Open-Source-Arbeit als Ehrenamt: Petition will rechtliche Anerkennung

Open Source steckt in so ziemlich allem, was digital unterwegs ist: vom Router daheim über Server in Rechenzentren bis hin zu Tools in Verwaltung und Forschung. Im Koalitionsvertrag steht das Thema auch drin, Stichwort digitale Souveränität. Politisch ist also längst klar, dass freie Software eine Rolle spielt. Rechtlich hakt es aber weiter.
Darauf zielt eine Petition von Boris Hinzer ab, der seit Jahren in Open-Source-Projekten mitarbeitet. Sein Punkt: Freiwillige Arbeit an Open-Source-Software wird in Deutschland nicht als Ehrenamt gewertet, wenn es um Steuerrecht und Förderung geht. Wer sich im Sportverein, in der Jugendarbeit oder im Rettungsdienst engagiert, fällt in klare Kategorien, die der Staat kennt und an vielen Stellen begünstigt. Code, Doku, Bugfixes oder Community-Management für Open-Source-Projekte fallen da aktuell durchs Raster.
Genau das soll sich ändern. Die Petition fordert, ehrenamtliche Open-Source-Arbeit als gemeinwohlorientiertes Engagement zu behandeln, also rechtlich auf eine Stufe mit klassischem Vereins- oder Rettungsdienst-Ehrenamt zu stellen. Ziel ist nicht, einzelne Entwickler reich zu machen, sondern Rahmenbedingungen zu schaffen, die so eine Tätigkeit überhaupt erleichtern.
Argumentiert wird dabei mit dem praktischen Nutzen: Viele Schlüsselkomponenten von Verwaltung, Unternehmen und Forschung basieren auf Open Source, die von Freiwilligen gepflegt wird. Fällt dieses Engagement weg oder verlagert sich in Richtung rein kommerzieller Modelle, wird Abhängigkeit von einzelnen Anbietern größer. Der Staat profitiert also direkt, beteiligt sich aber laut Petition derzeit nicht angemessen an den Rahmenbedingungen für dieses Engagement.
Wer sich ohnehin in Open-Source-Projekten engagiert oder beruflich mit dem Thema zu tun hat, findet dort die genaue Begründung und kann sich selbst ein Bild machen – und bei Unterstützung mitzeichnen.
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Na ja – an Open Source zu arbeiten, bedeutet nicht zwangsläufig freiwillig und unentgeltliche Tätigkeit. Es gibt ja inzwischen zu Hauff Open Source Projekte, die nur einen recht dürftigen Kern enthalten, in der Gesamtheit aber für den vollen Leistungsumfang einen fee plan haben … spontan fällt mir da gerade Mattermost ein, aber es gibt zig Projekte, die auf ähnliche Weise monetarisieren und das ist auch ok … Solange es sich nicht um anerkannte Gemeinnützige Open-Source-Projekte handelt, wird der Gesetzgeber einem solchen Ansinnen deshalb zu recht einen Riegel vorschieben.
Es geht ja genau darum, dass
a) OpenSource-Projekte mit Gemeinwohl-Charakter in die Liste der gemeinnützigen Zwecke aufgenommen werden, siehe https://dejure.org/gesetze/AO/52.html
und
b) die **unbezahlte** Arbeit an solchen Projekten dann eben auch als ehrenamtliche Tätigkeit eingestuft wird und somit diverse Vorteile genießt
Es geht nicht darum Unternehmen, welche ihre Software halt auch als OSS zur Verfügung stellen, zu unterstützen.
Da gibt es zwar immer Graubereiche (siehe ADAC oder OpenAI) aber diese gibt es bei allen anderen gemeinnützigen Zwecken ja auch; das wäre also alles schon geregelt.
Grundlegend unterstützenswürdig aber wie mein Vorkommentator bereits schrieb; Die Definition ist wichtig um Offenen Projekten für die Gesellschaft und Kommerzielle Interessen klar zu trennen.
Aber das spricht absolut nicht dagegen, geraed in den anderen Beispielen „Fussballverein“, „Rettungsdienst“ gibt es ja auch Komemrzielle „player“ was das Ehrenamt ja nicht ausschließt. Nur weil ein Fussballverein auch einen Kommerziellen Part hat kommt ja auch keiner auf die Idee deswegen den nahestehenden E.V. abzuschaffen.
Bei Open Source sehe ich das sehr ähnlich.
So ganz steige ich nicht durch. Man kann doch jetzt schon einem Verein beitreten, der als Zweck Entwicklung von freier Software hat. Geht es jetzt darum, den Zwischenschritt mit dem Verein abzulösen (also das jeder das für sich machen kann) oder darum, dass solch ein etwaiger Verein gemeinnützig werden kann?
Über das Thema Rechtsklarheit bei Spenden bin ich auch schon einmal gestolpert. Ich arbeite in einem Konzern und wir haben ein kleines Open Source Tool eines Einzelentwicklers tausendfach im Einsatz, von der Lizenz her kein Problem. Vor einigen Jahren wollten wir im Team diesem Entwickler eine finanzielle Anerkennung zukommen lassen, absolutes Drama. Kurz gesagt, es war nicht möglich. Der Entwickler konnte keine Rechnung ausstellen, da er nicht kommerziell arbeitet, eine Spendenquittung ebenso wenig, da er Privatperson ist. Wer Konzernerfahrung hat weiß, du bekommst eher eine Million für irgendein obskures Projekt als 1000 Euro für etwas, für das im ERP keine Buchungsoption vorhanden ist.
Mit der rechtlichen Anerkennung als Ehrenamt könnte sich die Situation bessern, da Spenden möglich wären.
Das ist genau die Situation, die ich beim Lesen auch direkt im Kopf hatte. Das muss doch einfacher gehen.
Corporate ist nie einfach, das ist ja der Spaß :-). Ich habe vor 15 Jahren mal den Verbesserungsvorschlag eingereicht, auf einigen Mitarbeiterparkplätzen Ladestationen für Elektrofahrzeuge zur Verfügung zu stellen, um dem Henne-Ei-Problem zu begegnen. Wurde erstmal abgelehnt. Laut meinem damaligen Vorgesetzen nicht weil es zu teuer gewesen wäre oder keine Stromleitungen vorhanden gewesen wären, sondern weil man den Aufwand scheute, die Buchung des geldwerten Vorteils für den Mitarbeiter im SAP zu implementieren.
Gab es jetzt keinerlei Möglichkeit dem Entwickler irgendwie Geld zukommen zu lassen?
Kommerzielle Nutzung in Verbindung mit Spendenquittung hört sich definitiv schräg an.
Die Maintainer des eBlocker z.B. kriegen das mit Spenden und Nachweis scheinbar hin.