Amazon will Einzelhändler Pakete ausliefern lassen
Amazon hat eine interessante Idee entwickelt: Man will seine Sendungen auch bei interessierten Einzelhändlern abladen, welche sie dann regional ausliefern könnten. Das Ganze startet zunächst als Pilotprojekt in einigen Regionen der USA und trägt den Namen „Amazon Hub Delivery„. Laut dem Online-Händler wolle man den lokalen Händlern so zusätzliche Einnahmequellen anbieten.
Ob sich das Ganze lohnen wird, dürfte stark von der benötigten Zustellzeit und der Auslastung des Personals abhängen. Zunächst will Amazon in den Vereinigten Staaten mit 2.500 Händlern kooperieren, um das Projekt zu erproben. Schenkt man Amazon Glauben, so sollen Händler bis zu 27.500 US-Dollar an zusätzlichen Einnahmen über Hub Delivery erhalten können. Spannender wäre aber wohl, was pro Sendung herausspringt. Man munkelt, das seien 2,50 US-Dollar pro Paket – nicht gerade viel, wenn man den Aufwand der Zustellung bedenkt und dass die Summe noch zu versteuern ist. Zumal die Partner für ausreichend Lagerfläche sorgen und eigene Fahrzeuge vorhalten müssen.
Die teilnehmenden Händler sollen die bei ihnen eingehenden Sendungen noch am selben Tag ausliefern. Wer gehört zur Zielgruppe? Das seien laut Amazon z. B. Cafés, Lebensmittelhändler, Bekleidungsgeschäfte und mehr. Vorteil für Amazon: Man heuert im Grunde noch mehr Subunternehmen an und kann sich dann auch bei Konflikten um Gehälter der Zusteller heraushalten. Das Hub-Delivery-Netzwerk soll Amazons eigene Logistik allerdings ergänzen und nicht etwa ersetzen.
Amazon will die ganze Masche auch schon mit Prämien schmackhaft machen: Ein Händler, der einen anderen Händler als Partner für Hub Delivery gewinnt, soll etwa eine Provision von 1.000 US-Dollar einstreichen dürfen. Man darf jedoch gespannt sein, ob dieses Schema auch international ausgerollt wird. Zunächst wird Amazon da sicherlich die Resonanz und die Ergebnisse der Auslieferung durch Partner in den USA abwarten.
Was denkt ihr über Amazon Hub Delivery? Gute Sache oder doch eher eine Profitmaximierungsstrategie mit Leidtragenden auf den untersten Ebenen?
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Irgendwie frech. Man macht denen jahrelang das Geschäft kaputt und stellt sie dann über Umwege als Fahrer ein xD
Amazon macht also den Einzelhändlern das Geschäft kaputt? Das machen die schon selbst. Keiner hat Einzelhändler davon abgehalten, auch einen Online-Shop oder wenigstens eine Art Online-Schaufenster mit Reservierungsoption zu etablieren.
Genau. Sollte jeder Einzelhändler hinbekommen. Eine eigene Website, mit Shopsystem, social Media am besten, rechtskonform, und immer aktuellem Warenbestand. Versand und Verpackung. Retourenmanagenent. Und natürlich günstige Preise! Das versteht sich 🙂 Wenn du es nicht kannst, weil du z.B. eher Spezialist für deine Produkte bist als für E-Commerce, kannst du das sicherlich *sehr* günstig von einem Dienstleister erledigen lassen…
Müssten sie nicht selber machen, gibts Agenturen für. (Würde sogar vom BMWK gefördert!) Bestand sollte eh jeder Händler irgendwo digital halten, Versand, Verpackung und Retourenmanagement braucht man bei „Click & Collect“ nicht. Trotzdem bietet es kaum jemand an.
Ich würde gerne viel öfter lokal kaufen, aber das Sortiment ist mittlerweile wirklich „dünn“ und ich habe einfach keine Zeit dazu, durch die ganze Einkaufsstrasse zu laufen und bei 5 verschiedenen Geschäften nachzusehen ob ich das jetzt da kaufen kann.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit .. War schon immer so ..
Das haben die Einzelhändler ganz alleine geschafft.
