Breit­band­mes­sung der Bundesnetzagentur: Oft kommt zu wenig an

Am 27. März 2017 hat die Bundesnetzagentur den ersten Jahresbericht ihrer Breitbandmessung veröffentlicht. Der Bericht umfasst den Zeitraum vom 25. September 2015 bis zum 25. September 2016. Für stationäre Breitbandanschlüsse wurden 106.159 und für mobile Breitbandanschlüsse 53.651 valide Messungen berücksichtigt. Schaut man in das PDF hinein, so wird man höchstwahrscheinlich nicht überrascht sein. Bei den Nutzern kommt oft nicht das an, was theoretisch versprochen wird. Heißt: Bietet der Vertrag 50 MBit/s, so ist die Chance groß, dass eben nicht 50 MBit/s ankommen, sondern einiges weniger. Deshalb heißt es in vielen Verträgen ja immer „bis“ xxx MBit/s.

Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erhielten im Download 70,8% der Nutzer mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate; bei nur 2,4% der Nutzer wurde diese voll erreicht oder überschritten. Insofern haben Endkunden oftmals nicht die vertraglich vereinbarte maximale Datenübertragungsrate erhalten.

Der niedrigste Wert wurde in der überwiegend von ADSL-Anschlüssen geprägten Bandbreiteklasse 2 (8 Mbit/s bis kleiner 18 Mbit/s) erzielt, der höchste in der überwiegend von Kabel-Anschlüssen geprägten Bandbreiteklasse 7 (200 Mbit/s bis kleiner 500 Mbit/s).

Die Ergebnisse lassen sich übrigens nicht nur im PDF einsehen, es gibt auch eine Informationsseite mit einer Karte, über die man Provider einsehen kann, des Weiteren kann man auch über die offizielle App testen.

Die Ergebnisse rief auch die Politik auf den Plan. Tabea Rößner, Sprecherin für Medien, Kreativwirtschaft und Digitale Infrastruktur, gab auf ihrer Webseite Auskunft:

„Wenn nicht mal ein Viertel der Nutzer die vertraglich versprochene maximale Bandbreite erhält, dann grenzt das an einen systematischen Kundenbetrug. Die Politik muss die Unternehmen endlich in die Pflicht nehmen, denn es kann nicht sein, dass hohe Bandbreiten versprochen werden, aber nie ankommen. Wir fordern deshalb Mindestbandbreiten sowie Bußgelder und Schadensersatzzahlungen, wenn Unternehmen nicht liefern. Wenn die Telekommunikationsunternehmen nicht eine hohe Mindestqualität der von ihnen versprochenen Maximalbandbreiten liefern können, müssen sie zahlen.“

Auch die Verbraucherzentrale stimmt mit ein, Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), zieht Bilanz:

„Verbraucher müssen die Leistung bekommen für die sie bezahlen. Das Gesetz muss an dieser Stelle dringend nachgebessert werden. Verbraucher haben noch immer keine Rechtssicherheit, unkompliziert ihren Tarif zu mindern, anzupassen oder auch zu kündigen, sollten sich Anbieter nicht an ihre vertraglichen Zusagen halten. Um die vertraglich vereinbarte Surfgeschwindigkeit besser überprüfen und durchsetzen zu können, müssen Mindeststandards für die Dienstqualität festgelegt werden.

Bleibt natürlich die Frage, wie passend die Messungen sind. Es sind natürlich einige, gemessen an den bundesweiten Anschlüssen aber recht wenig. Und dann ist die Frage auch immer, ob alle Fragen vor der Nutzung der App richtig beantwortet wurden. Dennoch – und das wird sicherlich fast jeder nachvollziehen können: Es gibt Zeiten, da kommt zu wenig an. Manchmal viel zu wenig, besonders in den abendlichen Stoßzeiten. Da würde ich es gut finden, wenn die Anbieter in die Pflicht genommen werden.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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19 Kommentare

  1. Viel Blablub. Es ist doch mittlerweile bei jedem Kunden angekommen, dass nur das ankommt, was die Leitung hergibt. Die Anbieter verkaufen einem ja keinen 50MBit-Anschluss, wenn nur ADSL verfügbar ist.

