Audio-Technica ATH-CC500BT2: Knorpelschall-Kopfhörer im Test

Audio-Technica hat kürzlich mit dem ATH-CC500BT2 einen neuen Kopfhörer vorgestellt, dessen Bezeichnung sich schwer auswendig lernen lässt, der aber ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen soll. So arbeitet er mit Knorpel- statt Knochenschall. Das Ergebnis soll ähnlich ausfallen: Eure Ohren bleiben komplett frei, ihr könnt aber dennoch Musik hören. Ich habe das Ergebnis einmal ausprobiert.

Optisch sehen die ATH-CC500BT2 Knochenschall-Kopfhörern zum Verwechseln ähnlich. Auch wenn Audio-Technica sich hier also eine Weltpremiere auf die Fahnen schreibt, scheint das Prinzip technisch sehr ähnlich zu sein – das gilt auch, wenn ich mir dann Klang so anhören, doch dazu später mehr. Im Übrigen sind die Kopfhörer mit Bluetooth 5.3 für die Codecs SBC und AAC bereit. Als Begleit-App dient hier Audio-Technica Connect. Über die App könnt ihr etwa auch einen Equalizer beanspruchen.

Technische Eckdaten der Audio-Technica ATH-CC500BT2

  • Knorpelschall-Kopfhörer mit Bluetooth 5.3
  • Bluetooth-Codecs: SBC, AAC
  • Akkulaufzeit: bis zu 20 Stunden
  • Ladedauer: ca. 2 Stunden
  • Mikrofone: MEMS
  • Mikrofon Frequenzbereich: 25 bis 22.000 Hz
  • Kopfhörer Frequenzbereich: 20 bis 20.000 Hz
  • Besonderheiten: Schutz nach IPX4
  • Gewicht: ca. 32 g
  • Lieferumfang: Kopfhörer, Anleitung, USB-Kabel, Transporttasche
  • Preis: 139,99 Euro

Preislich ordnen sich die neuen Audio-Technica ATH-CC500BT2 unterhalb z. B. der OpenRun Pro 2 ein, welche 199 Euro kosten. Vielmehr liegt der Preis gleichauf mit den älteren OpenRun, ohne Pro-Zusatz, denn beide Modelle kosten ca. 140 Euro. Blicken wir aber, bevor es um den Klang gehen soll, erst einmal auf das Design und den Lieferumfang.

Design und Ausstattung der Audio-Technica ATH-CC500BT2

Die Audio-Technica ATH-CC500BT2 sitzen mit Vibrationsflächen vor dem Ohr, ähnlich wie eben auch Knochenschall-Modelle. In Größe und Gewicht ist das neue Modell am ehesten mit den bereits erwähnten OpenRun Pro 2 vergleichbar. Ein Vorteil beim Outdoor-Sport ist eben, dass der Gehörgang komplett frei bleibt und ihr eure Umwelt voll wahrnehmen könnt. Hier wirbt der Hersteller auch mit erhöhter Hygiene und Hautverträglichkeit, da sich keine Feuchtigkeit im Ohr sammeln kann.

Relativ schnodderig ist allerdings die beiliegende Tragetasche. Während den Modellen von Shokz der gleichen Preisklasse ein festes Case beiliegt, ist es im Falle der Audio-Technica ATH-CC500BT2 ein haptisch und optisch extrem billig wirkendes Plastiktäschchen. Mit von der Partie ist auch ein Kabel zur Aufladung, wozu an der linken Seite des Kopfhörers ein Port für USB-C sitzt, der auch über eine Abdeckung verfügt. Das hat sicherlich auch zur Zertifizierung nach IPX4 beigetragen.

Links sitzen auch drei Buttons – zwei für die Regelung der Lautstärke und in der Mitte von beiden der Powerbutton. Der Sitz der Audio-Technica ATH-CC500BT2 ist im Übrige etwas fester / enger und daher mit den Mini-Modellen von Shokz vergleichbar. Im Übrigen unterstellen die Knorpelschall-Kopfhörer auch Multipoint, können also mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden sein bzw. schnell zwischen den Verbindungen wechseln. Daher könnt ihr etwa am Notebook Musik hören, aber bei einem Anruf rasch zum Smartphone wechseln. Ein Double-Tap kann auch Sprachassistenten wie Apple Siri oder den Google Assistant aufrufen.

Mit einer Schnellladefunktion könnt ihr die Audio-Technica ATH-CC500BT2 in 10 Minuten für 120 Minuten Wiedergabe betanken. Auch wenn die Akkulaufzeit von 20 Stunden im Übrigen für das Musikhören bei moderaten Lautstärken realistisch ist, sind bei Telefonaten maximal 10 Stunden drin.

Praxistest

Ergonomisch finde ich den Audio-Technica ATH-CC500BT2 weder schlechter noch besser, als die Pendants von Shokz, er sitzt merklich anders. So sind die Ohrbügel straffer und die Vibrationsflächen liegen merklich strammer an. Das ist beim Sport gar nicht übel, denn der Kopfhörer bewegt sich weniger. Allerdings kann schneller ein leichtes Druckgefühl entstehen. Hier wird also von eurer Kopf- und Ohrform abhängen, welche Kopfhörer euch besser gefallen.

