Strengere Altersvorgaben für Social Media: Kinderschutzbund übt Kritik
Der Sucht- und Drogenbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Hendrik Streeck von der CDU, ist als Mediziner sicherlich nicht gerade ein Experte für Medienpädagogik. In der Corona-Pandemie fiel er zudem stark durch Irrtümer und Widersprüche auf, sodass ich selbst auch im Bereich Medizin erst einmal keine hohe Meinung von ihm habe. Dennoch hat er sich kürzlich öffentlich für strengere Altersbeschränkungen rund um Social Media ausgesprochen. Da gibt es nun Gegenwind – spannenderweise unter anderem vom Kinderschutzbund.
Beispielsweise spricht sich der Vorstand des Vereins Aktiv gegen Mediensucht, Niels Pruin, zwar grundsätzlich für abgestufte Altersfreigaben in sozialen Netzwerken aus, das allein bringe aber nicht viel. Entscheidend sei es, zusätzlich die schulische Medienbildung stark zu verbessern und zu erweitern. So spricht er sich für ein eigenes Schulfach „Medienkompetenz“ aus. Prognose: Darauf wird die Politik keine Lust haben, denn das wäre ein langwieriges und komplexes Verfahren – ein simples Verbot einzuführen, ist etwas, womit man sich leichter und schneller politisch profilieren kann.
Der Vizepräsident des Kinderschutzbundes, Joachim Türk, reagiert noch kritischer. Auch Kinder und Jugendliche hätten am Ende ein Recht auf digitale Teilhabe. Statt mit Verboten zu arbeiten, wäre es sinnvoller, altersgerechte Angebote als Alternativen zu entwickeln. Pauschale Verbote würden nur dazu führen, dass die Jugendlichen ab einem gewissen Alter dann unvorbereitet in die Medienwelt der Erwachsenen treten (via RND).
Auch Vorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, reagiert ähnlich. Ein Mindestalter klinge auf den ersten Blick sinnvoll, belege Jugendliche aber am Ende ohne Respekt mit neuen Einschränkungen. Zu einem verbesserten Umgang mit sozialen Netzwerken führe das dann nicht. Man könnte meinen, so würde das Problem nur auf einen späteren Zeitpunkt verlagert. Wichtig sei also nicht, den Vorhang zu schließen und die Realität zu verbergen, sondern darauf vorzubereiten, anzuleiten und zu unterstützen – etwa durch verbindliche Medienbildung an Schulen.
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Die Argumentation von Herr Pruin ist nachvollziehbar – ohne Medienkompetenzschulung durch Erwachsene, welche sich selber mit der Materie auskennen, führt das Ganze sicher nicht zum gewünschten Ergebnis. Die nachfolgenden Argumente von Herr Türk und Frau Engelmeier sind jedoch eher fragwürdig. Folgt man deren Argumentationslinie müsste man sämtliche Formen von Jugenschutz einstampfen und am besten das ganze Strafrecht mit dazu abschaffen, getreu Herr Türks Motto: Verbote bringen ja nichts. Sinn und Zweck von Jugendschutz ist es zudem ja gewisse Außeinandersetzungen bewusst alterstechnisch nach hinten zu schieben um Kinder davor zu schützen. Ein 17-jähriger hat nun mal eine andere Auffassungsgabe wie ein 6-jähriger. Au weia, die beiden letzt genannten argumentieren selbst wie kleine Kinder. Dass politische Debatten darüber hinaus häufig eher von Ideologien anstatt von Vernunft und Pragmatismus geleitet werden, ist hingegen nichts Neues, gerade in der heutigen Zeit. Keine gesellschaftliche Mitte mehr, dafür lauter Deppen am linken und rechten Rand der Gesellschaft.
Dass Verbote nichts bringen ist in der Tat als Pauschalaussage genauso sinnfrei, wie ständig vom Recht der Kinder und Jugendlichen auf alles Mögliche zu schwafeln. Stark sexualisierte Inhalte halte ich jedenfalls nicht für eine notwendige „digitale Teilhabe“.
Ich frage mich nur, warum wir nicht aus anderen Ländern lernen. So gibt es z.B. in GB bereits Altersbeschränkungen (The UK’s Online Safety Act), bei denen selbst einer der verantwortlichen Politiker öffentlich darum bittet, die einfachen Möglichkeiten, diese Schranken zu umgehen, nicht zu nutzen (Secretary Kyle).
