„Atomic Heart“ angespielt
„Atomic Heart“ zog seit der ersten Ankündigung viel Aufmerksamkeit auf sich: Dieses Action-RPG zeigt euch eine alternative Realität, in welcher die Sowjetunion technisch nach dem Zweiten Weltkrieg führend ist. Doch dann geht etwas gehörig schief und als Spieler findet man sich inmitten von Killerrobotern, wahnsinniger KIs und fehlgeschlagener Experimente mit Mutanten wieder. Dabei sieht man dem Game an, dass die Entwickler offenbar enorme Fans von „BioShock“ sind. Liegt hier nur eine blasse Imitation vor oder ein Geniestreich vom gleichen Schlag?
Nach „Hogwarts Legacy“ gibt es in den Gaming-Communities die nächste Kontroverse: Dieses Mal geht es um “Atomic Heart”, das neue Spiel der Entwickler von Mundfish. Diese sind zwar in Zypern ansässig, haben aber ihre Wurzeln in Russland und immer noch Verbindungen dorthin. Außerdem haben sich die Entwickler leider nicht gegen den russischen Angriffskrieg positioniert. Dies macht das Spiel also sicherlich etwas madig und ich persönlich kann nachvollziehen, wer den Titel bzw. die Entwickler nicht unterstützen möchte. Aber: Wir leben bedauerlicherweise in einer Zeit, in der viele Menschen glauben, genau zu wissen, was in den Köpfen anderer Personen vorgeht oder ihnen vorschreiben zu müssen, wie sie zu denken und zu handeln hätten. Davon möchte ich Abstand nehmen und hier nur das Spiel an sich im weiteren Artikel beurteilen.
Dabei erwehrt man sich zunächst nur mit einer Axt und einer Pistole der aggressiven Roboter, erhält aber später ähnlich wie in „BioShock“ viele weitere Waffen und auch Fähigkeiten über einen hoch technisierten Handschuh. Etwa kann man dadurch Roboter und Gegenstände umherschleudern oder Elektroschocks verteilen. Durch das Sammeln von Materialien lassen sich die Waffen und Fähigkeiten mit der Zeit aufwerten. Das sorgt für anhaltende Motivation.
Ein Kniff, den ich gerne auch in anderen Spielen sähe: Ihr müsst nicht mühsam jedes einzelne Item einsammeln, sondern saugt über euren Handschuh quasi alles aus der Umgebung ein, das nicht niet- und nagelfest ist. Mit den Skills ist es aber so eine Sache: Ihr könnt neben dem Elektroschock nur zwei weitere Skills jederzeit zum Wechseln griffbereit halten und nur einer lässt sich zurzeit einsetzen. So ähnlich war es damals auch bei „BioShock“, da würde man sich heute aber mehr Dynamik wünschen.
Um etwas mehr auf die Story einzugehen: Die Ereignisse überschlagen sich, als der Wissenschaftler Dmitry Schenov das Netzwerk Kollectiv 2.0 vorstellen will, das alle Bewohner der Sowjetunion verbinden soll. Aber im Hintergrund läuft nicht alles glatt und so muss der Spieler in der Rolle von Major P-3 in der Fabrik 3826 nach dem Rechten sehen. Klar, dass er dabei mehr als nur ein paar technische Missgeschicke entdeckt, sondern etwas Größerem auf die Spur kommt.
Im Rahmen der Kämpfe stellt ihr schnell fest, dass einige Gegnertypen bestimmte Schwächen haben, die ihr mit euren Skills ausnutzen könnt. Oftmals reicht es aber, wenn ihr geschickt ausweicht, losballert oder draufhaut und es schafft, einigermaßen Distanz zu halten. Wichtig ist, dass ihr an regelmäßige Updates denkt, dann kommt ihr relativ schnörkellos durch die Gefechte. Die Geschichte bringt euch dabei nach den ersten recht überschaubaren Abschnitten später auch in offenere Bereiche, die man fast als Open-World durchgehen lassen kann.
Die Geschichte hätte jedoch mehr Tiefgang vertragen und insbesondere der Hauptcharakter bleibt blass. Freilich entdeckt ihr, dass die Sowjetunion auch in „Atomic Heart“ eben nur scheinbar eine Utopie ist. Die Synchronisation in Deutsch und Englisch würde ich eher als mäßig einstufen. Wer mag, wechselt also vielleicht zu russischer Sprachausgabe mit deutschen oder englischen Untertiteln. Problematisch ist daran nur, dass ihr dann manchmal Info-Schnipsel verpasst, weil sich auch gerne mal Konversationen mitten im Kampf anbahnen. Da fällt das Mitlesen schwer.
