Digitale Souveränität: Deutschland setzt bis 2027 auf offene Dokumentenformate


Die deutsche Verwaltung macht vielleicht einen wichtigen Schritt in Richtung digitaler Souveränität. Der IT-Planungsrat hat in seiner 46. Sitzung einen Beschluss gefasst: Bis 2027 soll das Open Document Format (ODF) zum Standard für den Dokumentenaustausch in der öffentlichen Verwaltung werden. Diese Entscheidung folgt dem Trend zur digitalen Unabhängigkeit und unterstützt die Ziele der Digitalministerkonferenz.

Besonders interessant ist der Aspekt der länderübergreifenden Zusammenarbeit. Der IT-Planungsrat räumt ein, dass der klassische Dokumentenaustausch per E-Mail nicht mehr zeitgemäß ist. Stattdessen sollen offene Kollaborationslösungen zum Einsatz kommen – ein Ansatz, den die Ministerpräsidentenkonferenz bereits praktiziert. Die FITKO (Föderale IT-Kooperation) erhielt den Auftrag, bis zur 48. Sitzung ein entsprechendes Konzept vorzulegen.

Die Bedeutung offener Formate und Schnittstellen für die Transformation der öffentlichen Verwaltung ist nicht zu unterschätzen. Sie bilden sicherlich das Fundament für mehr Innovation und digitale Souveränität. Vor dem Hintergrund denkt man sicher auch an Schleswig-Holstein, die bis Oktober von den meisten Rechnern Microsoft Office entfernt haben wollen – zugunsten LibreOffice. Generell sollen da mehr offene Projekte zum Einsatz kommen:

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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16 Kommentare

  1. Das wäre echt nicht schlecht, wenn viel mehr Firmen auf den offenen Standard setzen würden.

    • Mir stellen sich da Fragen.

      In Firmen ist es nicht einfach damit getan, ein Schreibprogramm gegen ein anderes auszutauschen. Meist werden Programme und Formate von Microsoft Office verwendet, um Schnittstellen zu anderen Programmen zu nutzen. Zum Beispiel für die automatisierte Rechnungsstellung, Lagerlogistik, Bestellvorgänge usw. So hat SAP z.B. meines Wissens keine offizielle Unterstützung bzw. Schnittstelle für diese offenen Formate und LibreOffice. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich will damit nicht sagen, dass ein Umstieg unmöglich ist. Aber er sollte wohl überlegt und kalkuliert sein.

      • Das ist korrekt, ist bei uns aktuell auch der Fall.
        Der Umstieg wieder gar nicht möglich. Aber vielleicht steigt langfristig die Akzeptanz.
        Wenn die Behörden umsteigen und das auch nutzen, könnten langfristig auch Privatunternehmen stärker auf Open Source setzen.

        • Absolut. Ich muss immer daran denken, wenn ich die ersten aufwändigeren Fahrradwege in Großstädten sehe. Nach dem Bau staut sich der Autoverkehr, weil Straßenfläche weggefallen ist. Und auf dem Fahrradweg sieht man außer ein paar den Stau überholende Mopeds kaum ein Fahrrad. Aber wenn die Fahrt mit dem Fahrrad angenehmer wird, steigen vielleicht einige der Pendler mit der Zeit um. Wandel braucht eben nicht nur Zeit, sondern auch Gelegenheit.

          • Was hat das mit dem Thema zu tun?

            • Wenige Techkonzerne sind heute ein bestimmen der Wirtschaftsfaktor, weil Lock-In-Effekte einen Wechsel mittlerweile schwierig machen. Aber langfristig können einzelne Unternehmen durch die Förderung von z.B. offenen Dateiformaten oder den Umstieg auf LibreOffice einen Wandel anstoßen. Aber Wandel braucht eben Zeit. D.h. die Entscheider sollten verstehen, dass es nicht mit einer Einmalaktion getan ist und dass man Durchhaltevermögen benötigt. So ist das hier Diskutierte ein guter, aber eben nur ein erster Schritt. Und bei der Verkehrswende ist ist eben die Wende das, was bei Tech der Wandel ist.

      • Das ist durchaus richtig, aber auf der anderen Seite begreifen immer mehr Unternehmen dass etwa Excel keine Datenbank ersetzen kann und migrieren immer mehr zu ordentlichen Lösungen für ihre Probleme, statt ihre Frickel-Lösungen in Office weiter zu nutzen. Gerade der bevorstehende Wegfall von VBS dürfte das durchaus noch befeuern, zumal MS mWn bis heute keinen Ersatz benannt hat. Und wenn man alle seine VBA Scripte ohnehin ersetzen muss, kann man es auch gleich richtig machen.

      • Ist halt wie immer ein „Henne-Ei“ Problem. Gibt es keine Nachfrage, stellen Firmen wenige oder gar keine Schnittstellen bereit. Ohne Schnittstellen ist aber ein Umstieg, wie hier der Behörden, schwierig.

