30 Jahre MP3: Die Revolution der digitalen Musikwelt


Heute vor genau 30 Jahren wurde mit einer simplen E-Mail der Grundstein für eine digitale Revolution gelegt. Am 14. Juli 1995 erhielt die Dateiendung „.mp3“ am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen ihren Namen – und veränderte damit die Art und Weise, wie wir Musik hören, grundlegend.

Bildquelle: Fraunhofer IIS

Die Geschichte begann mit einer Vision von Prof. Dieter Seitzer, der Musik über normale Telefonleitungen übertragen wollte. Ein Team um Karlheinz Brandenburg, Harald Popp, Jürgen Herre und Bernhard Grill machte sich an die Umsetzung. Das Ergebnis war ein Kompressionsverfahren, das Audiodateien auf ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe reduzierte, ohne für das menschliche Ohr wahrnehmbare Qualitätsverluste.

Der technische Durchbruch gelang durch ein cleveres Verfahren: Die nicht hörbaren Signalanteile werden mit weniger Bits gespeichert, wodurch die Dateigröße drastisch schrumpft. Die Standardisierung erfolgte in den 90ern als „MPEG-1 Audio Layer-3“, woraus sich die bekannte Abkürzung MP3 ableitet.

Für das Fraunhofer IIS entwickelte sich die Technologie laut eigener Geschichte zum Millionenerfolg. Die Lizenzeinnahmen erreichten während der Patentlaufzeit einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Das Institut konnte dadurch wachsen und ist heute mit über 400 Mitarbeitern im Audio- und Medienbereich das größte Entwicklungszentrum für Audiotechnologien weltweit.

Die Zukunft der Audiocodierung liegt in der künstlichen Intelligenz. Am Fraunhofer IIS arbeitet man laut eigener Aussagen bereits an der fünften Codec-Generation, die Sprachsignale mit weniger als 3 kbit/s übertragen kann. Mit dem Sprachmodell „Teuken-7B“ hat das Institut zudem ein KI-System entwickelt, das in allen 24 EU-Amtssprachen funktioniert und europäische Datenschutzstandards erfüllt.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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27 Kommentare

  1. „Nur“ 30 Jahre, kommt mir (als alter Sack) tatsächlich viel länger vor, dass es .mp3 gibt.

    • Da schließe ich mich ungeniert an. Erst 30 Jahre? Ich könnte schwören, ich hab schon davor Musik auf dem Rechner gehortet.

      Glückwünsche zum 30ten gehen an das Fraunhofer IIS!
      Definitiv hat mich .mp3 bis in Mark geprägt und ich nutze es natürlich gerne weiterhin.

  2. Das waren Zeit….. Emule, limewire, napster, winamp.
    Erinnere ich mich gerne zurück.

  3. Für mich DIE ENtwicklung in der Computertechnik. Gleichzeitig auch Wegbereiter für viele weitere Kompressionsverfahren im Audio- und vor allem im Videobereich.

  4. Naturtalent says:

    Wissenswertes über Erlangen

  5. Freddie Flintstone says:

    Sind wir mal ehrlich: Eigentlich haben die Raub-Mord-Kopierer das alles erst zum Hit werden lassen. Denn „damals“™ kostete der Fraunhofer Encoder Geld. Gratis gab es da nichts. Und so wurde er gecrackt und weiterverbreitet. Es gab ein Konkurrenzprodukt. Leider fällt mir der Name nicht mehr ein. Deren Encoder war gratis erhältlich, setzte sich aber nicht durch. Es war schon zu spät. Und wie so oft versuchte Microsoft einen Fuß in die Tür zu bekommen mit dem WMA-Format. Vergebens. „Happy Birthday, MP3“.

  6. ich hab die MP3-Dudes in der Uni noch Live mitbekommen 🙂 der Prof. Gerhäuser, also dem Brandburg sein Chef von der Gruppe war damals schon ein GOAT und alleine seine Anekdoten während der Vorlesungen waren gigantisch. Das einzige mal in der Uni, wo mir eine Vorlesung nicht wie eine Vorlesung vorkam, sondern wie ein spannender Action Film <3 Ich habe einfach nur Liebe für diesen Lehrstuhl, die Leute dort usw übrig. Alleine wie angenehm man es Studenten machen kann im 1. Semester.
    Wir hatten am Montag um 18.00-20.00 und Freitag von 18.00-20.00 noch Vorlesung (was natürlich absolut scheisse war). aber der Prof. Gehäuser und der Lehrstuhl waren soo geil, dass sie Brötchen spendiert haben, d.h. als armer Student hat man sich quasi 2 Abendessen die Woche gespart was schon echt geil war. Und dann noch solche spannenden Geschichten eingewebt in den Lernstoff.
    Auch die Prüfung damals, Open Book, alles hat man mitnehmen dürfen. Und wenn man nicht ganz dumm war wusste man auch wenn ein LC Schwingkreis 2ter Ordnung drankommt, dass es nur 16 Möglichkeiten gibt und konnte sich entsprechend drauf vorbereiten und dann in der Prüfung abschreiben und 10 min sparen 😀 war tatsächlich dann auch eine Sehr Gute Note 😛 einfach nur Liebe fürs IIS und die Menschen dahinter. Richtig tolle Leute, absolut nicht abgehoben, richtig down to earth aber so weitdenkend.

