Amazon Kindle Colorsoft: Ein erster, bunter Blick

Mit dem Kindle Colorsoft hat Amazon seinen ersten Kindle mit Farb-Display vorgestellt. Laut Angaben des Herstellers besticht der Kindle Colorsoft durch seine brillanten Farben, die ein papierähnliches Leseerlebnis bieten. Dies wird durch den Einsatz einer Oxid-Rückwandplatte erreicht, die mit speziell entwickelten Wellenformen arbeitet und dadurch sowohl in farbigen als auch in Schwarz-Weiß-Anzeigen schnelle Reaktionszeiten und gutem Kontrast sicherstellt. Ob das so ist, habe ich testen können.

Der neue Kindle Colorsoft misst 127,6 mm x 176,7 mm x 7,8 mm. Das Unternehmen setzt auf ein 7-Zoll-Farbdisplay mit integriertem Frontlicht, dieses leistet 300 ppi bei Schwarzweiß-Anzeige und 150 ppi bei Farbanzeige, optimierte Schriftsatztechnologie und eine 16-stufige Grauskala.

Das Colorsoft-Display nutzt Nitrid-LEDs, um die Farbintensität und Leuchtkraft zu erhöhen, ohne dabei die Schärfe zu mindern, sagt Amazon. Benutzer haben die Möglichkeit, Bilder ohne Verlust der Bildqualität zu vergrößern und zwischen unterschiedlichen Farbeinstellungen zu wechseln. Letzten Endes werden die identischen ppi – nämlich 300 – bei Schwarzweiß geboten wie bei anderen Kindle-Readern auch.

Ein Unterschied zum Farbmodell besteht darin, dass die Akkulaufzeit bis zu 8 Wochen beträgt und nicht 12 Wochen wie beim Paperwhite. Ich befürchte, dass Amazon noch einmal mit einem Update ran muss, bei mir schmolz der Akku wesentlich schneller dahin (3 % auf 20 Minuten bei voller Helligkeit), was natürlich auch dem intensiven Ausprobieren bei hoher Helligkeit geschuldet sein kann. Die Akkulaufzeit ist aber generell bei Farbmodellen etwas geringer. Der Colorsoft auch etwas schwerer als das Paperwhite, allerdings nur ein paar Gramm.

Grundsätzlich ist es ein Kindle-Gerät, wie jedes andere. Sprich: An der Bedienung und der Einrichtung ändert sich nichts. Man kann den Kindle mittlerweile easy mit der App einrichten, das wirkt fast wie ein Fast Pair, da seid ihr also in wenigen Minuten einsatzbereit.

Nutzer bekommen bei Amazon selbst natürlich Inhalte in Farbe. Ich bin da mal ehrlich und sage, dass ich für mich keinen Mehrwert darin sehe, einen Kindle Colorsoft zu besitzen, nur um farbige Cover von Büchern zu sehen. Da sehe ich dann eher Menschen, die Illustriertes lesen. Magazine, Comics, Bildgewaltiges. Folgende Formate werden generell unterstützt: Kindle Format 8 (AZW3), Kindle (AZW), TXT, PDF, ungeschützte MOBI, PRC nativ; PDF, DOCX, DOC, HTML, EPUB, TXT, RTF, JPEG, GIF, PNG, BMP nach Konvertierung; Audible-Audioformat (AAX).

Colorsoft rechts

Ich hab mal ein wenig etwas aus meinem Comic-Vorrat angeschaut, das fand ich persönlich eher so mittel. Klar, man hat alles in Farbe, aber wenn man keine angepassten Comics hat, dann kann das Ganze unschön aussehen. Ihr könnt zwar zoomen, aber glaubt mir, das wollt ihr nicht. Jedes Zoomen geht weniger fluffig von der Hand als bei normalen Displays. Ihr zoomt klassisch mit zwei Fingern auf und zu, nach Abschluss des Zoomens wird neu berechnet und euch erst dann das Ganze in Farbe dargestellt.

