Bambu Lab P1P im Test: Der Sprinter unter den 3D-Druckern

3D-Drucker sind schon lange in der DIY-Welt ein „Ding“. Es gibt etliche gute und dennoch mittlerweile auch preiswerte Modelle, die man sich eventuell jedoch selbst zusammenbauen muss. Der Hersteller Bambu Lab hat in der jüngsten Vergangenheit die Welt des 3D-Drucks erschüttert, denn der X1 ist sowohl unfassbar schnell als auch qualitativ vorne mit dabei. Im November kam nun das neueste Modell namens P1P, das auf das Mindestmaß an Ausstattung reduziert wurde. Die großen Vorteile der Geschwindigkeit und Qualität sollen aber erhalten bleiben. Seit einer Weile druckt das Gerät in meinem Haus vor sich hin und ich konnte mir einen Eindruck verschaffen.

Ich schrieb eben, dass man die wichtigsten Dinge des X1-Carbon behalten hat, der Rest aber Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen ist. Zu den guten Dingen gehören das automatische Bed-Levelling, die Druckplatte, der selbstreinigende Druckkopf, die unfassbare Geschwindigkeit und die Möglichkeit ein AMS zu koppeln, mit dem man vierfarbig drucken kann. Es lassen sich sogar bis zu vier AMS koppeln, bis zu 16 Farben in einem Druck sind also möglich.

Was bekommt ihr also, wenn ihr die 700 Euro investiert und den P1P kauft, neben den bereits erwähnten Features? Das Gehäuse ist sozusagen nur noch ein Skelett: Der Touchscreen ist zu einem LC-Display mit Steuerkreuz und Button geworden und Dinge, das Gehäuse für den zusätzlichen Lüfter, die LED und weiteres, muss man selbst erst drucken.

Auch das Gehäuse kann man sich in verschiedenen Ausführungen selbst drucken, es gibt auch Plexiglas-Panels dafür. Das mit dem Gehäuse ist übrigens gar keine so schlechte Idee, denn ihr könnt aus verschiedenen Designs und Formen wählen und euch somit den ganz eigenen 3D-Drucker ins Zimmer pflanzen.

Die Besonderheit des Druckers ist jedoch die Geschwindigkeit. 500 mm/s erreicht er in Spitze und es ist erstaunlich, was das in puncto Beschleunigung und Bewegungsgeschwindigkeit des Druckkopfes im Bewegtbild aussagt. Aber fangen wir beim Setup an. Ihr habt allerlei Zubehör im Karton und die Beschreibung zeigt eindeutig, was getan werden muss, damit das Gerät mal betriebsbereit ist. Zuerst entfernt ihr alle Aufkleber und Schaumstoff und löst dann die Schrauben vom Druckbett, damit dieses später frei beweglich ist.

Dann müsst ihr noch den Halter für die Filament-Spule und eine Führung anschrauben und das war es dann schon. Mit dabei sind noch ein Hotend, eine micro-SD-Karte, die immer drinbleibt. und noch ein paar mehr Kleinigkeiten. Obendrein sind zu jedem P1P nun auch Upgrades enthalten. Dazu gehören die Kamera, die euch Zeitraffer des Drucks erstellen kann, das LED-Licht und der Aux-Lüfter. Für beide letztgenannten Dinge müsst ihr erst das Case drucken. Die Files gibt es direkt bei Bambu Lab zum Herunterladen. Auch der Halter für das optional erhältliche AMS ist dort zu finden.

