Autonomo eröffnet in Hamburg mit „Hoody“ einen kassenlosen Supermarkt

Autonomo ist ein laut eigenen Aussagen 2021 gegründetes Start-up, das morgen in Hamburg Eppendorf mit dem Hoody-Markt einen kassenlosen Supermarkt eröffnen wird. Schenkt man den Aussagen der Unternehmer Glauben, dann handele es sich in HH um das erste Exemplar dieser Art. Zum Einkaufen scannen Kunden am Eingang einen QR-Code und dürfen dann mit der Hoody-App ohne Kassenvorgang einkaufen.

Dabei handelt es sich bei Hoody um einen Biomarkt, in dem fast rund um die Uhr kontaktlos eingekauft werden kann. Bei Fragen zum Sortiment oder der Technologie steht in der Filiale weiterhin Personal vor Ort zur Seite. Nach dem Einkaufen kann der Laden aber eben einfach verlassen werden, ohne einen traditionellen Kassiervorgang. Ähnlich wie Amazon erreicht das auch Autonomo durch den Einsatz von Kameras und Computer Vision. Die Technologie ordnet Produkte anonym Personen zu, wenn etwas eingepackt oder zurückgelegt wird. Auch eine Quittung wird nach Verlassen des Geschäfts automatisiert in die App geschickt. Dabei sei die Technologie DSGVO-konform.

Autonomo wirbt dabei recht vage damit, dass man sich von der ausländischen Konkurrenz dadurch abheben wolle, dass man den Handel in lokalen Nachbarschaften stärke. Dazu gehöre das Schaffen von Versorgungskonzepten für ländliche Gegenden, der Stärkung regionaler Lieferanten sowie der Schaffung neuer Einkaufserlebnisse und Arbeitsplätze. Hamburg Eppendorf wirkt dafür allerdings weniger typisch, denn es ist einer der reichsten Stadtteile Hamburgs und eher als Nobelviertel bekannt.

So klingt es eher hochgestochen, dass die Mitarbeiter hier zu „Community Managern mit sinnerfüllten Jobs“ werden sollen. Denn parallel wirbt man mit der hohen „Kosteneffizienz der Märkte“. Das wirft die Frage auf, ob auch die Bezahlung „erfüllend“ ist oder eher im Niedriglohnsektor einzuordnen wäre. Jedenfalls will Autonomo in den kommenden Monaten weitere Märkte in Deutschland eröffnen und dann 2023 international expandieren.

Bereits heute sollen mehrere Handelspartner Vereinbarungen mit Autonomo unterzeichnet haben, um die Technologie des Unternehmens zu integrieren. Hinter Autonomo stecken unter anderem der Harvard-Alumni James Sutherland, Patrick Mueller-Sarmiento, der ehemaligen CEO von Metro/real, Pradeep Vallat, ein Tech-Unternehmer sowie Ralf Frenzel, ein Unternehmer aus dem Bereich der Einzelhandels-Lebensmittelkonzepte.

Derzeit beschäftigt das 2021 gegründete Unternehmen Autonomo 30 Mitarbeiter. Ich bin gespannt, ob man eigenständig auf Erfolgskurs kommt oder bald von einem „Großen“ entweder übertrumpft oder aber geschluckt wird.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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19 Kommentare

  1. Kleiner Tipp: „Amazon Store Trap“ von SNL

    Eine sehr schöne Parodie zum Thema 🙂

  2. Der Mensch baut sich selbst ab. Einfach nur krank wer das unterstützt und toll findet.

    • Naja ist halt die Entwicklung, immer länger offen immer weniger Fachpersonal, also Kassen abschaffen, automatisieren , Geld sparen, Personal sparen. Und den werden die an der Kasse halt umgeschult, für andere Aufgaben, und irgent wann ist alles Vollautomatisch, den wird halt der Verkäufer aussterben und die verbliebenen Umgeschult.
      Von der DDR bis jetzt sind auch ganz viele Berufe verschwunden und ersetzt worden. 😉

    • Dann bin ich wohl krank. Ich bin froh, dass die Welt sich weiterentwickelt.

