LincStation N2 im ersten Test

Der Markt für Netzwerkspeicherung befindet sich im stetigen Wandel. Neben den etablierten Herstellern wie Synology und QNAP erscheinen zunehmend neue Anbieter mit weiteren Konzepten – von Selbstbaumöglichkeiten ganz zu schweigen. Die LincStation N2 von LincPlus beschreitet einen interessanten Weg: Es verzichtet vollständig auf klassische Festplatten und setzt ausschließlich auf Flash-Speicher. Diese Entscheidung verspricht deutliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber traditionellen NAS-Systemen, sorgt aber auch unter Umständen für Mehrkosten. Das System ist jüngst bei Kickstarter auf Kundenfang gegangen, ich konnte nun schon ein paar Wochen ein erstes Gerät nutzen.

Das Gehäuse der LincStation N2 bietet Platz für insgesamt sechs Laufwerke: zwei SATA-SSDs und vier M.2-SSDs. Die Installation gestaltet sich dabei benutzerfreundlich. Die M.2-Module werden ohne Schrauben über einen Clip-Mechanismus befestigt. Für die SATA-Laufwerke stehen zwei herausnehmbare Einschübe an der Frontseite zur Verfügung.

Als Prozessor kommt ein Intel Alder Lake N100 zum Einsatz. Mit einer TDP von nur 6 Watt arbeitet dieser äußerst energieeffizient. Für die grundlegenden NAS-Funktionen reichte die Leistung bei mir auch problemlos aus. Bei anspruchsvolleren Aufgaben wie virtuellen Maschinen oder Nutzung mehrerer Docker-Container zeigen sich jedoch die Grenzen der CPU. Dennoch ist die Kiste leistungsstark. Die Kühlung erfolgt über zwei passive Kühlkörper im Deckel und einen aktiven Lüfter.

Der Arbeitsspeicher ist mit 16 GB LPDDR5 großzügig dimensioniert, allerdings fest verlötet und nicht erweiterbar. Die Netzwerkanbindung erfolgt über einen 10-Gigabit-Port. Theoretisch ermöglicht dies Transferraten von bis zu 1.000 MB/s. In der Praxis limitiert allerdings die PCIe 3.0 x1-Anbindung der Laufwerke die maximale Geschwindigkeit auf etwa 800 MB/s.

Im Test mit einem 2,5-Gigabit-Netzwerk wurden konstante Transferraten von 280 MB/s sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben erreicht. Müsst ihr bei Interesse mal schauen, was euer Netzwerk (kabelgebunden oder drahtlos) so bietet. Ebenso ist zu beachten, dass ein Transfer vieler kleiner Dateien anders abläuft als weniger großer. Dennoch, ganz nett: Im gut besuchten WiFi-7-Netzwerk auf 6 GHz kann man so locker mit ordentlicher Geschwindigkeit Daten durch die Luft schaufeln.

Die Anschlussvielfalt umfasst zwei USB 2.0-Ports, einen USB 3.2-Anschluss sowie einen USB-C 10Gbit-Port an der Frontseite. Hinzu kommen ein HDMI 2.0-Ausgang und eine 3,5-mm-Audiobuchse. Dies ermöglicht die direkte Verwaltung des Systems mit Bildschirm, Tastatur und Maus.

Als Betriebssystem kommt Unraid zum Einsatz. Eine einjährige Starter-Lizenz liegt dem Gerät bei. Die Verlängerung kostet Geld, sonst bekommt man irgendwann keine Updates mehr. Unraid überzeugt durch umfangreiche Funktionen für Dateifreigaben, virtuelle Maschinen und Docker-Container. Die Verwaltung erfolgt komfortabel über eine übersichtliche Weboberfläche. Mag ich. Dazu gibts ein App Center mit zahlreichen nützlichen Dingen, Plex, Jellyfin und vieles andere mehr, meist wird das ja eh über Docker geregelt. Auch Smart-Home-Anwendungen findet man haufenweise.

Wichtig zu wissen: Der mitgelieferte USB-Stick, welcher 4 GB Speicherplatz hat und das Unraid-Betriebssystem beinhaltet, befindet sich in einer USB-Buchse hinter der linken Bodenklappe. Entfernt man diesen Stick, so bootet das Gerät alternativ von einem externen USB-Speichergerät, über das Netzwerk oder von seinem eingebauten Flash-Speicher, dem eMMC, welcher über eine Kapazität von 128 Gigabyte verfügt.

Der Stromverbrauch fällt mit 7 bis 9 Watt im Leerlauf und bis 28 Watt unter Last moderat aus. Dies liegt deutlich unter den Werten klassischer NAS-Systeme mit rotierenden Festplatten. Die Lautstärke des Lüfters erreicht bei intensiver Nutzung eine Lautstärke, die ruhigen und empfindlichen Büroarbeitern zu laut sein dürfte. Allerdings tritt dies nur bei rechenintensiven Aufgaben auf. Eine Lüftersteuerung fehlt leider, ebenso wie die Möglichkeit, unter Unraid die blaue LED-Beleuchtung an der Front zu deaktivieren. Deshalb hier der Hinweis, dass man die Kiste auch über http://tower.local:50000/ erreichen kann und da lässt sich noch einiges justieren, vielleicht mag es ja jemand bunter.

329 Euro beträgt der Super-Early-Preis bei Kickstarter für das N2, 349 Euro der Early Bird. Hinzu kommen die Kosten für die SSDs. Im Vergleich zu klassischen NAS-Systemen mit Festplatten fallen die Gesamtkosten damit vermutlich höher aus. Dafür bietet es deutlich höhere Transferraten und einen geringeren Stromverbrauch im Betrieb.

Der LincStation N2 überzeugte mich in meinen Testläufen durch das Konzept der reinen Flash-Speicherung – ohne mal auf den Preis für Speicher zu schauen. Die Kombination aus schnellem Flash-Speicher, 10-Gigabit-Netzwerk und dem flexiblen Unraid-System macht die Kiste zu einer interessanten Option für Anwender, die maximale Geschwindigkeit bei der Datenspeicherung benötigen. Die hohen Transferraten und der geringe Stromverbrauch sind klare Pluspunkte.

Einschränkungen zeigen sich bei rechenintensiven Aufgaben durch den N100-Prozessor. Auch die fehlende Lüftersteuerung und die nicht abschaltbare LED-Beleuchtung sind kleine Schwachpunkte. Die jährlichen Kosten für die Unraid-Lizenz sollten bei der Kaufentscheidung ebenfalls berücksichtigt werden.

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11 Kommentare

  1. Haben die sich den Namen gut überlegt? Buffalo verkauft seit Jahren seine NASes unter dem Namen Linkstation. Könnte mir vorstellen das noch zu Problemen führen könnte.

  2. ist das NAS Plex tauglich?

  3. Danke für die erste Einschätzung. Einen Vergleich zu einem Asus Flashtor würde mich interessieren.

  4. Danke für das Review, interessiere mich für das Gerät seit der Erstvorstellung hier im Blog.
    Lassen sich die LEDs komplett deaktivieren?
    Ist der Lüfter dauerhaft an/hörbar? Das Gerät wird ja bei der Kampagne als besonders leise beworben. Ich würde es gerne ins Schlafzimmer stellen, insofern es tatsächlich leise ist (natürlich in der Nacht auch ohne großen Zugriff /Belastung).

    • @ Florian,

      ein NAS in ein Schlafzimmer zu stellen würde ich nicht machen. Weil ein NAS tut ja immer irgendwas, des wegen schalte ich mein QNAP TS.230 was im Wohnzimmer steht über nacht immer automatisch ab und morgens wieder ein.

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