Evercade EXP-R ausprobiert: Retro-Gaming pur
Kürzlich hatte ich hier im Blog der Retro-Handheld Super Pocket NEOGEO Edition getestet. Jenes Gerät ist auch zu Evercade-Modulen kompatibel. Da hat es sich im Grunde auch einmal angeboten, ein anderes Modell unter die Lupe zu nehmen: das Evercade EXP-R. Hier handelt es sich um ein etwas höherwertiges Retro-Handheld zum immer noch günstigen Preis von 119,99 Euro.
Bedauerlicherweise sind beim Evercade EXP-R allerdings ab Werk keine Spiele vorinstalliert. In Deutschland übernimmt im Übrigen Plaion im Auftrag von Blaze Entertainment den Vertrieb. Zu den über 60, separat erhältlichen Games zählen Klassiker wie die „Tomb Raider Collection“, „Baphomets Fluch I und II“ und diverse Sammel-Module mit mehreren Titeln von Atari, Codemasters, Sunsoft und mehr. Zum Testen hat mir exemplarisch ein Modul vorgelegen, nämlich die „Legacy of Kain Collection“. Diese enthält „Blood Omen: Legacy of Kain“ sowie „Legacy of Kain: Soul Reaver“.
Die Evercade-Module kosten in der Regel ca. 25 Euro. Das ist nicht wenig, wenn man bedenkt, wie viele Jahre die enthaltenen Games auf dem Buckel haben. Da muss man also schon ein Retro-Fan mit starken Nostalgiegefühlen sein, um zuzuschlagen.
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Ausstattung und Verarbeitung
Die Evercade EXP-R ist im direkten Vergleich mit dem Super Pocket deutlich besser verarbeitet. So fühlt sich etwa das D-Pad deutlich wertiger an und auch die Buttons haben nun einen Widerstand, wie man ihn von so einem Modell erwarten würde. Verbaut ist hier ansonsten ein IPS-LC-Display, das mit 800 x 480 Pixeln auf 4,3 Zoll Diagonale auflöst. Der Retro-Handheld misst 192,7 x 78,5 x 20,7 mm und wiegt mit eingestecktem Modul etwa 264 g. Auch geboten wird euch ein Akku mit 3.000 mAh, der laut Hersteller je nach Spiel bis zu 5 Stunden Betriebsdauer ermöglichen soll. Der Akku ist leider fest verbaut, was meiner Ansicht nicht so recht zum Retro-Stil passt. Aufgeladen wird er via USB-C.
Mein Testmuster des Evercade EXP-R ist die Farbvariante „Classic Retro“, die ein wenig an Heimcomputer aus den 1980er-Jahren erinnert. Das Gadget beherbergt im Inneren auch einen nicht näher spezifizierten Quad-Core mit 1,5 GHz Takt und 4 GByte RAM. Zudem sind Stereo-Lautsprecher und ein Klinkenanschluss für Kopfhörer vorhanden. Wi-Fi (nur 2,4 GHz) ist auch noch mit von der Partie. Dient für Firmware-Updates, lässt euch aber auch Spiele herunterladen – im Oktober 2025 konnte man auf diese Weise z. B. den C-64-Klassiker „Boulder Dash“ kostenlos spielen.
Die Schultertasten sind im Übrigen sehr „clicky“, sowohl in Sachen Geräuschpegel als auch vom Gefühl her. Links und rechts sind die äußeren Bereiche des Evercade EXP-R für mehr Grip leicht texturiert. Trotz der geringen Maße liegt das Gerät durchaus solide in der Hand, die Ergonomie ist also um Welten besser als beim Super Pocket. Ungünstig finde ich jedoch, dass die Mini-Lautstärketasten an der Unterseite angebracht sind, was die Bedienung unnötig erschwert.
Im Übrigen könnt ihr über die Unterseite auch mit einem dedizierten Button zum sogenannten TATE-Modus wechseln. Der schaltet dann in eine Hochkant-Ansicht, sodass ihr das Evercade EXP-R vertikal verwenden könnt. Kompatibel ist das mit einigen Games, für die ihr nur zwei Tasten benötigt, deswegen sitzen neben dem Steuerkreuz noch zweimal A und B. Das Ganze ist aber ein ergonomischer Albtraum, da das Gewicht das Gerät stets kopfüber zieht. Somit ist dies aus meiner Sicht bestenfalls ein witziges Gimmick.
Praxistest des Evercade EXP-R
Das Evercade EXP-R bietet deutlich bessere Lautsprecher als das Super Pocket, wird allerdings nicht ganz so laut. Für das Retro-Gaming daheim reicht dies jedoch allemal. Die Angaben zur Akkulaufzeit kann ich im Übrigen bestätigen: Beim Zocken von leistungshungrigeren PS1-Spielen landet ihr eher bei drei Stunden. Einfache Titel, wie das erwähnte „Boulder Dash“ lassen euch auch fünf Stunden hinkommen.
Im Übrigen sind zwar offiziell keine Spiele vorinstalliert, ganz im Stil alter Spiele könnt ihr aber zehn Indie-Titel im System über Passwörter /Button-Kombinationen freischalten. Erwartet da aber nicht zu viel, denn die Titel wie „The Lost Mines“ laden zwar zu kurzen Sessions ein, nutzen sich aber doch schnell ab. Freilich bringt das System auch moderne Komfortfunktionen mit, sodass ihr etwa laufende Games jederzeit abbrechen und euren Fortschritt speichern könnt.
Das LC-Display des Geräts ist recht hell, überstrahlt aber stark, typisch für günstige IPS-Panels. Schwarz wirkt also stets wie Grau. Zum ausgerufenen Preis dürfte hier aber auch niemand eine Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung oder gar ein OLED-Display erwarten – damit kommt ja nicht einmal eine Nintendo Switch 2 daher. Letztere könnt ihr dafür auch stationär in einem Dock nutzen. Hingegen ist der Anschluss des Evercade EXP-R an einen externen Bildschirm nicht möglich.
Letzten Endes ist die Evercade EXP-R ein Wink mit dem Zaunpfahl für Retro-Fans, mal wieder Spiele physisch zu sammeln und ganz ohne Online-Zwang, Mikrotransaktionen und Co. mit Nostalgie zu zocken. Allerdings fehlen hier auch einige Komfortfunktionen, die man eventuell erwarten würde – etwa ein Rewind-Feature. Zielgruppe sind hier vor allem beinharte Nostalgiker
Mein Fazit
Das Evercade EXP-R ist ein Retro-Handheld mit klarer Zielgruppe: Nostalgikern, die ohne Bastelei Spiele aus vergangenen Tagen mit solider Emulation nochmal erleben wollen – und auch eine physische Sammlung schätzen. Für mich persönlich ist das Erlebnis eine zwiespältige Angelegenheit, da ich doch eher technisch hochwertigere Erlebnisse bevorzuge, wenn ich in meiner knappen Freizeit schon einmal ohne Umschweife etwas privat zocken kann. Da muss es, übertrieben gesprochen, kein Pixelbrei auf einem Mini-Display sein.
Doch es gibt für den Retro-Handheld eben einen Kundenkreis und einen gewissen Charme kann ich dem Evercade EXP-R auch auf keinen Fall absprechen. Zum fairen Preis bekommt man hier ein solides Emulationsgerät für unterwegs.
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