Colorsoft rechts

Sprich: Der Kindle kann natürlich alles schön darstellen, wenn ihr auch das Passende reinschaufelt. Da muss dann bestenfalls die Auflösung und das Dargestellte passen. Wer 5 oder mehr Panels auf einer Comicseite hat, die vielleicht nicht im Fullscreen dargestellt wird, der hat absolut Null davon. Solltet ihr also Sideloader sein, dann schaut wirklich, dass ihr alles anpasst. Schiebt Probleme nicht auf den Kindle. Ich habe sowohl eigene als auch Comics aus dem Store gelesen und die Geschwindigkeit sowie die Qualität der Darstellung war bei den Kindle-Inhalten um ein Vielfaches (!) besser.

Klassisch lesen kann man natürlich auch. Ich hatte bei wechselnden Lichtverhältnissen absolut keine Probleme, den Text zu erkennen, knackig scharf alles.  Der neue Kindle Paperwhite ist ab Werk allerdings wärmer eingestellt als der Colorsoft. Das liegt allerdings am Paperwhite, dessen Vorgänger konnten sich auch kühler einstellen lassen. Was ich bemerkte: Irgendwie ist der untere Rand des Colorsoft gelbstichiger als der Rest:

Wichtig zu wissen: Ich denke einmal, dass sich die Lage auf dem „Sideloading-Markt“ irgendwann dahingehend verbessert. Wer allerdings zu den Kunden gehört, die ausschließlich bei Amazon unterwegs sind – und das sind halt wohl die meisten, die einfach bezahlen, um zu lesen – der wird dahingehend weniger Probleme haben. Denn bei Amazon selbst sind Inhalte schon angepasst, auch die Comics (Stichwort Panel-View etc.). Klickt man da doppelt auf ein Panel auf einer Seite, wird anstandslos herangezoomt, alternativ geht das Heranzoomen nahtlos.

Zu bedenken ist auch: Die neuen Kindle-Geräte verwenden MTP und werden daher auf einem Mac nicht als normales USB-Speichergerät angezeigt. Nutzer benötigen etwas wie OpenMTP, um Dateien an den Kindle senden zu können, alternativ gibt es Send to Kindle, Calibre oder die Möglichkeit, am Smartphone Dateien in die Kindle-App zu schieben. Aufgepasst: Die Kindle-App unterstützt maximal nur 50 MB Dateigröße.

Der Kindle Colorsoft unterstützt das drahtlose Laden und zeichnet sich durch eine Batterielaufzeit von bis zu acht Wochen aus. Das konnte ich nicht testen. Wer allerdings das Display sehr hell hat, zudem eine Bluetooth-Verbindung zu Audio-Geräten aufgebaut hat, der muss häufiger ans Netzteil.

Übrigens ist das Gerät wasserdicht, was die Nutzung in der Badewanne oder am Strand ermöglicht. Weitere bekannte Kindle-Features wie das Frontlicht mit automatischer Helligkeitsanpassung sind ebenfalls integriert.

Wir stellen vor: Amazon Kindle Colorsoft Signature Edition (32 GB) – Mit Farb-Display und Frontlicht mit...
  • Farbenfrohes Lesen – Das neue 7-Zoll-Colorsoft-Display mit seinem hohen Kontrast sorgt für angenehmes...