Stattdessen zieht das Ganze nun noch weitere Kreise, bis hin zu einem Verbot von VPN, das in GB aktuell heiß diskutiert wird. Wer will, kann’s nachlesen: https://www.newsweek.com/uk-shows-how-not-do-online-age-verification-opinion-2111998
Und als nächstes fällt den Experten dann auf, dass es noch DNS gibt. Das ist handwerklich alles einfach nur schlecht und hinsichtlich unserer gesellschaftlichen Werte äußerst bedenklich. Man müsste hier viel früher ansetzen und schon in der Erziehung andere „Anti-Schrei-Methoden“ anwenden, als das Kind mit dem Handy oder Tablet zu hypnotisieren. Das hat man früher zwar auch schon gemacht, insbesondere mit dem Fernseher. Der ließ sich aber schlecht mitnehmen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass die wichtigste Medienkompetenz ist, auch manchmal die Medien trotz Verfügbarkeit nicht zu nutzen.
Hallo Tandeki,
„wie ständig vom Recht der Kinder und Jugendlichen auf alles Mögliche zu schwafeln. Stark sexualisierte Inhalte halte ich jedenfalls nicht für eine notwendige „digitale Teilhabe“.“
nicht nur nicht für Kinder, auch nicht für die Gesellschaft als solche. Genau sowenig wie Verherrlichung von Gewalt, Rassismus und andere Inhalte.
man sollte also generell darüber einen gesellschaftlichen diskurs und möglichst breiten Konsenz herbeiführen, was wir uns als gesamte Geselllschaft in den medien zumuten (lassen) wollen und dann eben auf der produzenten- und Inhalte-Seite ansetzen und nicht erst bei den Konsumenten.
Also die anbieter in die pflicht nehmen bestimmte Inhalte nicht mehr zu transportieren.
Was verfügbar und in der Welt ist wird auch konsumiert.
Da hast Du recht und das wollte ich damit nicht ausschließen. Ich halte es rhetorisch jedoch für unerträglich, wenn jemand mit dem Scheinargument „denkt doch einmal an die Kinder“ um die Ecke kommt. Der oben erwähnte Secretary Kyle hat doch wortwörtlich gesagt „If you want to overturn the Online Safety Act, you are on the side of predators.“, gefolgt von einem „it’s as simple as that“.
Quelle: https://www.theguardian.com/politics/2025/jul/29/peter-kyle-nigel-farage-extreme-pornographers-online-safety-bill
Für mich ist das unerträglich. Stellt man Bürger in der Debatte mit abweichender Meinung doch mit Kinderschändern gleich. Wo ist da denn noch Raum für eine respektvolle Debatte?
Müssen wir über das Niveau dieses Satzes sprechen? Abgesehen vom Inhalt, wieso muss man ein sachliches Thema überhaupt in stumpfes politisches Schubladendenken überführen?
Ja, der Typ ist ein Vollhorst. Aber die zitierten Reaktionen sind natürlich genauso vollhorstig – und waren vollumfänglich erwartbar. Es ist völlig egal, wer da was genau vorgeschlagen hätte – es muss kritisiert werden, in erster Linie um des Kritisierens Willen und um den eigenen Namen und der der Organisation, für die man spricht, in den Medien zu sehen. Um die eigentliche Sache geht es den Beteiligten bestenfalls am Rande. Weil auch alle wissen, dass es für das Thema keine tatsächliche Lösung gibt…
Wir wissen aus den USA und anderswoher, dass Jugendschwangerschaftsraten stets genau in den Gebieten besonders hoch sind, wo am repressivsten gegen jede Form sexueller Aufklärung und Verhütung gekämpft wird. Wie kommt man überhaupt zu der Erwartung, dass es bei Social Media anders laufen würde? Die Definition von Wahnsinn lautet, exakt denselben Mist immer und immer wieder zu tun und zu erwarten, dass sich das Ergebnis ändert.
Und was die Befürworter der Altersgrenzen leider schuldig bleiben, ist eine Erklärung, wie diese wirkungsvoll durchzusetzen wären in einer Art und Weise, die nicht die Anonymität im Internet abschafft, die Grundrechte der informationellen Selbstbestimmung und des Post- und Fernmeldegeheimnisses gleich mit und arg demokratiegefährdend ist. Denn genau das sind die Ausweiskontrollen für alle, auf die es hinausläuft. Und die souveräne Sturheit, mit welcher die Politik und selbsternannte „Jugendschützer“ jede dieser Warnungen in den Wind schlagen, gepaart mit dem allgemein bekannten Umstand, dass die Politik meist das Gegenteil von Wissenschaft ist, also nicht evidenzbasiert zu einem Ergebnis, sondern ergebnisbasiert zu einer Herleitung kommt, sprechen sehr dafür, dass nicht der Jugendschutz das Ziel und die Ausweiskontrolle das Mittel ist, sondern umgekehrt: Man will die Ausweiskontrolle – um jeden Preis – und hat sich den Jugendschutz als Begründung zurechtgelegt.
