Craig Federighi äußert sich zum Apple-FBI-Fall, aus Sicht der Softwareentwicklung

artikel_appleApple hat mit einem Fall, in dem das Unternehmen nicht bei der Entsperrung eines iPhones helfen möchte, für mediale Aufmerksamkeit gesorgt und auch eine generelle Debatte über Backdoors in Betriebssystemen angestoßen. Nachdem Apple anfangs eher zurückhaltend Unterstützung der Tech-Branche erhielt, gibt es mittlerweile doch einige Unterstützer der Angelegenheit. Und Apple wird auch nicht müde, den Fall in den Medien zu halten. Diesmal äußert sich kein geringerer als Senior Vice President of Software Engineering, Craig Federighi, zur Sache. Aber nicht etwa auf einer Apple-Presseseite, sondern in der Washington Post, man will ja auch gelesen werden.

Apple

Federighi versucht die Sache aus dem Standpunkt eines Software-Entwicklers zu sehen. Neben der einfachen Nutzung steht eben auch Sicherheit im Vordergrund, man muss kriminellen Energien immer einen Schritt voraus sein. Die heute verwendeten Schutzmechanismen bieten nicht nur Schutz vor unberechtigtem Zugriff auf persönliche Daten, das System soll auch verhindern, dass Malware eingeschleust werden kann.

Allerdings gesteht Federighi auch ein, dass auch Apples Software nicht zu 100 Prozent fehlerfrei ist, Menschen machen nun einmal Fehler. Dennoch ist die Verschlüsselung, wie sie heute in iOS zum Tragen kommt, die beste für den Endanwender erhältliche. Die verbleibenden Fehler zu finden und zu eliminieren ist ein fortlaufender Prozess, mit jeder iOS-Version wird die Sicherheit ein Stück erhöht.

Das FBI möchte dieses Rennen nach mehr Sicherheit nicht, ist der Meinung, Apples Sicherheitsstandards von iOS 7 würden ausreichen, man solle zurück zum Sicherheitslevel von 2013 gehen. Ein Tool soll her, dass die Umgehung des Passcode-Schutzes ermöglicht. Diesen Part kennen wir bereits, muss man nicht noch einmal breit treten. Die Sicherheit von iOS 7 kann mittlerweile umgangen werden, auch das gehört zum Katz- und Maus-Spiel, es ist also keine Option, auf diese Stufe zurückzugehen.

Sicherheit ist ein andauerndes Rennen, Apple möchte sich nicht in die Position drängen lassen, in der das Unternehmen im Thema Sicherheit hinterherhinkt, nur damit Behörden an Inhalte kommen – und somit jeden einzelnen Nutzer der Gefahr aussetzen, dass seine Daten nicht sicher sind.

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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10 Kommentare

  1. Die Art und Weise wie Apple in dieser Situation vorprescht gefällt mir. Es wird nicht einfach nur was gesagt, sondern gut hinterhergeschoben. Auch wenn ich mittlerweile keine Apple Produkte mehr nutze, aber Respekt. Ich frage mich nur, wie manch einer die Augen vor den vernünftigen Argumenten verschließen kann.
    Senior Vice President ist hierzulande übrigens der Vizepräsident der Firma 😉 Anglizismus unnötig 😉

  2. @Fraggle
    Vice President heisst in dem Fall nicht Vizepräsident oder Stellvertreter des „Präsidenten“. Im amerikanischen Englisch ist bei Führungspersonen was anderes gemeint. Ne passende Übersetzung wäre Chef der Entwicklungsabteilung. Ein Vize ist der nicht.

    Ansonsten gebe ich dir natürlich Recht.

  3. Es ist vor allem Marketing. Egal ob Apple dazu am Ende gezwungen wird oder nicht. Apple aus „Marketing“-Seite auf jedenfall gewonnen. Zum einen versucht Apple seine Nutzer zu schützen auf der anderen Seite ist es ein bisschen Transparenz. Und falls irgendwann Apple vorgeworfen wird, nichts für den Schutz seiner Apple-Nerds getan zu haben, kann Apple jederzeit daran erinnern.

  4. War klar das wieder einer mit dem Marketing-Dünnschiss kommt. Denk mal weiter als von der Wand bis zur Tapete. Hier geht’s nicht nur um Apple sondern um alle Firmen und deren Nutzer. Wenn das durch kommt ist ein Präzedenzfall in der Welt der auch andere Systeme betrifft. Und nicht nur in den USA. Deswegen verkünden die anderen auch ihre Unterstützung für Apple und/oder schalten sich aktiv ein. Selbst ein UN-Kommissar hat zu dem Thema was zu sagen: http://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=17138&LangID=E

    Die Frage lautet höchstens warum Apple jetzt eine Marketing-Kampagne fahren muss.

  5. Vielleicht weil Apple nun mal Meister im Marketing ist und hier auch eine Chance sieht?

  6. @Kalle: Seih doch nicht so naiv. Der Zeitpunkt ist doch wohl offensichtlich aus Marketinggründen gewählt.

    Was wurde etwa zeitgleich vorgestellt?

    Samsung Galaxy S7 und S7 Edge
    Sony Xperia X
    LG G5

    Liest man davon viel in den Medien? Nein, Apple hat es mit dem öffentlichen Brief geschafft die Presse davon abzulenken und dieses war wohl auch hauptsächlich das Ziel.
    Die Worte und der Zeitpunkt wurde passend gewählt.
    U.a. wurden in dem Brief falsche Behauptungen aufgestellt. Cook behauptete das FBI wolle eine Backdoor und Vollzugriff, hingegen sollte Apple nur das eine Gerät entsperren.

    Und warum die anderen ihre Unterstützung kundtun? Natürlich auch aus Marketing, schweigen kann möglicherweise negativ gewertet werden, deshalb preschen alle mit der Unterstützung heraus um auf der Sympatiewelle mitzufahren.

  7. Sicher doch, die ganze Geschichte fing damit an als einer in San Bernardino ein paar Leute erschossen hat und es im Nachhang zu einer Anordnung des Gerichts kam. Alles geplant und Marketing.

    Wo warst du als Google versucht hat gegen die National Security Letters vorzugehen und mit einer Petition an die Öffentlichkeit ging? Nirgends, weil’s da nicht um Apple ging.

    http://www.wired.com/2013/04/google-fights-nsl/

  8. @Roboton:
    Das FBI will eine Backdoor, um gewisse Restriktionen (Passcode Eingabe nicht per Screen, keine automatische Löschung nach 10 Fehlversuchen und das zeitliche Limit).
    Und weiterhin haben sie schon angekündigt, diese Software auch in anderen Fällen nutzen zu wollen.

    Es kommt Apple sehr wahrscheinlich sehr gelegen, aber ich sehe auch, dass Apple weder für die US-Regierung noch danach dann für China, Saudi-Arabien, Indien, Quatar, Russland usw, Ausnahmen machen will.

  9. Damit will man uns einreden, das die heutigen Handys sicher sind.
    Hat uns Snowden den nicht Ausführlich geschildert das die NSA Zugriff auf alle Handys hat.
    Für mich klingt das nach ein wenig Ablenkungsmanöver, man vergisst ja schnell was da vor 2 Jahren enthüllt worden war.

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