Verschlüsselung: Googles Sundar Pichai schlägt sich auf die Seite von Apple
Der offene Brief von Apples Tim Cook war gestern in aller Munde und regte viele zur Diskussion an. Ein Gerichtsbeschluss legte fest, dass Apple das iPhone eines Terroristen für das FBI freischalten sollte. Wenig verwunderlich wehrte sich Apple gegen dieses Urteil und gab in Person von Tim Cook ein bemerkenswertes Statement ab. In seinem Brief ging Cook auf die Wichtigkeit einer Verschlüsselung ein und führte aus, dass eine Backdoor Unsinn ist. Apple sieht den Beschluss des Gerichts als Angriff auf die Demokratie, als Angriff auf die Werte, die ein Staat eigentlich schützen sollte.
Man sei der Meinung, dass die Inhalte auf iPhones nur den Nutzer etwas angehen, hat sich deshalb also jeglicher Möglichkeit entledigt, selbst auf die Inhalte zugreifen zu können. Sollte das Unternehmen nun zu einer Backdoor gezwungen werden, würde dies einem Missbrauch Tür und Tor öffnen. Viele warfen Apple reine PR vor, doch in diesem Sinne kann man eigentlich nicht generell davon sprechen.
„Es ist eine amerikanische Firma, die nun ihren eigenen Business-Vorteil dem Leben eines Amerikaners vorzieht.“ konnte man an einigen Stellen im Netz lesen.
Es gibt genug Menschen, die der Meinung sind „Ich habe ja nichts zu verbergen“, denen eine Backdoor vielleicht egal wäre – und diese könnten von Apple enttäuscht sein. Apple hätte stillschweigend versuchen können, das iPhone des Täters zu entsperren, stattdessen geht man den steinigen Weg und wehrt sich nicht nur gegen das einmalige Entsperren, sondern gegen jede Form der Entsperrung und Backdoors überhaupt. Hut ab, wenn man das wirklich durchzieht.
Wobei es hier natürlich um einen Grundsatz geht, den man vertritt. Wie mag wohl die Wahrheit bei Strafverfolgungsbehörden aussehen? Die werden nur in letzter Instanz zum Anbieter gehen. Warum? Weil es massig Angriffspunkte gibt, an denen Behörden im Vorfeld locker und bequem ansetzen können. Der Laptop des Opfers enthält vielleicht ein unverschlüsseltes iPhone-Backup – oder er sichert seine Daten in der iCloud. Fingerabdruck? Dann müssen die Behörden schnell sein, der Fingerabdruck wird nach 48 Stunden nicht erkannt, hier muss ein Code eingegeben werden, wie auch beim Neustart. Hat man Täter und iPhone und ersterer noch alle Finger, so wird man sicher im Interesse der staatlichen Sicherheit da einiges machen können.
Doch es sollte ja eigentlich um etwas anderes gehen. Nachdem Apple das Statement veröffentlichte, hat sich die Techwelt gefragt: „Wie reagieren die anderen?“. Ein Schweigen ist da nicht ganz so gut, zeigt dies doch, welche Seite man eingenommen hat. Aber: Sundar Pichai von Google hat sich zu Wort gemeldet. Die Firma, die Geld mit Datennutzung macht und die Firma, die dies angeblich nicht macht, waren sich also irgendwie mal wieder eins.
SundarPichai veröffentlichte keinen offenen Brief, wohl aber wandte er sich in fünf Tweets an seine Follower, wohl wissend, dass diese Tweets den gleichen Effekt haben, wie ein offener Brief in einem Blog bei Google. Wobei letzten Endes nichts viel neu ist, Google sprach sich bereits in der Vergangenheit für Verschlüsselung aus.
Doch zurück zu Pichai.
Er sprach von einem wichtigen Beitrag von Tim Cook. Firmen zu zwingen, diese Art Hacking für Behörden nutzbar zu machen, gefährden demnach die Privatsphäre des Nutzers. Google wisse, dass die Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste vor erheblichen Herausforderungen stehen, die Öffentlichkeit vor Kriminalität und Terrorismus zu schützen. Man baue sichere Produkte, die Daten schützen, man gebe aber Strafverfolgungsbehörden aufgrund gültiger Rechtsordnungen Zugriff auf Daten.