    • Doppelherz says:

      Was Professoren für einen Unterschied machen können! Ich hatte so ziemlich alles. Der Mathematiker, der top in Verschlüsselungstechniken war, aber sich immer an meiner geschriebenen Zahl 4 gestört hat, und eine Dozentin, die einem die Geschichte der Toilette packend von der Antike bis Duschamp erzählen konnte. Allesamt aber liebenswürdig auf ihre eigene Art.

      • ohja. hatte schon im 1. Semester wie gesagt das Paradebeispiel wie hier genannt, das nichts toppen kann. und dann das komplette Arschloch der in Digitaltechnik dann aus einem BUCH (BUCH! – das war schon in den 2010ern) vorgelesen hat in der Vorlesung. Nachdem er dann 8x die Tafel vollgekritzelt hatte mit DNFs und KNFs (1 and 1 and 0 or 1 and 0 …) und Ellenlangen Dingern… kam regelmäßig mein Sitznachbar auf die Idee zu sagen „He sie haben da vor ner Stunde nen Fehler gemacht, das solle ein OR sein oder irgend was anderes und dann ging 20 Minuten Fehlersuche und 10 Seiten korrigieren los 5 Minuten vor Vorlesungsende. Und die Prüfung war genauso beschissen, wie der Mensch der vorne Stand. Am liebsten hätte ich in seinen drecks Porsche gekackt!!!!! diesem Arschloch!!!

  7. Ich glaube auch so richtig tot ist die klassische MP3 noch nicht. Sie wurde wahrscheinlich zu großen Teilen „illegal“ genutzt, aber genau so etwas kann ja schneller wieder aufploppen als man denkt. Es gibt derzeit halt 3-4 große Musik-Streaming Anbieter die praktisch alles Gängige anbieten. Wenn da mal irgendwann so eine Fragmentierung reinkommt, wie jetzt beim Video-Streaming, dann wird da bestimmt die Piraterie wieder um sich greifen.

    • MP3 ist alles andere als tot und eigentlich immernoch Standard im komprimierten Audiobereich. Da kommt wahrscheinlich nur flac ran.

  8. Hahaaaa…
    Das waren noch Zeiten 🙂

  9. MP3 – als das Internet „böse“ wurde. (Aus Sicht der Plattenlabels)
    Für mich die first big Thing im Internet.
    Die Dynamik war damals – für die analoge Zeite – schon atemberaubend.
    Anfangs noch ISDN, dann 1000er DSL.
    Wechselnde Dienste

    • Naturtalent says:

      Wobei ja doch auch noch einiges wieder auf sogar Vinyl veröffentlicht wird.
      Die drei Fragezeichen z. B. wohl durchgehend. Und sogar auf Kassette(n).
      mp3 ist schon ein „Meilenstein“ könnte man behaupten.

  10. Zur damaligen Zeit war es natürlich aufgrund der Tauschbören und den Möglichkeiten damit, sowie dem begrenzten Speicherplatz ein riesen Ding. Qualitätstechnisch hat es kein Land gesehen gegenüber der CD oder auch der genialen Mini Disc.
    Als die Minuten Internet noch Geld kosteten, und man beten musste, dass der Uploader bloß nicht offline geht, weil dann alles bisherige futsch ist, so jedenfalls bei Napster.
    Hab mir damals hauptsächliche DJ-Sets aus Radiomitschnitten und Vinyl Rips gezogen, was man so auf CD nicht bekam.
    Nur, damals hatte die ganze Sammlung für mich noch einen Wert. Jahrelanges Saugen von einigen Schätzen in einer Zeit, in der das Internet noch um einiges teurer und vor allem langsamer war. Heute ist alles in Sekunden runtergeladen. Filesharing macht schon lange keinen Spaß mehr, weil es vor allem Musik selbst lossless an jeder Ecke legal und DRM-frei zu bekommen ist.
    Da bin ich seit einiger Zeit als Musikjunkie doch eher bei der Vinyl. Klangtechnisch nicht das beste Material, aber für Sammler das aktuell beste Medium für Musik.

    • Hallo maceo,

      bin insoweit bei Dir daß Vinyl, aber auch alte Magnetbänder oder gar noch Schellack immer noch ein Quell echter originalität sein können.

      Denn genau wie beim übergang von 78ern auf Vinyl nicht alles repertoire übernommen wurde, ging auch beim Übergang auf CD und dann ins Streaming viel verloren.
      Oder es wurde „remastered“ und damit oft akustisch und auch musikästhetisch kaputtgemacht.

      Und ja auch aus dem Audio-Streaming verschwinden Titel, suche mal nach Helen Vita und ihren frivolen Chansons, gabs mal auf Spotify, das Album ist verschwunden. Hab ciele titel glücklicherrweise noch von Vinyls, übrigens auch z. T. über Tausch mit anderen Freaks smile.

      Ist natürlich keine technlologie -Frage sondern eine Frage des Umgangs mit Technologie.

      Aber es jedermann möglich zu machen auch private „Schätze“ digital , belibig oft backup-fähig und das alles ohne die bei analogen Vervielfältigungen üblichen Verluste zu speichern und zu erhalten (und ggf. zu tauschen) ist auch ein Verdienst der Leute um die mp3-Entwickler.

      Viele meiner mp3s oder flacs „knistern“ weil ich an den Aufnahmen nichts nachträglich gefiltert habe. Selbst also wenn mir mal ein Original kaputtgeht kann ich es immer noch so hören wie es in Wirklichkeit geklungen hat. Und brauche dafür keine sonstwieviele und schwere 26-er-Tonbandspulen , die mir einst einen Schrank kaputtmachten ob ihres Gewichtes…

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