Während die Story leider eher flach verbleibt, ist das Setting sowohl im Art Design als auch technisch richtig gelungen umgesetzt. Wie in „BioShock“ mischt man hier futuristische Technik mit historischen Elementen und zeigt viel Liebe zum Detail. Die Texturen, die Weitsicht und die vielen feinen Details in den Gemäuern der Spielwelt laden zum Staunen ein. Zumal ein einprägsamer Soundtrack „Atomic Heart“ untermalt, den ich mir auch gerne mal außerhalb des Games anhören werde.
Wenn ihr nur die Story durchspielt, könnt ihr wohl so 12-16 Stunden in „Atomic Heart“ investieren, je nachdem wie versiert ihr in derlei Action-RPGs seid. Ihr könnt aber auch zusätzliche Nebenaufgaben abhaken und eure Skills stärker aufleveln, wenn ihr das reizvoll findet. Generell würde ich aber sagen, dass nach dem Durchspielen nicht mehr viel Reiz besteht, zurückzukehren – auch wenn es zwei unterschiedliche Enden gibt.
Das mag alles etwas kritisch anmuten, aber: „Atomic Heart“ ist das erste Spiel von Mundfish und zeigt außerordentlich viel Potenzial. An das offensichtliche Vorbild, eben „BioShock“, kommt man zwar in der Story nicht heran, aber man ist schon auf dem richtigen Weg. Deswegen kann ich Fans von derlei Action-RPGs, auch wegen des ungewöhnlichen Szenarios, das Hereinschauen empfehlen.
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Man sollte auch im privaten russische Firmen meiden bzw. boykottieren.
Entschuldigung aber das ist totaler Nonsens sind wir wieder bei der sippenhaft? Wirklich dunkelstes Deutschland!
Kommt drauf an. WENN Alex da unten im Kommentar wirklich recht hat und es anti-ukrainische Eastereggs gibt – dann hat der Entwickler sich unangebrachte politische Aussagen nicht verkneifen können und verdient dann auch keine neutrale Betrachtung – zumindest meinerseits.
Und ich finde, wir sollten jeden der sich „Merie“ nennt blocken und nicht weiter posten lassen. Klingt aber etwas radikal, meinst du nicht auch? Alternativvorschlag, du postest weiter deinen Unsinn und der Rest ignoriert dich und deine Meinung einfach. Deal? Unglaublich. Wann fangen eigentlich du und deinesgleichen an Bücher zu verbrennen?
Das könnte echt ein witziges Spiel werden, wenn es keine menschenverachtenden anti-ukrainische „Easter-Eggs“ gäbe.
Als Westeuropäer kann man das Spiel durchzocken, da man sie eh nicht erkennt, für mich als Russe ist es aber leider nicht akzeptabel, für das Spiel noch Geld zu zahlen.
Und die Beweise dafür in Bild und Ton finden wir wo genau? In Zeiten wo so genannte „Faktenfinder“ täglich das blaue vom Himmel lügen (letzter Eklat Pflanzensprengstoff weil ein Vollhorst von der Tagesschau nicht kapiert das „to plant“ keine Pflanze ist) glaube ich nichts mehr ohne nicht die Knallharten Fakten präsentiert zu bekommen.
>Und die Beweise dafür in Bild und Ton finden wir wo genau?
Google vielleicht?
Keine Ahnung, was du mit Tagesschau meinst.
Es gibt eben die „knallharten Fakten“, ein Paar hat z.B. Golem beschrieben, aber nur die offensichtlichsten.
Danke für den sehr gut geschriebenen Artikel.
12-16 Stunden Spielzeit finde ich für ein Vollpreisspiel aber schon etwas dürftig, selbst wenn ich unterstelle das rs mit allen Nebenquests vielleicht doppelt so lang ist.
Für das erste Game eines Entwicklers ist das schon sehr ordentlich. Gamepass sei dan konnte ich reinspielen, hab es nach ein paar Stunden jedoch deinstalliert. Das setting und der vibe sind toll aber es fühlt sich alles so clunky an. Die Steuerung, Kämpfe, Animationen. Bei Trümmern bleibt der Charakter regelmäßig hängen, klettert man an eine Rohr oder irgendwo hoch, sieht man richtig wie die Figur in der Animation an das Objekt anklippt. Das Einsammeln an sich ist cool gemacht aber es gibt viel zu viele Schränke und Kisten. Das einsammeln dauert ewig. In Verbindung mit festen Speicherpunkten darf man nach dem Tod dann wieder 3 Räume mit jeweils 9 Schränken abklappern und einsammeln. Wieso gibt es überhaupt Speicherpunkte und kein Quicksave? Die Kämpfe sind schwerfällig, alles dauert lange wie z.B. ads oder heilen. Spaß kommt da weniger auf. Teilweise wird viel zu viel gelabert und das Gameplay entwickelt keinen richtigen flow. Zudem wiederholen sich viel zu oft die Charaktermodelle und andere Assets. Alles ist nur Kulisse, gerade der Anfang ist extrem. Die NPC´s haben ihren Ablauf der max 30 Sekunden dauert und sich dann wiederholt. Auf den Spieler reagieren tun sie auch nicht wirklich außer an vorgesehen Punkten. Der Spieler selbst verhält sich 0 wie ein Sowjetsoldat sondern macht einen auf amerikanischen Actionheld. Das bricht die Immersion total.