So unter dem Strich, nach den ersten Lesungen? Wie oben erwähnt: Dass vielleicht vorliegendes, eigenes Material schlecht in Farbe dargestellt wird, ist nicht Problem des Kindle Colorsoft. Grundsätzlich bin ich mit der Darstellung zufrieden, sowohl im Standard- als auch im Leuchtend-Modus (Leuchtend verbessert die Farben bei weniger gesättigten Bildern, Standard bietet ausgewogene Farben für die tägliche Lektüre). Fans von Anmerkungen können diese nun auch in Farben vornehmen. Dennoch – und das ist meine persönliche Sache – würde ich als Comic- und Zeitschriftenleser eher zu meinem Tablet greifen, weil dieses dann doch die Farben wesentlich besser darstellt und das Display responsiver ist. Für Viel-Leser dürfte aufgrund des Gewichtes und der Akkulaufzeit dennoch immer der Kindle „King of the hill“ sein. Aber Kindle-Fans müssen sich fragen, was sie machen wollen. Für farbige Buchcover würde zumindest ich nicht den Kindle Colorsoft kaufen – denn der möchte mit 289,90 Euro bezahlt werden.

Meinen Test zum Kindle Paperwhite 2024 findet ihr hier.

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16 Kommentare

  1. Ich mag die Farben. Auch, dass sie blasser, Papier oder zeitnungsähnlicher sind. Aber eInk ist halt langsam und Comics oder Mangas lese ich in der Regel eher schnell. Das wird dann zum Krampf, denke ich.

  2. Moin caschy, erstmal Danke für den Einblick. Hast du die Möglichkeit ein Foto zu teilen auf dem du Paperwhite und Colorsoft nebeneinander legst mit einem schwarz weiß Text mit ausgeschalteter Hintergrundbeleuchtung?

  3. Wie einfach ist es eigentlich eine ganze Comic-Seite zu lesen? Der Text sieht nicht immer wirklich scharf aus. Beonders der kursive Text.

  4. Also aussehen tut’s für mich gut, ich empfinde die etwas blasseren Farben bei Comics näher an der Realität. Sieht gut aus. Der Kindle wäre mir allerdings sehr viel zu klein. Schon auf dem Ipad Pro 11″ ist mir das Display eigentlich zu klein, ich bin dauernd am Zoomen bei Comics. Normalformat von Comics, also etwas größer als A4, das wäre geil.

  5. 7″ ist einfach zu klein für Comics und Manga (für Comics eigentlich noch mehr als für Manga)—
    Finde die kleine Schrift schon anstrengend und reinzoomen will man beim Lesen ja eigentlich auch nicht ständig.

  6. CBR wird gar nicht unterstützt, PDF nur nach Konvertierung? Was soll man denn dann damit lesen?
    Dann lieber eines der neuen Tablets mit mattem Bildschirm. Da hält der Akku auch 10 Stunden und man kann eine A4 Seite auch entziffern….

  7. Rick Master says:

    Vielen lieben Dank für Deine Eindrücke.
    Ich hatte mir ehrlicherweise mehr versprochen vom Kindle Colorsoft.
    Somit werde ich mir zum Black Friday den Kindle Kids Paperwhite bestellen.
    Comics lese ich dann doch lieber analog.

  8. Mich würde echt interessieren wie ein PDF (Magazin) auf dem Teil aussieht und wie man es auf den Kindle überträgt. Bin am überlegen mir einen zu holen, aber neben Bücher möchte ich gerne PDFs mitnehmen. Ein Tablet ist mir schlicht zu schwer und das iPad mini zu teuer.

  9. Schade, dass kein Modell mit physischen Tasten vorgestellt wurde, die reinen Touchmodelle gehen leider völlig an meinem Usecase vorbei

    • Das finde ich auch sehr ärgerlich.
      Hoffentlich hält mein Oasis noch lange. (Ein Akkuwechsel ist bei dem leider nicht möglich).

  10. Ich habe mein Gerät gestern erhalten und bin maßlos enttäuscht. 290€ für ein Gerät wo man die vorherige Seite noch lesen kann, unscharfe Schrift, dass man Lustige Taschenbücher null lesen kann und der Gelbstich sind für diesen Preis inakzeptabel.

    Ich bin froh meinen Oasis nicht eingetauscht habe, werde den Colorsoft zurückschicken und weiter den Oasis nutzen. Der hat auch noch 2 Tasten und kann einhändig bedient werden.

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