      Ich finde es eher merkwürdig, wenn Leute glauben, sich nicht fortbilden zu müssen, und einfordern, die Welt habe stehenzubleiben, damit sie zeitlebens als Tankwart, Hufschmied oder Segelmacher arbeiten können.

      • Hier geht es schlicht und einfach um die
        VERNICHTUNG von Arbeitsplätzen in grossem Stil.
        zudem wird man auf Schritt und Tritt von Cameras bespitzelt
        Ältere Menschrn ohne Smartphone und dieser APP können eh da nicht einkaufen
        Hoffentlich bleiben die Kunden aus

        • Man weiss gar nicht, was man darauf zu erst antworten soll, das ist ja /komplett/ falsch.

          Zunächst mal werden Arbeitsplätze nicht „vernichtet“, sondern sie werden nicht mehr gebraucht. Wann warst Du das letzte mal beim Wagner, Böttcher, Schmied und hast 20 Euro in die Reparatur eines Holzeimers investiert?

          Hier kann jeder reagieren: Lebenslanges lernen, lebenslanges qualifizieren. Ich arbeite heute mit 53 in der gleichen Branche wie mit 33, aber bin in meiner dritten beruflichen Laufbahn, weil Dinge und Leistungen aus der Welt verschwunden sind. Normal!

          Welche „Cameras“ dich jetzt „bespitzeln“ ist mir nicht erklärlich. Wir haben in D einen deutlich strengeren Datenschutz als zum Beispiel in GB. Was hat das überhaupt mit dem Thema zu tun?

          „Ältere Menschen ohne Smartphone“ — wer genau ist das? Meine Eltern sind fast 80. Meine Mutter macht sehr viel mit dem Smartphone, mein Vater hingegen weigert sich, ein Nokia-Featurephone auch nur dabei zu haben, wenn er eine Radtour macht.
          Fazit: Einer hat lebenslang dazugelernt, der andere nicht.
          Jeder hat das für sich selber entschieden, jeder hat jetzt seine Konsequenzen zu tragen, jedem musste das vorher klar sein. Schaffner und Telefonbücher sind ja nicht spontan über Nacht durch Apps ersetzt worden, das läuft schon seit meiner Kindheit so vor sich hin.

          > Hoffentlich bleiben die Kunden aus
          Du verwechselst Ursache und Wirkung. Die Leute verlieren ihre Jobs nicht, weil der Chef es sexuell erregend findet, Angestellte zu feuern. Die Leute verlieren ihre Jobs, weil die Jobs nicht mehr gebraucht werden, weil die Kunden bereits weggeblieben SIND.

          Jeder, der sich mal in Ruhe 5 Minuten Zeit nimmt, kann prognostizieren, was so kommt: Autonome Taxis, autonome Kassen, autonome Waren-Bringdienste, autonome Restaurants. Digitalisierung nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern in der Haushaltselektronik, Klingeln, Heizungen, Licht,… Gas, Wasser, Scheisse.

          Der Supermarkt die Straße runter wird verschwinden wie einst die Tante-Emme-Läden und die Schlachter und Milchläden. Und wenn der Supermarkt weg ist, ist der Imbiss daneben ebenso weg wie der Eisladen dahinter, der Hähnchenwagen auf dem Parkplatz und der Parkplatz selbst und das Gebäude selbst. Und im Gegensatz zu „früher“ wird in das Gebäude nicht ein anderer Supermarkt, Baumarkt, Teppichladen oder Blumenhaus einziehen, sondern etwas, was „Offline“ ist: Sportstudio, Restaurant, Kindergarten.

          Also, wenn ICH jetzt Kassierer, Fahrer oder Postbote und unter 50 wäre: Ich würde etwas tun. Qualifikation im Unternehmen, oder Umorientierung, oder. Das MUSS man doch SEHEN, dass es in 20 Jahren keine Kassierer mehr geben wird. Da kann man doch nicht warten, dass in den nächsten 10 Jahren ein Flut von gefeuerten Kassierern in den Arbeitsmarkt strömt, die alle nix anderes können! Da kann man sich doch nicht hinstellen und sagen: „Das liegt am bösen Kunden. Der hätte bar zahlen müssen, und Tratschen and der Kasse, dann wäre das nicht so!“ Hä? Ja, gut – wollen wir aber nicht?

