Astroturfing: Microsoft wirft Google Schmutzkampagne vor

Es ist nicht ungewöhnlich, dass große Tech-Konzerne in einem harten Wettbewerb stehen. Doch manchmal überschreiten die Maßnahmen die Grenzen des Fair Play. So angeblich geschehen in einem aktuellen Fall, in dem Google sich zahlreicher fragwürdiger Methoden bedient haben soll, um Microsoft in der öffentlichen Wahrnehmung zu schaden. Microsoft berichtet, dass Google eine Astroturfing-Organisation gegründet hat, um Microsoft bei Wettbewerbsbehörden und politischen Entscheidungsträgern zu diskreditieren. Astroturfing bezeichnet die Täuschung der Öffentlichkeit durch Vortäuschung einer unabhängigen Meinungsäußerung. Tatsächlich werden solche Kampagnen jedoch von Dritten gesteuert und finanziert.

In diesem Fall habe Google eine Lobbying- und Kommunikationsagentur beauftragt, die Organisation zu gründen und zu betreiben. Mehrere kleine europäische Cloud-Anbieter wurden angeworben, um als öffentliches Gesicht der Organisation zu fungieren. Google selbst tritt dabei in den Hintergrund, um seine Beteiligung zu verschleiern. Google betreibt aber nicht nur Astroturfing, sondern verbreitet auch direkt oder über bezahlte Kommentatoren irreführende Informationen über Microsoft. Das Ziel dieser Kampagne sei es, von den zahlreichen Kartellrechtsverfahren gegen Google abzulenken und die Wettbewerbslandschaft zugunsten von Google Cloud zu beeinflussen. Es bleibt abzuwarten, ob Googles Kampagne erfolgreich sein wird. Fest steht jedoch, dass solche Methoden dem Wettbewerb und der Innovation schaden.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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25 Kommentare

  1. Turf the Surf says:

    Wie gut das Microsoft über allen Zweifel erhaben ist..

  2. Haha, als ob es eine bezahlte Schmutzkampagne bräuchte, um Microsofts kundenverachtendes Verhalten und Cloud-Verkacken aufzudecken. m(

  3. Um genau zu sein, bezeichnet „Astroturfing“ die Vortäuschung einer „Grassroots“-Kampagne.
    Grassroots-Kampagnen sind aus der Mitte der Gesellschaft, natürlich, entstehende Kampagnen für oder gegen ein Thema.
    Astroturfing ist die künstliche Fabrikation einer solchen Kampagne, bspw. bezahlte Proteste für oder gegen ein Thema.

    „Astroturf“ ist ein Kunstrasen. Da liegt auch das Wortspiel. Eine künstliche „Graswurzel“-Bewegung nennt man deshalb „Astroturf“.

    • Super, vielen Dank für diese Erläuterung!
      Ich habe etwas dazugelernt.

      @topic: Möglicherweise hat Google sowas gemacht und das gehört dann abgemahnt, ok.
      Aber es bedarf wirklich keiner Kampagne, um zu erkennen, was Microsoft mit seinen Produkten abliefert, insbesondere mit Updates die großflächig Probleme verursachen oder Fehlkonfigurationen und Root-Zertifikatverlust in der Cloud. Dazu reicht das Lesen von IT-(Security-) News

  4. Don’t be evil…

  5. Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass sich jedes hochdotierte Tech-Unternehmen des Astroturfings, das in vielen verschiedenen Formen daherkommt, bedient. Manche mehr, manche weniger. Je nachdem, wie es mit dem moralischen Gewissen gerade bestellt ist. Durch das Outsourcen der Aufgaben zur Manipulation der öffentlichen Meinung an Dritte mit einer gewissen Rückabsicherung der Verdeckung des Initiators bewegen sich all diese Unternehmen in einer rechtlichen Grauzone, die es ihnen erlaubt, leichtgläubige Menschen im Internet um den Finger zu wickeln und in die Irre zu führen, ohne dass ihnen etwas nachgewiesen werden kann.

    Gekaufte Bewertungen, gefälschte überschwängliche oder unehrliche Reviews und Kommentare, Fake-Accounts und professionelle Shills; dies sind die großen Errungenschaften des digitalen 21. Jahrhunderts, die die Manipulatoren nicht mehr missen möchten. Und was soll ich sagen? Es funktioniert einwandfrei. Die grottigsten Videospiele talentfreier Entwickler und korrupter Publisher verkaufen sich wie warme Semmeln, Software- und Hardwarefehler werden unter den Tisch gekehrt oder kleingeredet, während für die nächste Version schon einmal der Hype-Generator angeworfen wird, damit auch niemand es wagt, die ständigen Honeymoon-Phasen zu entzaubern.

    Und damit einher geht dann natürlich auch die sogenannte Enshittification. Kein Wunder, die Produkte sollen immer schneller veröffentlicht werden und immer mehr Geld einbringen. Die Qualität ist zweitrangig.