  2. Überrascht das noch wen der in den Netzwerk-Foren unterwegs ist ? Ist doch auch schließlich einfacher über edonkey, ach nein, Torrent… ach nee, youtube&netflix zu schimpfen welche die ganze teure Infrastruktur kostenlos nutzen anstatt seinen Kram so auszubauen das auch das beworbene Gigabit (in welcher Stadt können sich die Kunden da nochmal drauf freuen ?!) geliefert werden kann… und „netflix-content-proxies im eigenen Netz ? Dafür sollen die mal bitte zahlen !“. Hat jemand eigentlich schonmal die Geschäftszahlen der armen, gebeutelten Provider gesehen 😀
    Aber schön das mal jemand Fakten geschaffen hat, damit erschlag ich den nächsten Provider-Mitarbeiter der mir mit Dummlaber auf den Keks geht 😀

  3. Vodafone garantiert in den AGB übrigens nichtmal die Hälfte. Wenn statt 400 „nur“ 250 ankommen sagt die Hotline einfach „wieso, ist doch mehr als Häfte, alles in Ordnung“. Mit der Mentalität sollte ich mal meine Rechnungen bezahlen.

  4. Nachtrag: Bandbreite ist eine Sache, Fakt ist auch das komplexe Webseiten ab 10-20Mbit nicht mehr schneller laden… danach „kommt“ die Geschwindigkeit dann über die Latenz/Ping. Kann (und sollte) jeder mit den Chrome-Entwicklertools mal selber testen ! Laptop beim Kumpel an 16MBit DSL und danach die gleiche Seite (ohne Cache) nochmal zuhause an den 400mbit… das wird ne ziemlich Ernüchterung geben. Aber Hauptsache man könnte locker 10 Netflix 4k-Streams zuhause parallel laufen lassen (Aussage Netflix: 25Mbit für 4k).
    Lassen sich halt wieder alle von den Marketing-Abteilungen blenden, war aber nie anders, in meiner Jugend haben wir uns immer köstlich über die 300Watt Ghettoblaster amüsiert 😉

  5. MarioMario says:

    Ich hoffe die BNetzA rechnet auch die Geschwindigkeitsmessungen heraus, bei denen die Endgeräte bzw. der Nutzer das Problem sind.
    Klar, viele Anbieter rechnen sich ihre Bandbreiten schön, haben schlechte/überlastete Peerings zu den großen Content-Providern, schwache Backbone-Anbindungen usw., aber ein nicht unerheblicher Teil von Nutzern mit zu geringen Bandbreiten verursacht die Probleme auch selbst. Wie oft habe ich im Bekanntenkreis schon erlebt, dass sie sich wundern, wenn am dritten WLAN-Repeater hinter dem fünften PowerLAN-Adapter kaum noch Bandbreite am 100 Euro Tablet ankommt…ganz zu schweigen von Sicherheitssoftware auf schwacher Hardware, Fehlkonfigurationen….?! (Und das selbst bei Leuten, die es eigentlich besser wissen sollten…).

  6. man sollte es auch mal ehrlich sagen dürfen: Der ganze VDSL Mist ist Schuld und das noch in dem Telekom Monopol. Diese bescheuerte Entscheidung der Netzagentur diese Monopol auch noch zu verfestigen. Statt Glasfaser zu fördern, wird da nur Mist von vorne bis hinten produziert.

  7. KeyserSoze says:

    @Horst 27. März 2017 um 21:06 Uhr

    Du bist so ein richtiger Schlaumeier!
    Schon mal davon gehört das sich viele ihre Spiele Online kaufen,
    oder das sich Haushalte mit mehreren Personen einen Anschluss teilen,
    es gibt noch reichlich Gründe warum ein schneller Anschluss notwendig ist …
    Zukünftig erst Nachdenken & dann schreiben, falls bei dir überhaupt möglich.

  8. @Martin M.

    Ich habe genau das Gegenteil erlebt. Auch bei Kunden meiner alten Firma wurde bei knapp 90 % in der Stadt und 95 % auf dem Land die volle Bandbreite via Kabel geliefert, bei den Leitungen der Telekom hingegen nur in knapp 70 % in der Stadt und 50 % auf dem Land.

  9. moppelmann says:

    @smk dann garantiert Vodafone doch die Hälfte oder wie soll man den Satz verstehen?

  10. „Ich bekommen von Eurem Scheissverein nur 100 statt der bezahlten 400 Mbit“. Der Kunde hat dann den GreenMode seiner Fritze deaktiviert und war plötzlich ganz kleinlaut. Wenn solche Nutzer messen, na dann gute Nacht Marie.

