Elektroschrott im Supermarkt: Gesetz da, Umsetzung mangelhaft

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatten wir erst jüngst thematisiert, setzt sie sich aktuell für einheitliche Ladestecker für E-Fahrräder ein. Nun hat die Organisation aber ein weiteres Thema hervorgebracht, das nicht minder interessant ist: Elektroschrott entsorgen bleibt hierzulande viel zu umständlich.

Seit drei Jahren gilt in Deutschland eine erweiterte Rücknahmepflicht für Elektroschrott, die auch Supermärkte und Drogerien mit einschließt. Kleine Altgeräte wie Rasierer, alte Handys oder elektrische Zahnbürsten sollen unkompliziert dort abgegeben werden können, wo neue Produkte gekauft werden. Doch die DUH hat nun eine Bilanz gezogen, die zeigt, dass zwischen gesetzlicher Vorgabe und der wirklichen Umsetzung noch große Lücken vorhanden sind.

Zwischen April und Mai dieses Jahres untersuchte die DUH stichprobenartig 21 Filialen neun verschiedener Handelsketten. Das Resultat fällt mau aus: In beinahe der Hälfte dieser Märkte war eine Rückgabe von Elektroschrott nicht möglich. Oftmals fehlten zudem die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen für Verbraucher, die auf die Rückgabemöglichkeit hinweisen. Die DUH kündigte entsprechend an, rechtliche Schritte gegen mehrere große Unternehmen einzuleiten, darunter die Edeka-Gruppe, Aldi-Nord, Netto Marken-Discount und die Drogeriekette Müller.

Ein Problem scheint die mangelnde Bereitschaft einiger Händler zu sein, die Pflichten konsequent umzusetzen. Es wird berichtet, dass sich manche Märkte auf ihre vermeintlich zu kleine Verkaufsfläche berufen, um sich der Verantwortung zu entziehen. Für Verbraucher ist es dadurch schwer erkennbar, welcher Markt zur Rücknahme verpflichtet ist und welcher nicht.

Die Kernvorschriften für die Rücknahmepflicht im stationären Handel orientieren sich an zwei zentralen Größen der Verkaufsfläche:

  • Händler mit einer Verkaufsfläche für Elektro- und Elektronikgeräte von mehr als 400 Quadratmetern: Diese Fachhändler sind umfassend zur Rücknahme von Elektroschrott verpflichtet.
  • Lebensmitteleinzelhändler mit einer Gesamtverkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern: Auch Supermärkte und Discounter, die regelmäßig Elektrogeräte verkaufen, werden in die Pflicht genommen, sofern ihre Gesamtverkaufsfläche diese Schwelle überschreitet.

Auch die eigentliche Abwicklung vor Ort gestaltet sich laut der DUH oft schwierig. Kunden müssen in der Regel das Kassenpersonal ansprechen, um ihre Altgeräte abzugeben. Ist das Personal nicht entsprechend geschult, könne dies zu unklaren Situationen und längeren Wartezeiten führen.

Die DUH fordert daher notwendige Verbesserungen. Dazu gehört eine Überarbeitung des Elektrogesetzes, um die Pflichten des Handels unmissverständlich festzulegen. Eine einheitliche Kennzeichnung aller Sammelstellen sowie eine generelle Rücknahmepflicht für alle Supermärkte und Drogerien könnten die Situation für Verbraucher deutlich vereinfachen. Aus Sicht der Experten wären gut sichtbare Hinweisschilder und professionelle Sammelbehälter im Eingangs- oder Kassenbereich eine effektive Lösung, um die Rückgabe für alle Beteiligten zu erleichtern.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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15 Kommentare

  1. Gut wenn man auf dem Dorf wohnt, hier gibt’s prinzipiell drei Entsorgungsmöglichkeiten, Osterfeuer, Kanal oder noch schnell auf Schlürkamps Acker unterpflügen, wird eh Neubaugebiet :-).
    Spaß beiseite, hier auf dem Grünabfallplatz steht Container für Elektroschrott, da bin ich schneller als beim Supermarkt. Aber in der Stadt ist die Abgabe im Supermarkt sicher sinnvoller.

    • ich sammele sowas in einer Box (solange es nicht nicht größer als z.B. ein Toaster ist) und bringe es dann bei Gelegenheit mal zum Wertstoffhof. Sollte jeder halbwegs in der Nähe haben. Ansonsten sollte sowas natürlich dort zurückgegeben werden können wo so etwas verkauft wird. Ist bei Batterien auch nicht anders.

  2. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht warum man das so maximal kompliziert macht. Warum sollen/müssen das Ladengeschäfte überhaupt anbieten.
    Es gab hier über Jahre neben den Altkleider-Containern einen Elektroschrott-Container der auch von mir häufig und gern genutzt wurde. War nicht weit, man kam immer dran vorbei und es wurde zentral abgeholt.