Macht Apple übrigens auch, siehe dieser Part aus Tim Cooks Brief: „When the FBI has requested data that’s in our possession, we have provided it. Apple complies with valid subpoenas and search warrants, as we have in the San Bernardino case. We have also made Apple engineers available to advise the FBI, and we’ve offered our best ideas on a number of investigative options at their disposal.“
Sundar Pichai stimmt also ein und sieht einen Unterschied zwischen dem Herausgeben von Daten nach Gerichtsbeschluss und dem Hacken einen Nutzers (Geräte und Daten). Er sieht es so, dass sich hieraus ein „beunruhigender Präzedenzfall“ entwickeln könne. (Könne? Wäre es!). Man freue sich aber auf eine offene Diskussion zum Thema.
Neben Sundar Pichai haben auch noch WhatsApp-Kopf Jan Koum und die EFF Wort ergriffen und die Aussagen Cooks unterstützt.
Großartige PR-Aktion wieder von Apple. Natürlich bauen die keine Backdoor ein. Natürlich können die die Daten auf dem Handy nicht entschlüsseln. Das sind einfach Punkte, die selbstverständlich sind. Aber wir als User können es bei einem proprietären System wie iOS nicht prüfen. Wir glauben einfach Tim Cook, und wackeln weiter zombieartig mit dem iPhone vor der Nase durch die Gegend. Der gute Tim wird das schon alles richtig machen…
Vertrauen kann man nicht einfordern, Vertrauen muss man sich verdienen. Da helfen keine hohlen Phrasen.
Ach ja, und natürlich habt Apple auch vor den Snowden Enthüllungen auch nie von PRISM gehört.
Dass WhatsApp, die seit Jahren keine durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in ihrem Messenger hin bekommen, da dann auch noch mit einstimmt, ist die Krönung.
„Wir als User“ können das auch bei anderen Systemen nicht überprüfen. Das bleibt einem kleinen Teil der User vorbehalten, die über die notwendigen Kenntnisse verfügen. Natürlich muss man sich Vertrauen verdienen. Aber die Nutzer müssen auch grundsätzlich erst mal bereit sein, zu vertrauen. Ich jedenfalls vertraue Unternehmen wie Apple und Google durchaus, jedenfalls mehr, wie einem kleinen Unternehmen aus der Schweiz, das einen angeblich sicheren Messenger unterhält, was „wir als User“ am Ende auch nur als gegeben hinnehmen können. Die „Großen“ nämlich können es sich schon wegen des eigenen Geschäfts gar nicht erlauben, Schindluder mit den Daten zu betreiben.
@Markus: Du hast vergessen auch Google mit in deiner Ausführung zu integrieren. Oder ist das etwa dein FanProjekt?
Es ist doch gut und richtig das solche Anforderungen öffentlich gemacht werden und auch Plattformübergreifend diskutiert werden. Und selbst wenn WhatsApp Jahre lang nicht verschlüsselt wurde, so ist es eben jetzt der Fall. Eine Meinung über etwas zu haben beinhaltet nicht immer, das ich mein Leben, meine Technik danach nutzen muss. Ich finde es zum Beispiel auch gut, das es einen ÖPNV gibt, für mich selber bleibt mein Auto die erste Wahl.
@Markus
Wieso PR-Aktion von Apple? Apple hat das Ganze doch gar nicht angeleihert, sondern das FBI. War ja klar, dass dies wieder Typen wie dich auf den Plan ruft, die das als PR-Aktion abtun und die Datensicherheit bei Apple in Frage stellen.
Leute, wie du lassen sich von gar nichts überzeugen. Du wirst immer alles in Frage stellen und eine Begründung dafür finden, um etwas anderes zu behaupten.
Selbst Snowden u.a. unterstützt und lobt, wie Apple handelt.
Wenn du Apple nicht vertraust, dann lass es einfach. Bei Google sind deine Daten mit Sicherheit besser aufgehoben.