Der Bambu P1p ist ein CoreXY-Drucker, das heißt, dass der Druckkopf sich auf der x- und y-Achse bewegt und das Bett auf der z-Achse nach unten und oben bewegt werden kann. Der Kopf wird dabei von Zahnriemen angetrieben. Nachdem ihr das gute Stück so weit mit den Zubehörteilen bestückt habt, geht es auch schon in die erste Einrichtung. Die microSD-Karte ist vorinstalliert und enthält auch schon ein paar fertige Druckdateien, zu denen auch das Benchy-Boot gehört. Standardmäßig führt der Drucker das bereits genannte Bed-Levelling aus, damit sichergestellt wird, dass der Druck perfekt auf dem Bett „liegt“. Das Ganze funktioniert so, dass der Druckkopf bestimmt Punkte anfährt und das Bett so weit herangefahren wird, bis die 0.4-Düse das Bett berührt. Das macht er an ein paar Punkten und führt danach auch noch einen Test zum Vibrationsausgleich durch. Dabei wird das Bett schnell hin und her gerüttelt und der Drucker möchte darüber feststellen, inwiefern der Tisch unter dem Gerät Vibrationen aufnimmt.

Ihr könnt das Bett auch über das übersichtliche Menü einstellen und Abweichungen festlegen, denn die Automatik nimmt allein zwischen 5 und 7 Minuten in Anspruch. Über das Menü füttert ihr den Druckkopf auch mit dem Filament, entladet darüber etc. Das Filament wird übrigens in einen Auswurfschacht gedrückt. Der Ausgang des Schachts ist am Rücken des Druckers und dort ist leider kein Behälter für die kleinen Knäuel angebracht. Das heißt, dass das Zeug da einfach herauspurzelt und dort liegenbleibt. Glücklicherweise kann man sich ja einen Behälter drucken.

Der Druckkopf reinigt sich übrigens selbst. Das heißt, dass bei einem neuen Druck das Filament wieder in den entsprechenden Schacht gedrückt wird und vor einem jeden Druck wird außerdem eine Linie am Rand der abnehmbaren Platte gedruckt, um ein sauberes Druckergebnis zu erzeugen. Das mit dem Abfall hätte man sicher besser lösen können, auch wenn der Drucker bis auf ein Mindestmaß herunter reduziert wurde.

In puncto Software ist der Drucker mit dem Bambu Studio Slicer gut ausgestattet. Das Programm bietet alles, was man benötigt, um den Druck entsprechend gut einzustellen und hat auch allerlei vordefinierte Presets für Druckdicke, Qualität, Speed etc. im Gepäck. Ich hatte zum Testen „nur“ eine 0,4-Nozzle parat, aber mit der kann man eigentlich alles drucken, was man braucht.

Es gibt auch Düsen in anderen Stärken zum Nachkaufen, der Umbau konnte von mir (bisher) noch nicht getestet werden. Auch das separat verfügbare AMS, mit dem Mehrfarbdrucke möglich sind, ist hier im Test nicht enthalten.

Habt ihr ein entsprechendes Model in das Bambu Studio gezogen, könnt ihr wie gesagt dort alles einstellen, was ihr benötigt. Ich bin für meine Testdrucke fast ausschließlich mit 5 % Infill (Gyroid) unterwegs gewesen. Die generierte gcode-Datei wird über WLAN an den Drucker gesendet. Dann dauert es eine Weile, bis der Drucker die Datei auf die eigene SD-Karte gezogen und entsprechend ausgepackt hat.

Ist das erledigt und das Bed-Levelling ist vollzogen (kann auch ausgeschaltet) werden, dann geht die wilde Fahrt auch schon los. Und beim P1P ist die Fahrt wirklich wild. Der Drucker druckt die Figuren in einer enormen Geschwindigkeit und ist qualitativ ebenfalls vorne mit dabei. Im Vergleich zum Prusa MKS3+ ist die Qualität lediglich ein wenig schlechter, die Geschwindigkeit aber um ein Vielfaches höher. Zum Vergleich: Das Benchy-Boot dauert bei denselben Einstellungen auf dem Prusa-Drucker 1h 20 min, auf dem Bambu Lab P1P lediglich 16 Minuten.

