„Borderlands 4“ im Test: Zurück in alter Frische

Ich erinnere mich noch daran zurück, als ich 2009 auf der allerersten gamescom in Köln hinter den Kulissen die erste Präsentation zu „Borderlands“ gesehen habe. Damals fand ich eher wenig Gefallen an dem Cel-Shading-Look und dem überkandidelten Humor der Reihe. Das fertige Spiel konnte mich dann aber dennoch für sich gewinnen. Inzwischen ist die Marke eine feste Größe in der Gaming-Welt und erreicht mit „Borderlands 4“ seinen vorläufigen Höhepunkt.

Das neue Spiel von Gearbox ist seit der letzten Woche nicht nur für den PC, sondern auch für die PlayStation 5 sowie die Xbox Series X|S verfügbar. Die Variante für die Nintendo Switch 2 folgt im Oktober 2025. Ich selbst habe im Übrigen die PC-Fassung angespielt. Diese unterstützt nicht nur die aktuellste DLSS-Version (DLSS 4) mit deutlich verbessertem Upscaling, sondern auch Multi-Frame-Generation. Gearbox hat für die PC-Version auch schon einige Patches veröffentlicht, welche die Performance des Looter-Shooters durchaus verbessert haben.

Ich selbst konnte das Spiel mit meinem Test-System, siehe die Specs unten, auf maximalen Details mit 60 fps und DLSS-Upscaling im Qualitäts-Modus spielen. Ab und an schwankt die Framerate zwar leicht, damit kann ich jedoch leben. Im Übrigen habe ich auch Nvidia Reflex aktiviert und ein FPS-Limit gesetzt, V-Sync aber nicht aktiviert. In der Eröffnungssequenz zeigt sich zwar noch leichtes Tearing, im weiteren Spielverlauf kam das dann aber glücklicherweise nicht mehr vor, sonst hätte ich wohl zu VRR gegriffen.

Mein Test-System:

  • CPU: AMD Ryzen 7 9800X3D
  • CPU-Kühler: Noctua NH-D15 G2
  • Motherboard: MSI Tomahawk Wi-Fi AMD X670E
  • RAM: 64 GByte G.Skill Trident Z5 Neo RGB DDR5-6000 CL30
  • Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 5080
  • SSD: Kingston Fury Renegade 2 TByte + WD_Black SN850 1 TByte
  • Externer Zusatzspeicher: SanDisk Extreme Portable SSD mit 8 TByte
  • Netzteil: be quiet! Power Zone 2 (1.000 Watt)
  • Tower: be quiet! Dark Base Pro 901 (White)

„Borderlands 4“: Mehr Evolution als Revolution

Storytechnisch verschlägt es euch in „Borderlands 4“ auf den neuen Planeten Kairos, auf dem euch allerdings dennoch einige alte Bekannte wie der verkappte Roboter Claptrap über den Weg laufen. Dabei ist die Geschichte schnell erzählt: Ihr lehnt euch als Vault Hunter gegen den drakonischen Overlord des Planeten, den sogenannten Timekeeper auf. Gleichzeitig müsst ihr euch der durchgeknallten Ripper und Psychos erwehren sowie die Fauna von Kairos im Zaum halten. Neben der Hauptgeschichte könnt ihr euch auch diversen Nebenaufgaben sowie kleinen Aufträgen widmen, die an MMORPGs erinnern. So gilt es da etwa X Monster der Sorte Y, um die Ecke zu bringen oder Gegenstand A zu Ort B zu transportieren.

Die Nebenaufgaben, die ihr in der offenen Spielwelt absolviert, erzählen im Gegensatz zu den Kurzaufträgen (Contracts) durchaus kleine Geschichten, sind aber eher bieder inszeniert. Da gibt es also nicht etwa schöne Cutscenes, sondern jemand plappert euch mit hölzernen Animationen in der Spielwelt voll und ihr könnt sogar frei weiter herumhampeln. Hier wirkt „Borderlands 4“ dezent veraltet, zumal auch die Charaktere alles andere als zeitgemäß aussehen. Zum Teil kann der Cel-Shading-Stil das ein wenig kaschieren, doch bedenke ich den Hardware-Hunger dieses Titels, dann finde ich die gebotene Grafik etwas ernüchternd.