    Alternativ kann man den ganzen Mist doch auch einfach zum Wertstoffhof bringen. Genau dafür wurden diese Stellen doch extra geschaffen. Wieviel unnütze Logistik entsteht denn mit den Supermärkten. Da kommt dann irgendeiner mit ner defekten Bohrmaschine an und die liegt dann bei denen im Lager rum? Das ist doch überhaupt nicht zuende gedacht.

    Für Kleinst-Dinge wie Batterien mag das ja noch irgendwie ok sein, aber die fressen ja kaum Platz. Und nach letzten Studien ist ja selbst bei der Batterie-Entsorgung die Recycling-Quote katastrophal schlecht und landet im Restmüll.

    • Eine europäische oder auch deutsche Lösung heißt im Zweifel immer:

      Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

      Man hat zunehmend den Eindruck, das es oftmals darum geht die Markteilnehmer zu gängeln, als dass man die Zügel lockerer lässt.

      Eine einfache Lösung wäre auch für den EU-Apparat kontraproduktiv, weil die Beteiligten dann nicht so lange und so oft tagen und beraten können, und das wirkt sich negativ auf die Spesen aus.

  3. So wie es Glascontainer, Papiertonnen und Kleidercontainer gibt, sollte es an diesen Stellen auch Container für Elektroschrott geben.

    Könnt ja ein anders benutzter Kleidercontainer dein aber man macht es lieber kompliziert, da die Politik nicht wirklich will, dass sich was ändert. Alles nur Gelaber und die Lösung mit dem Handel ist einfach nur bekloppt.

    • Sobald sich irgendetwas zum Müll entsorgen anbietet, schmeißen die Asozialen da alles rein. In Glascontainer passen glücklicherweise nur Flaschen, ich habe aber schon gesehen, wie jemand ganze Fensterscheiben daneben abgestellt hat. Als wenn der LKW die mitnehmen könnte.
      Öffentliche Papiertonnen gibt es hier nicht und wenn doch, wären die ganz schnell voll mit Sperrmüll. In Kleidercontainer wird auch alles mögliche gestopft. Zum Wertstoffhof ist vielen zu weit, dann einfach in den Restmüll oder direkt in die Botanik. Wenn man so einen Sammelbhälter unbeobachtet aufstellt, landet da alles drin.

  4. Sieht doch mit Einweg E-Zigaretten und leeren Pods noch düsterer aus wie oft hab ich irgendwo gefragt, wo das verkauft wird und meist wurde eine Rücknahme verweigert.

  5. Machen sich da wirklich Leute einen Kopf drum? Handy passt doch locker in die Mülltonne. Und den Rest kann man formatieren bis er reinpasst. schleppt ihr echt eure alten Batterien in den Supermarkt? Warum macht man das?

    • Weil nicht jeder so eine Umweltsau wie du ist 🙂 Batterien explodieren bei hohen Temperaturen und bei den Elektrogeräten (besonders Smartphones) sind Wertstoffe und seltene MAterialien drin, die dann statt verwertet zu werden verloren sind.

      • Sag das nicht so laut, dieses Wissen wird bei vielen dazu führen, dass sie dann doch bitte etwas für die alten Geräte bekommen sollten. Deshalb hebe ich auch alte Handy auf in der Hoffnung, dass es irgendwann mal wieder eine Aktion, wo man die dann gegen Einkaufsgutscheine o.ä. eintauschen kann. 😉

  6. Ich empfinde dieses Gesetz als Überregulierung.

    Für Elektroschrott gibt’s den Wertstoffhof, die Restmülltonne oder Wertstofftonne (kann heute mit Maschinen gut recycelt werden, wenn man es will) oder in Berlin auf die Straße stellen und „zu verschenken“ Schild daneben stellen (nur optional)

  7. Ich fordere, die DUH nicht ernstzunehmen

  8. Eigentlich finde ich es gut mehr Möglichkeiten zu haben „einfach“ Dinge zu entsorgen.
    Leben in einer Großstadt, die wenigen Wertstoffhöfe sind außerhalb und völlig überlaufen.
    Es gibt auch bizarre Regeln, wie zB mehr als 3 Eimer Farbe sind nicht gestattet etc.
    Sperrmüll Abholung, auch für Elektroschrott, ist mehrfach gratis möglich, einfach online einen Termin erstellen, Wartezeit ca. 4 Wochen. Das ist wirklich ein guter Service.
    Dennoch werfen, gefühlt, sehr viele Menschen ihren Sperrmüll und Elektroschrott einfach in die Umwelt.
    Daher erhoffe ich mir, dass weitere niederschwellige Angebote es auch den faulsten und dümmsten Menschen möglich machen Müll und Abfall richtig zu entsorgen.
    Viele Grüße aus der dreckigsten Stadt Deutschlands aka Köln

    • Es mag dazu unterschiedliche Auffassungen geben, aber eine mehrwöchige Wartezeit mit gutem Service gleichzusetzen, finde ich einigermaßen gewagt. Bei mir ist es ja so, dass ich nicht wg. jedem kaputten Teil Sperrmüll o.ä. anrufen, sondern auch mal eine Weile warte, bis sich das lohnt. Dann aber soll es auch weg und nicht noch ein paar Wochen da rumliegen.

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