2,50$ pro Paket, also wenn das in DE ansatzweise 1:1 in € angeboten würde, da könnten bestimmt viele aufspringen und in der Nachbarschaft verteilen. Ein Kiosk nebenan macht bei Hermes mit, die müllen seine Fläche zu und er bekommt weit weniger als nen Euro für ein Paket.
Wie André aber schreibt, bei all dem darf man aber auch hier nicht übersehen, dass ein finanzstarkes Unternehmen wieder nur versucht Kosten einzusparen, und wieder Leute in eine prekäre Arbeitssituation locken will. So ne Masche gehört verboten.
Ein Kiosk muss mit Paketen nicht rumlaufen, die Pakete liegen nur da bis jemand sie abholt.
Wie kann man Leute in prekäre Arbeitssituationen locken? Werden die betäubt oder unter Drogen gesetzt? Man sollte vielleicht einfach mal festhalten, dass Leute diese Jobs freiwillig annehmen – oder eben nicht. Angebot und Nachfrage.
Verstehe das Konzept nicht: Ein Cafe soll zukünftig Pakete für Amazon ausliefern? Seit wann ist ein Cafe ein Lieferdienst? Und wer bedient dann im Cafe, wenn die Mitarbeiter Amazon-Pakete ausliefern?
Du bedienst im Café und während deiner Mittagspause und nach dem Feierabend im Café läufst du einbissel rum und verteilst Pakete.
Klar.
Die Inhaber haben eine 35 Stunden-Arbeitswoche und ihnen ist es nach Dienstschluss um 16 Uhr so langweilig, dass sie Amazon-Pakete austragen wollen.
Für 2,50€ pro Paket kann keiner kostendeckend zustellen. Amazon versucht hier nur, die Kosten der „letzten Meile“ auf andere abzuwälzen.
Amazon unterbreitet hier nur ein Angebot, das muss niemand annehmen.
Für Händler die rechnen können sollte sich schnell zeigen, dass sich sowas nicht lohnt. Aber es gibt halt auch noch eine Menge Läden die nicht rechnen können und nach dem Prinzip Hoffnung agieren.
Nach dem Motto: Der Hermes Kunde der sein Paket bei mir abholen kommt für dessen komplette Lagerung, Logistik und Zeit mit dem Kunden plus eventuell Reklamationen ich 30 Cent bekommen habe kauft ganz bestimmt bei mir auch noch eine Schachtel Zigaretten und überteuerte Chips… ganz bestimmt.
Einfach mit Pizzalieferanten oder sowas wie Lieferando zusammen arbeiten.
Wäre es ein *Abholkonzept*, dann könnte ich mir das durchaus lukrativ für einige Einzelhändler vorstellen.
Einzelhändler als Amazon-Paketstationen.
Denn das würde Kunden in die Läden locken, die diese vielleicht vorher noch gar nicht kannten, gar nicht um das Angebot in ihrer Nähe wussten, und die dann eventuell sogar „noch etwas mitnehmen“.
Vor Allem, wenn das an den Typ der bestellten Waren gekoppelt wäre. Computerzubehör holt man beim nächsten Computerhändler ab. Klamotten im nächsten Bekleidungsgeschäft.
Das würde z.B. Kunden, die eh technikaffin sind, oder die eh gerne Klamotten kaufen, mal in die entsprechenden lokalen Läden locken.
Da kann ich mir tatsächlich sehr gut Synergieeffekte vorstellen! Die Läden bekämen so Kunden, die vielleicht sonst nie auf das lokale Angebot aufmerksam geworden wären oder es in Betracht gezogen hätten, man bekommt Kunden in die Läden, von denen dann der Eine oder die Andere vielleicht tatsächlich zusätzlich noch etwas zum „Spontankauf“ findet. Oder vielleicht sogar beim nächsten Einkauf erstmal dort schaut, vor Allem wenn es schneller gehen muss und / oder das Angebot gut ist.