Zumal ich selbst auf maximalen Einstellungen oft Pop-In von Objekten wahrnehme und die ganze Spielwelt eben ja bewusst mit ihrem Art-Design auf fotorealistische Details verzichtet. In sich geschlossen sieht „Borderlands 4“ durchaus ansprechend aus, aber für mich ist nicht ganz klar, womit dieser Titel so massiv Leistung zieht, wenn es wesentlich hübschere Games gibt, die deutlich genügsamer sind. Da hat Gearbox definitiv noch Spielraum für Optimierungen. Deswegen wundert mich auch nicht, dass der Titel bei Steam aktuell auf den Wertungsschnitt „Mixed“ kommt. Auch andere Spieler kritisieren vor allem die Performance.

In Sachen Gameplay ist „Borderlands 4“ keine Revolution, verfeinert aber die bisherige Formel. Dass es etwa nun eine in sich geschlossene Spielwelt gibt, statt in sich abgeschlossener Hubs, finde ich klasse. Zumal es reizt, in dieser Welt nun die sogenannten Silos zu erobern, welche als Stützpunkte und Schnellreisepunkte fungieren. Geändert hat sich auch, dass ihr inzwischen quasi unendlich Granaten zur Verfügung habt, es aber einen Cooldown gibt, sobald ihr eine bestimmte Anzahl geworfen habt. Ebenfalls teilen sich Granaten ihren Slot mit schweren Waffen. Auch Med-Kits werden nicht verbraucht, sondern haben einen Cooldown. Doch das grundsätzliche Gunplay erinnert frappierend an die Vorgänger.

Umfallen, um wieder aufzustehen

Als Charakter habe ich im Übrigen vor allem Rafa gespielt, dessen Peacebreaker-Kanonen bei mir als Fähigkeit am häufigsten zum Einsatz gekommen sind. In den Vorgängern habe ich nämlich gerne die Commando-Klasse mit dem Turret-Skill gespielt. Tatsächlich verbessern sich auch Rafas Kanonen später, sodass man sie wie in den Vorgängern auch als Gefechtsturm wieder aufstellen kann. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ergibt sich so ein flüssiges und faires Spiel, solange man die haufenweise gefundene Ausrüstung immer checkt und sinnvoll in seine Skills investiert. Ich habe etwa primär meinen Kampfschaden erhöht und entsprechend auch die Peacebreaker-Kanonen optimiert.

Geht ihr doch im Gefecht zu Boden, erhaltet ihr einen „Second Wind“. Erledigt ihr innerhalb einiger Sekunden noch einen Gegner, rappelt ihr euch wieder auf. Im Koop-Modus können euch auch eure Mitspieler aushelfen. Und natürlich lässt sich „Borderlands 4“ zwar alleine zocken, ist aber klar auf für das Multiplayer-Erlebnis gedacht. Die oft chaotischen Feuergefechte machen mit mehreren Mitspielern deutlich mehr Laune und die austauschbaren Quests stören plötzlich gar nicht mehr. Zumal es ohnehin eher darum geht, ähnlich wie in „Diablo IV“, für seinen Charakter die optimale Ausrüstung zu ergattern.

Dabei findet ihr zwar viel Tand, doch hin und wieder erbeutet ihr eben auch seltene oder epische Waffen, die einen neuen Dreh ins Spiel bringen. Da könnt ihr dann etwa zwischen verschiedenen Arten von Elementarschaden wechseln oder statt nachzuladen, wirft euer Charakter ein Duplikat eurer leer geschossenen Flinte auf Gegner und das Ding explodiert dann mit Sonderschaden. Genauso abwechslungsreich sind die Granaten, mit denen ihr teilweise auch Minen legen, zielsuchend Gegner erreichen oder nach der Explosion noch Geschosse abfeuernd die Feinde über den Jordan schickt.