Ihr könnt mit dem Bambu Lab PLA, ABS/ASA, TPU und PETG drucken. Dabei ist aber zu beachten, dass der Drucker in der verkauften Form per se nur für PLA geeignet ist. Der Extruder und das Hotend sind nicht wirklich für abrasive Materialien wie Carbon geeignet – zumindest eben nicht ohne Umbau. Das Top-Modell von Bambu Lab kann das direkt ab Werk.

Ihr seid auf der Suche nach einem 3D-Drucker, der euch Zeit erspart und obendrein noch für den Einstieg geeignet ist? Dann ist der Bambu Lab P1P einer der Kandidaten, die ihr euch mal anschauen solltet. Für 700 Euro bekommt hier eine Menge für das Geld. Prusa stößt mit dem MK4 zwar nun auch in die Geschwindigkeitssphären vor, doch der Preis ist dort um einiges höher.

Spart man etwas Speed beim P1P ein und reduziert dafür die Schichtdicke, kann man eine sehr gute Qualität erreichen. Den Drucker gibt es direkt bei Bambu Lab!

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail

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23 Kommentare

  1. Allein dass bei Prusa OpenSource groß geschrieben wird, und man die Möglichkeit hat, das man bei nächsten Versionen einfach aufrüsten kann, Ersatzteile selbst drucken kann, und die Community angehört wird und gros ist, war es mir der Aufpreis wert, mit den MK4 als Kit vorzubestellen.

    Bambu nimmt nur, und gibt nix zurück an die OpenSource Community. Und nutzt viele proprietäre Bauteile Einsätze stößt einfach sauer auf. Bin gespannt, wie das „geplante“ Leben der Bambus ist, wann mit Updates und Aufrüstbarkeit Schluss ist, weil ein Nachfolger raus kommt

  2. Puh. Die unfassbare Geschwindigkeit ist nicht neu, das kann jeder bessere CoreXY schon lange – allerdings halt nicht direkt fertig out of the box. Es steht auch im Raum, dass Bambu sich hier direkt an der Open Source Community bedient hat und das einfach als Closed Source nutzt oder nachprogrammiert hat. Viel genommen, wenig gegeben.
    Das Problem an den Bambus und den Klonen von Qidi und Creality ist jedoch, dass sie so kostengünstig gefertigt wurden, dass man gewisse Teile nicht reparieren kann. Auch gibt es viele Ersatzteile nicht zu kaufen, v.a. da es proprietäre Teile sind wie der Teile Lüfter mit größeren Öffnung. Die Software Seite hinterlässt ein Geschmäckle, die Hardwareseite wird wohl zum Boomerang in 1-2 Jahren.
    Wirklich cool ist ihr AMS, allerdings hat das ja schon paar Updates seitens der Hardware hinter sich.
    Positiv ist, dass aber richtig Schwung in den Markt kommt.

  3. Mit Steuern komm ich auf um die 800€ für den P1P, wo kommen diese 700€ immer her?

  4. Sorry, aber verglichen mit dem AnkerMake M5 (der in Kürze nach Update die gleichen Geschwindigkeiten schaffen soll) ist da nichts, was mich reizt. Klar, der Anker ist teurer, aber Mehrfarbdruck kann der mit der Colormachine demnächst auch, dafür gibt’s aber Touchscreen, USB-C, mobile Steuerung und einiges mehr.

    • Der AnkerMake M5 ist das Geld nicht wert. Bekannter von mir hat das Teil und es war sein größter Fehlkauf bei 3D-Druckern – der wird den diese Woche wieder zurückschicken.
      Zur Colormachine – ja die wird schon seit 1 Jahr angekündigt und soll im Sommer 2023 kommen – davon ist weit und breit nichts zu sehen.

  5. Tim (der Andere) says:

    Ich wollte einen 3D Drucker, den ich auspacke und einfach nutzen kann. Das war mir der Preis wert. Für meinen Zweck (Rapid Prototyping) komplett ausreichend, da mein Fokus auf meiner Zeit liegt. Mein Bambu hat jetzt seit Anfang Februar knapp 400 h gedruckt. Bisher keine Probleme. Bambulab ist eben wie Apple. Und funktioniert.

