Die Amazfit T-Rex 3 Pro im Test

Das Unternehmen Amazfit schickt einen neuen Handgelenk-Dino ins Rennen, diesmal mit dem prestigeträchtigen „Pro“-Suffix. Die T-Rex-Reihe war schon immer der robuste Prellbock im Portfolio des Herstellers – groß, kantig und mit Akkulaufzeiten, die deutlich über denen „einfacher“ Smartwatches liegen. Aber was bedeutet „Pro“ bei der T-Rex 3? Ich habe mir das Gerät der letzten Wochen ums Handgelenk geschnallt. Eines vorweg: Amazfit hat nicht nur an der Software geschraubt.

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Amazfit T-Rex 3 Pro Outdoor Smartwatch 48mm Saphir-AMOLED-Display, Titan-Lünette, Dualband-GPS, Offline-Karten, 25...
  • 𝐑𝐨𝐛𝐮𝐬𝐭 𝐢𝐦 𝐃𝐞𝐬𝐢𝐠𝐧: Die T-Rex 3 Pro Smartwatch ist bereit für...

Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an. Bisher waren die T-Rex-Modelle vor allem eines: massiv. Träger von schmaleren Handgelenken sahen damit aus, als hätten sie einen Wecker an den Arm geschnallt. Amazfit hat auf das Feedback gehört und bietet die T-Rex 3 Pro erstmals in zwei Größen an: als 48-mm- und als 44-mm-Variante. Bei meinen dann doch eher breiteren Handgelenken/Armen war ich ganz dankbar, das größere der beiden Modelle zum Testen bekommen zu haben – in Tactical Black.

Das „Pro“ rechtfertigt sich primär über die Materialwahl. Statt auf reinen Edelstahl zu setzen, verbaut Amazfit nun Saphirglas vor dem Display und eine Lünette samt Tasten aus einer Titanlegierung (Grade 5). Das klingt nicht nur edel, das spart auch Gewicht. Der Uhrenkorpus der 48-mm-Version wiegt ohne Armband nur noch 52 Gramm, immerhin gut 16 Gramm weniger als bei der normalen T-Rex 3.

Trotz des Titans bleibt der Rest des Gehäuses ein Polymer-Kunststoff. Das ist funktional, robust und hält die Uhr leicht, versprüht aber nicht ganz den Premium-Charme einer durchgängigen Metallkonstruktion. Wenn ihr eine Uhr sucht, die nach Outdooreinsatz aussieht und auch so behandelt werden will, seid ihr hier aber richtig. Die Uhr ist nach Militärstandards zertifiziert und überlebt laut Datenblatt auch mal einen Ausflug ins Eisfach bei –30 °C.

Ein klares Highlight – im wahrsten Sinne des Wortes – ist das AMOLED-Display. Mit einer Diagonale von 1,5 Zoll (beim 48-mm-Modell) ist es nicht nur groß, sondern vor allem angenehm hell. Amazfit spricht von einer Spitzenhelligkeit von bis zu 3000 Nits. Sorgt natürlich dann auch dafür, dass die Ablesbarkeit selbst bei reichlich Sonne nie ein Problem darstellt.

Die adaptive Helligkeitsregelung agiert mir aber im Alltag oft einen Tick zu konservativ und regelt das Display eher dunkler als nötig. Und das Saphirglas, so kratzfest es sein mag, ist ein absoluter Magnet für Fingerabdrücke. Ich wische tatsächlich häufiger als gewollt mit meinem Shirt oder Ärmel über das Display, selbst im Outdoor-Bereich, wo mich das eigentlich nicht stören sollte – man achtet eben doch auf solche Dinge.

Amazfit verbaut in der T-Rex 3 Pro jetzt eine dedizierte LED-Taschenlampe in der Gehäusekante. Und ich muss zugeben: Was wie ein Gimmick klingt, entpuppt sich im Alltag als recht nützlich. Mit üblicherweise 200 Lux, im 30-Sekunden-Boostmodus maximal 300 Lux, kann man nämlich ganz gut was mit der Leuchte anfangen. Diese „Ich mach das Display mal ordentlich hell“-Taschenlampen-Lösungen anderer Smartwatches sorgen außerdem immer für so unangenehme Handgelenkverdrehungen, da ist die Positionierung in der T-Rex 3 Pro deutlich pfiffiger. Es ist eine zweifarbige LED. Sie leuchtet nicht nur hellweiß, sondern auch in einem störungsarmen Rotlicht, erneut ideal für den Einsatz im Outdoor-Bereich. Ein SOS-Blitzmodus ist ebenfalls an Bord. Das ist kein Ersatz für eine Stirnlampe, aber ein praktisches Plus an Sicherheit und Komfort.

Auf der T-Rex 3 Pro läuft das hauseigene Zepp OS. Die Performance ist tadellos. Die Menüs fliegen smooth über den Schirm, Apps öffnen ohne Verzögerung – hier fühlt sich die Uhr reaktionsschneller an als mancher doppelt so teure Konkurrent. Dank integriertem Mikrofon und Lautsprecher sind jetzt auch Bluetooth-Anrufe direkt von der Uhr möglich, solange das Handy in Reichweite ist.