  11. Genau das, was Lars sagt. Ahnungslose Kunden testen lassen ist halt keine gute Idee und nicht zu vergleichen mit moderierten Test.
    Und das laut Christian VDSL schuld ist, ist ja mal der größte quatsch. Fakt ist, ftth in der Stadt ist vieles, nur nicht machbar. Die Leitungen zu den Mehrfamilienhäusern neu legen ist ohne sowieso geplante Straßen(und vorallem Bürgersteig) sanierung nicht wirtschaftlich (und 99% der Bewohner würden sich aufregen) zumal nichtmal die Telekom so genau weiß wo die alten Leitungen liegen.
    Die meisten Menschen, die nicht auf Technikblogs unterwegs sind scheißen doch auf Glas. Bei uns gab’s ne Umfrage, die Telekom wollte von den Einfamilienhausbesitzerm 2500€ eigenbeteiligung, dann hätte der ganze Block Glasfaser bekommen. Wollten zu wenige. Also gibt’s jetzt VDSL.

  12. @frank: Die Leute sch… nicht unbedingt auf Glasfaser, aber der Mehrwert in der Praxis ist einfach viel zu gering, auf keinen Fall aber 2500 € wert – und die höheren monatlichen Gebühren kommen ja auch noch dazu. Und das kann ich als jemand, der durchaus viel auf Technikblogs unterwegs ist, sehr gut verstehen. Das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen stimmt für die Masse einfach nicht.

  13. Frage an die Experten: Mein direkt an die Steckdose angeschlossener Telekom-Router Speedport 724V gibt beim Bandbreiten-Test regelmäßig Ergebnisse nahe beim erhofften Maximalwert von 50 Mbit/s an. (Ich glaube, es ist sogar immer derselbe Zahlenwert. Da bin ich mir aber nicht sicher.) Kann man der Angabe trauen?

  14. Man muss, wenn man 50er VDSL haben will, einfach bei der Hotline des Providers einen Techniker an die Strippe kriegen und ihn bezüglich der Verfügbarkeit ausfragen. In meinem Fall hat dieser schnell mal nachgeguckt und gleich gesagt, dass bei mir Glasfaser vorhanden ist, also die 50/10 auf jeden Fall garantiert werden können (was auch stimmt). Ist Kupferkabel vorhanden, sieht es natürlich anders aus.

  15. Auch immer schön bei KD/Vodafone zu beobachten: Ich habe 100/12 MBit/s über Kabel. Ab und zu laufen Downloads extrem langsam, teilweise mit unter 8 MBit/s. Wenn ich einen beliebigen bekannten Speedtest starte, geht für die Zeit des Speedtests auch der Download mit viel Bandbreite.

  16. Wer sich von der Werbung einwickeln lässt und Kabel-Internet benutzt, weil er denkt, boah, so viel Speed für geringen Preis, ist doch selber schuld. Ist doch seit Ewigkeiten bekannt, dass da der Speed davon abhängt, wie viele andere Nutzer gerade online sind.

  17. @Wurst Dann bin ich wohl der einzige Mensch, der online ist. Seit 2014 nutze ich Kabel mit 150 MBit. Seit letzter Woche mit 400 MBit. Der Upload ist sogar doppelt so schnell wie angeboten. Bei mir kommt die volle Bandbreite an, im Gegensatz zum VDSL, da bekomme ich max 22 Mbit von angegebenen 50.

  18. Tipp-Fehler!!! Im PDF steht „bei 12,4% der
    Nutzer wurde diese voll erreicht oder überschritten.“… Im Text jedoch ist die Rede von nur 2,4%…. Bitte korrigieren!

  19. Ich bin Vodafone Kunde (VDSL 50 in Berlin) und habe am 29.03.2017 um 22:06 Uhr tatsächlich die unglaublichen ‚Höchstwerte‘ von 6,56 Download und 9,07 Upload.
    Laut Vertrag liegt der Downstream zwischen 27.900 und 50.000 kbit/s.
    Seit einer Störung im November 2016 läuft es nicht mehr gut. Ich gucke auch Sky z. B. darüber, aber das ist ja nicht verboten. Ich bin sehr verärgert darüber. Ich hatte diese Messergebnisse schon einige Male über die Bundesnetzagentur gemessen.

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