    • Kann man sich streiten.
      Seit Karl Marx ist es ur-linker Traum, dass die Arbeitskraft des Menschen freigesetzt werden möge (seinerzeit noch per Dampfmaschine).
      Die Automatisierung ‚einfacherer‘ Arbeiten ist zudem zwingende Voraussetzung eines BGE. Falls man BGE für erstrebenswert hält muss man in den sauren Apfel beissen und zunächst die Voraussetzungen schaffen, sonst wird BGE ein Reinfall wie die Energiewende.

      • Keine Ahnung, ob das nun „links“ ist, aber in keiner einzigen aller möglichen Gesellschaftsformen kann man sich hinsetzen und sagen:

        „OK, ich habe mit 18 gelernt, wie man ein Hufeisen an ein Pferd nagelt, und das mache ich bis 67.
        Und wenn jemand ein elektrisches Pferd, ein selbstklebendes Hufeisen oder einen Druckluft-Hammer erfindet — dann müssen wir dagegen was tun!“

        Ich sehe den einzelnen in der Pflicht. Der muss dann eben lernen, diese Dinge zu verwenden, und die gesamte Gesellschaft hat was davon.

        So absurd das klingen mag, leider ist das auch bei uns durchaus gängig. Da schaffen wir uns die tolle Technik, dass man zuhause einkaufen kann, dass EIN großes Auto statt 250 Autos die Ware bringen, dass wir Strom, Wasser, Heizung für “Einkauf-Häuser“ sparen — und dann kommen doch glatt irgendwelche Hansel und erzählen, Online mache Offline “kaputt“, man müsse eine „eCommerce-Steuer“ erheben. Wegen “Rettet die Innenstädte“. Ey, Leudde, das ist der SINN, dass die Innenstadt-Shopping-Meilen verschwinden, weil das Zentrum zu Schade ist als Pulloverstapelplatz, da gehören Spaziermeilen, Restaurants, Springbrunnen, Wohnungen, Veranstaltungsorte und -flächen hin.

        Was das BGE angeht: Ich sympathisierte damit. Aber: Ich sehe, dass ein erheblicher Anteil der Arbeitnehmer komplett unqualifiziert ist für alles, was über das Tragen einer Kiste hinausgeht. Kann es, aus einer *gesellschaftlichen* (nicht wirtschaftlichen) Perspektive heraus gewünscht sein, dass die komplett aus dem Weiterbildungsdruck rausfallen und vom BGE finanziert zuhause RTL gucken? Ich würde es denen durchaus gönnen, und ich wäre ehrlich gesagt als Kunde auch froh, keinem unmotivierten Vollpfosten-Arbeitnehmer mehr begegnen zu müssen…

        …aber das Problem ist: Ich sehe an den Klassenkameraden meiner Tochter, dass ein steuerfinanziertes Unterschicht-Lumpenproletariat entsteht, das komplett asozial agiert: Laut, gewalttätig, kriminell, gruppenunfähig, ungebildet. Was will man beim BGE dagegen tun? Derzeit werden viele Menschen, allein durch den Arbeitsmarktdruck, dazu gezwungen, halbwegs in dieser Zivilisation zu verbleiben. Das fiele dann weg.

        Disclaimer: „asozial“ ist hier keine Beleidigung. Es geht um das gegenteilige Verhalten von „sozial“.

      • Nur eine kleiner Hinweis. Es ist kein urlinker Traum, sondern die gesetzmäßige, kapitalistische Entwicklung, die Marx da beschrieben hat inkl. aller negativen Folgen im Zuge der Tendenz der fallenden Profitraten.

        Der linke Traum ist es, sich diese Technologien im Sinne der Gesellschaft anzueignen. Davon sind wir allerdings, bei allem neoliberalen Geschwafel über das BGE, doch sehr weit entfernt. Weiter noch, als zu Marxs Zeiten.

