Halide: Kamera-App führt neuen RAW-Aufnahmemodus „Process Zero“ ein

Wer ein iPhone besitzt und sich für Fotografie interessiert, ist sicherlich schon auf die Kamera-App Halide gestoßen. Die war auch hier im Blog schon mehrfach Thema. Inzwischen führt man einen neuen Modus ein, der auf jegliche KI- und Computational-Eingriffe pfeift und so für natürlichere Aufnahmen sorgen kann. Man nennt das ganze „Process Zero“. Die Funktion ist Teil der App-Version Halide 2.15.

Process Zero überspringt also die übliche Bildverarbeitungskette. Dadurch können Bilder mit mehr Details das Ergebnis sein, die zudem dem Fotografen mehr Kontrolle geben – sowohl beim Knipsen an sich als auch bei der Nachbearbeitung. Man betont, dass es sich nicht um einen einfachen Filter handele. Stattdessen werde eben die RAW-Datei mit den puren Sensordaten erstellt. Verfügbar ist das Ganze auf allen iPhones, welche kompatibel zu Halide sind und mindestens iOS 17 verwenden.

Das obige Beispielbild zeigt euch, dass bei dunklen Aufnahmen durch Process Zero Zero zwar mehr Rauschen zu sehen sein mag, gleichzeitig aber auch deutlich mehr Details verbleiben. Kann also in einigen Szenarien eine tolle Wahlmöglichkeit sein. Dabei verschmilzt Process Zero im Übrigen, anders als andere Methoden zur Bildaufnahme, keine Bilder miteinander. Es wird wirklich ein Einzelbild gemacht und nicht angetastet.

Process Zero hat auch Nachteile

Ihr ahnt es, Process Zero hat auch Nachteile. Da eben nicht mehrere kurz nacheinander aufgenommene Bilder miteinander verbunden werden, müsst ihr etwa mehr auf die Belichtung achten. Sonst werdet ihr schnell die falschen Bildbereiche zu stark oder zu wenig belichtet sehen. Auch weist Halide darauf hin, dass ihr das Pixel-Binning nicht umgehen könnt. Das Ergebnis sind also immer einzelne 12-Megapixel-Fotos an den neuesten iPhones.

Die Ergebnisse werden zudem denen ungewöhnlich erscheinen, die den stark verarbeiteten Look aktueller Smartphone-Kameras gewohnt sind. Die via Process Zero geknipsten Bilder werden immer mit weniger Sättigung, weniger Schärfe und mehr Rauschen vorliegen. Daran muss man sich gewöhnen. Dafür ergibt sich mehr Spielraum zur Nachbearbeitung. Finde ich persönlich klasse.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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6 Kommentare

  1. Und wenn ich das auf deren Blog richtig gelesen habe, werden sie den Preis für das Abo nächste Woche anheben.

    • Naja, dafür wirst Du nicht extra zur Kasse gebeten wenn Du den Vorgänger bereits gekauft hast. Coole Sache. Sollte man ebenfalls erwähnen.

      „If subscriptions aren’t your thing, that’s cool. We’re continuing to offer a one-time-purchase option for $60. While it’s technically a one-time purchase for Mark II, we’ve decided to include Mark III, too.“

      • Ja, die machen das schon fair und pflegen und entwickeln die App auch einfach sehr gut weiter. Ob man Abo nun mag oder nicht, hier macht das schon Sinn, weil sich Technik und Prozesse ja immer wieder ändern bei Apple und das angepasst oder optimiert werden muss.

        Hab persönlich aber ehrlich gesagt keine guten Ergebnisse mit Halide, Spectre und Kino erzielen können. Gerade Kino für Video von den Halide-Machern hat mich komplett enttäuscht. Aber ich mag grundsätzlich, wie durchdacht diese Apps alle angelegt sind.

  2. Theoretisch eine faszinierende App, vielleicht sogar die Beste ihrer Art. Aber sie vernichtet auch die Sorglosigkeit der iPhone-Fotografie.

    Ich kaufte viele Jahre lang unzählige Kameras, Objektive und litt an GAS, bevor ich damals alles zu Gunsten des iPhone 12 aufgab. Herrlich befreiend! Und die wenigen Nachteile des iPhones habe ich längst akzeptiert. Deshalb wären Apps wie Halide für mich ein klarer Rückschritt gegenüber der hervorragend strukturierten und reduzierten Kamera-App von Apple.

    • Ich weiß was du meinst. Habe mit dem iPhone 12 auch die kleine Kompaktkamera aufgegeben (und den eBook Reader, da mich dort erstmals das Display nicht mehr störte beim lesen, aber anderes Thema). Dann jedoch wieder gemerkt, wie viel das iPhone falsch macht.

      Gerade dieses zwangs HDR, dann die künstliche Zusammenfügung, sodass gar kein realistisches Bild entsteht und wenn du dann eben doch mal wieder mit echtem Glas fotografierst merkst du, wie krass der Unterschied einfach ist. Jetzt ignorieren wir mal die Tiefenschärfe, die alle so toll finden, aber allein das Bild in seiner ganzen Erscheinung. Und immer diese künstliche Belichtung und KI-Mechanismen, die vor allem bei Wasser oder dem Himmel anspringen und einem jedes Bild unrealistisch erscheinen lassen. Ich mag das gar nicht mehr.

      Stattdessen bin ich dazu übergegangen, weniger, dafür sehr gezielte Fotos zu machen. Statt alles zu knipsen, fotografiere ich wieder. Mache manchmal nur ein Bild, behalte es dann aber auch voller Stolz und drucke es vielleicht sogar aus. Bei mir war es also, nach anfänglicher Begeisterung, genau andersherum. Ich habe wieder massiv in Objektive investiert, weil DAS für mich Fotos sind und nicht DAS, was das iPhone aus einer Szene macht. Mag es aber ohnehin, wenn das Bild out of Cam gut ist und nicht erst drei Runden Lightroom braucht, um gut auszusehen, nur eben dann auch nicht mehr so, wie es vor Ort eigentlich gewesen ist.

      • Das iPhone ist schon toll, weil man es immer dabei hat, aber selbst mit meiner ältesten Sony RX100 I kann es nicht mithalten. Allein die Details im Hintergrund. Für ein WhatsApp-Status-Bild natürlich egal…

        Apropos HDR: Bei meinen letzten Wanderungen habe ich standardmäßig immer Belichtungsreihen gemacht und diese dann einfach bei Google Photos hochgeladen. Nach ein paar Minuten ist dort auch ein Bild mit HDR rausgefallen. Und da habe ich dann viel mehr Kontrolle als beim Herumspielen mit HDR auf dem iPhone.

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