Android: Google stellt das Update-Modell auf den Kopf

Google stellt mit Android 16 das eigene Update-Modell um. Statt einmal im Jahr ein großes Paket zu schnüren, will der Konzern Funktionen nach und nach ausliefern, sobald sie fertig sind. Android 16 ist damit eher der Startschuss für ein neues System im Hintergrund als nur die nächste Versionsnummer.

Bisher lief es so: Große Features landeten (abseits des Pixels) in einer Jahresversion, inklusive Beta-Phase, Marketing und dem ganzen Drumherum. Wer neue Funktionen im Alltag nutzen wollte, musste ab und an Monate warten, auch wenn das Zeug intern schon durch war. Genau da setzt Google jetzt an. Künftig sollen Funktionen direkt ausgeliefert werden, wenn Entwicklung und Tests abgeschlossen sind.

Der Ansatz erinnert an Streamingdienste. Früher gab es die komplette Staffel am Stück, einmal im Jahr. Jetzt taucht jede neue Folge einzeln in der App auf, sobald sie fertig ist. Auf Android bezogen bedeutet das: Statt auf Android 17 oder 18 zu schielen, landen neue Dinge über das Jahr verteilt als kleinere Updates auf dem Gerät. Die große Jahresversion verliert damit an Gewicht, bleibt aber als Fundament erhalten, unter der Haube dreht Google an Update-Mechanik, Systemkomponenten und Schnittstellen.

Spannend ist dabei die Frage, wie sich das auf Hersteller und Provider auswirkt. Viele Systembestandteile lagert Google seit Jahren in Play-Dienste und Modul-Updates aus. Mit Android 16 wird dieser Weg konsequenter. Je mehr über Google Play und modulare Komponenten läuft, desto weniger muss ein Hersteller jede Kleinigkeit in eigene Firmware-Updates packen. Das soll den Update-Zyklus straffen und neue Funktionen breiter auf die Geräte bringen, nicht nur auf ein aktuelles Flaggschiff.

Für Nutzer ändert sich im Alltag erst einmal vor allem das Tempo, mit dem neue Features auftauchen. Statt großer Feature-Drops einmal im Jahr könnten künftig häufiger kleinere, aber sichtbare Änderungen ins System rutschen: neue Datenschutzoptionen, UI-Anpassungen, KI-Funktionen, Sicherheitsverbesserungen. Die Grenzen zwischen Funktionsupdate und Sicherheitsupdate verschwimmen damit mehr, was die Update-Historie nicht übersichtlicher macht, aber den Fortschritt beschleunigt.

Aus Entwicklersicht dürfte das Ganze den Druck rund um die eine Jahresversion verringern. Wer Apps baut, muss sich aber darauf einstellen, dass bestimmte Funktionen nicht mehr klar an “Android 16” oder “Android 17” hängen, sondern über Module und Play-Dienste kommen. Feature-Checks statt stumpfer Versionsabfrage sind damit noch wichtiger, wenn eine App nicht reihenweise Fälle übersehen soll, in denen ein Feature schon da ist, auch wenn die große Versionsnummer gleich geblieben ist.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

20 Kommentare

  1. MoshPitches says:

    Teilweise macht Apple das ja auch bereits auf eine gewisse Art. Sie kündigen im Juni an, was man mit der nächsten Version erwarten kann und diese Funktionen werden dann über den Zyklus verteilt reingepatcht. Da bekommt man inzwischen auch nicht mehr alle neuen Features auf einmal, sondern eben teilweise erst mit 26.1 oder 26.3. Also auch erst dann, wenn es fertig ist.

    Finde das ganz gut so. So kann man sich immer ein wenig über ein Update freuen, wenn neue Funktionen kommen.

  2. Dierck Ziegler says:

    Dezember-Update: GPU Treiber immer noch auf dem alten Stand 24.3

  3. Den Vergleich mit Serien bei Streamingdiensten finde ich relativ unsinnig, dort werden einzelne Folgen ja nicht veröffentlicht, sobald sie fertig sind, sondern die Veröffentlichung einer Staffel wird über einen langen Zeitraum gestreckt, um Kunden häufiger und länger auf die Plattform zu locken. Und vermutlich auch, um Abo-Hopping einzuschränken, weil Kunden dann für eine Serie ein Abo über 2 Monate und mehr benötigen, statt nur einen Monat zu buchen. Die Folgen einer Staffel sind in nahezu allen Fällen bereits beim Start komplett fertig.

    • Den Serienvergleich fand ich auch total daneben. Eine Staffel wird abgedreht und fertiggestellt und Wochen später dann folgenweise veröffentlicht. Das wäre wie, wenn Google Android 17 fertigstellt und dann nach und nach einzelne Features herauszieht und veröffentlicht.

      • Stimmt. Im Dezember hätte das Bild eines Adventskalenders sich viel mehr angeboten!

      • Ich vermute, dass das sehr von der Serie abhängt. Grade Staffeln mit vielen Episoden kann man blockweise produzieren (vor allem alte Serien oder Sitcoms). Wenn eine Staffel mit 26 Episoden wöchentlich veröffentlicht wird, ist das ein halbes Jahr.

        Einige Staffeln werden auch zwischen drin pausiert (deshalb nennt es Netflix vermutlich teilweise „Teil X“ statt „Staffel Y“).

        Ich fand den Vergleich aber auch komisch. Bei Android wird es vermutlich auch mal Updates ohne neue Features geben oder ein Update mit vielen Features. Das wäre so, als wenn die Episodendauer zwischen 2 Minuten und 2 Stunden schwankt, je nach dem wie viel fertig geworden ist.

