Seafile: Keine PayPal-Zahlung, weil PayPal angeblich Daten überwachen will
Den Service Seafile haben wir hier im Blog erstmal im Jahr 2013 vorgestellt. Erinnert ein wenig an Lösungen wie OwnCloud oder Nextcloud, ist also eine Lösung zum Aufsetzen einer eigenen Cloud. Der Seafile Server kann auf Windows, vielen Linux-Distributionen und dem Raspberry Pi installiert werden. Entsprechende Clients für Windows, Mac, Android und iOS stehen ebenfalls zur Verfügung. Den Spaß kann sich jeder selber aufsetzen, aber es gibt auch bezahlte Cloud-Konten für all jene, die einen Speicher bei einem externen Anbieter benötigen.
Dieser Online Cloud Service wird in Deutschland abgewickelt, die hier in Deutschland ansässige Seafile GmbH kümmert sich um die Abwicklung. Daten werden in Deutschland bei Hetzner gespeichert. Als Bezahlungmethode kam PayPal zum Einsatz, damit ist es nun erst einmal vorbei, wie man seitens Seafile an die Nutzer kommuniziert. PayPal habe Seafile aufgefordert, den Datenverkehr und die Daten unserer Kunden auf illegale Inhalte zu überprüfen und zu überwachen.
Weiterhin hat PayPal gefordert, detaillierte Statistiken über die Dateitypen, die die Nutzer synchronisieren und teilen, vorzulegen. Dieser Aufforderung hat man bei Seafile widersprochen, mit dem Ergebnis, dass PayPal das Unternehmen aufgefordert hat, alle Hinweise auf PayPal und die Zahlungsmethode zu entfernen. Cloud Services will das Unternehmen weiterhin anbieten, man evaluiere zurzeit verschiedene Lösungen und hofft, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden. Cloud-Konten lassen sich weiterhin nutzen, nur ist momentan die Erstellung dieser nicht möglich.
Hier die Information des Unternehmens:
[color-box color=“gray“ rounded=“1″]PayPal hat uns am 02.06.2016 darüber informiert, dass wir „mit einem unserer letzten Transaktionen gegen die PayPal Nutzungsbedingungen verstoßen haben“. Weiterhin hat PayPal uns 16 Fragen geschickt, in denen wir ausführliche Informationen zu unserem Geschäftsmodell beantworten sollen. Die Fragen haben bei uns den Eindruck erweckt, dass PayPal uns als Filesharing oder Torrent Webseite einstuft. Wir haben diese Fragen so gut wir konnten beantwortet und PayPal auch versucht zu erklären, dass wir kein Filesharing Dienst oder eine Torrent Webseite sind.
Wir haben in diesen Fragen aber auch abgelehnt, die Daten unserer Kunden auf illegale Inhalte zu überwachen und zu überprüfen und erklärt, dass dies gegen europäische / deutsche Datenschutzgesetze verstoßen würde.
Nach zwei Wochen Wartezeit erhielten wir am 14.06.2016 die Antwort von PayPal, das der aktuelle „Konflikt“ dadurch zu lösen sei, dass wir PayPal als Zahlungsmethode und alle Hinweise auf PayPal von unseren Webseiten entfernen. Da dies in unseren Augen keine echte Konfliktlösung ist, haben wir PayPal kontaktiert und versucht, eine andere Lösung zu finden. Die PayPal Servicemitarbeiterin am Telefon war sehr überrascht und konnte sich die ganze Situation nicht wirklich erklären. Da andere Dateisynchronisierungsdienste PayPal als Zahlungsmethode anbieten dürfen, sollte es keinen Grund geben, warum wir das nicht auch dürfen. Die PayPal Mitarbeiterin versprach, unser Anliegen an die zuständige Abteilung weiterzugeben und war guter Dinge, dass sich die ganze Situation als unglückliches Missverständnis ergeben würde.
