Bundesdruckerei verteidigt ihren Datenatlas mit harter Stellungnahme
Ich hatte kürzlich hier im Blog einen Artikel zum Datenatlas der Bundesdruckerei veröffentlicht. Den findet ihr hier. Ich hatte dabei ein unentgeltlich erstelltes Gutachten des Professors David Zellhöfer, von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin aufgegriffen. Dieser forscht dort zu digitalen Innovationen in der öffentlichen Verwaltung. Überraschenderweise hat die Bundesdruckerei selbst diesen Artikel interessiert zur Kenntnis genommen und mir inzwischen eine klare Stellungnahme übermittelt, die ich an dieser Stelle mit euch teilen möchte.
Die Stellungnahme stammt vom Pressesprecher der Bundesdruckerei GmbH. Dabei kritisiert man die Herangehensweise des Gutachtens scharf, nämlich als „sowohl fachlich, inhaltlich als auch von der Herangehensweise mehr als fragwürdig“. Man betont, dass der Datenatlas-Code sehr wohl den Anforderungen an eine moderne Softwareentwicklung und Metadatenverwaltung entspreche (Nutzung Open Source, Apache Jena basierter Wissensgraph und dcat-ap.de-Application Profile).
So befänden sich auch weitere Funktionen für den Datenatlas in Bearbeitung, welche die Kritik des Gutachtens aushebeln sollen.. Ich will da aber gar nicht zu viel Gewese machen, daher findet ihr hier einfach mal die direkte Stellungnahme der Bundesdruckerei:
Die Expertinnen und Experten des Datenatlas-Teams der Bundesdruckerei GmbH haben das pro-bono-Gutachten von Prof. Zellhöfer inzwischen eingehend fachlich geprüft und kommen zu dem Fazit: Prof. Zellhöfer hat offensichtlich nur das Frontend des Systems begutachtet; das Backend sowie die umfangreichen Programmierschnittstellen waren jedenfalls nicht Teil seiner Evaluierung – insbesondere jene Schnittstellen sind jedoch für versierte Nutzende und Data Scientists gedacht. Die Funktionalitäten des Systems sind interoperabel, standardisiert und Open-source-basiert entworfen und entwickelt worden. Ein seriöses Gutachten müsste also das System entsprechend ganzheitlich betrachten. Entgegen den Aussagen von Prof. Zellhöfer verwendet der Datenatlas beispielsweise einen Wissensgraphen und erfüllt bereits die Anforderungen an standardbasierte Metadatenmodellierung nach DCAT-AP.de. Die Vorwürfe und Meinungen von Prof. Zellhöfer, insbesondere an Semantik, Interoperabilität und Modellierung sind somit nicht haltbar.
Der Datenatlas-Code entspricht allen Anforderungen an eine moderne Softwareentwicklung und Metadatenverwaltung (Nutzung Open Source, Apache Jena basierter Wissensgraph und dcat-ap.de-Application Profile). Weitere Features befinden sich zudem im Backlog und werden agil mit dem Kunden und unter Einbeziehung wichtiger Stakeholder sukzessive umgesetzt. Die im Gutachten vielfach kritisierte Suchfunktion ist über die Datenatlas REST-API vollumfänglich und allen Anforderungen an Information Retrieval entsprechend verfügbar. Das Frontend und die darin enthaltene limitierte Suchfunktion wurde zum einen in Abstimmung mit dem Auftraggeber für eine Nutzergruppe ohne spezielle IT-Kenntnisse entwickelt und zudem seit dem Begutachtungszeitpunkt noch weiterentwickelt.
Dem Autor fehlte klar erkennbar der Zugang zu Detailinformationen über den nicht-öffentlichen Datenatlas; auf Seite 129 schreibt er selbst: „Da der Autor weder an der Konzeption noch der Umsetzung des Datenatlas beteiligt war, wurde das Gutachten ohne interne Projektkenntnisse erstellt“. Offenbar konnte Prof. Zellhöfer nur über einen Mitarbeitenden der Bundesverwaltung und „im Rahmen einer kursorischen Sichtprüfung im Umfang von ca. 30 Minuten“ (Seite 66) auf das Produktivsystem des Datenatlas zugreifen; ob und inwieweit die Sichtprüfung überhaupt autorisiert war, muss an anderer Stelle entschieden werden.
Die Bundesdruckerei ist überzeugt, stets und in enger Abstimmung mit ihrem Auftraggeber mit dem System Datenatlas ein sinnvolles, interoperables, nutzerfreundliches und zukunftssicheres System entwickelt zu haben. Das sieht auch die Mehrheit der Mitarbeitenden in den Bundesministerien und nachgeordneten Bundesbehörden so, die über Jahre bei der erfolgreichen Erstellung mitgemacht und -geholfen haben.
Als Technologieunternehmen des Bundes arbeitet die Bundesdruckerei seit vielen Jahren intensiv und erfolgreich mit vielen anerkannten Forschungseinrichtungen und Hochschulen zusammen und freut sich weiterhin auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den beteiligten Einrichtungen.
Letzten Endes kann man hier als Außenstehender natürlich schwer sagen, wer eindeutig im Recht ist. Die scharfe Stellungnahme der Bundesdruckerei liest sich für mich jedenfalls erst einmal sachlich gut argumentiert, weswegen sich sie dann auch in einem eigenen Post mit euch teilen wollte, statt sie im ursprünglichen Artikel als Update versumpfen zu lassen.
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