Interessant sind auch die Zusatzfunktionen in der Begleit-App Audio-Technica Connect. Etwa könnt ihr einen sogenannten BGM-Modus aktivieren. Hier wird der Sound dann weniger dynamisch und wirkt „gestauchter“. Das liegt daran, dass dieser Modus speziell dafür gedacht ist, im Hintergrund zu agieren, während ihr euch auch andere Dinge anhört – z. B. ein Video. Auch einige Equalizer-Voreinstellungen gibt es in der App, etwa speziell für Sprache / Podcasts. Selbst manuell tätig werden, könnt ihr jedoch nicht.

In der App könnt ihr z. B. auch ein Feature aktivieren, was den Schallaustritt begrenzen soll, damit ihr z. B. die Lautstärke erhöhen könnt, ohne dass eure Umwelt alles mithören kann. Auch hier müsst ihr dann aber beim Klang Kompromisse hinnehmen, ähnlich wie im BGM-Modus. Dazu gesellt sich die Möglichkeit die Lautstärke zu verschieben, sodass etwa die rechte Seite lauter wird als die linke. Das kann für Menschen mit ungleichmäßigen Hörschwächen hilfreich sein. Hinter „Soundscape“ verbirgt sich wiederum die Option, euch mit weißem Rauschen berieseln zu lassen.

Klanglich empfinde ich die Audio-Technica ATH-CC500BT2 als den OpenRun Pro der ersten Generation recht ähnlich – mit noch etwas schwächeren Bässen, denn da ist Shokz weiter. Der Knorpelschall-Sound klingt für meine Ohren also dem Knochenschall extrem ähnlich. Wer also hier Vergleiche zu Open-Ear-Modellen mit Luftschall anstellen will, wie etwa den OpenFit, wird bei den ATH-CC500BT2 mit den Zähnen knirschen. Der Klang ist im Tieftonbereich sehr schwach auf der Brust und weist wenig Dynamik auf. Ein audiophiler Genuss kommt hier also nicht gerade zustande, ist aber auch realistisch gesehen nicht zu erwarten gewesen.

Gerade wer also gerne basslastige Musik beim Sport hört, sollte um die Audio-Technica ATH-CC500BT2 einen Bogen machen. Das gilt aber auch für Knochenschall-Modelle anderer Hersteller. Für Podcasts oder z. B. Acoustic-Musik sind die Kopfhörer eher geeignet. Auch das Telefonieren klappt gut und die sogenannte “ intelliGo-Geräuschunterdrückungstechnologie (AIVC )“ funktioniert gut. Hier wirbt Audio-Technica auch mit KI, zum Einsatz kommen aber wohl eher die gewohnten Algorithmen.

Mein Fazit zu den Audio-Technica ATH-CC500BT2

Die Audio-Technica ATH-CC500BT2 werden vom Hersteller dank ihres Knorpelschalls als Weltpremiere beworben, doch für euch dürfte mehr zählen, was an den Ohren ankommt – und das klingt 1:1 wie Knochenschall-Kopfhörer anderer Hersteller. So zeigen sich auch hier drastische Schwächen im Bassbereich. Dafür gefallen mir die Einstellungsmöglichkeiten in der Begleit-App gut, die etwa auch ermöglichen den Schall zu reduzieren, der eure Umwelt erreicht.

Dabei trägt sich dieses Modell aufgrund des engeren und strammeren Sitzes anders als die Pendants von Shokz. Das hat Vor- und Nachteile, denn beim Sport sitzen die ATH-CC500BT2, hier übrigens die offizielle Produktseite, stabiler, dafür entsteht leichter ein Druckgefühl. Jedes Ohr und jeder Kopf sind aber anders, hier gilt also: ausprobieren. Letzten Endes ist dieses Modell durchaus ein gelungener Einstieg in den Open-Ear-Bereich, der preislich und klanglich mit den Shokz OpenRun Pro der 1. Generation gleichauf liegt. Nun bleibt abzuwarten, ob Audio-Technica es auch noch wagen wird, die höherwertigen Flaggschiffe anzugreifen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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Ein Kommentar

  1. Christoph says:

    In der Corona-Krise bin ich surch ein Projekt auf https://www.indiegogo.com auf Knochenschall-Headsets aufmerksam geworden und habe mich an dem Projekt „Kaibo-Flex“ beteiligt.

    Da ich aber zu 100% im HomeOffice war und mein normales HeadSet nicht 8h tragen koonnte, habe ich mir auch spontan das Knochenschall-Headset von „Shokz“ besorgt und das war schon ein großer Forschritt zu dem normalen Headset. Musik und Video war solala.

    Als dann das „Kaibo Flex“ endlich kam, gab es zuerst keinen Fortschritt zum „Shokz“, aber nach einem Firmware-Update ging die Post ab. Nun sind neben Sprache auch Audio und Video sehr gut. Habe mittlereile zwei von den „Kaibo Flex“ (dienstlich und privat) und möchte sie nicht mehr missen. Nachteil: die „Kaibo Flex“ werden nur in Amaerika verkauft. Über Ebay.de sind aber immer Angebote erhältlich zu einem Preis um die €80,00 … und der Presi ist sehr gut.

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