön aussieht. Doch auch da denke ich, dass Asus mit Patches nachbessern kann.
-> Link zu ein paar der Aufnahmen der Kamera des ROG Phone 9 Pro
Der Autofokus der Kamera funktioniert jedenfalls sehr schnell und kann in den Kameraeinstellungen sogar noch via „Schneller Schnappschuss“ beschleunigt werden. Doch auch so gelingen gute bis sehr gute, scharfe Aufnahmen mit dem Hauptsensor. Leider – und das konsequent seit Jahren – bringen schwache Lichtverhältnisse die ROG-Kamera an ihre Grenzen. Der Nachtaufnahmemodus kann da zwar einiges retten, doch es mangelt den Bildern noch immer oft an Details und Schärfe. Die Bildränder bei Aufnahmen mit dem Ultraweitwinkelsensor sind mittlerweile um einiges weniger verzogen als früher, doch immer noch gehen hier viele der Bildinhalte verloren.
Optional könnt ihr den Pro-Modus zum Fotografieren nutzen und ich behaupte auch mal, wenn man sich mit den Settings und vor allem dem Motiv ein wenig länger auseinandersetzt, dann kann man auch mit der ROG-Kamera sehr gute Aufnahmen erstellen. Doch viele Nutzer wollen vor allem schnell draufhalten und erwarten dann gute Ergebnisse. Da bleibt mir beim ROG Phone 9 Pro zu sagen: tagsüber ja, wird es dunkler, dann gebe dich lieber mit dem Mittelmaß zufrieden.
Und so bleibt mir am Ende wieder einmal ein altbekanntes Fazit: Auch die neue ROG Phone-Gerätereihe zeigt, wie gut Asus es verstanden hat, Smartphones für Gamer zu bauen. Man geht mit der Zeit, integriert in ein eh schon technisch überlegenes Gerät auch noch diverse KI-Features und bessert die Kamera erneut ein wenig auf. Besitzer des Vorgängers finden aber selbst mit dem neuen Snapdragon 8 Elite keinen ausreichenden Grund, wechseln zu müssen – das sollte klar sein. Hierfür fehlt es der 9er-Serie einfach am gewissen „Das macht den großen Unterschied“-Grund. Der Gesamteindruck ist ein ausgesprochen guter, für jemanden, der auch wirklich gern am Smartphone zockt – abseits von Pokémon GO und Co. Ob die hohen Gerätepreise nun gerechtfertigt sind, das muss jeder für sich entscheiden – das Designteam bekommt dieses Jahr vermutlich zumindest den geringsten Anteil der Einnahmen ab 😀
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Wie hast Du denn Deinen Avatar auf den Lockscreen bekommen, ist das ein Feature des Asus Rog Phone 9 oder geht das auch mit der Stock Version bzw. OneUI?
Interessant wäre mal ein Test mit nem Windows Game Emulator ala Winlator iVm mit halbwegs neuem Stoff