Klarna will seine Belegschaft dank KI um die Hälfte reduzieren

Klarna ist eines der wenigen Unternehmen, das offen eingesteht, künstliche Intelligenz zu nutzen, um Arbeitsplätze zu streichen. Üblicherweise sind die Firmen da vorsichtiger und sprechen eher davon, dass KI die Arbeit der Belegschaft effizienter mache. Der CEO von Klarna, Sebastian Siemiatkowski, hat hingegen angegeben, das Ziel sei es, dank KI die Belegschaft in etwa zu halbieren.

Sollte euch Klarna gar nichts sagen: Das Unternehmen ist ein Zahlungsanbieter aus Schweden, der in vielen Online-Shops zu finden ist. Ich meide den Dienst, da ich damit keine guten Erfahrungen gemacht habe, aber das wird mancher anders sehen. Jedenfalls sieht es derzeit noch so aus, dass Klarna Verluste schreibt. Da man aber bald an die Börse gehen möchte, ist man stark hinterher, in die Gewinnzone zu gelangen.

Das will man eben auch durch eine Reduzierung der Belegschaft erreichen. 2023 hatte man bereits die Anzahl der Mitarbeiter von 5.000 auf 3.800 reduziert. Siemiatkowski hat gegenüber der Financial Times bestätigt, dass er hoffe, innerhalb der nächsten Jahre auf rund 2.000 Angestellte zu reduzieren. So wolle man Aufgaben wie den Kundenservice und Teile des Marketings an künstliche Intelligenz übertragen.

Klarna stellt bereits kaum noch ein

Als Teil seiner Einstellungspolitik heuert man eigentlich nur noch Ingenieure / Informatiker neu an, alles andere hat man schon eingefroren. Siemiatkowski hat dabei kein schlechtes Gewissen, Stellen zu streichen und ist in Europa einer der größten Verfechter der KI-Revolution. Er argumentiert, es sei Aufgabe der Regierungen, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, nicht die der Unternehmen.

Im Übrigen war Klarna bereits von 2005 bis 2019 stets profitabel, rutschte dann aber durch seine Expansion in den USA ins Verlustgeschäft ab. Inzwischen sieht man sich wieder auf einem guten Weg zu Gewinnen. Der Chef argumentiert dabei, es sei für Klarna sinnvoller, viel Geld für einige, wenige hoch qualifizierte Mitarbeiter zu investieren, etwa KI-Experten, als eine große Belegschaft zu beschäftigen. Da zahle er lieber überdurchschnittlich hohe Gehälter pro Mitarbeiter, statt die Mittel zu streuen, wenn es quasi auch KI für viele Aufgaben tue.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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22 Kommentare

  1. Den Kundendienst via KI abwickeln ist ne geniale Idee!

    Ich durfte neulich schon den KI-geführten Chat von DHL „genießen“. Da ist so viel Intelligenz im Spiel, dass Eliza aus den 80er Jahren intelligentere Fragen gestellt hat. Ähnliches neulich beim Telefon-(Nicht)-Support von Payback.

    Das kann alles nur super werden! Wie gerade immer Unternehmen, die Dienstleistungen für Menschen anbieten wollen, es den Menschen immer schwerer und komplizierter machen müssen, erschließt sich mir nicht.

  2. Bei dem Geschäftsmodell kein Wunder. Im Grunde wiederholt sich die Geschichte der Filialbanken.
    Die Leute brauchen banking, keine Banken oder Bankmitarbeiter.

    Es gibt natürlich aber auch Dienstleistungen bei denen menschlicher Kontakt von den Kunden ausdrücklich erwünscht wird und dann sollte man sein Geschäftsmodell nicht ruinieren indem man austauschbar wird.
    Denn das ist das was Unternehmen wirklich unterscheidet, die guten Mitarbeiter. Gebäude, Namen, globale Lieferketten – alles austauschbar. Und Services eines KI Cloud-Anbieters kann auch jeder bestellen.

    Das ist definitiv kein Erfolgsmodell für alle Unternehmen.

  3. Solche Nachrichten werden in den kommenden Jahren öfter auftauchen, um so besser K.I. (vorallem auch in Verbindung mit Automation bzw. Robotik) wird desto mehr kann Sie den Menschen als Arbeitskraft ersetzten. Das sind halt die Tücken einer kapitalistischen Welt – Umsatz bzw. Gewinn ist King. Und der Mensch stört hier nunmal weil er ein unberechenbarer Faktor ist. Sei es durch Urlaub, fehlende Motivation, mangelnde Qualifikation, Krankheit oder Streik etc. Daher glaube ich wird uns alles bzgl. der Diskussion (andere würden vllt. auch Panikmache sagen) wegen Demografischer Wandel, Fachkräftemangel etc. (in vielen, natürlich nicht allen Bereich) in den kommenden Jahrzehnten eher auf die Füße fallen.

    • Die „Tücken“? Verstehe immer die Angst vor den „geklauten“ Jobs nicht. Wir haben in quasi sämtlichen Bereichen zig offene Stellen. Auch in Bereichen, wo die KI zukünftig diese offene Stellen ersetzen kann, aber auch in vielen Bereichen, wo eine KI nichts macht. Jobs für Menschen. Ansonsten entstehen durch KI am Ende auch wieder „höherwertigere“ Jobs für Menschen…
      Zumal KI einen Vorteil hat – gerade im Kundenservice: Nämlich im den gleichen Service der nicht abhängig von der Tagesform ist bzw. von der Person, die du am Ende am anderen Ende hast.