        Aber letzlich bleibt, das man ja irgendwie anfangen muss. Und mit den vielen Arbeitsplätzen bei den Behörden hat man sicher eine kritische Masse um die Entwickler der eingesetzen Programme ebenfalls in die Richtung zu bringen.

    • Wobei Firmen mit ihrem Geld machen können, was sie wollen. Das allerdings Steuergeld jetzt vielleicht mehr in OpenSource Software (im besten Fall sogar noch Standort Europa) gesetzt werden könnte, begrüße ich. Außerdem erleichert es auch selbst mehr FOSS einzusetzen, wenn die Leute in Behören den Umgang schon damit kennen.

  2. Wie nutzen auch Microsoft, aber als Unternehmenslösung mit Teams und allen anderen Programmen, die es so gibt. Alles sehr integriert. Office selbst macht nur einen kleinen Teil aus. Mir gefällt es, da es bei der globale Zusammenarbeit hilft. Trotzdem Finde ich den Ansatz hier gut. Privat nutzt ich nur offene Alternativen.

  3. Ein gutes und richtiges Unterfangen, aber ich glaube es erst, wenn es tatsächlich soweit ist.
    Ich kann aus dem Text allerdings nicht herauslesen, dass zwangsweise auch freie Software eingesetzt werden wird (außer in Schleswig-Holstein). Denn Microsoft Office unterstützt natürlich auch die offenen Formate.
    Ich gehe also davon aus, dass in den meisten Fällen gar nicht Libreoffice zum Einsatz kommt, sondern weiterhin MSO, nur halt mit einem offenen Format. Und dann würden wir auch nur vom Regen in die Traufe kommen. Denn die Kompatibilität der gleichen offenen Format zwischen z.B. MSO und Libreoffice ist auch nie 100% vorhanden, bzw. wird mit Sicherheit von Microsoft aktiv unterbunden/bzw. „verwässert“.

    • Unterstützt ist bei MS mit Bezug auf ODF ein sehr starkes Wort. Sie können es auf dem Papier, viel weiter reicht das aber auch nicht. Angeblich kann MS Office bis zu v1.4 des Standards, aber selbst mit 1.2 ist es restlos überfordert. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, der Support von ooxml durch LibreOffice ist sehr viel besser als der Support von odf durch MS Office. Die einzige Office Suite, die mir bekannt ist, die beides ähnlich gut kann ist Googles Office.

  4. sag-ich-net says:

    SH entfernt MS Office? Die Schulträger dürfen aktuell nochmal in Office 2024 (LTSC) investieren.

  5. Man könnte meinen, man liest eine News aus 2005. Traurig, dass Deutschland die Relevanz erst 20 Jahre später begreift! Aber gut, ist ja auch alles Neuland! „Wir schaffen das!“

    • ... nicht says:

      Ich bin leider ganz deiner Meinung, den Beschluss offener Formate gab es schonmal, danach brachte MS das ODF Konkurrent OOXML bekannt als docX, xlsX, pptX …
      War das beste seid geschnitten Brot behaupteten die Marketingko…lonnen .. wie sich ganz überraschend rausstellt, gar nicht so „offen“ weil es niemanden gibt der das implementieren kann.
      Der schnelle Wechsel auf andere Produkte wird leider wie bei Limux auch an der Praktikabilität in der Praxis scheitern weil kein unternehmen gewillt ist sich auch nur ansatzweise bei der OpenSource Community zu beteiligen und Dinge zu verbessern. Das gute wird manager like mitgenommen, das Mindset aber nicht angepasst. Soweit erwarte ich leider nicht viel außer viele Jahre Rückschritt und wir haben die gleiche Diskussion in 15-20 Jahren wieder. Skol

  6. Ich hatte als ich noch berufstätig war das Glück einer guten Einweisung in die MS-Office-Suite.
    Die habe ich mir aber auch ein bißchen „erschlichen“, da ich aufgrund meines handycaps und weil ich eben zusätzlich mit assistiver Software arbeiten mußte, bekam ich extra-Schulungen
    . Da habe ich dann Schulungszeit für die assistiven Systeme – die kannte ich eigentlich schon von zu Hause aus – ein bisschen fürs Office abgezwackt.

    Kollegen die diesen vorteil nicht hatten wurden in den MS-Produkten nur oberflächlich geschult – vogel friß oder stirb.

    Die Frage einer erfolgreichen Migration zu anderen Formaten oder gar Software-Paketen ist eben vor allem eine Sache der Schulung von endanwendern. Denn die Arbeitsprozesse müssen ja weiterlaufen.
    Das ist also nicht für ohne Geld und auch nicht für ohne Zeitaufwand und ohne Personaleinsatz, auch von außerhalb der Unternehmen, zu haben.

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