Keeper von Double Fine im Kurztest

Das Entwicklerstudio Double Fine ist für seine eigenwilligen Spiele bekannt. Zum Œuvre des Studios zählen Titel wie „Broken Age“, „Psychonauts 2“ oder das Metal-Abenteuer „Brütal Legend“. Mit „Keeper“ gesellt sich ein weiteres, eher ungewöhnliches Game hinzu. Denn ihr verkörpert als Protagonisten in diesem Fall einen zum Leben erwachten Leuchtturm. Das Ergebnis ist ein Spiel abseits des Mainstreams, das mich persönlich sehr positiv überrascht hat.

Der Oktober 2025 ist für mich persönlich vollgepackt mit Krachern: „Ghost of Yotei„, „The Outer Worlds 2“, „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ und dazu kommen auch noch kleinere Veröffentlichungen wie „Dispatch“, auf die ich ein Auge geworfen habe. In diesem Umfeld droht „Keeper“ leider ein wenig unterzugehen. Denn diesem Titel fehlt es an knalligen Merkmalen, die sich im Marketing oder gar in Gameplay-Videos gut präsentieren ließen. Ich muss zugeben, dass auch ich mich zunächst kaum für das Spiel interessiert hatte – dann aber eines Besseren belehrt wurde.

„Keeper“ ist dabei ein Spiel wie ein Kunstprojekt. So gibt es weder eine echte Story, noch greifbare Charaktere und auch kein Gameplay in dem Sinne, dass ihr sterben und scheitern könntet. Ja, der weitere Weg kann euch versperrt bleiben, das ist aber das Schlimmste, was euch passieren kann. Ihr benötigt keine besonderen Skills wie schnelle Reaktionen, Geschick oder viel Hirnschmalz, um Puzzle-Einlagen zu meistern. Stattdessen ist dieser Titel eine fast schon meditative Erfahrung, bei der ihr den plötzlich zum Leben erwachten Leuchtturm und einen gefiederten Begleiter durch eine malerische Welt begleitet.

„Keeper“ setzt auf Entspannung statt Spannung

„Keeper“ kommt komplett ohne jegliche Form von Dialog in Texte oder Sprache aus. Auch wenn es keine klassische Geschichte gibt, ist die Atmosphäre des Spiels jedoch dicht.  In der idyllischen, aber postapokalyptisch wirkenden, Spielwelt zieht es den wandernden Leuchtturm auf einen Bergwipfel und da versucht man sich mit einem Vogel an seiner Seite als Spieler nun hinzubegeben. Der gefiederte Begleiter kann dabei helfen, kleinere Rätsel zu lösen, indem man ihn zu bestimmten Punkten in der Umgebung dirigiert. Denn als Leuchtturm kann man selbst nur laufen und eben … leuchten.

Den eigenen Lichtstrahl kann man immerhin einsetzen, um die Spielwelt zu manipulieren. So lässt das Licht etwa Pflanzen sprießen. Bündelt man das Licht, kann man fokussiert kleine Punkte intensiv bestrahlen, was ebenfalls Auswirkungen haben kann. Hier darf man immer wieder experimentieren und Kreativität beweisen. Die in „Keeper“ eingestreuten Rätsel sind aber nie sonderlich schwierig und eher Teil des Flows. Während des Spielens bin ich jedenfalls regelrecht im Game versunken und hatte immer Lust, mir die nächste Ecke anzuschauen, um mich überraschen zu lassen. Ein bisschen hat mich das Ganze an „Journey“ erinnert, das anno dazu mal auf ein ganz ähnliches Flow-Erlebnis gesetzt hat.

Mit ca. sechs Stunden Spielzeit ist „Keeper“ weder in Windeseile vorbei, um direkt vergessen zu werden, noch zu lang, um in Monotonie zu verfallen. Für einen derartigen Titel, der zwar in seinem Gameplay simpel ist, aber enorme Kreativität in Atmosphäre und immer neue Überraschungen steckt, ist das aus meiner Sicht eine Länge, die genau richtig ausfällt. Wie auch die anderen Spiele von Double Fine, so ist Keeper vor allem extrem charmant und eigenwillig, quasi das Gegenstück zu den ausufernden Open-World-Games unserer Zeit, die oft sehr generisch wirken.

Mein Fazit zu „Keeper“

„Keeper“ ist voll von herzerwärmender Stimmung und einem Charme, dem zumindest ich mich schwer entziehen konnte. Der Titel von Double Fine ist ab sofort für den PC und Xbox zum Preis von 29,99 Euro erhältlich – aber auch direkt Teil der Spiele-Flatrate Game Pass Ultimate. Ein wenig schade finde ich, dass dieser kreative Befreiungsschlag des Studios inmitten einer wahren Flut von hochkarätigen Games erscheint und so leider bei vielen Menschen sicherlich untergehen wird.

Technisch mag „Keeper“ keine Bäume ausreißen, bietet aber ein stimmiges Gesamtbild, auch auf der Xbox Series X, an der ich das Game getestet habe. Rechnet hier nicht mit Fotorealismus, aber einer atmosphärischen Welt mit vielen, liebevollen Details und einer sehr lebendigen Soundkulisse, die sich vielseitig jeder der ausgesprochen unterschiedlichen Umgebungen anpasst. Augen und Ohren werden hier am Feierabend jedenfalls entspannend verwöhnt.

Ich bin mir sicher, dass „Keeper“ mit seinem Fokus auf dem Flow-Erlebnis statt Herausforderung nicht jedem gefallen wird. Es wird sicher eine erhebliche Gruppe von Gamern geben, die sich gelangweilt am Kopf kratzen und das Spiel nach einer halben Stunde wieder deinstallieren wird. Für mich ist der Titel aber ein echtes Erlebnis gewesen und ich bin sehr froh, dass ich ihn nicht verpasst habe.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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4 Kommentare

  1. ich liebe solche Spiele zwischen durch, dies Jahr gab es ja dann auch endlich mal wieder mehr davon mit Sword of the Sea und monument valley 3.

  2. Optisch spricht mich das Spiel auf jeden Fall an. Quasi ein erlebbares Gemälde.
    Den Preis empfinde ich jedoch als recht üppig im Vergleich zu der Spielzeit. zwischen 1 und 2 Euro pro Stunde Spielzeit ist für mich in Ordnung, alles darüber bin ich halt raus. Ich hab Spiele wie z.b. Stardew Valley oder Subnautica wo ich mittlerweile bei Cent/Stunde bin. Klar das ist ein anderes Kaliber, trotzdem empfinde ich 5 Euro pro Stunde schon heftig.

  3. Endlich mal kein Ballerspiel. Ich mag es eine Gegend zu erkunden, einige Gegenstände zu finden und kleine Rätsel zu lösen. Hab schon einige solcher Spiele gespielt. Allerdings bin ich fast nur noch auf Android unterwegs. Und 30 Euro sind wirklich heftig.

  4. Nur für PC und XBOX? Schade…

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