      Ich glaube viele von uns würden es begrüßen, wenn KI bspw. Anträge bearbeiten könnte oder zumindest soweit bearbeiten könnte, dass am Ende nur noch ein Mensch alles abnickt ;D

  4. Thomas Mueller says:

    Vielleicht denken die Kunden ja genauso? 🙂

  5. Klasse, endlich besserer Kundenservice. Potentielle Fehler, die Menschen vielleicht machen, fallen so weg. Keine schwammigen Aussagen mehr. Kein Raum für Interpretationen. Verlässlichkeit auf allen Ebenen.

    • Nach deinem Text hast du den „Ironie aus“ Hinweis vergessen…

      • Nein, er hat recht. Auch wenn das viele nicht hören möchten. Das ist besser, wenn es richtig gemacht wird. Ist halt die nächste stufe. Aber es sind halt Stumpfe Tätigkeiten die da gemacht werden. Wenn das wegfällt dann haben die Leute mehr Zeit für Jobs wo wirklich Menschen arbeiten sollten, Kinderbetreuung, Pflege, ect. Keiner sieht diese Jobs als erhaltenswert an. Es muss halt der Rahmen geschaffen werden das das Geld was so verdient wird genutzt wird um das andere zu finanzieren.

  6. Sofort eine KI Steuer erheben, damit das unattraktiv wird.
    Der Mensch wird immer mehr ausgesondert, speziell die einfach qualifizierten Angestellten leiden darunter.

    • Was Besseres fällt dir nicht ein?

      • Hallo Chris, Chili hat ganz recht: wenn eine Maschine einen Menschen als Arbeitskraft ersetzt muß sie die Gemeinschaftsabgaben, die bisllang vom Lohn des menschlichen Beschäftigten abgezweigt wurden, eben übernehmen.
        Keine neue Forderung, hieß früher plakativ „Maschinensteuer“.
        Der Unternehmer der Maschinen statt Menschen einsetzt hat ja einiges an Vorteilen: maschinen können 24/7 arbeiten, werden nicht krank, streiken nicht und bekommen keine Kinder.
        Das sind für den Unternehmer geldwerte Vorteile und ein Teil davon muß für die Gesellschaft als Ersatz für entgangene Lohnsteuern und Sozialabgaben eben abgeschöpft werden.
        Stimmiges Konzept.
        Und wenn Du jetzt mit dem Argument „internationaler handel“ kommst – ganz einfach : Waren aus dem Ausland werden mit den gleichen Abgaben beaufschlagt – denn warum sollen sie nicht zur Deckung der Steuereinnahmen und Sozialkosten hier im Land mit beitragen?
        so bezahllt dann der arbeiter oder Roboter in China eben den Anteil an Steueraufkommen und sozialkosten, die er hier vermeiden hilft doch .

    • Die Leiden jetzt bei diesen Tätigkeiten, die sollen Kinder im Schwimmen trainieren oder mit Rentnern spazieren gehen, ect.

  7. Klarna nutze ich eigentlich nur, wenn ich etwas auf Rechnung kaufe und dies nur über diesen Anbieter funktioniert.

  8. Von mir aus könnte sich Klarna komplett selbst weg reduzieren.

  9. Ich bin sehr gespannt, ob die Problemlösungskompetenz bei Klarna damit steigt. Nach meiner Erfahrung konnten bisher menschlichen Mitarbeiter nicht helfen, wenn es ein Problem gab. Wenn die KI das dann kann, umso besser. Ich befürchte aber eher, dass es wie bei Revolut laufen wird: Wenn’s ein Problem gibt, hat man Pech gehabt.

  10. alles kostensparend optimiert. Das einzige was jetzt noch stört, sind die Kund*innen

  11. Das wird nicht schlechter laufen als jetzt schon. Egal ob Klarna, oder sonstige Unternehmen mit Callcenter. Man muss froh sein, wenn man sich gegenseitig versteht am Telefon…sprachlich. Inhaltlich verstanden zu werden ist dann die zweite fast noch größere Hürde. Fast nur noch vorgefertigte Satzbausteine, die einem da entgegen geworden werden, und das am Telefon! Die KI-Helferlein mit all ihren sympathischen Namen sind genauso Schrott, aber traurigerweise nicht schlechter!

  12. Einmal Klarna benutzt, massiv schlechte Erfahrungen mit deren Hilfe, FAQ und Chatbot gemacht, nach zwei Anrufen bei der menschlichen Hotline haben sie endlich eine andere Zahlungsmethode als Sofortüberweisung akzeptiert. Die Einschränkung auf Sofortüberweisung war interessanterweise erst nach dem Kauf vorhanden, vorher waren auch andere Zahlungsmöglichkeiten aufgelistet. Keine Ahnung ob das bei Klarna Methode ist, um über die hinterlegten Zugangsdaten bei Sofortüberweisung die Kontoumsätze der Kunden auszulesen. Sehr unsympatischer Laden für mich, ich meide die seitdem wie die Pest.

  13. Unternehmen und deren Geschäftsmodelle, bei denen die Kunden ständig Hilfe und Support überhaupt erst benötigen, sind das eigentliche Problem.
    Mit Klarna kauft man Sachen auf Rechnung – einmal abgeschlossen sollte das doch laufen? Wozu tausende Mitarbeiter?

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