Am 15.06.2016 erhielten wir dann doch leider eine ernüchternde Mitteilung: Eine Mitarbeiterin von PayPals Brand Risk Management Team kontaktierte uns um uns mitzuteilen, dass wir PayPal als Zahlungsmethode tatsächlich bis zum 19.06.2016 entfernen müssen. Das andere Unternehmen PayPal für vergleichbare Dienste einsetzen dürfen sei egal. Auch das diese Dienste teilweise sogar Seafile als Software verwenden, sei egal. PayPal treffe hier für jeden Fall eine Einzelfallentscheidung und in unserem Fall hätte PayPal eben entschieden, dass wir zukünftig keine PayPal Zahlungen mehr anbieten dürfen. Diese Entscheidung „des Managements“ sei endgültig und könnte nicht weiter angefochten oder überprüft werden.
[/color-box]Sollte die Geschichte so stimmen – also PayPal wirklich überwachen wollen und dabei so willkürlich entscheiden, dann ist es ein echtes Armutszeugnis für den Dienstleister.
Naja, vielleicht liefern die anderen Dienste auch einfach die geforderten Daten…
Paypal wird immer komischer. Gut, vielleicht liegt es auch daran, dass man sich eine gute Machtposition erarbeitet hat ;).
Seit einigen Monaten kann ich zum Beispiel über Paypal.me keine kostenlosen Zahlungen an Freunde verschicken. Jedes mal wird eine Gebühr berechnet. Hab 3x bei der Hotline angerufen. Die Mitarbeiterin meinte, es ist halt so. Das System entscheidet ob eine Gebühr berechnet wird oder nicht. WTF?!
Wie auch immer. Ich nutze dafür jetzt Cringle und hab meine Ruhe. Wenn es geht, versuche ich Paypal zu meiden.
Es steht eindeutig da, wann es Gebühren kostet.
Wenn Sie Geld in EUR an Freunde und Familie innerhalb der EU senden, ist das kostenlos, wenn Sie als Zahlungsquelle Ihr PayPal-Guthaben oder Bankkonto verwenden. Wenn Sie Ihre Kreditkarte verwenden, berechnen wir eine Gebühr von 1,9% + 0,35 EUR. Wenn Sie Geld außerhalb der EU oder in anderen Währungen senden, werfen Sie einen Blick auf unsere Gebührenseite. Die Gebühren sind je nach Land unterschiedlich.
Es wäre doch die Gelegenheit den Verkauf hierzulande über Paydirekt anzubieten, das unterstützen doch viele Deutsche Banken. Oder gibt es da gravierende Nachteile? Wohl kaum schlechter als Paypal.
Im Umkehrschluss bedeutet dass, das andere Dienstleister im gleichen Segment und mit der Zahlungsweise Paypal diese Daten an Paypal weitergeben.
*Ironiedetector-bitte-einschalten*
Aber da sollte man sich keine Sorgen machen. Die sind doch nicht böse, man will doch nur das Beste. Ach nee, der Werbespruch war ja von dem anderen Sauladen, der alles wissen will.
*Ironiedetector-bitte-ausschalten*
Man muss es ganz klar sagen: Wir befinden uns im digitalen Krieg. Es sind bisher die Anfänge, richtig los geht es erst noch. Die Amis lassen sich doch nicht die Butter vom Brot klauen.
Nu kommt bestimmt das Verschwörungstheoretikergebashe. 😉
Was erwartet man von einem Unternehmen wie Paypal, welches sich jeglicher Regulierung entzieht und sich an keine Regeln hält. Der Staat ist leider unfähig und hat es verpasst Paypal dazu zu zwingen, sich an die Regeln für „echte Banken“ zu halten.
Alle US-Diensteanbieter/Software-Anbieter überwachen wo es nur geht und die EU lässt ihnen und den US-Behörden auf Zuruf unsere Daten auch noch freiwillig in jeder Form zukommen.
War schon immer so, wird auch immer so bleiben, da die EU nichts anderes ist als ein Schoßhündchen der Amerikaner.