Legendäre Ausrüstung findet man jedoch deutlich seltener als in „Borderlands 3“. Da muss man schon sehr viel Glück haben. Letzten Endes muss ich aber auch festhalten: Habt ihr die Vorgänger gespielt, wird euch der ganze Gameplay-Loop und Aufbau in „Borderlands 4“ extrem bekannt vorkommen. Das Spielgefühl ist trotz offener Welt und kleineren Veränderungen, siehe Cooldowns bei den Granaten, extrem ähnlich. Haben euch also schon die Vorgänger gefallen, werdet ihr auch hier rasch euren Spaß haben. Konntet ihr hingegen mit den anderen Teilen nichts anfangen, wird sich das auch hier nicht ändern.

Mein Fazit

„Borderlands 4“ ist ein erstklassig ausbalancierter Looter-Shooter, der aus meiner Sicht aber technisch nicht wirklich beeindruckt und noch Optimierung vertragen könnte. Das Gameplay macht so viel Spaß wie weh und je, ist aber kaum angefasst worden. Dass es jetzt eine offene Spielwelt statt mehrerer Hubs gibt, ist aber definitiv eine Bereicherung. Immer noch bringt das Spiel dabei im Koop mit mindestens einem Freund am meisten Spaß. Im Singleplayer werden die Fetch-Quests und bieder inszenierten Haupt- und Nebenaufgaben doch mit der Zeit monoton. Gerade bei den hölzernen Charakteranimationen habe ich mir gedacht, dass da etwas mehr gehen müsste.

Dennoch ist „Borderlands 4“ ein wirklich gutes Spiel geworden, selbst wenn Gearbox und 2K da auch wieder mit Monetarisierung drumherum und verschiedenen DLCs etwas guten Willen verspielen, das kennt man mittlerweile aber auch schon von der Reihe. Mir selbst hat der neue Ausflug nach Kairos jedenfalls viel Spaß gemacht und Multiplayer-Fans, die auf ein umfangreiches Koop-Abenteuer mit schwarzem Humor Lust haben, kann ich diesen Titel auf jeden Fall empfehlen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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3 Kommentare

  1. Die offene Welt von Borderlands gefällt mir nicht so. Man läuft und fährt doch bedeutend mehr als ich in einem Shooter eigentlich möchte. Wenn wenigstens das Wegfindungs-System vernünftig funktionieren würde! Aber das schlägt doch manchmal seltsame bis unmögliche Wege vor, die sich auch schon mal komplett ändern, wenn man sich einen Meter bewegt.
    Das Klettern ist seltsam. Kann jemand einen Fels/Berg/Hügel sehen und spontan sicher sagen, ob man den erklimmen kann oder nicht?
    Manchmal kommt man senkrechte Felsen durch wahlloses Drücken von Space hoch, mal scheitert man schon an einer grünen Schräge.
    Und im Moment scheitere ich ständig an Idolator Sol …nach zehnminütigen Kämpfen. Etwas frustrierend.

    Dass das Spiel für mittelmäßige Grafik absurde Hardware benötigt, weil offensichtlich gar nichts optimiert wurde, ist schon dreist genug.
    Aber Gearbox-Chef Randy Pitchford macht es mit seinen Kommentaren dazu noch viel schlimmer.

  2. Kann mich dem Kommentar oben zu 100% anschließen.
    Auf ps5
    -Kein fov
    -unübersichtlich
    -Wegpunkte wie von wish..
    -fühlt sich eher nach einem ps3 Spiel an
    -open World sieht schön aus, spielt sich aber schlecht und leer.
    – kaum benannte Bosse im Vergleich zu BL2
    -Story langweilig/kaum vorhanden
    -Im gesamten wirkt es vom Menü bis ins Detail unfertig.
    -das spiel ist keineswegs schlecht, wer die Vorgänger nicht gespielt hat, wird wohl mehr Spaß haben

  3. Mir macht das Spiel grundsätzlich viel Spaß, wir spielen es zu Hause im Coop.

    Das Menü wirkt, als sei es vom PC einfach 1zu1 auf die Konsole portiert. Man muss zB sehr umständlich im Rucksack den linken Joystick nutzen, statt mit den Tasten durchs Menü zu navigieren.

    Außerdem fehlt mir der Radar wie in BL3.

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