  4. Ich sag nur Samsung A23 noch mit Android 14 und Play Services von März. Was ich auch nicht gut finde, dass Google in Zukunft nur noch alle 3 Monate Sicherheitsupdates veröffentlichen will.

    Wenn man Android kauft dann am besten Pixel oder noch die S-Reihe von Samsung. Bei allen anderen gibt´s zwar updates aber wann und wie ist ein Ratespiel oder wie die Rudi Carell Show „Lass dich überraschen“.

  5. Ich befürchte, Google’s Updatezyklus wird sich viel eher am Rolling-Release-Modell von Arch Linux und Co. orientieren, und das nicht im positiven Sinne, was auch die Aussage „Künftig sollen Funktionen direkt ausgeliefert werden, wenn Entwicklung und Tests abgeschlossen sind“ befürchten lässt. Dazu kommt, dass Google dieses Jahr bisher besonders miserable Arbeit abgeliefert hat. Seit den A16 Betas Anfang des Jahres habe ich locker ein Dutzend teils schwerwiegende Probleme eingereicht (etwa auch so spaßige Sachen wie Laden über USB kaum möglich, nur über Qi), wovon kaum eins behoben wurde. Und die paar Sachen, die tatsächlich gefixt wurden, haben dann auch locker ein halbes Jahr gedauert. Stattdessen gaslightet man die Nutzer lieber mit „Won’t Fix, works as intended“, selbst wenn sie selbst sagen, dass das vorgesehene Verhalten ein grundsätzlich anderes ist. Wenn Google’s Definition von „Entwicklung und Tests abgeschlossen“ genau so fragwürdig ist wie bei Arch, dann gute Nacht.

    • „Laden über USB kaum möglich, nur über Qi“
      Welches Modell – und sicher kein Hardware-Fehler?
      Ich habe ein Pixel 8 Pro auf dem neuesten Stand, also Android 16 mit mittlerweile Dezember-Update und es hatte nie Schwierigkeiten, über USB zu laden.

      „Wenn Google’s Definition von „Entwicklung und Tests abgeschlossen“ genau so fragwürdig ist wie bei Arch, dann gute Nacht“
      Mit Arch Linux habe ich keine Erfahrung, aber mein privater Laptop läuft mit openSUSE Tumbleweed (Rolling Release, im Schnitt 3-5 Snapshots pro Woche). Kann mich da wirklich nicht beklagen. Es ist nicht perfekt, aber abseits kleiner Problemchen hier und da läuft es wirklich sehr gut und stabil – aber kann natürlich sein, das openSUSE da sorgfältiger ist, bevor eine Änderung in einen Snapshot gepushed wird – und über jeden Snapshot läuft eine automatisierte QA drüber, wenn es Fehler gibt, wird er nicht ausgeliefert.

      • > Welches Modell – und sicher kein Hardware-Fehler?
        Pixel 9. Und nein, da es vorher problemlos ging und sie es inzwischen gefixt haben, kein Hardwareproblem. Hat nur wenigstens 3 Monate gedauert. In meinen Augen für so etwas viel zu lange.

    • Ohja. Android 16 kostet mich auch Nerven. Ich bedauere echt das Update. Seitdem geht die externe Videobrille nicht mehr. Etwas, das vorher problemlos geklappt hat.
      Aussage Google Support: „Haben Sie ein Downgrade auf A15 probiert?“; „Wie geht das Downgrade aus Android?“ war meine Frage; „Ja, ein Zurücksetzen auf Werkseinstellungen“… ohne Worte ..

      Laden per USB ist aber ok bei mir.

      (Google Pixel 8 Pro)

  6. Ich bin bei Google einfach 2020 ausgestiegen. Die Updates waren schon mit Android 2 schlecht und mit 4 nicht besser. Habe sie in 10 Jahren nicht hinbekommen, warum also jetzt?

  7. Neue bahnbrechende, innovative Funktionen außerhalb von Apps haben wir doch schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Weder bei Android noch bei iOS.

    Selbst die lokale KI-Funktion auf dem Pixel ist kaum sinnvoll nutzbar. Zwei bis drei Sätze Grammatik- und Rechtschreibkorrektur, mehr geht nicht auf einmal. Alles in allem fand ich auch die Feature-Drops nie wirklich sinnvoll.

  8. Ich finde daran nicht viel gutes, außer das neue Features ein bisschen früher verfügbar werden. Da überwiegt die Sorge nach immer stärkerer Abhängigkeit zu den Play Services, die man als Entwickler am besten soweit möglich meidet, damit die Apps auch auf Custom-ROMs lauffähig sind. Google wird es in erster Linie darum gehen, Nutzer und Entwickler stärker ans eigene Ökosystem zu binden und alternativen ROMs mehr Steine in den Weg zu legen, was allen außer Google selbst zum Nachteil gereicht.

  9. Und damit ereilt Android das gleiche Marketing bullshit wie Microsoft. Windows 10 wird das letzte, ach ne doch nicht, irgendwann musste auch Android noch das OS zukaufen um Updates zu bekommen.. wird Zeit das sich was tut im Markt, aber es Fördert ja auch niemand Alternativen. Und am Ende jammern alle dass wir ja soooo Abhängig sind.. klar, haben wir uns ja auch dürfen das aber auch keinem Vorwerfen!

    • > irgendwann musste auch Android noch das OS zukaufen um Updates zu bekommen

      Wann soll das denn bitte gewesen sein?

  10. Über Monate warte ich jetzt schon darauf, dass das begrenzte Laden bis 80 % bei meinem Pixel 8 verlässlich funktioniert …

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht. Es besteht kein Recht auf die Veröffentlichung eines Kommentars.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Kommentar-Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.