Schade, dass sich ein deutscher Dienst mit so was unter Druck setzen lässt. Die haben doch ihre Prinzipien unter Verweis auf deutsche Gesetze und Datenschutz erläutert.
Für langfristige professionelle Angebote würde ich übrigens im Leben nicht auf Paypal als Zahlungsmethode zurück greifen. Da genehmige ich lieber ein Lastschriftmandat. Auch wenn diese Zahlungen dann SEPA trotzdem über die Tische etwaiger US Institutionen gehen.
Ich hätte als Kunde unter den Aspekten jedenfalls Verständnis, müsste ich nun die Zahlungsmethode ändern. Das ist mir offene Ehrlichkeit und Transparenz wert und spricht in meinen Augen für Seafile.
Und bevor wer fragt: Für eBay nutze ich PayPal. Ist halt für Käufer attraktiver, wenn ich irgendwelchen Müll verscherbeln möchte. Für Steam habe ich es auch mal genutzt, tendiert aber gegen Null. Einfach weil mir das Gebaren von PayPal immer mehr missfällt. Da will ich nicht irgendwelche Abhängigkeiten aufbauen, die ich später bereue. Das ist auch der Grund, warum ich mein PayPal Konto immer leer halte.
Muss mal etwas ausholen, ganz Privat (so wie Cashy privates kund tut), Sorry aber das muss ich mal gekürzt raus hauen. Auch wenns nicht jedem gefällt:
Da stellt sich prompt wieder die Frage: Schafft es in Deutschland niemand ein gleichwertig „weltweit beliebtes System“ selbst auf die Beine zu stellen. Weder ein Deutscher Browser, Email-Client noch Bezahlsystem von weltweiter Bedeutung bzw. „Berühmtheit“ existiert.
Wir glauben doch sonst immer der Nabel der Welt zu sein, aber ohne Silicon Valley sind wir anscheinend ein Nichts das nur meckert. Entweder ist das eine Schande, oder wir halten einfach mal die Luft an wenn wir schon nichts Zustande bringen … außer Autos vielleicht…
Seit zwei Jahren kein PayPal mehr im Einsatz und ich vermisse NICHTS! Stattdessen bin ich zurück zur Oldschool-Überweisung – auch für Ebay. Auf das ständige Sofortverfügbarsein durch schnelle Bezahlung und schneller Lieferung brauche ich nicht (mehr). Und wenn es wirklich dringend ist, gibt es im Umkreis von 15km unter Garantie einen entsprechenden Laden. Und die 2-3 Shops aus Hongkong akzeptieren auch PaysafeCard. Solche Unternehmen wie PayPal sind eine Seuche. Umgehen die Gesetze, vermeiden Steuern und nötigen Kunden, Firmen und Staaten sich ihren eigenen Gesetzen zu beugen. Ich erinnere da an Wikileaks und die eingefrorenen Konten…
@Holgi: was genau bedeutet ‚wir‘? Ihr Deutschen? Weil ihr bestimmte Dinge NICHT könnt oder nicht wollt oder nicht dürft, dürft ihr also nicht meckern? Wer meckert wird gleich runter gemacht; soll es besser machen. Wer Amerika kritisiert ist antiamerikanisch. Wer nicht gleich im Gleichschritt Putinteufel schreit ist gleich ein Putinversteher und Kommunist. Armes Land.
Ekelhaft, wie PayPal hier versucht uns seine Vorstellungen von Recht und Ordnung aufzuzwängen. Ein Vorgeschmack auf TTIP. Ich werde PayPal künfig versuchen zu vermeiden.
Die Information seitens Seafile GmbH klingt gut, macht aber leider aufgrund der zahlreichen Rechtschreibfehler einen nicht sonderlich seriösen Eindruck.
@Matrickser
Du Kollege, dass ist mir schon alles bekannt ;-).