    Das sind alles Mechanismen, an die wir uns langsam gewöhnen müssen. Denn machen wir uns nichts vor: daran wird sich so schnell nichts mehr ändern.

    • Ich gebe Dir bei allem Recht, nur hast Du vergessen, dass dies alles nichts Neues ist, Beispiel gefällig? Die „Konzern-Medien“ ganz allgemein. Schau Dir einfach mal bei der KEK die Mediendatenbank an und such dort mal nach z.B. Bertelsmann.

      Mehr als 220 Medien-Unternehmen: dutzende TV-Sender (RTL Group etc.), dutzende Radio-Sender, dutzende Printmedien, von Spiegel bis zum Manager Magazin.

      Und wenn man dann weiss, dass Bertelsmann auch dick im Bildungsbereich & Gesundheitssektor investiert ist, dann werden einem auch manche „Nachrichten“, die dort „verkauft“ werden, etwas klarer. Es wird einem klar, warum in eine gewisse Richtung berichtet wird und warum was unterschlagen wird.

      Am „Lustigsten“ ist es wenn dann auf RTL oder im Spiegel die neueste Bertelsmann-Studie besprochen wird ohne den Menschen mitzuteilen, dass hier ein krasser Interessenkonflikt vorliegt… dann bekommt man zu hören, dass „es ganz toll ist, ganz viele Kliniken zu schliessen“ oder dass „Digitalplatformen ganz toll im Unterricht sind“ obwohl andere Studien zu ganz anderen Ergebnissen kommen. Naja, wenn man natürlich in Praxiszentren und digitalen Bildungsplattformen investiert ist, dann ist das sicherlich toll. Für den Bürger? Not so much…

  6. Ich finde es schon sehr zynisch, im Zusammenhang von Big Tech von „Fair Play“ zu reden. Gewissenlose Firmen, denen wirklich jeder Anstand fehlt, die jedes juristische Loophole ausnutzen, ohne mit der Wimper zu zucken.

    Dass diese Firmen überhaupt erst so groß und übermächtig geworden sind, ist ein Systemfehler, der vor allem in jahrzehntelang verschleppter Regulierung begründet liegt.

    Wenn Microsoft jetzt also öffentlich rumjammert („Google is running „shadow campaigns“ to discredit the software giant with regulators in Europe.“), dann kann das nur bedeuten, dass Googles (wie auch immer geartete) Maßnahmen Wirkung zeigen!

    Ich kann das nur begrüßen. Wenn solchen Konzernen anders nicht mehr beizukommen ist, dann sollen sie sich bitte selbst zerfleischen.

    Daher meine Bitte an Microsoft: Zeigt den Regulatoren endlich euer wahres Gesicht! Schlagt zurück! Lasst euch sowas nicht gefallen!

  7. Ach Microsoft, die Firma deren Vertrieb solche Vorgehensweisen absolut perfektioniert hat? Wo man bei einer Software-Evaluierung ein Problem mit dem MS-Produkt entdeckt und nach der Rückmeldung nicht versucht wird, das Problem auf technischer Ebene zu lösen, sondern auf allen Ebenen das mittlere und gehobene Management zu beeinflussen versucht, den Projektleiter dazu zu bewegen über technische Unzulänglichkeiten hinwegzusehen?
    Da beschwert sich ja der richtige.

  8. Jemand anders kann Microsoft mehr Schaden als Microsoft selber?
    Das sind ja wilde Behauptungen! xD

  9. Danke für den Lacher meine Tages. xD
    Auch wenn es absolut wahr ist.
    Herrlich

  10. Wäre es in Bezug auf Kartellrechtsverfahren gegen Google nicht sinnvoller, MS als gute und starke Konkurrenz darzustellen, um Argumente gegen ein Google Monopol/Kartell zu haben?

  11. Erinnert sich noch einer an das Limux Projekt in München und was Microsoft aufgefahren hat um zu verhindern das es Schule macht?

    Oder das einstampfen jeglicher Qualitätssicherung, entsorgen der Security da MS Produkte ja Alternativlos sind, Cloudzwang durch Abschaffung von On Premise, MS Accountzwang in Windows etc.
    Keiner der Big Tech Unternehmen ist ein „Opfer“. Das Recht und Propaganda sind auch nur ein weiteres Marketinginstrument.

    • Absolut richtig! Microsoft hat ja sogar seine Deutschland-Zentrale direkt neben die CSU-Parteizentrale gepflanzt und heute teilen sich beide sogar die Parkplätze 😉

      Ich kenne sogar Werbe-Aktionen (von Google und auch MS), welche auf das Europaviertel in Brüssel beschränkt waren: z.B. Plakatwerbung speziell für die EU-Parlamentarier, die sich dort rumtreiben, um denen in den Kopf zu hämmern, dass Google Chrome der Browser für offene Standards ist und so weiter – es ging damals um Monopol-Vorwürfe zum Bundling Chrome+Android etc.

  12. Karma is a bitch.

    War halt doch keine so gute Idee, die Konkurrenz als „Krebsgeschwür“ zu brandmarken 😉

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