Dazu müssten die Läden dann natürlich auch noch ein für die Zielgruppe attraktives Angebot bieten. Könnten Kunden zeigen, dass sie gar nicht, oder gar nicht soooo viel, teurer sind als der Versandhandel. Sie müssten sich also um ihr Warenangebot und die Auswahl kümmern. Und die Öffnungszeiten müssten stimmen! Ein kleines Bekleidungsgeschäft das um 16:00h und Samstags um 12:00h schließt, würde wahrscheinlich eher den Unmut zumindest derjenigen Kunden auf sich ziehen, die gerade deshalb bei Amazon bestellen weil die Öffnungszeiten des lokalen Einzelhandels es ihnen nicht erlauben nach der Arbeit noch shoppen zu gehen … Wenn nach Feierabend das Amazon-Paket hinter verschlossenen Ladentüren stünde und deshalb nicht abgeholt werden könnte, dann …
Das wäre dann das Prinzip „Einkaufszentrum“, das ja darauf basiert, dass gut besuchte Kundenmagneten wie z.B. Supermärkte, Kinos, große Modeketten wie H&M, etc. pp., Kundschaft anlocken. Kundschaft, von der, wenn sie dann erstmal da ist, dann oft auch die kleineren Geschäfte profitieren. Weil ein Teil dieser Kunden dann halt „auch noch mal schaut, was es sonst noch so dort gibt“.
Das reine Ausliefern stelle ich mir, besonders bei kleinen Läden, nicht besonders attraktiv für die Geschäftsinhaberinnen und -Inhaber vor. Wenn, wie in kleinen Läden, eh nur eine Person im Verkauf tätig ist, dann müsste der Laden zur Auslieferung ja geschlossen werden. Oder es müssten zusätzliche Personen für die Auslieferung eingestellt werden.
Und große, bekannte Läden sind nicht in dem Maße auf Neukundenaquise angewiesen, und liefern wohl eher lieber ihre eigenen Waren aus, weil sie daran mehr verdienen.
Die reine Entlohnung für die *Auslieferung* wird für die allermeisten Geschäftsinhaber und Geschäftsinhaberinnen wohl eher nicht so interessant sein. Da gerade die kleinen Läden eine eher dünne Personaldecke haben. Und da der „Win-Win-Effekt“ nicht auftritt, weil durch die Auslieferung eben keine zusätzlichen Kunden *in den Laden gelockt* werden.
Eine Ausnahme sehe ich eventuell bei denjenigen Kiosken, die bereits Paketshops betreiben. *Wenn* das Personal dort zu wenig ausgelastet ist.
Wie „Ich“ es schon sehr ausführlich beschrieben hat sehe ich beim ausliefern keine Synergieeffekte für die Läden.
Oder fragt mich Amazon beim Bestellen ob ich gleich noch Kaffee und Kuchen dazu haben will (Bsp. Café)?
Jedes Angebot, mit dem sich die jammernden Einzelhändler ein Zubrot verdienen können, ist ein gutes Angebot. Ob es sich im Einzelfall rechnet, sollte man jedem selbst überlassen und hier nicht pauschal dagegen argumentieren. Es gibt vermutlich auch genügend Leute, die so einen Laufburschenjob machen würden und bei DHL, DPD, Hermes usw. keine Chance haben oder sich dem Druck der großen Lieferdienste nicht aussetzen wollen. Von mir gibt’s für das Angebot von Amazon einen Daumen nach oben.
Na dann viel Erfolg… wenn die letzte Meile sich wirklich so lukrativ wäre, würde Amazon nicht auf solche Ideen kommen.
Die letzte Meile ist aber verdammt teuer und aufwändig und Amazon bekommt es selbst mehr schlecht als recht hin bzw. ist sogar regional völlig überfordert. Das macht man nicht einfach mal so nebenher, schon gar nicht als kleiner Einzelhändler. Es sei denn, man macht es wirklich nur als Hobby ohne Gewinnerzielungsabsicht.
In Braunschweig wurden bis heute IMHO -als erste Stadt in Deutschland- vierzehn (14) MYFLEXBOX(en) aufgestellt.
Ich glaube nicht daran, dass Amazon’s Konzept gegen diese weißen (anbieterneutralen) Abhol- und Versand-Paketboxen konkurrieren kann.
https://www.myflexbox.com/news/nibelungen-wohnbau-gmbh-braunschweig
btw. Hermes zahlt 30 Cent pro Sendung an den Abholshop.
Korrektur: es sind erst 13 MYFLEXBOXen