        • Doch, die Freisetzung ist ur-linker Traum:
          Dass der Mensch sich frei entfalten könne, statt sich um des Überlebens Willen „versklaven“ (lassen) zu müssen.

          Ausweislich der DD-„das war gar kein richtiger Sozialismus!!!“-R und der meisten anderen real existierender Sozialismen ist Rationalisierung/Automatisierung auch kein Alleinstellungsmerkmal des Kapitalismus (die Übrigen (insb. Maos China und die roten Khmer) haben auf dem Weg zurück in die feudale Gesellschaft die Menschen voll versklavt).
          Und auch in der Theorie _muss_ ein Sozialismus auf Effizienz achten (== Rationalisieren/Automatisieren). Und er _will_ es, falls das mit der Befreiung der Menschen keine leere Phrase ist.

  3. „Die Technologie ordnet Produkte anonym Personen zu, wenn etwas eingepackt oder zurückgelegt wird.“

    Verstehe nur ich die Logik dahinter nicht? Anonym?

  4. Ein Biomarkt ist kein Supermarkt. Eppendorfer Baum 11 ist der „edle Abschnitt“ des Eppendorfer Baums, also Luxus-Luxus-Gegend. Laut Hoody-Website „Dein HOODY ist rund um die Uhr für dich da und möchte dir jeden Wunsch erfüllen.“, laut Artikel hier „fast rund um die Uhr“. Was stimmt denn nun? Biomarkt ist ja eigentlich nicht so meins, aber das ist in Fahrradreichweite… falls man mal Sonntag Nachmittag was haben will, haben die dann offen? Ich schaue mir den Laden wohl demnächst mal an, aus technischem Interesse. Vielleicht finde ich da ja leckeres Bio-Junkfood oder ein schönes Bierchen… 🙂

    • Ihh da gibt’s ja Gesundes, nee in ein Bioladen bringen mich keine 10 Pferde rein.
      Da gehe ich den lieber zu Bahnhof und Kaufe leckeres Ungesundes. 😉 grins

  5. Also hier in der Gegend (Südwesten) wurden in den vergangenen Wochen gleich zwei
    solcher kassenloser und personalloser Supermärkte hingestellt..aber nicht in den großen
    Städten, sondern in kleinen Dörfern. In denen es nichts mehr anderes gibt.
    Die übernehmen dort die Rolle des ländlichen Nahversorgers..
    Diese kassen/personallosen-Supermärkte sind entsprechend der Dörfer in denen sie stehen
    nicht besonders groß (eigentlich eher größere Container) man kann dort 24 Stunden/Tag einkaufen.
    Zutritt gibt es aber wohl nur mit einer Scheckkarte…und soweit man in Bildern sehen konnte gibt es dort
    auch Grünanlagen mit Sitzbänken…d.h. der kassen/personallose Supermarkt ist somit auch ein neuer
    sozialer Treffpunkt in den Dörfern.

    Kurz:
    So gesehen sind die Dinger sogar recht sinnvoll.

  6. Felix Meyer says:

    Schöne Neue Welt“ Hier wird für die Kapitalakkumulation am „Human Capital“ gespart.
    Aufploierter Kommerz unter der Maske des „Gutes tun“

    Nicht zuvergessen: Datenkrake plus Supermarkt… welch ’ne Kombi! Bei anderen Ketten kann ich wenigstens das Datensammeln verhindern – oder es existiert erst gar nicht

    • Aufgeblasener Text. Ich übersetze: „Es soll alles so bleiben wie 1950, da habe ich gutes Geld verdient. Das soll alles unverändert weiter gehen, ohne dass ich was neues lernen muss“.

      Da musst bei Gelegenheit mal mit deinem Tankwart drüber quatschen, dessen Zugehfrau meinte auch schon, dass es unter Wilhelm I besser war als unter Wilhelm II. Allein die vielen Hochräder in den Straßen, die die Pferde gefährden! Man traut sich heutzutage als 8jährige ja kaum noch morgens im Dunkeln zur Arbeit ins Bergwerk!

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