Revopoint Miraco Plus im Test: Vielseitiger 3D-Scanner im Praxiseinsatz

In den letzten Wochen hatte ich die Gelegenheit, den Revopoint Miraco Plus 3D-Scanner intensiv zu testen. Für mich als 3D-Druck-Hobbyist war das natürlich eine großartige Gelegenheit, mit noch mehr Möglichkeiten zu experimentieren und mal nicht nur vorgefertigte Modelle zu drucken oder mit Müh‘ und Not eigene Lösungen zu basteln. Stattdessen lassen sich „Problemobjekte“ und mehr so detailliert einscannen und damit dann im Anschluss Modelle direkt an der Quelle entwerfen, etc.

Erster Eindruck und Lieferumfang

Das Gerät kam sicher und ansprechend verpackt an. Beim Auspacken fiel sofort die hochwertige Verarbeitung des Scanners auf. Er liegt gut in der Hand, ein wenig wie eine breitere Spiegelreflexkamera, die verwendeten Materialien wirken robust. Ein großer Pluspunkt ist das integrierte 6-Zoll-AMOLED-Touchdisplay. Es ermöglicht eine intuitive Bedienung direkt am Gerät und erlaubt es, die Scanergebnisse direkt im Anschluss zu überprüfen und sogar vor Ort zu bearbeiten. Dies ist ein erheblicher Vorteil gegenüber Scannern, die zwingend einen externen Computer benötigen.

Der Lieferumfang des Miraco Plus ist umfangreich und lässt kaum Wünsche offen. Neben dem Scanner selbst finden sich im Paket unter anderem verschiedene Kabel, Kalibrierungszubehör, eine Tragetasche und ein Photogrammetrie-Kit in einem Metallkoffer, was für größere Scanobjekte, wie zum Beispiel Autos, Tischen und mehr zum Einsatz kommt.

Technische Daten und Scanmodi

Der Miraco Plus zeichnet sich durch seine Flexibilität aus. Er bietet verschiedene Scanmodi, die es ermöglichen, Objekte unterschiedlicher Größe und Komplexität zu erfassen. Das Gerät nutzt eine Kombination aus Tiefenkameras und strukturierter Lichtprojektion, um präzise 3D-Modelle zu erstellen. Die angegebene Scan-Genauigkeit liegt bei bis zu 0,05 mm, die Präzision sogar bei 0,02 mm. Diese Werte sind beeindruckend und deuten auf eine hohe Detailgenauigkeit hin.

Besonders hervorzuheben ist die Fähigkeit des Scanners, sowohl im Nahbereich (ab ca. 10 cm) als auch aus größerer Entfernung (bis zu 1 Meter) zu arbeiten. Dies macht ihn zu einem vielseitigen Werkzeug für unterschiedlichste Anwendungen. So lassen sich sowohl kleine Objekte mit feinen Details als auch größere Objekte oder sogar ganze Räume erfassen.

Die Scan-Software: Revo Scan

Die zum Scanner gehörende Software Revo Scan spielt eine zentrale Rolle im Scanprozess. Sie dient nicht nur zur Steuerung des Scanners, sondern auch zur Bearbeitung und Weiterverarbeitung der erfassten Daten. Die Software bietet eine Vielzahl von Funktionen, darunter die automatische Ausrichtung und Zusammenführung mehrerer Scans, die Entfernung von Rauschen und die Erstellung von 3D-Modellen in verschiedenen Formaten.

Die Bedienung von Revo Scan ist weitgehend intuitiv, erfordert aber dennoch eine gewisse Einarbeitungszeit. Insbesondere die fortgeschrittenen Funktionen zur Bearbeitung der Scanergebnisse erfordern etwas Übung. Hier wäre eine detailliertere Dokumentation wünschenswert. Als 3D-Druck-affiner Nutzer haperte es mir aber nun natürlich nicht am eindringlichen Interesse, mich mit den einzelnen Funktionen des Scanners auseinanderzusetzen. Nach und nach lernt man beispielsweise, bei was für Objekten man lieber mit den einzelnen Klebe-/Magnetmarkern arbeiten sollte, um vernünftige Ergebnisse zu erhalten. Allerdings war einer der ersten Scans hier beispielsweise eine Büste von meinem Sohn, was selbst ohne viel Vorerfahrung erstaunlich gut und selbsterklärend funktionierte.

Löcher im Scan lassen sich nachträglich erkennen und stopfen.

In der Software lässt sich sowohl am Gerät als auch später in Revo Scan genauer nachbearbeiten. So wurden ein paar kleinere Bereiche nicht erfasst, was mit meiner nicht vorhandenen Erfahrung in dem Bereich zu begründen sein dürfte. Diese „Löcher“ lassen sich aber simpel markieren und automatisiert füllen, sodass am Ende dann auch ein wirklich ein vollständiges Modell zustande kommt. Und für einen ersten Anlauf finde ich das Ergebnis hier dann doch schon sehr gelungen:

Der Scanprozess in der Praxis

In der Praxis zeigte sich der Miraco Plus nicht nur als ein leistungsfähiger, sondern auch als ein benutzerfreundlicher Scanner. Die Einrichtung ist unkompliziert und zumindest der einfache Scanprozess (ohne Photogrammetrisches Kit) selbst geht zügig vonstatten. Das integrierte Display ermöglicht eine gute Kontrolle über den Scanfortschritt und die sofortige Überprüfung der Ergebnisse.