Das war das Licht. Kommen wir zum Schatten, oder besser gesagt, zur Richtungsklarheit. Amazfit stopft die Uhr voll mit „Pro“-Features, die in der Praxis dann aber leider oft noch nach „Beta“ schmecken. Da wäre der neue KI-Assistent „Zepp Flow“. Auf einfache Anfragen liefert er oft falsche oder schlicht nutzlose Antworten. Auch die Benachrichtigungen bleiben rudimentär. Emojis werden zwar dargestellt, aber Fotos in Nachrichten fehlen weiterhin. Man sieht nur ein generisches Kamera-Symbol. Wer in einer Chat-Gruppe mit vielen Bild-Spammern ist, wird die fehlende Mute-Funktion direkt am Handgelenk verfluchen.

Auch die viel beworbenen Zifferblätter sind ein zweischneidiges Schwert. Die Auswahl ist riesig, aber die Qualität schwankt enorm. Viele Zifferblätter bieten keine Anpassungsmöglichkeiten und ein eher lieblos gestaltetes Always-on-Display. Nicht falsch verstehen: Ich habe dennoch schnell das eine oder andere Zifferblatt für mich finden können, eines für den Alltag, eines für den Einsatz, wenn es auch mal weniger grell sein soll.

Kommen wir zum Kern einer Outdoor-Uhr: dem Tracking. Hier brilliert die T-Rex 3 Pro auf dem Papier. Dual-Band-GPS, Anbindung an sechs Satellitensysteme, Offline-Karten, automatische Trainingserkennung und ein neuer BioTracker-Sensor. Das GPS ist in der Praxis über jeden Zweifel erhaben. Der Fix ist sekundenschnell da, und die Aufzeichnung ist auch in dichten Wäldern oder Häuserschluchten sehr präzise. Hier gibt es keine Ausreißer, keine Zickzack-Linien – das ist schon auf sehr hohem Niveau. Auch die Offline-Karten sind ein echter Mehrwert und lassen sich via WLAN/Bluetooth und Zepp-App unkompliziert auf die Uhr laden.

Die Navigation funktioniert ebenfalls, allerdings mit Einschränkungen. Das Importieren von Routen (z. B. von Komoot) klappt, aber wehe, man verlässt den Pfad. Die Re-Routing-Funktion ist bestenfalls als schwach zu bezeichnen. Auch die automatische Erstellung von Rundkursen liefert zwar Ergebnisse, schickt einen aber auch mal aus Mangel an Alternativen an einer vierspurigen Hauptstraße entlang. Kam hier zumindest beim Ausprobieren gleich dreimal vor.

Ein Knackpunkt ist aber die optische Pulsmessung. Amazfit verbaut einen neuen Sensor mit sechs Dioden, der im Alltag und bei gleichmäßigen Aktivitäten (Gehen, leichtes Joggen) auch zuverlässige Werte liefert. Sobald es aber anspruchsvoll wird – Intervalltraining, Kraftsport oder mehr – ist der Sensor oft weit ab von den Werten, die ein Brustgurt liefert.

Die Paradedisziplin von Amazfit war schon immer der Akku. Und ja, die T-Rex 3 Pro ist immer noch ein Marathonläufer. Aber: Die neuen, hellen Displays und die „Pro“-Features fordern ihren Tribut. Die Akkulaufzeit ist im Vergleich zum non-Pro-Modell leicht gesunken. Amazfit selbst gibt bis zu 25 Tage bei „typischer“ Nutzung an. In meinem Test, bei dem ich die Uhr alles andere als geschont habe – mit Always-on-Display, stündlicher Messung, GPS-Workouts und Spielereien mit der Taschenlampe – kam ich auf realistische 14 bis 16 Tage. Das ist immer noch ein super Wert. Wer es übertreibt und die Uhr im hochpräzisen GPS-Modus mit Navigation und Taschenlampeneinsatz auf einen Ultra-Trail mitnimmt, muss mit etwa 3 bis 4 Prozent Verbrauch pro Stunde rechnen. Das ergibt immer noch eine GPS-Laufzeit von rund 30 Stunden am Stück. Geladen wird übrigens magnetisch – schnell und unkompliziert.

Die Uhr bringt viel Gutes mit: ein großartiges Display, eine praktische Taschenlampe und eine für diesen Preis unschlagbare Materialwahl aus Titan und Saphirglas. Auch die Akkulaufzeit und die GPS-Präzision sind absolut top. Das „Pro“ im Namen wird an zu vielen Stellen nicht konsequent zu Ende gedacht. Das Betriebssystem ist zwar pfeilschnell, aber die smarten Funktionen (Zepp Flow, Benachrichtigungen) sind unausgereift. Die Navigations-Software ist für ernsthafte Outdoor-Abenteuer zu rudimentär. Und der wichtigste Sensor für Sportler, die Pulsmessung, ist für ambitioniertes Training unbrauchbar.