@Besucherpete Unterm Strich kann man was das angeht weder Apple, noch Google oder Threema vertrauen. Was da hinter den Kulissen läuft kann niemand prüfen. Und doch, gerade „wir als User“ haben die Pflicht das zu überprüfen. Wer soll es denn sonst tun?
@Dennis Nein, Google ist in dem Fall keinen Deut besser als Apple. Was man Ihnen aber wirklich zu gute halten muss ist aber die Tatsache, dass sie z.B. den Android Quellcode frei verfügbar machen.
@beardman Weil es eine PR-Aktion ist. Oder wie soll man das sonst nennen? Und nein, bei Google sind meine Daten nicht besser aufgehoben. Ich betreibe meinen eigenen Server.
@Markus
Schön für dich. Dann ist ja alles bei dir in bester Ordnung solange dein „eigener Server“ nicht gehackt wird.
Auf einmal steht Apple für Datensicherheit? Hätten die Ermittler Geld geboten, anstatt vor Gericht zu gehen, hätten sie die Daten vermutlich schon längst 😉
@Sebastian: Apple stand schon immer für Datensicherheit.
Ich schaue gerade „House of cards“, von daher bin ich mir sicher: Apple hat als einer der mächtigsten Lobbyisten einige Millionen für eine gelungene PR-Aktion gezahlt! Im Gegenzug wurden die chinesischen Regierungsbehörden von den USA massiv unter Druck gesetzt. Ab den 01.06.2016 wird Apple-CarPlay in jeden chinesischen Neuwagen eingebaut.
Jetzt drückt mein Alu-Hut doch etwas. Ich persönlich finde das Vorgehen von Apple erstmal einfach nur gut! Apple wäre dumm, wenn sie die vorhandene Situation nicht auch werbe-technisch nutzen würden. Selbstverständlich darf (und sollte) man sich natürlich dennoch bewusst sein, das wir normalen Bürger wahrscheinlich niemals die ganze Wahrheit hinter den Kulissen sehen werden. Letztendlich kann man nur ein Stück Vertrauen in die Aussagen von Apple setzen und ansonsten auf die Überwachung seitens der Medien und Menschen wie Snowden bauen.
@Sebastian: Warum sollte Apple das Geld annehmen, die haben doch selbst davon schon genug.
Weiter muss man anmerken, dass Apple sein Geld nicht mit dem Verkauf von Daten verdient, sondern mit dem Verkauf von Geräten.
Womit bezahlt man denn bei den kostenfreien Diensten? Richtig, mit seinen Daten und die sind scheinbar mehr Wert. Nicht umsonst machen solche Dienste wie Google, Facebook & Co., die ihre Dienste kostenlos anbieten und es als Mehrwert verkaufen wollen, so viele Milliarden Umsatz.
Apple verdient allein durch den Verkauf an Hardware, daher schenke ich dem Unternehmen schon etwas mehr Vertrauen, wenn diese vorgeben, dass sie für Datensicherheit stehen – aber keinesfalls blindes Vertrauen!
Naja das kann man sehen wie man mag. Ich bin der Meinung das Apple auch Geld mit Daten verdient, nur nicht so wie Google. Wobei ich davon ausgehe das die Daten generell bei Google und Apple ähnlich sicher rumliegen, vor allem steht Google da unter einer weit höher Aufsicht als Apple.
Klar das Apple hier nun die PR trommel rührt, nach dem SuperBowl Twitter Desaster von Cook muss jetzt wieder was positives her und wenn das wirklich ehrlich gemeint ist und man sich noch mit allen Mitteln wehrt, ist das auch OK 😀
@Sascha: „Ich bin der Meinung das Apple auch Geld mit Daten verdient, nur nicht so wie Google.“
> na wenn das mal nicht ne knallharte Aussage ist… Klingt eher nach ich-weiß-auch-nix-sinnvolles-beizutragen-wollte-aber-mal-meinen-senf-dazu-geben-so-wie-ich-mir-meine-kleine-welt-vorstelle
ich ziehe jetzt mal einen Vergleich:
die verschlüsselten Daten in einem Smartphone (egal ob von Apple oder sonst wem) entsprechen den Informationen, die eine Person in ihrem Gehirn hat und nicht preisgeben möchte.
