Amazfit Helio Strap: Fitness-Armband ohne Display ausprobiert
Amazfit hat im Juni sein neues Fitness-Armband Helio Strap vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Wearable, das sich von den anderen Geräten des Herstellers vor allem durch Verzicht abhebt. Denn ähnlich wie bei den Bändern von Whoop fehlt hier ein Display. Klingt technisch also nach einem ähnlichen Ansatz. Allerdings benötigt ihr zur Nutzung des Helio Straps kein Abonnement. Doch wie mir der Test gezeigt hat, kann man die beiden Armbänder nicht so ganz 1:1 vergleichen.
Der Amazfit Helio Strap wiegt nur 20 g und zeichnet jedenfalls für euch automatisch Trainings- und Erholungsdaten über sein BioTracker-Sensor-Array auf. Als zentrale Metrik bewirbt der Hersteller hier den sogenannten „BioCharger Energy Score“, welcher immer den aktuellen Energiestand des Trägers signalisieren soll. Dass kein Bildschirm integriert ist, soll wiederum der Akkulaufzeit zugutekommen. Bis zu 10 Tage bei normaler Nutzung und bis zu 25 Tage im Energiesparmodus sollen drin sein.
Technische Eckdaten des Amazfit Helio Strap
- Abmessungen (ohne Herzfrequenzbasis): 33,97 x 24,3 x 10,59 mm
- Gewicht: 20 g
- Gehäusematerial: Faserverstärkter Kunststoff, Armband aus Nylon (22 mm)
- Wasserdichtigkeitsgrad: 5 ATM
- Akkukapazität: 232 mAh
- Typische Akkulaufzeit: Bis zu 10 Tage
- Sensor: BioTracker 6.0 PPG biometrischer Sensor (5PD + 2LED)
- Weitere Sensoren: Beschleunigung, Gyroskop, Temperatur
- Verbindung: Bluetooth 5.2, BLE
- Sportmodi: 27
- Erkennung von: 25 Krafttrainingsbewegungen
- Verbindung zu peripheren Trainingsgeräten: Uhren, Stoppuhren, Laufbänder
- Offline-Speicherung der Herzfrequenz: bis zu 21 Tage
- Synchronisierung mit Fitness-Apps von Drittanbietern: Strava, adidas Running, TrainingPeaks (über Terra), komoot, Relive, Google Fit, Apple Health
- Preis: 99 Euro
Der Helio Strap ist geeignet für Handgelenke mit einem Umfang von 145 bis 205 mm, sonst kommt es mit der Länge des Armbands nicht mehr hin. Das sollte allerdings für die meisten Personen passen. Verschiedene Farbvarianten gibt es hier übrigens nicht, Amazfit verkauft den Helio Strap nur mit einem Nylonband mit Klettverschluss in der Farbe Schwarz. Allerdings ist es möglich, das Armband über den Standard-Schnellverschluss auszutauschen.
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Ausstattung und Verarbeitung
Der Helio Strap ist eine recht simple Angelegenheit, denn es sitzt eben im Nylonband die kleine Geräteeinheit aus Kunststoff mit den Sensoren und sonst gibt es hier wenig Bemerkenswertes. Im Lieferumfang liegt, wie etwa auch bei den Amazfit Active 2, ein kleiner Ladepuck bei. Netzteil und auch USB-C-Kabel solltet ihr allerdings selbst besitzen. Im Lieferumfang liegt nämlich sonst nur eine kleine Anleitung bei.
Mit 20 Gramm ist der Amazfit Helio Strap etwas leichter als der Whoop 5.0 / MG, der fast 30 g wiegt. Das Nylonband hätte für meinen Geschmack aber etwas länger ausfallen können. Ich musste es komplett öffnen, um mein Handgelenk hereinzubekommen. Beim Tragen ist das Armband dann angenehm unauffällig, Schweiß sammelt sich allerdings beim Sport unter dem Nylon. Deswegen empfiehlt es sich, das Armband nach Workouts einmal abzunehmen und abzuwischen. Ansonsten entsteht irgendwann ein klebriges Gefühl bzw. ein unangenehmer Geruch am Band. Das ist aber ein Problem, das jegliche Kunststoffarmbänder betrifft.
