EcoFlow Stream: Ausgefuchstes Balkonkraftwerk ausprobiert

Mit der neuen Stream-Serie bringt EcoFlow frischen Wind in den Markt der Balkonkraftwerke mit Speicher. Im Test hatte ich den Stream Ultra (Wechselrichter und Akku in Einem) und den Stream AC Pro (flexibler Zusatzakku) im Einsatz. Beide Modelle vereinen sich zu einem ganzen System, das man flexibel um weitere AC Pro oder AC erweitern kann. Dazu kommen smarte App-Features, die das System abrunden.

Lieferumfang & Design

EcoFlow liefert beide Geräte wie üblich ordentlich verpackt aus. Neben dem Gerät selbst gibt es bei dem Stream Ultra acht MC4-Verlängerungskabel, eine Wandhalterung, das AC-Stromkabel und Werkzeug für die MC4-Stecker. Der AC Pro kommt ebenfalls mit Wandhalterung und Kabel. Beide Geräte sind als Tower konzipiert, rund 46 cm hoch und 25 cm breit.

Seitlich befinden sich Griffe für den einfachen Transport. Die Teile sind schließlich keine Leichtgewichte. Die Verarbeitung ist gewohnt wertig und robust. Für EcoFlow ist das Tower-Design übrigens ein Novum. Bei der Farbgebung bleibt man aber beim schlichten Schwarz gepaart mit Grau. Eine LED-Leiste an der Front zeigt den Akkustand, alle Anschlüsse sind sauber abgedeckt und IP65-geschützt. Damit ist auch der Einsatz im Freien möglich. Beide Geräte sind für Temperaturen von –20 bis +55 °C ausgelegt, eine integrierte Heizung sorgt dafür, dass die Akkus auch bei Frost geladen werden können.

Technik & Anschlüsse

Der Stream Ultra ist das Herzstück des gesamten Systems. Er kombiniert Wechselrichter (mit vier MPPT-Eingängen für bis zu 2.000 W Solarleistung) und einen 1,92 kWh LFP-Akku. Über zwei AC-Steckdosen können Geräte direkt mit bis zu 2.300 W versorgt werden, unabhängig vom 800-Watt-Limit für die Einspeisung ins Hausnetz.

Der AC Pro ist ein flexibler Zusatzakku, der entweder direkt mit dem Ultra verbunden wird oder an jeder beliebigen Steckdose im Haushalt überschüssige Energie aufnehmen kann. Beide Geräte können parallel betrieben werden, die Kapazität ist auf bis zu 21 kWh erweiterbar.
Der AC Pro kann auch als Nachrüstakku für bestehende Balkonkraftwerke genutzt werden. Einfach an eine Steckdose anschließen und schon wird überschüssige Energie gespeichert. Über die beiden Schuko-Steckdosen lassen sich dann auch wieder Geräte mit mehr als 800 W direkt aus dem Akku betreiben.

Einrichtung und Praxis

Die Einrichtung ist EcoFlow-typisch einfach. Geräte an die Steckdose, Solarmodule an die MC4-Anschlüsse des Stream Ultra anschließen, App öffnen, Geräte per Bluetooth koppeln und ins WLAN hängen – fertig. Die EcoFlow-App ist übersichtlich, zeigt den Energiefluss in Echtzeit und bietet zahlreiche Widgets für Erzeugung, Verbrauch, Akkustand und Einsparungen. Über die App lassen sich alle Einstellungen vornehmen, Firmware-Updates einspielen und auch Smart Meter oder intelligente Zwischenstecker integrieren. Beides hat EcoFlow von Shelly und rebranded. Der Zwischenstecker ist ein typischer Plug S für Geräte mit maximal 2.500 W Leistungshunger und das Smart Meter ein Shelly Pro 3EM Pendant mit Stromzangen.

Für die Installation des Smart Meters solltet ihr einen Elektriker zur Hand haben, der in den Zählerkasten geht und die Zangen an den drei Phasen anbringt, und zwar direkt hinter dem Zähler. Dabei muss man die Flussrichtung beachten (Pfeile auf den Stromzangen sind aufgedruckt). Verdreht man die Zangen, zeigt das Smart Meter keine positiven, sondern negative Werte an.

Die App erkennt automatisch alle im Haushalt installierten EcoFlow-Akkus und synchronisiert deren Ladestand. So kann das System Energie gezielt dorthin verschieben, wo sie gerade gebraucht wird. Zum Beispiel könnte ein Gerät an der AC Pro im Obergeschoss besonders hungrig sein.

EcoFlow setzt wie die Konkurrenz auf KI-gestützte Funktionen. In der App lassen sich automatisch günstige Stromtarife wie etwa von Tibber nutzen, Akkus in Nebenzeiten laden und in teuren Spitzenzeiten auf gespeicherte Energie umschalten. Die KI lernt das Nutzerverhalten und optimiert dann die Energieflüsse im Haushalt über angepasste Zeitpläne. Die flexiblen Tarife könnt ihr in der App hinterlegen. Achtung: Für die KI-Features will EcoFlow euch Geld abknöpfen. 69 Euro für das ganze Jahr, nachdem man 90 Tage lang kostenlos testen kann. Dafür bekommt man aktuell ein paar nette Widgets wie etwa die vorhergesagte Stromerzeugung oder den KI-Modus für die intelligenten Zeitpläne. Später sollen noch eine Funktion für Stromrechnungen oder die EV-Integration kommen.