Für einen Staat wie den USA ist es offensichtlich genauso selbstverständlich durch Foltermethoden wie Waterboarding an solche Infos zu kommen, wie Hersteller durch Zwangsmittel verpflichten zu wollen, die Daten herauszugeben.
Die Menschenrechte können da schon mal auf der Streckke bleiben.
Nicht, dass ich Gewalt und Terror verteidige; aber ich möchte auch keinen orwellschen Überwachungsstaat!
Ich verstehe wirklich nicht, wieso einige die nicht über den Tellerrand schauen wollen oder können nur weil es um Apple geht. Leute, dieses Thema betrifft uns alle ! egal ob wir jetzt Win, Android, Linux, Apple oder sonst was nutzen.
Hier geht es darum, das evtl ein Unternehmen gezwungen wird eine Hintertür einzubauen, wenn ein Unternehmen fällt, fallen alle !
Wir sollte uns mal Gedanken machen was dies für Konsequenzen für uns alle hat, wenn dies tatsächlich kommen sollte. Wie z.b. die komplette Kontrolle über ein Telefon usw.
„Wenn Privatsphäre ungesetzlich wird, haben nur noch die Gesetzlosen Privatsphäre“ (–Phil Zimmerman, PGP Erfinder
„This is the most important tech case in a decade“ , „if anyone other than the user can get in, it’s not secure.“ (– Edward Snowden via Twitter gestern
Apple stand schon immer für verlogenes Marketing-Geschwafel und Window-Dressing.
Das tut es noch immer, daran wird sich auch nichts ändern.
@Juke: Es gibt Leute, die gehen davon aus, dass es bereits der Fall ist und Unternehmen nicht ausweichen können. Thema PatriotAct.
@Matrickser: Apple hat eine, zwar kleine, Unternehmenssparte für Werbung auf Basis von Kundenverhalten. Sie haben für die Industrie entsprechende Produkte wie iBeacon um Konsumverhalten zu untersuchen und nutzen die auch in den eigenen Geschäften.
@ Maike H.
Nur der PatriotAct hat hiermit nichts zu tun. Der PA ist nichts anderes wie Data- Mining. Was haben einige Unternehmen daraufhin gemacht, Verschlüsselung ohne selbst den Schlüssel zu haben. Und genau darauf geht es jetzt.
Ein Backdoor / Hintertür das die Regierung alle Daten und vollen Zugriff auf z.b. ein Smartphone bekommt. Der Staat könnte z.b. einfach ein Micro anmachen ohne das du es mitbekommst, egal ob du telefonierst oder nicht. Und genau hierum geht es seit ca. einem Jahr.
Thema iAd
Informiert euch doch einfach mal was dies ist und wie dort der Datenschutz aussieht, bevor einige hier Sachen behaupten
http://advertising.apple.com
Bin echt froh, dass ich mich vor einigen Jahren freiwillig in den goldenen Apple-Käfig begeben habe. Ganze family auf Appleprodukte umgestellt. Wie man jetzt sieht, vor allem beim Thema Datenschutz eine goldrichtige Entscheidung.
Ja, ich bin auch der Meinung, dass es ein geschickte PR-Aktion von Apple ist.
Aber es wurde, denke ich, auf ganz andere Art in die PR-Trickkiste gegriffen. Es wird jetzt so getan, als ob Apple für unsere Privatsphäre kämpft gegen die US-Regierung. 😉
Leute, diese Bastion ist doch schon lange gefallen. Die NSA hat doch schon lange Zugriff auf genau die Daten/Handy. Mit Sicherheit. Apple braucht da gar nichts mehr einbauen! Deswegen kann man sich jetzt (bestimmt auch in Abstimmung mit den Behörden) als großer Verfechter für den Datenschutz darstellen!
Man könnte es auch ProUS-Unternehmen PR bezeichnen, nach dem Snowden Supergau für die USA. Grandios.
P.S. Und ja, Google etc. ist auch nicht besser, machen nur andere PR.