Das Game hat viele gute Ansätze aber es fehlt an nötigem Feinschliff und eine Kerngameplayloop der flow hat und Spaß macht. Es ist in allen Belangen mittelmäßig.
Zu der Russland Ukraine Nr. wird hier wieder nächste Sau durchs Dorf getrieben. Jeder muss zu jedem Mist Stellung beziehen und sich positionieren. Wenn sie das dann tun und Krieg verurteilen, obwohl sie es gar nicht nötig hätten zu irgendwas Stellung zu beziehen, dann ist es natürlich nicht explizit genug, weil nicht eindeutig gegen Russland. Lächerlich. Genauso wie die herbeigezogenen Anti Ukraine Hints die das Game angeblich hat… Aber gut wer will kann alles reinlesen was er möchte.
Wie ist die Performance auf der Series X?
Digital Foundry sah nicht so berauschend aus.
Ich finde es gut, dass es getestet und angespielt wurde und nicht durch eure Meinung vor uns zensiert wurde.
Die Meinung über Umstände und weitere, mögliche Verbindungen soll jeder selber für sich bilden.
12-16 Stunden Spielzeit finde ich persönlich für ein Vollpreisspiel etwas mager. Selbst wenn sich die Spielzeit mit allen Nebenquests vielleicht verdoppeln sollte.
„Wir leben bedauerlicherweise in einer Zeit, in der viele Menschen glauben, genau zu wissen, was in den Köpfen anderer Personen vorgeht oder ihnen vorschreiben zu müssen, wie sie zu denken und zu handeln hätten. Davon möchte ich Abstand nehmen…“
+100
Ja, habe mich auch gefreut das zu lesen.
Dito. Diese neunmalklugen Moralapostel, die allerorts mit erhobenem Zeigefinger herumrennen und schreien, sind eine absolute und gefährtliche Krankheit die in unserer Gesellschaft umhergeht.
Tja, es ist heutzutage scheinbar verboten eine eigne Meinung zu den Dingen zu haben. Entweder man plappert brav den Vorbetern alles nach und distanziert sich im vorauseilendem Gehorsam von was auch immer oder man bekommt die volle Härte der Cancel Culture zu spüren.
Egal, darum geht es hier nicht. Schöner, neutraler Artikel. Die Spielzeit finde ich dann aber etwas zu kurz für den Preis, wenn es in den Sale geht, werde ich mir es ansehen.
Ich habe mich nicht gefreut. Entweder man entscheidet sich die Debatte auszublenden oder man berichtet. Der erhobene Zeigefinger, dass man hier (quasi im Gegensatz zu den anderen) nicht wertet ist naiv. Das suggeriert Neutralität, aber ist genau das Gegenteil: die Debatte, um das Spiel und die Tatsache, dass dass die ukrainische Regierung zum Boykott aufruft hat doch Nachrichtenwert, der hier einfach verschwiegen wird (man hätte das ja auch erwähnen können ohne es zu bewerten). Wer übrigens glaubt, dass man Werk und Autor/in einfach trennen kann, der/die möge sich mit der Debatte um Wagner in Israel vertraut machen.
Okay, damit bleibst du dann trotzdem hier in der Minderheit mit deiner Meinung. Wenn die Mehrheit zufrieden damit ist, wie der Autor seine Arbeit gemacht hat, dann hat er alles richtig gemacht. Man wird es niemals jedem Recht machen können, dazu sind wir Menschen einfach zu unterschiedlich. D.h. Irgendwer meckert immer. In diesem Fall bist das dieses mal du. Herzlichen Glückwunsch dafür.