Immerhin beginnen die Leute dank des UK Online Safety Acts zunehmend zu begreifen, dass es dabei nie um die Kinder geht. Weniger schön ist, dass es im Internet wieder vor allem die Rechten sind, welche die Opposition dagegen gekapert haben, weil die politische Linke sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, einfach nicht aus ihren Löchern traut.
Es ist die typische Reaktion aus der konservativen Ecke „wir bekommen es nicht in den Griff“, Wir wollen lieber sparen als zu investieren“ also verbieten wir es.
Wenn Du das politische Framing weglässt, kann ich Dir nur zustimmen. Aber solche Maßnahmen nennt man „symbolische Politik“ und die ist nicht für bestimmte politische Lager reserviert. Hendrik Streeck gehört zudem nicht dem konservativen Flügel an, sondern gehört innerhalb der CDU zur Strömung der politischen Mitte. In GB wurden die Verbote von der Labour Partei durchgesetzt. Nigel Farage gehört in Großbritannien zur rechten, populistischen Strömung der Politik und ist ausgewiesener Gegner des „Online Safety Act“, der in GB unter anderem Altersverifikationen zum Schutz von Kinder und Jugendlichen vorsieht.
Es ist also nicht so einfach ein Rechts-Links-Ding. 😉
Ja, Labour hat sich insoweit schuldig gemacht, als dass sie den Online Safety Act weder verhindert, noch gestoppt haben, als sie die Möglichkeit dazu hatten. Was aber gerade von praktisch allen komplett unter den Teppich gekehrt wird, ist die Tatsache, dass er von den Tories eingeführt und beschlossen wurde. Dass die Sozen so ein faschistoides Überwachungsgesetz zu verantworten haben, passt bei vielen Leuten offenkundig ins Weltbild; dass es auf dem Mist der selbsternannten „Konservativen“ gewachsen ist, die sich immerzu als „Verteidiger der Freiheit gegen die Linken“ inszenieren, nicht so sehr; genauso wenig wie der Umstand, dass die politische Rechte, unter die auch Nationalisten und religiöse Fundamentalisten fallen, pornografische Inhalte und fremde Kulturen schon immer aus weit abstruseren Gründen verabscheut und bekämpft hat als die Linke, dabei auch stets weit gelassener auf die verfassungsmäßige Ordnung pfeift (die es im UK allerdings so ohnehin nicht gibt) und es daher noch nie Sinn ergab, rechts zu wählen, wenn man wirklich gegen Zensur ist.
Trotzdem ist es schon ein echtes Kunststück, neben Nigel Farage wie die Bösen auszusehen; einen so mächtigen Bock muss man erst mal schießen.
Schau dir Jung&Naiv 767 mit dem Chef des CDU Sozialflügels an. Das was da an Argumenten rumkommt ist der inbegriff der Investionsbremse. Viel linker als er wirda nicht in der Cdu.
Ich geb dir recht, es ist nicht einfach rechts/links.
Heutzutage ist es halt oben unten.
Selbst sozialsten in der cdu/csu sprechen immer erst von optimierungen, motivation der arbeiter und mobilisation von ungenutzten arbeiterkapazitäten.
Da wird NIE offen und direkt von Investition gesprochen.
Ausser vlt. bei Steuergeschenken für Gastro wo eh nur besser verdienende hingehen.
Von Investition in Bildungssektor hab ich lange lange lange nicht mal was in der Spd gehort die ja auch immer weiter nach rechts gerutscht sind.
Was erwarten sich die Leute eigentlich vom Fach Medienpädagogik – selbst wenn es gut gemacht sein sollte, das ist doch illusionär, dass das irgendwem hilft. Das Problem ist nicht fehlende Bildung, sondern mangelnde Intelligenz. Dem ist nicht beizukommen. Wenn man denn will wäre die „Lösung“ ein gewisses Werbeverbot, dann zerbricht das Geschäftsmodell der Plattformen, man müsste wieder Geld zahlen (wie früher für Whatsapp) und es gäbe für die Betreiber keinen Anreiz „engagement“ zu fördern, indem man die Leute wütend macht usw. Dann noch eine z.B. steuerfinanzierte Plattform wie schülerVZ bauen, wo nur Kinder reinkommen und wo alles gelöscht wird, sobald sie volljährig sind und fertig. So wie alles andere (Schwimmen durch Schwimmen), lernt man auch hier die Nutzung durch Nutzung.