    • Ich hab den X1C von Bambulab, das „große“ Modell.
      14:30 geliefert worden, 16:30 hatte ich das erste Test-Benchy ( 17 min Druckzeit ) in Top-Qualität auf dem Tisch liegen. ( sieht übriegens besser aus als das oben im Bild )
      Soviel zum Thema auspacken und einfach nutzen.

      • Ja, das oben liegt aber an dem PLA von Suuntu. Das war nicht so gut.

        • Ok, schon mal ein Grund das Zeug nicht zu kaufen.
          Extrudr kommt nicht mit dem Speed vom X1C klar, gerade beim 1st-Layer muss ich da massiv die Geschwindigkeite redizieren, sonst produziert der da auch viel Müll.

  6. Niemals würde ich mir einen Drucker ohne Marlin (OpenSource) anschaffen.
    Mein 4 Jahre alter Drucker wird durch Firmware Updates auch heute noch immer besser und bei Bugs kann ich selbst Firmware wechseln wie ich lustig bin. Das bezweifle ich bei proprietären Systemen.

    • Und woher hast du die Info, daß die Drucker eine andere Sprache sprechen?

    • Bambulab hat ein System entwickelt, was out-of-the-box funktioniert und das auch für den 3D-Druck Anfänger.
      Ich nutze meinen X1C schon seit etlichen Wochen fast täglich und haben absolut nicht den Bedarf, die Firmware auszutauschen – wozu auch, um mir Probleme einzuhandeln, die ich aktuell nicht habe, danke kein Bedarf.
      Genausowenig sehe ich derzeit den Bedarf, einen anderen Slicer zu nutzen als BambuStudio, weil die Integration Slicer/Drucker sehr gut funktioniert.

      Ich hab den ganzen Zirkus beim Ender-3 mitgemacht und ich hab da einfach keinen Lust mehr drauf und erst Recht nicht, die Lust, meine Freizeit damit zu verbringen, einen 3D-Drucker stundenlang so zu kalibrieren, das er ordentliche Ergebnisse liefert.

      • Der Prusa ist auch Plug and Play. Hat nen Einrichtungsassistent und kalibriert sich von selbst.

      • Das ist absolut nachvollziehbar. Nur schadet man dem ganzen halt selbst, wenn man auf den Proprietären Zug springt. Der Fortschritt kommt eben erst durch die Community woran sich Bambu bedient hat und Prusa endgültig dazu zwingt sich auch einzuschränken.
        Ich finde den Bambu an sich auch super, aber die Soft- und Hardwareeinschränkungen werden die Drucker in Zukunft zu klobigen Briefbeschwerer degradieren.

  7. Habe den X1C mit AMS selber letztes Jahr im Kickstarter besorgt. Der druckt und druckt und druckt.

    Die „Kein Opensource“-Sorge mancher hier kann ich nicht nachvollziehen. Bambu hat dazu ein unfassbar gutes Wiki, in der jeder Reparaturschritt beschrieben wird: https://wiki.bambulab.com/en/p1/maintenance

    Ersatzteile sind ebenso kostengünstig über Bambu erhältlich.

  8. Man sollte halt nicht den Fehler machen, sich im professionalen Bereich auf den Drucker verlassen zu wollen… ein Bekannter dachte das, holte sich drei X1C für seine Druckerfarm – zur Zeit stehen zwei, und der Support lässt sich in zwischen eine Woche Zeit zwischen Supportanfragen. Ist halt ein Hobbygerät. Hoffentlich gibt es noch lange Ersatzteile.

  9. Kamera und LED sind jetzt dabei:

    (von der Homepage)

    Because of the popularity of the camera and LED light, we decided to upgrade P1P with add-ons. That’s right – the new and improved Bambu Lab P1P now includes a built-in camera and LED light at the same price you know and love!

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