„die Debatte, um das Spiel und die Tatsache, dass dass die ukrainische Regierung zum Boykott aufruft hat doch Nachrichtenwert, der hier einfach verschwiegen wird (man hätte das ja auch erwähnen können ohne es zu bewerten).“
Nein, so einen Unsinn muss man nicht mit einer Silbe erwähnen. Wir bewegen uns auf ganz dünnen Eis, es droht zu brechen dann Menschen wie die die Bedingungslos jeden Quatsch glauben der im Fernsehen ausgestrahlt wird. So eine Gleichschaltung der Medien und so ein Leichtgläubigkeit der Bevölkerung gab es in Deutschland schon mal in der Geschichte, wohin das dann 1939 geführt hat, muss ich nicht extra noch erwähnen, oder?
Autokorrektur: Es sollte heißen:
es droht zu brechen, dank Menschen wie dir, die Bedingungslos jeden Quatsch glauben, der im Fernsehen ausgestrahlt wird.
Für einen studierten Medienpädagogen finde ich die Argumentation recht schwach. Ist doch fast nach dem Motto „das wird man doch noch sagen dürfen“. Wir haben immerhin Rede- und Pressefreiheit. Man hätte auch „das Spiel war kostenlos und wir brauchen die Klicks“ schreiben können. Finde ich im Golem.de Artikel besser gelöst.
Meine Aussage war eher darauf beziehen, dass die Kritik wie so oft schon in vielen Communities dahin abdriftet: „Wer das Spiel spielt, ist böse.“ Dahin drehte sich ja auch die Diskussion bei „Hogwarts Legacy“ manchmal. Und daran wollte ich mich eben nicht beteiligen, weil das jeder für sich selbst ausmachen muss. Die mangelnde Distanzierung der Entwickler vom Ukraine-Krieg habe ich bewusst ja sogar als Denkanstoß aufgegriffen.
Was aber immer sehr schade und kritisch ist: Wenn sich die Leute dann gegenseitig anfeinden, statt am Thema zu bleiben. Zum Beispiel geht deine Kritik nun auch mehr auf mich ein, als auf die Aspekte des Spiels. So kommt man recht schnell vom eigentlichen Thema ab.
Als Autor ist sowas eben immer schwierig: Wir hatten im Blog ja auch separat aufgegriffen, dass ein Verbot des Spiels in der Ukraine gefordert wird.
Meine Kritik dir gegenüber war nicht so böse gemeint. Die Formulierung war nur etwas unpassend und spielt dann eher den Leuten in die Hände, die der Meinung sind, dass man heutzutage ja nichts mehr sagen kann. Beim nächsten Mal lieber noch ein paar mehr Sätze zur Einordnung bzw. eigenen Meinung, damit es klarer ist was die eigentliche Aussage sein sollte und nicht falsch gedeutet werden kann.
Ich lese viel hier mit und gebe meinen Senf dazu, wenn mir die Artikel sonst nicht passen würden, wäre ich gar nicht mehr hier 😉
Soweit ich das überblicken konnte, wurde das Spiel von vielen Newsportalen auch getestet. Die Kritik aus der Politik wird da auch unterschiedlich umfangreich abgedeckt. Im Grunde sorgt die ganze Diskussion nur für mehr Aufmerksamkeit für das Spiel. Obwohl man eher etwas gegenteiliges erreichen wollte
Hab ich auch nicht zu persönlich genommen, ich wollte nur verdeutlichen, warum ich das in der gewählten Form so im Artikel geschrieben hatte :-). Die Entwickler selbst sehe ich auch eher kritisch, denn ihre „Distanzierung“ von der aktuellen Politik Russlands war arg halbherzig. Wobei es eben schwer ist, das alles im Detail zu durchleuchten, da man sich fragen sollte, ob sich vielleicht eher aus Selbstschutz bzw. Schutz der eigenen Familien zaghaft geäußert wird.
Was ich immer sehr schwierig finde, ist dann, die „Schuld“ der Entwickler oder Ersteller eines Kunstwerks auf die Konsumenten zu verlagern. Teilweise sollte man auch als Kunde Verantwortung übernehmen: Etwa kaufe ich keine Produkte von Nestlé mehr, weil ich das Unternehmen nicht unterstützen will. Wer die Produkte dennoch kauft, übernimmt in meinen Augen aber nicht automatisch die Strategie von Nestlé, sondern ist in vielen Fällen vermutlich einfach schlecht informiert – oder setzt andere Maßstäbe. Vielleicht handelt derjenige z. B. in anderen Bereichen bewusster als ich, auch das ist möglich.
Aber generell ist da so ein Thema, dass dann eben sehr weit führt und die Kommentarspalte sprengt bzw. wir können hier bis 3 im Team zählen, bis es wieder verhärtete Fronten gibt und sich viele Kommentatoren gegenseitig beleidigen :-D.