Zwar fehlt dem Helio Strap ein Display, aber an der Seite sitzt eine LED, die beim Aufladen den Ladestand signalisiert. Buttons wiederum fehlen. Dafür gibt es einen Vibrationsmotor, der z. B. als Wecker dienen kann, wenn ihr das in der begleitenden Zepp-App so anlegt. Den Puls misst der Helio Strap permanent, kann euch also ein gutes Bild im Verlauf liefern.
Natürlich kann der Amazfit Helio Strap auch euren Schlaf tracken, Schritte zählen und 27 Sportarten tracken. Das mag wenig wirken, denkt man an die über 170 Sportmodi der Amazfit Balance 2, aber der Helio Strap muss ja auch alle Workouts automatisch erkennen und zuordnen. Mit dabei sind etwa Outdoor-Laufen, Radfahren, Krafttraining, freies Training, Yoga, Crosstrainer, Stepper und mehr.
Praxistest des Amazfit Helio Strap
Eingangs habe ich erwähnt, dass die Tracker von Whoop und Amazfit mit seinem Helio Strap eigentlich nicht 1:1 vergleichbar sind. Das liegt daran, dass die beiden Unternehmen im Grunde verschiedene Wege gehen, was ihre Auswertungen und Metriken betrifft. Whoop fokussiert sich auf Trainings- und Erholungsphasen. Whoop gibt euch als z. B. stets eure Trainingsbelastung und eure Erholungswerte an. Amazfit nimmt sich mit seinem BioCharge-Wert im Grunde eher einen ähnlichen Ansatz wie Garmin mit seiner Body Battery her.
Schlaft ihr also, steigt etwa euer BioCharge-Wert. Seid ihr aktiv, oder gestresst, sinkt er. Dazu gibt es eben den Anstrengungswert, der 0/32 Punkte bzw. maximal 100 % umfasst. Dafür rechnet Amazfit vor allem eure Aktivitätszeiten zusammen, was manchmal aber wenig nachvollziehbar ist. Während Whoop sich voll auf Training und Erholung konzentriert, rückt Amazfit eher die allgemeine Fitness ins Zentrum.
Und da kommt der entscheidende Punkt: Dafür muss das automatische Tracking natürlich nahezu perfekt funktionieren. Schließlich könnt ihr mangels Display nicht manuell eingreifen. Dann müsstet ihr über die Zepp-App das Training manuell starten, was freilich den Komfort hart reduziert, denn dann muss das Phone griffbereit sein.
Bedauerlicherweise kann Amazfit mit seinem Helio Strap an diesem entscheidenden Punkt aber nicht mit Whoop mithalten. Ich habe das Armband etwa einmal im Fitnessstudio getragen. Da habe ich mich auf dem Stepper 5 Minuten warmgemacht und anschließend verschiedene Geräte zum Krafttraining verwendet – z. B. Rudern, Leg Press, Latzug und Co. Wie ihr anhand meiner Screenshots erkennen könnt, kommt dabei aber nur ein einziges Training heraus, das keine Differenzierungen oder Angaben zu Wiederholungen enthält.
Trage ich den Helio Strap den gesamten Tag, dann werden manchmal auch Workouts erfasst, die nie stattgefunden haben. Ich erhalte dann etwa beim Sitzen auf der Couch eine Benachrichtigung, laut der ich ja gerade fleißig aktiv gewesen sei – sah mit aber lediglich eine Folge „Scrubs“ an. Wie es zu den Fehlerkennungen kommt, bleibt mir ein Rätsel. Dabei erkennt Amazfit sonst z. B. korrekt, wenn ich das Armband abnehme und stoppt dann den Pulsmesser und das weitere Tracking.
Teilweise ist auch schwer nachzuvollziehen, wie Amazfit die Auswirkungen auf den BioCharge-Level berechnet. Beispielsweise könnt ihr einmal draußen laufen gehen und einmal ein Krafttraining absolvieren. Sagen wir, die investierte Zeit und der durchschnittliche Puls sind gar nicht so weit auseinander. Dennoch sieht es dann teilweise so aus, dass Amazfit etwa den Lauf als wesentlich anstrengender bewertet und den BioCharge-Wert zweistellig senkt, während das Krafttraining vielleicht zwei bis drei Punkte weghaut.
