Schadet Facebook der Psyche? – Meta soll unwillkommene Studienergebnisse begraben haben
Aktuell läuft in den USA ein Gerichtsverfahren gegen den Konzern Meta. Letztere stecken natürlich hinter Facebook, Instagram und WhatsApp. Die Vorwürfe sind dabei vielfältig und drehen sich um mangelnden Schutz für Minderjährige, aber auch das mutmaßliche Verbergen von wichtigen Studienergebnissen. Demnach sollen interne Untersuchungen von Meta selbst nahegelegt haben, dass die Nutzung von Facebook der Psyche, insbesondere bei Minderjährigen, schade. Statt die Ergebnisse konstruktiv für Verbesserungen zu nutzen, soll der Konzern die Studien aber aufgrund der unliebsamen Resultate eingestampft haben.
Es wäre nicht das erste Mal, dass der Konzern so handelt. Vor einigen Jahren tauchten aufgrund der Whistleblowerin Frances Haugen interne Studienergebnisse von Meta auf, die aufzeigten, dass die Instagram-Nutzung negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Teenagerinnen hatte. Auch hier entschied sich Meta nicht etwa dazu ernsthafte Konsequenzen zu ziehen, sondern begrub die Ergebnisse lieber. Im aktuellen Fall soll es sich im Übrigen ebenfalls bereits um ältere Forschungsresultate aus dem Jahr 2020 handeln.
Da hatte Meta offenbar im Rahmen des Forschungsprojekts „Project Mercury“ mit den Meinungsforschern von Nielsen kooperiert. Man wollte herausfinden, wie sich die Nutzer fühlen, nachdem sie eine Woche auf Facebook verzichtet haben. Sehr zum Unmut des Konzerns stellte sich heraus, dass die Betroffenen über weniger Einsamkeit, Unsicherheit, depressionsartige Gefühle und Drang zu sozialen Vergleichen berichteten. Meta brach die Untersuchungen dann ab und behauptete, die Ergebnisse seien wertlos, da sie durch die negative Medienberichterstattung rund um Meta verzerrt worden seien.
Meta verzichtete auf weitere Nachforschungen
Tatsächlich sind die Ergebnisse aus solchen Umfragen sehr anfällig für Störvariablen und Verzerrungen, da stimme ich Meta sogar persönlich zu. Allerdings hätte man natürlich weitere Nachforschungen anstellen können, um die Resultate zu widerlegen oder eben zu bestätigen. Das tat man aber nicht. Laut einem Bericht von Reuter sollen an den Untersuchungen beteiligte Mitarbeiter des Unternehmens deswegen auch moralische Bedenken gehabt haben. Öffentlich argumentierte Meta aber weiterhin, dass dem Unternehmen keine negativen Auswirkungen der eigenen Produkte auf die Psyche bekannt seien.
Wer da nun im Recht ist, soll ein Gerichtsverfahren klären. Die Klage wurde von der Firma Motley Rice im Namen mehrerer US-Schulbezirke eingereicht. Sie dreht sich allerdings nicht nur um den Einfluss von Meta auf Jugendliche, sondern auch um den von Snapchat, TikTok und Google. Allgemein wirft man allen Firmen vor, die Risiken ihrer Produkte verschleiert zu haben. Teilweise sind die Vorwürfe noch schärfer. TikTok wirft man etwa vor, intern damit geprahlt zu haben, nach Spenden die National PTA, eine Organisation, die sich dem Kinderschutz widmet, praktisch in der Hand zu haben.
Die Vorwürfe gegenüber Meta sind allerdings besonders umfangreich bzw. detailliert. Etwa wirft man dem Konzern auch vor, die Jugendschutzfunktionen absichtlich benutzerunfreundlich und ineffizient gestaltet zu haben, damit sie möglichst wenig genutzt werden. Meta selbst widerspricht den Vorwürfen natürlich öffentlich. Sprecher des Unternehmens behaupten, sie würden auf Fehleinschätzungen und aus dem Kontext gerissenen Zitaten basieren.
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Was mich an der Sache am meisten wundert: dafür hat man ernsthaft eine Studie gebraucht?
Was wäre die Alternative zu einer Studie?
Die Beweiskraft von „ das weiß man doch!“ , „das sagt der gesunde Menschenverstand“ oder „das merke ich doch bei den Menschen die das nutzen“ etc. dürfe eher gering, weil nicht empirisch und meist anekdotisch, sein.
Nö, deshalb hat Zuckerberg die Studie auch abgeblasen. Völlig unnütz … fürs Geschäft.
Kein Wunder, wenn die Beeinflussung der Psyche das Geschäftsmodell von Meta ist. Eigenartigerweise wird das Thema immer noch stiefmütterlich in Deutschland und Europa angesehen. Dabei können Soziale Medien mittlerweile Wahlen massiv beeinträchtigen.
Ja, das stimmt.
Primär soll die Psyche allerdings natürlich beeinflusst werden, zwei Dinge zu tun:
1. Das Bedürfnis entwickeln, noch mehr Zeit auf einer der meta-Plattformen zu verbringen und mehr Inhalte zu konsumieren
2. Um dann mehr von der ausgespielten Werbung zu sehen und damit zu interagieren (das ist natürlich der eigentliche Zweck)
Alles Andere, Beeinflussung von Wahlen, Ruinieren des Selbstbilds junger Menschen, Förderung und Verstärkung von Suchtverhalten bei Menschen („Dopamin-Kick“ durch Interaktion mit Inhalten) sind nur Nebeneffekte.