Gerade der Zeitplan ergab in meinem Test mit einem festen Stromtarif so gar keinen Sinn. Mitten am Tag wollte er die Akkus entladen und in der Nacht laden. Kann aber auch sein, dass sich das mit der Zeit bessert, da das Smart Meter erst kurz vor der Veröffentlichung dieses Tests kam. Hinzu kommt, dass das System bestehende Solaranlagen nicht gut erkennt. Das Smart Meter zeigt zwar negative Werte für das Einspeisen an, das System war dann aber auch nicht schlau genug, die Akkus in der Zeit aufzuladen. Je nachdem, welchen Plan man einstellt, lädt das System den Stream Ultra auf, vergisst dann aber den AC Pro. Kleine Kinderkrankheiten, die EcoFlow hoffentlich noch behebt. Dazu kommt, dass das Smart Meter den Nettoverbrauch zwar von Lebenszeit-Verbrauch und Lebenszeit-Einspeisung errechnet (pro Phase), ich aber durch Rechenfehler einen Verbrauch von 680 kWh pro Tag gehabt hätte. Mittlerweile ist das aber durch ein Update weg.

Fazit

Mit der Stream-Serie liefert EcoFlow eines der flexibelsten und komplettesten Balkonkraftwerke mit Speicher am Markt. Die Kombination aus All-in-One-System, Plug-in-Akkus, cleverer App-Steuerung passt einfach. Leider gibt es ein paar Kritikpunkte, die EcoFlow über Software-Updates sicher noch beheben kann und hoffentlich wird. Bedauerlicherweise sind die Preise EcoFlow-typisch sehr ordentlich. Das Standard-Set mit Ultra und AC Pro kostet 1699 Euro. Wer nur den Stream Ultra möchte, muss aktuell 999 Euro über den virtuellen Ladentisch wandern lassen.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei X (Twitter), Threads, Instagram, XING und Linkedin, per Website oder via Mail

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10 Kommentare

  1. Konnte man nicht nur das AC Pro alleine betreiben und einfach irgendwo in der Wohnung deponieren? Sprich Noname Solaranlage speist am Balkon ein, AC Pro merkt das und lädt sich auf, wenn zu viel Strom da ist, ebenso wenn Tibber günstigen Strom liefert?

    • Ja sollte klappen aber nur mit einem passenden Smartmeter.
      Teste gerade selber das von dir genannte Setup aber der SM muss noch eingebaut werden.

  2. echt geiles Teil mit coolen Ideen. Aber wegen des Abos leider raus.

  3. echt geiles Teil mit coolen Ideen. Aber wegen des Abos leider raus.

  4. Ich fände es nett wenn bei den guten Tests auch auf cloudzwang/datenhunger der Apps und Funktionalität im Falle dass die Cloud zukünftig mal abgeschaltet wird und oder Internet weg ist eingegangen würde. Zumindest für mich sind Geräte die unbrauchbar werden sobald die Cloud vom Hersteller nicht mehr aufrecht erhalten wird mittlerweile ein NoGo.

    • Ecoflow setzt leider voll auf Cloud. Aber die läuft nicht in China sondern bei AWS in den USA und mit einem Developer Account kannst Du per API mit deinen Geräten sprechen um sie zum Beispiel ohne App auszulesen. Die sprechen dann auch Standardsprachen wie MQTT. Alles in allem nicht schlecht gemacht.

  5. Ich teste das System derzeit mit 6 Einheiten, die ja auch als Maximum empfohlen werden. Mit der KI laden diese alle gleichzeitig mit je 1050 Watt, was die Leitung hier zum Glühen bringt. Das ist also weder intelligent, noch sicher. Es wäre ja problemlos möglich das Smart Meter / Shelly / Tibber Pulse nach der Wirkleistung je Phase zu fragen, um eine Überhitzung zu vermeiden. Das Setup ist auch nicht falsch, denn auf den Bildern im Shop sind verschiedene Räume mit Einzelgeräten dargestellt. In der Lieferung fehlen bisher noch die Parallelkabel, so dass ich hoffe, dass das die 3×2 Einheiten mit maximal 3150 Watt laden.

    Ansonsten machte der Zeitplan bei mir schon Sinn, da der Strom tagsüber günstiger im Einkauf war als nachts.

    Derzeit gibt es noch widersprüchliche Aussagen beim Support. Beworben wird eine Waschmaschinen + Trockner-Kombination an einem Gerät unterstützt durch ein Zweitgerät mit Ausgang bis zu 2300 Watt. Trockner ohne Wärmepumpe brauchen deutlich mehr und viele Haushalte nutzen beide Geräte gleichzeitig, da man ja häufig zwei Waschladungen hat und die erste dann schon trocknet. Laut Support soll das parallel aber nicht funktionieren. Könntet ihr das mal testen? Beworben wird es nämlich im Shop genau so.

    Alles in Allem ist es eine spannende Sache und Modernisierung des Balkonkraftwerkes, macht aber nur dann Sinn, wenn auch stetig Verbraucher mit mehr als 800 Watt (und weniger als 2300 Watt) angeschlossen sind. Zusätzlich ist es aber auch eine Notstromlösung für Kühlschrank und Co. Schade ist nur, dass man die Zeitpläne (noch) nicht selbst einstellen kann und auf eine (noch) dumme KI vertrauen muss, die Stand jetzt Häuser abfackeln will.

  6. Ich glaube hier gibt es einen Fehler im Artikel: „Die App erkennt automatisch alle im Haushalt installierten EcoFlow-Akkus“ In der App sind ja alle Ecoflow Geräte drin. Aber nicht jeder Akku kann einspeisen.

  7. Die oder eine von Marstek? Vorhanden sind zwei normale Paneele eines Balkonkraftwerks und Wechselrichter, ggfs. könnten noch ein oder zwei zusätzliche Paneele installiert werden. Danke.

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