Allgemein sind die Metriken bei Amazfit also etwas verwirrend, wobei das eigentlich nicht nur den Helio Strap, sondern auch andere Devices des Herstellers betrifft. Hier spielen die Werte aber aus meiner Sicht eine größere Rolle, da der Helio Strap es nahelegt, sich auf das automatische Tracking zu verlassen. Was ich wieder loben muss: Die Pulsmessungen erscheinen mit sehr akkurat und decken sich z. B. auch mit denen eines medizinischen Blutdruckmessgeräts.
Mein Fazit
Der Amazfit Helio Strap ist ein Wearable, das schwer zu bewerten ist. Wenn ich ehrlich bin, würde ich mir zum identischen Preis selbst eher die Active 2 des Herstellers kaufen. Die Smartwatch mit Display hat aus meiner Sicht nur Vorteile und bietet das verlässlichere Workout-Tracking, da ihr manuell am Handgelenk das Training starten könnt. Wollt ihr manuell eine Aktivität mit dem Helio Strap beginnen, müsst ihr auch euer Smartphone mit der Zepp-App griffbereit haben. Bedauerlicherweise ist die automatische Erkennung in meinem Testzeitraum eher abenteuerlich gewesen.
Pluspunkte gibt es für die nach meinem Eindruck akkurate Pulsmessung und den hohen Tragekomfort. Zumal sich das 22-mm-Armband auf Wunsch auch austauschen lässt. Mich persönlich spricht auch an, dass hier kein Abo benötigt wird. Trotzdem ist der direkte Vergleich mit Whoop schwierig, da der Fokus beim Helio Strap eher auf allgemeiner Gesundheit liegt und bei Whoop voll und ganz auf Training und Regeneration.
Im Ergebnis bin ich gespannt, ob Amazfit hier noch mit einem Nachfolgemodell nachlegen wird oder den Helio Strap als einmaliges Experiment zur Seite schiebt. Derzeit handelt es sich hier um ein interessantes Wearable mit Potenzial, das aber noch an einigen Kinderkrankheiten leidet.
- 𝐍𝐞𝐮𝐞𝐬 𝐑𝐞𝐜𝐨𝐯𝐞𝐫𝐲-𝐊𝐨𝐧𝐳𝐞𝐩𝐭: Trainiere, schlafe...
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Bzgl. der Trainingserkennung soll es wohl vor ein paar Tagen ein Update gegeben haben, was dies dtl. verbessert habe. Das wurde zumindest in einem YT-Video erwähnt
Ich hab’s auch 2 Wochen lang getestet und mir ist irgendwann aufgefallen, dass das Armband dauerhaft im Pairing-Modus ist. Sprich: Jeder in der Nähe kann sich jederzeit per Bluetooth damit verbinden. Man kann zwar nicht einfach Daten ziehen, weil das Band an ein Amazfit-Konto gekoppelt ist, aber allein der Fakt, dass das Band jederzeit per Bluetooth von jedem in der Nähe auffindbar ist und sich wirklich jeder damit verbinden kann, geht gar nicht. Hab’s zurück geschickt.
Bei meiner Active 2 habe ich die automatische Erkennung erstmal wieder deaktiviert, da selbst autofahren als Radtraining identifiziert wird.
Ich würde behaupten das machen alle, da ich dasselbe auch beim Whoop feststelle. Es soll sich ja auch als Pulsmesser mit Geräten verbinden können. Es ist also eher ein Feature, statt Bug.
Gibt es neben dieser esoterischen Metriken in der App eigentlich auch sinnvolle Standards wie Puls, Sauerstoffsättigung etc. als Kurve? Oder wird das alles in dieses Body-Battery-Geschwurbel eingerechnet, ohne dass man die dahinter stehende Formel kennt? Ich möchte eigentlich nur die medizinischen Daten, um zum Beispiel Schlaf-Apnoe zu erkennen…