Besonders beeindruckend ist die Detailgenauigkeit des Scanners. Selbst feine Strukturen und komplexe Geometrien werden präzise erfasst. Dies gilt sowohl für kleine als auch für größere Objekte. Allerdings zeigte sich, dass die Umgebungsbedingungen einen erheblichen Einfluss auf die Scanqualität haben. Eine gute und gleichmäßige Beleuchtung ist entscheidend für optimale Ergebnisse. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen kann es zu Artefakten und Ungenauigkeiten kommen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Stabilität des Objekts während des Scans. Bewegungen oder Vibrationen können zu Verzerrungen im 3D-Modell führen. Daher ist es ratsam, das Objekt möglichst ruhig zu positionieren oder gegebenenfalls zu fixieren. Je nach Objektgröße kann man hier den mitgelieferten Drehteller verwenden oder auch das Ministativ. Letzteres habe ich allerdings schnell durch mein kleines Manfrotto-Stativ ersetzt, da das Kugelgelenk vom mitgelieferten schon hart mit dem Gewicht des Scanners zu tun hat.

Die Scans lassen sich in Drittanbieter-Software (hier der Bambu Slicer) übertragen, weiter bearbeiten oder eben drucken

Spiegelnde, tiefschwarze oder glänzende Objekte müssen außerdem mit Scan-Spray, Pulver, den Markern oder ähnlichen behandelt werden, da der Scanner hier ansonsten Probleme mit der Erkennung bekommt. Bei der einen oder anderen Fläche mag das nicht stören, da man in der Nachbearbeitung dann das entstandene Loch manuell schließen kann. Aber das funktioniert freilich nicht mit allen Strukturen und Formen.

Wollt ihr dann allerdings mal abseits der handlichen Objekte etwas scannen, beispielsweise Möbel, Fahrzeuge oder ähnliches, dann ist es schnell vorbei mit „mal eben“. Revopoint liefert hier das sogenannte „Photogrammetric Kit“ mit, eine Sammlung von kodierten Klebe- und Magnet-Targets nebst vier Skalierleisten und reflektierenden Klebepunkten. Kurz überschlagen wird einmalig ein QR-Code im Koffer gescannt, um das Kit mit dem Scanner zu verheiraten. Anschließend platziert man Targets und die Marker-Klebepunkte in bestimmten Abständen auf dem Zielobjekt, zudem müssen je nach Scanvariante auch mindestens zwei der Skalierleisten hinzugefügt werden. Das aber jeweils nicht parallel zueinander, sondern eher verwinkelt. Zudem ist darauf zu achen, dass bei den anschließenden (mindestens 30) Fotos auch immer eine feste Mindestanzahl an Markern im Bild ist.

Ihr seht also, dass das alles dann schon gar nicht mehr so einfach ist und durchaus Aufwand bedeutet. Für wirklich große und vor allem gute Scans sollte man das aber auch in Kauf nehmen. Zudem gibt Revopoint sehr gute Tutorials mit, welche bei den Prozessen helfen. Hier im nachfolgenden Video ist anschaulich und umfangreich erklärt, wie das System genau funktioniert und wie man zu besten Ergebnissen kommen kann. Kleiner Tipp: Erspart euch den Ton und bleibt lieber beim Ablesen der Untertitel:

Meine Kritikpunkte:

  • Software Revo Scan: Obwohl die Software viele Funktionen bietet, erfordert sie eine gewisse Einarbeitungszeit und könnte in einigen Bereichen intuitiver gestaltet sein.
  • Empfindlichkeit gegenüber Lichtverhältnissen: Die Scanqualität ist stark von den Umgebungsbedingungen abhängig.
  • Preis: Der Miraco Plus ist mit knapp 2000 Euro absolut kein günstiger Scanner. Da bietet das Unternehmen aber auch günstigere Modelle an, wie beispielsweise den MetroX, den POP 3 Plus und weitere – alle mit ihren jeweils eigenen Vor- und Nachteilen.

Fazit

Der Revopoint Miraco Plus ist ein leistungsstarker und vielseitiger 3D-Scanner, der sowohl für Hobbyanwender als auch für professionelle Anwendungen geeignet ist. Er überzeugt durch eine hohe Scan-Genauigkeit, flexible Scanmodi und eine intuitive Bedienung. Nicht nur der umfangreiche Lieferumfang, auch das integrierte Touchdisplay überzeugen zudem sehr. Man muss sich allerdings schon sehr mit dem Gerät und seinen Features auseinandersetzen, um am Ende wirklich überzeugende Druckergebnisse zu erhalten. Von einer steilen Lernkurve würde ich hier aber dennoch nicht sprechen.

Obwohl die Software Revo Scan in einigen Bereichen noch Verbesserungspotenzial bietet und die Scanqualität von den Umgebungsbedingungen abhängt, überwiegen die positiven Aspekte doch mehr. Wer einen präzisen und mobilen 3D-Scanner sucht und bereit ist, den entsprechenden Preis zu investieren, sollte den Miraco Plus in Betracht ziehen. Für den kleineren Geldbeutel gibt es aber auch reichlich Auswahl. Der Miraco Plus ist hier aktuell natürlich das Nonplusultra, das für viele Normalanwender vermutlich doch etwas zu viel des Guten ist.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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