Kannste leider nix dran tun, ne?
Wie soll man schließlich sonst Geld verdienen?
Hallo Robert,
oh ja „Um dann mehr von der ausgespielten Werbung zu sehen und damit zu interagieren (das ist natürlich der eigentliche Zweck)“
ich bin für eine Studie die diesen Effekt hinsichtlich der Programmgestaltung der RTL, SAT1 und PRO7 und anderer Kommerz-TV-Sendergruppen untersucht.
Auf das Ergebnis wäre ich echt mal gespannt.
Oder darauf wie das dann öffentlich dargestellt wird – oder verschwände das dann auch in irgendeiner Schublade?
Übrigens RTL hat da gut 100 jahre (!) Erfahrung mit werbefinanziertem Rundfunk – schon seit den ersten Sendestunden auf der Langwelle hat sich Radio luxemburg durch exzessive Werbung finanziert und es gab auch früh schon mehrsprachige programme, u. a. auch in Deutsch. Die können das – da könnte sogar manch neuer CEO von Internet-Unternehmen noch was lernen. Wir nannten Radio luxemburg auf den „Vier fröhlichen Wellen“ nicht umsonst einen „Waschpulversender“…
Der Vergleich hinkt aber schon. Auf den Privatsendern läuft keine individuelle Werbung, da sehen alle dasselbe. Und wenn Wahlwerbung gesendet wird, dann in gleicher Intensität über alle Parteien hinweg. Das ist in den sozialen Medien eine ganz andere Kiste. Da entscheidet die Plattform was ich sehe und was nicht und das gezielt. Ich denke die Priorität, wo man zuerst ansetzen sollte, ist klar.
Hallo PieMan,
hast Recht, Priorität natürlich bei den interaktiven Medien – aber da sind die Apps der privaten Veranstalter längst schon in der gleichen Richtung unterwegs wie „echte“ soziale Medien.
Spätestens hier wird aus dem Medium „Broadcast“ ist einer sendet (ohne Rückkanal und Rückkommunikation ) an alle eine Qualität die in Richtung sozialer Medien geht.
Und da wird massiv Werbung , auch personalisiert über Tracking und cookies , eingesetzt.
Das haben sie erwiesenermaßen ja schon 2016 getan. Ohne das von interessierter Seite durchgeführte Social Media-Bombing wäre Trump 2016 wahrscheinlich nicht gewählt worden.
Wie im Bericht bereits beschrieben, gilt das ganz allgemein für das ganze Social Media-Zeugs. Komplett überflüssig, schon immer gewesen, schadet das besonders unseren Kindern und Jugendlichen. Das kann jeder bestätigen, der Kinder und/oder Teenager zuhause hat. Pures Gift.
Noch viel schlimmer sind die Dinge, die mittlerweile bei OpenAI ans Licht kommen… wenn es mittlerweile Selbsthilfegruppen, Selbstmorde, Einweisungen in psychiatrische Kliniken usw. gibt dann läuft hier mal so richtig was falsch.
Hier ein „freier Geschenke-Link“ zu einem aktuellen NYT-Artikel:
https://www.nytimes.com/2025/11/23/technology/openai-chatgpt-users-risks.html?unlocked_article_code=1.3U8.3A1u.ZAX9W46WWg-A&smid=nytcore-ios-share
Das ist weder „viel schlimmer” noch hat es mit dem Artikel zu tun.
Die traurigen Einzelfälle bei OpenAI zeigen, was passiert, wenn ein Instrument falsch benutzt wird bzw. in die falschen Hände gelangt.
Bei Meta ist es jedoch das Geschäftsmodell.
Äh, dort sprechen (Ex-)Angestellte davon, dass genau das der Punkt war: die monatlichen Zahlen zu erhöhen und daher den ChatBot netter und zustimmender zu machen.
Und Einzelfälle? Wenn es mittlerweile Selbsthilfegruppen mit hunderten Mitgliedern gibt? Und selbst Psychiater mittlerweile von einer Welle an „AI Psychosis“ sprechen und sogar Scheidungsanwälte von einem Boom an Scheidungen frohlocken usw. und so fort…
„The Times has uncovered nearly 50 cases of people having mental health crises during conversations with ChatGPT. Nine were hospitalized; three died.“
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Aber hey, natürlich wird es falsch verwendet oder gelangt in die falschen Hände… die Zahlen von OpenAI zeigen doch das Gegenteil:
„OpenAI’s recent data indicates that each week, approximately 560,000 users of ChatGPT show signs of mental health emergencies like psychosis or mania, while about 1.2 million users have conversations with indicators of potential suicidal planning or intent.“
Alles nur Einzelfälle, die potentiell hier massive Probleme bekommen wenn nur Kleinigkeiten am Bot verändert werden.
Sehr oft erhält man „Freundschaftsanfragen“ mit Nacktbildern und auch eindeutig pornographischem Inhalt. Beschwerden dagegen sind oft erfolglos – solche Konten bleiben oft bestehen.
Wenn hingegen bestimmte Narrative hinterfragt werden, ist eine schnelle Löschung praktisch sicher, sei es des jeweiligen Beitrags oder gleich des ganzen Kontos.