Bundes-Klinik-Atlas ist wohl Geschichte

Der von Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Mai 2024 eingeführte Bundes-Klinik-Atlas steht vor der Abschaffung. Die aktuelle Bundesgesundheitsministerin Nina Warken plant laut Medienberichten, das Projekt einzustellen und die zugehörige Projektgruppe rückwirkend zum 30. Juni aufzulösen. Der Klinik-Atlas sollte ursprünglich als digitaler Wegweiser durch die deutsche Krankenhauslandschaft dienen und Informationen über Leistungen und Behandlungsqualität der bereitstellen.

Von Beginn an sah sich das Portal mit Kritik konfrontiert. Medizinische Fachgesellschaften, Klinikträger und Patientenvertreter bemängelten unvollständige Datensätze, eine wenig nutzerfreundliche Oberfläche und die begrenzte Auswahl von nur 25 Eingriffen, die nicht zu den häufigsten Krankenhausbehandlungen zählen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisiert die wirtschaftliche Seite des Projekts. Mit jährlichen Kosten von 1,5 Millionen Euro und monatlich 200.000 Zugriffen steht der Atlas in keinem günstigen Verhältnis zum DKG-eigenen Krankenhausverzeichnis, das bei 600.000 monatlichen Zugriffen mit einer Förderung von 120.000 Euro pro Jahr auskommt. Passend dazu gab es ja kürzlich erst Berichte, dass man das Ganze zusammenführe.

Gut gedacht, schlecht gemacht.

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12 Kommentare

  1. Freddie Flintstone says:

    Ich habe von beiden Angeboten jetzt zum ersten Mal gehört. Also habe ich beide Angebote ausprobiert. Klar ist: Der Bundes-Klinik-Atlas ist deutlich benutzerfreundlicher gestaltet. Was auffällt: die Angaben stimmen nicht überein mit dem Krankenhausverzeichnis. Für die einzige Klinik hier im Ort in Hessen stimmt kaum was überein. Weder die Anzahl der Fachabteilungen noch die Zahl der Betten. Was ist das für ein Murks?

  2. Und wieder mal Steuergelder verschwendet, wie so ziemlich immer. Danke.

  3. „die zugehörige Projektgruppe rückwirkend zum 30. Juni aufzulösen.“

    Wie geht denn das? Müssen die ihr Gehalt zurückzahlen oder haben die rein zufällig ein DeLorean in der Garage stehen?

    • >> Wie geht denn das?

      Es sollte ja nicht um diejenigen, die in dieser Projektgruppe gearbeitet haben. Die können sich wieder um andere Aufgaben kümmern. Aber bei der CDU weiß man ja nie? Die führen vielleicht die rückwirkende Kündigung von Arbeitnehmern ein, wenn die Jahresbilanz nicht passt.

      „Lieber Mitarbeiter, liebe Mitarbeiterin, leider haben ihre Arbeitsergebnisse nicht zu dem von uns erwartenden Geschäftsergebnis geführt. Deshalb müssen wir Ihnen rückwirkend zum Beginn des Geschäftsjahres kündigen. Bitte zahlen Sie das für ihre schlechte Leistung gezahlte Entgelt umgehend zurück.

      Wir weisen vorsorglich darauf hin, dass eine Kündigungsschutzklage keinen Erfolg haben wird, da die CDU-geführte Bundesregierung unser Handeln ausdrücklich legitimiert hat.

      Freundliche Grüße
      Ihr Ausbeuter“

      Mal zurück zum Thema „Klinik-Atlas“: Der Bundes-Klinikatlas wurde unabhängig erstellt und nicht wie das Klinikverzeichnis von Interessensverbänden der Kliniken. An den unterschiedlichen Ergebnissen sieht man die unterschiedliche Wahrnehmung. Das ist ungefähr so, als würde man die Frösche fragen ob man den Sumpf trockenlegen soll.

  4. Lobbyarbeit. Ich finde es verkehrt. Die Zugriffe werden mit zunehmender Digitalisierung sicher steigen. Ich als Patient würde mich eher am staatlichen Klinikatlas orientieren als an einer Datenbank der Deutschen Krankenhausgesellschaft, die genau kein Interesse an Transparenz und Vergleichbarkeit hat.

    • >> Lobbyarbeit

      Worauf sonst sollten sich politische Entscheidungen der Gesundheitsministerin stützen?

      Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach war einer der wenigen Gesundheitsminister der Bundesrepublik Deutschland, die auch Medizin studiert hatten. Der konnte den Lobbyisten aus dem Gesundheitswesen, auch wegen seiner Erfahrung als Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln, Paroli bieten. Bei so manchem Klinikvorstand war soviel Fachwissen selbstverständlich nicht gern gesehen. Die spielen gegenüber der aktuellen Bundesgesundheitsministerin natürlich ihre Trümpfe aus und beeinflussen damit deren Politik.

  5. Enttäuschend, dass die Ministerin so schnell das Handtuch wirft. Die dargestellten Daten sollte ein Bundesministerium für Gesundheit doch ohnehin erfassen. Warum dann nicht der Öffentlichkeit Zugriff darauf gewähren? Bei einem Haushalt von knapp 17 Mrd. sollten doch 1,5 Mio. finanzierbar sein.

    • Die wirft nicht das Handtuch. Das ist ein Projekt vom Vorgänger, bringt also keine Punkte. Daher wird es eingestellt und dann sind Ressourcen frei, für eigene Projekte.

      • Ist mir schon klar, dass das eine politisch motivierte Entscheidung ist. Wollte nur ganz neutral meine Enttäuschung ausdrücken.

  6. Sehr schade das zu hören bzw. lesen zu müssen. Ich meine, die Ministerien Liste ging auf die Weiße Liste zurück? Die fand ich sehr brauchbar. Wirklich schade, wenn das jetzt so eingestellt werden würde.

  7. Anfangs habe ich viel von Herrn Lauterbach gehalten. Aber als Minister hat er viel schlechtes gemacht. Dieser komische Atlas gehört dazu. Er war leider auch nicht der Minister, welcher eigentlich „aufräumen“ und „aufklären“ wollte.

    • Prof. Dr. Dr. Lauterbach hatte einen anderen Blick auf die Dinge. Für uns Bürger war das nicht erkennbar und er konnte es leider auch nicht vermitteln. Gerade der Bundes-Klinikatlas hätte sich für uns Bürger zu einem unabhängigen Instrument bei der Wahl des richtigen Krankenhauses entwickeln können.

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