Sie ist ein richtig gutes Gerät für den preisbewussten Abenteurer, der eine extrem robuste, ausdauernde Uhr mit starkem GPS und guten Basiskarten sucht – beschreibt meinen Einsatzbereich also ganz gut. Hinzu kommen hier die robuste Optik, die lange Akkulaufzeit und die Taschenlampe. Wer aber ein bis ins Detail poliertes Trainings-Tool mit fehlerfreier Sensorik und tiefgreifender Software-Integration sucht, der muss (noch) das Doppelte auf den Tisch legen und bei der etablierten Konkurrenz anklopfen.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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16 Kommentare

  1. was mich an den Teilen immer stört (auch bei Garmin & Co), das billige Kunstoffhandbändchen und man erst immer ein ordentlich Armband dazukaufen muss!

    • da muss ich dir Recht geben. Leider ist es mittlerweile auch bei normalen Uhren so. Viele Hersteller haben dann auch noch eigene proprietäre Bandanstoß-Systeme. Oft wird kein Zubehör angeboten. Für mich eine Grund die Uhren nicht zu kaufen. Dazu kommt dann auch noch, dass bei vielen die Farbe und Struktur des Gehäuses nicht zu standart Armbänder passen.

    • ich bräuchte auch edelstahl armband und rückseite, aber mindestens genauso den nächsten termin über der uhrzeit angezeigt. die bilder geben es aber nicht her.
      klärt mich bitte auf ob es geht, es wundert mich, dass es auf keinem bild vorkommt.
      besten dank!

  2. danke für den Test. Schön wäre noch ein link zum Hersteller, oder zumindest die Angabe des Preises

  3. Danke für den Test, bei welchem Intervalleinheiten (Pace, HFR) gab es denn nennenswerte Abweichungen?

  4. Mit Verlaub: Wer heuer noch einen Link für einen Preisvergleich wie z.B. Idealo.de in einem Beitrag verlangt und dadurch selbigen kritisiert, ist … da schweigt des Sängers Höflichkeit.

  5. Ebenfalls mit Verlaub: Die Angabe der UVP gehört in so einen Artikel einfach rein. Wer meint, man könne sich diese Information doch selbst über eine Suchmaschine oder ein Vergleichsportal aus dem Netz pulen, ist ein… auch da schweigt des Sängers Höflichkeit.

  6. Smartwatches sind inzwischen zur Werbung für Plattformen verkommen. Apple Watch (Alltag) kann nur mit Apple, Garmin (Sport) möchte Garmin und Whitings (Gewicht) Whitings. Alle bieten die gleichen Funktionen aber…
    Auf welche Plattform setzt denn jetzt Amazfit? Von Kompatibilität mit oberen gehe ich jetzt nicht aus…

  7. „Die Uhr ist nach Militärstandards zertifiziert“

    Was so genau gar nichts aussagt, da die Standards vom Auftraggeber (dem Militär) spezifiziert werden müssen. Genauso wie die nötigen Tests um die Vorgaben zu überprüfen. Das Militär kauft nichts von der Stange, sondern bestellt nach Bedarf. Der Standard helfen dem Militär und dem Hersteller genaue Angaben über die Robustheit zu machen bzw. einzuhalten.

    Da der (zivile) Konsument da nichts vorgibt, entscheidet alleine der Hersteller, welche Teile der Spezifikation in welchem Ausmaß anzuwenden und in welchem Umfang zu testen sind.
    Vermutlich reicht es dem Hersteller, wenn er sich selbst vorgibt, dass 1 von 1000 Uhren einen Sturz aus 10 cm Höhe auf ein Kissen überleben müssen.

    Somit ist dieses „Zertifikat“ wertlos.

    • Aber sicher gibt es allgemeingültige Militärstandards. Die Uhr ist nach MIL-STD-810H-2019 zertifiziert.

      • Es gibt einen Standard. Dieser und die damit verbundenen Tests wurde durch das US-Militär festgelegt.
        Amazfit wirbt damit, dass sie diesen Standard erfüllen.
        Sie nennen auch den zugehörigen Bericht: H202505284651-01EN
        Was willst Du denn noch?

        • Den Bericht z.B., den habe ich nämlich nicht gefunden. Irgendeine Kennung kann jeder dahin schreiben. Genauso wie „MIL-STD-810H-2019“.

          Oder was dieser ominöse Bericht umfasst. Soweit ich das verstanden habe, kann man auch nur einen Teil des „Standards“ fordern.

          „Amazfit wirbt damit, dass sie diesen Standard erfüllen.“

          Ja, und sie haben festgelegt, in welchem Umfang sie das tun wollen. Geschrieben haben sie das nur nicht. Daher -> Wertlos, leere Worthülsen. Zumindest ohne Bericht, den sie nicht verlinkt haben (sofern er den wirklich existiert).

          Man könnte auch noch kritisieren, dass sie die Einhaltung des Standards selbst „zertifiziert“ haben und keine Dritten.

          „Was willst Du denn noch?“

          Das nicht mit diesem sinnlosen Militärstandard geworben wird. Ich bin kein Militär! Das ist kein vertrauenswürdiges „Zertifikat“. Es sei denn natürlich man ist das (US-)Militär. Dann braucht man allerdings auch keine Werbung, weil sie die Anforderungen in ihren Ausschreibungen vorgeben.

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