Das Problem -> bei mir sind 3 dt. Bankkonten hinterlegt, das System wählt trotzdem nur die Kreditkarte als Zahlungsmittel. Wenn ich das ändern möchte, verweigert mir PayPal die Auswahl eines meiner dt. Bankkonten. Warum? Keine Ahnung.
Selbst jetzt wo ich die Kreditkarte von Paypal hab entfernen lassen, fragt er mich beim bezahlen nach einer Kreditkarte. Meine Bankkonten interessiert das System nicht. Dies betrifft nur Zahlung von Paypal zu Paypal.
@Christian: Mit „wir“ meine ich uns „die Deutschen im Allgemeinen“. Meckern darf jeder, soviel er will. Davon wird ja auch täglich reichlich Gebrauch gemacht. Da schließe ich mich nicht aus. Wer z.B. wie in diesem Fall Paypal kritisiert, sollte nicht immer mit dem Finger auf die „bösen, schnüffelnden Amis“ zeigen, sondern sich fragen warum wir selbst nichts besseres anbieten können, was unseren Geschmack eher trifft. Gilt auch für alles andere auch. So, nun darf demokratisch weiter gemeckert werden ohne direkte Schuldzuweisung…, nur zum Nachdenken. Meckern ist trotzdem erlaubt!!! 😉
Ich kann Mango Pay empfehlen. Das im Artikel beschriebene Verfahren ist bei PayPal Standard. Dagegen kann sich kein Unternehmen auflehnen (sonst sorgt PayPal für die Einfrierung des Kontos und eine sehr schlechte Bonität).
Der hier scheint wenig bekannt zu sein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paydirekt
Paydirekt ist nicht so bekannt weil’s er seit kurzem verfügbar ist. Das klingt garnicht mal so schlecht. Händler erhalten zBsp sehr wenig Daten des Käufers und nur was unbedingt nötig ist. Käuferschutz gibt’s auch, allerdings nicht für digitale Güter. Nachteil ist dass Verkäufer umständlich Konditionen aushandeln müssen. Aber insgesamt haben die deutschen Banken mal was halbwegs nützliches auf die Beine gestellt. Lange genug haben sie ja gebraucht und dabei zugesehen wie PayPal wuchs.
PayPal ist leider durch eBay so gross geworden. Beide sind Scheiss Vereine und werden von mir gemieden wenn es geht. Warum meine Finanzdaten einem amerikanischen Dienstleister geben? Online bezahlen kann man hervorragend mit Kreditkarte, Paysafecard wenn’s sein muss, SEPA-Lastschrift wenn man Vertrauen in den Händler hat, der guten alten Überweisung, etc…
Paypal reagiert nur auf juristischen Druck. Die Seafile GmbH muss klagen. Wenn bei PP auch nur der leistete Verdacht aufkommt, sie können verlieren, wird PP einlenken. Sonst nicht.
Ich hab das Gefühl, das könnte auch damit zusammen hängen, dass Seafile von China aus mitentwickelt wird und gleichzeitig PayPal seinen Hauptsitz in den USA hat…
Ganz überraschend ist das Ganze allerdings auch nicht, vgl. PayPal vs. Soulseek/EFF vor ein paar Monaten: http://bit.ly/PayPalFS.
Ausschlaggebend ist aus Sicht von PayPal übrigens tatsächlich der vom Vorredner genannte juristische Druck bzw. rechtliche Risiken für Zahlungsdienstleister; im Zweifelsfall ist es billiger, es sich mit kleinen Kunden/deren Kunden zu verscherzen, als Kosten für detaillierte (rechtliche!) Prüfungen für Einzelfälle zu tragen oder, wesentlich schlimmer, aus Versehen ein schwarzes Schaf nicht auszuschließen und später in Mithaftung genommen zu werden.
Paypal ist Platzhirsch und deshalb ohnehin zu vermeiden. Wir brauchen Sicherheit bei Transaktionen aber auch Vielfalt an Anbietern.
Je bequemer wir werden, desto gläserner werden wir….